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71. Bundestreffen der Südmährer

in unserer Patenstadt Geislingen/Steige

Die Hl. Messe wurde zelebriert von Prälat Karl Rühringer

Der erste Tag, Samstag, versammelte die Amtsträger der Südmährer zu organisatorischen Sitzungen und zur festlichen Eröffnung. Mit Kranzniederlegungen am Grab des ersten Landschaftsbetreuers Josef Löhner und am Ostlandkreuz gedachte der Vorstand der Opfer der Vertreibung und der fern der Heimat
Verstorbenen.

 

In der Jahnhalle tagte zunächst der Vorstand des Südmährerbundes, danach hielten die Amtsträger der vier Heimatkreise Besprechungen zur Arbeit in Vergangenheit und Zukunft. Es folgte die große Rechenschaftsablage in der Delegiertenversammlung des Südmährerbundes. Wolfgang Daberger begrüßte als Stellvertreter des Sprechers die Amtsträger und ganz besonders Hans Günter Grech, Obmann des Kulturverbandes der Südmährer in Österreich, und Brigitta Appel, Obfrau vom Museumsverein Thayaland in Laa mit ihren Landsleuten. In würdigen Worten schloss er die Totenehrung an, in der er die verstorbenen
Amtsträger des abgelaufenen Jahres namentlich nannte, zuletzt Konrad Wieninger, der seit 1981 Bibliothek und Sammlungen des Südmährerbundes verwaltet hatte.

 

Den Rechenschaftsbericht des Vorstandes legte Franz Longin ab. Der Zusammenhalt, auch mit den Landsleuten aus Österreich, konnte bewahrt werden. Er nannte den Schüleraustausch zwischen zwei Gymnasien aus Geislingen und einem aus Znaim. Die Zusammenarbeit mit der Stadt bezeichnete er als vortrefflich. In der Sudetendeutschen Landsmannschaft habe man erfolgreich mitgewirkt. Peter Sliwka lieferte den Bericht des Schatzmeisters. Den Bericht der Rechnungsprüfer gab Michael Scholz. Die Prüfung in der Geschäftsstelle im März 2019 habe keinen Grund für Beanstandungen ergeben. Fragen zu den Berichten wurden aus der Versammlung nicht erhoben. Die Entlastung wurde einstimmig erteilt.

 

Als nächstes stand eine Satzungsänderung auf der Tagesordnung. Wolfgang Daberger erläuterte dazu, es gehe um die Beschlussfähigkeit der betreffenden Gremien. Für diese sei bisher die Hälfte der Stimmberechtigten ausreichend gewesen. Ergänzend dazu sei einzufügen, dass bei Nichterreichen eine neue Versammlung einzuberufen sei, die in jedem Falle beschlussfähig sei. Dazu seien Stimmzettel zu benutzen. Die Änderung wurde einstimmig beschlossen. Franz Longin nahm Ehrungen vor. Den Josef-Löhner-Preis erhielt Horst Sperling. Er wurde 1936 in Breslau geboren. Nach der Vertreibung kam er mit seinen Eltern nach Norddeutschland, später nach Baden-Württemberg und ließ sich in Nürtingen nieder. Er heiratete, seine Frau kam aus Neubistritz. Unter erheblichem Arbeits- und Zeitaufwand erstellte er eine elektronische Datenbank für den Kreis Neubistritz mit einer Fülle von Informationen. Im März 2019 ist
er verstorben.

 

Reinfried Vogler, Dr. Elke Krafka, Franz Longin

Den Professor-Josef-Freising-Preis erhielt Dr. Elke Krafka. In Aachen geboren, kam sie nach Nürtingen. Sie studierte Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte und Philosophie. Sie war tätig als Lektorin und Lehrbeauftragte, schrieb Radiosendungen und Dokumentarfilme, kuratierte Ausstellungen, veröffentlichte
Beiträge in Fachzeitschriften. Als Kulturbeauftragte hat sie das Südmährische Jahrbuch neu gestaltet.
Ehrenzeichen erhielten die folgenden Landsleute:

 

Das Große Südmährische Ehrenzeichen in Gold: Walter Leiss, das Südmährische Ehrenzeichen in Gold: Adelheid Bender–Klein, Gudrun Spinka Grech und Robert Nowak. Damit schloss die Delegiertenversammlung. Um 16.30 sammelten sich die Südmährer zur festlichen Eröffnung, durch die sie Reinfried Vogler mit überleitenden Worten begleitete. An den Anfang aber stellte er eine Würdigung der vierzigjährigen Tätigkeit Franz Longins als Sprecher der Südmährer. Diese überspannte mehr als die Hälfte der in der Vertreibung verbrachten Jahre. Eine solche Leistung sei in der allgemeinen Vereinsgeschichte einzigartig. Franz Longin habe eine intakte Organisation übernommen, die mancherlei Probleme hatte. Der Südmährerbund erfreue sich lokaler und übergreifender Anerkennung und stehe organisatorisch an der Spitze aller sudetendeutschen Verbände. Daneben sei auch die Patenschaft in vorbildlicher Verfassung, was auf menschlicher Leistung beruht, auf südmährischer Seite erbracht von Franz Longin. Daraus sei auch der Treffpunkt Südmähren möglich geworden. Überhaupt sei die Serie der Publikationen durchau nicht alltäglich.

 

Die Position der Südmährer im heutigen Südmähren sei dadurch gestärkt worden. Franz Longins Wirken sei in allem zukunftsbezogen und folge dem Ziel, die Volksgruppe innerlich zu festigen und nach außen stärker wirken zu lassen. Der Schritt über die Grenze sei mittlerweile selbstverständlich geworden. Dabei blieb Österreich immer zweite Heimat. Das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich sei Bestätigung für die Wirksamkeit seines Tuns. In der Sudetendeutschen Landsmannschaft führe er seit vielen Jahren den Sudetendeutschen Heimatrat. Sein Rat sei überall gefragt. Im Bundesvorstand sorge er auch mit kritischem Einwand für fundierten Ablauf. Seine beruflichen Fähigkeiten fanden ihre Würdigung in der Funktion als Präsident der Steuerberaterkammer Baden-Württemberg. Diesem Arbeitspensum habe die verständnisvolle Unterstützung durch seine Gattin entsprochen, so meinte der Redner, und überreichte ihr als Zeichen der Anerkennung einen Blumenstrauß. Man stehe jetzt vor einem Problem: Franz Longin hat sämtliche Ehrungen und Anerkennungen seiner Leistungen von Landsmannschaft und Bundesland schon erhalten, also bleibe den Südmährern nur der herzliche Dank und beste Wünsche, insbesondere für gute Gesundheit.

 

Franz Longin dankte für die lobenden Worte. Er stellte erfreut fest, dass der Saal voll sei, und begrüßte die Gäste: OB Frank Dehmer und Gattin, Landrat Edgar Wolff, die Stadträte Dr. Karin Eckert, Holger Scheible, Dr. Werner Ziegler, Bettina Maschke, Dr. Hans Peter Gölz, Markus Maichle, Ismail Mutlu, Kreisrat Hans Peter Leible, das Haus der Heimat, vertreten durch Frau Dr. Christine Absmeier, Prälat Karl Rühringer aus Wien, Pater Johann Kiesling, Maria Magdalena Wahl, 2.Vorsitzende des Kirchengemeinderates St.Maria, Mag. Niklas Perzi, die Bürgermeister von Reingers, Drasenhofen, Gerhard Zeihsel, Obann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Österreich, und Gattin, Hans Günter Grech, Obmann vom Kulturverband Südmähren in Österreich, und Gattin, Prof. Leopold Fink und den Leiter des Michelberg-Gymnasiums, Oberstudiendirektor i. R., Herrn Klaus Peter Podlech.

 

OB Frank Dehmer gratulierte Franz Longin zur österreichischen Auszeichnung und bekräftigte in seinem Grußwort die Gesinnung der Patenschaft, die weiterhin gelten solle.

 

Landrat Edgar Wolff hob das herausragende Engagement Longins hervor, für das gar keine Auszeichnung mehr zur Verfügung stand. Rückblickend stellte er fest, dass 1949, im Jahr des Grundgesetzes, die Hoffnung der Vertriebenen auf Rückkehr in die Heimat schwand. Damals stellten die Vertriebenen ein Viertel der Bevölkerung im Kreis. Zum ersten Treffen der Südmährer am 7. August 1949 strömten rund 10.000 Besucher nach Geislingen. Seit 70 Jahren spielten die Treffen für die Bewahrung der inneren Identität eine wichtige Rolle.

 

Landrat Edgar Wolff

Hans Günter Grech erinnerte daran, dass in diesem Jahre Kurt Nedoma und Ilse Tielsch in 90 Jahre alt geworden waren, in deren Werk Südmährens Sein und Vergehen im Wort gebändigt worden sei. Auch darin liege die Verpflichtung, Im Sinne der Alten weiterarbeiten.

 

Aus der gegenwärtigen Arbeit berichtete er, es gebe Meinungsverschiedenheiten mit der Leitung des Museumsdorfes Niedersulz. Sehr positiv zu beurteilen sei die Tätigkeit des Heimatmuseums Thayaland in Laa dank der rührigen Leitung von Brigitta Appel. Ferner nannte er als wertvoll die Enzyklopädie südmährischer Orte in der Wikipedia, die man Landsmann Leopold Fink zu verdanken habe. Schließlich erinnerte an den 200. Geburtstag von Klemens Maria Hofbauer im Jahre 2020, dazu wäre eine Verlegung der Kulturtagung nach Wien ein Projekt, über das noch zu befinden sei. Zuletzt trug er ein Gedicht über eine Préférence-Partie vor, mit dem er Wiener Mundart ins Gespräch brachte und heiteres menschliches Verhalten in humoristischer Form.

 

Hans Günter Grech
Franz Longin trat wieder ans Pult, um Ehrungen vorzunehmen. Es sei ein guter Brauch, Dankeschön zu sagen, um Amtsträger an sich zu binden. Prälat Karl Rühringer erhält das Große Südmährische Ehrenzeichen in Gold für außerordentliche Verdienste um Südmähren, zu denen auch häufige Präsenz in Geislingen und Niedersulz gehöre. Dr. Hans-Jürgen Gölz und Ismail Mutlu wurden für Ihre langjährige Tätigkeit im Patenschaftsrat mit dem südmährischen Ehrenzeichen in Gold ausgezeichnet

 

Reinfried Vogler, Prälat Karl Rühringer, Ismail Mutlu, Dr. Hans-Jürgen Gölz, Franz Longin

Kulturpreis
Zur Verleihung des Südmährischen Kulturpreises, der höchsten Auszeichnung des Südmährerbundes, die dieser gemeinsam mit der Stadt Geislingen trägt, verlas OB Dehmer den Text der Urkunde, der zufolge Mag. Niklas Perzi den Preis für die Aufarbeitung des Vertreibungsgeschehens in den Heimatkreisen erhält
und als Anerkennung seiner Bemühungen um die Annäherung von Nachkommen der Vertriebenen und Tschechen. Niklas Perzi dankte für die Auszeichnung seiner Arbeit, die auf intensiven Gesprächen mit Vertriebenen basiere. Von 154.000 über die Grenze gejagten Südmährern hätten nur 10% in Österreich bleiben können. Auch über das Lager Melk und den Abschub 1946, den er ein unrühmliches Kapitel der
österreichischen Geschichte nannte, arbeitete er, zumal man darüber heute wenig wisse. Politisch sei nicht viel vorangegangen. Die Sudetendeutschen seien als Verhandlungspartner in Prag nicht anerkannt. Demgegenüber sei erfreulich, dass es eine Versöhnungswallfahrt gebe, außerdem einen zweiten Gedächtniszug, der den umgekehrten Weg des Brünner Todesmarsches gehe. Grundsätzlich bekannte er, es liege an den Opfern, ob sie vergessen wollen und wann sie das tun wollen.

 

OB Frank Dehmer, Kulturpreisträger Niklas Perzi, Franz Longin

Franz Longin hob anstelle einer Laudatio hervor, dass die von Perzi gestaltete Ausstellung „Langsam ist es besser geworden“ von Verständnis für das Schlimme, das vorausgegangen war, getragen sei. Vaclav Havel habe moniert, dass zwischen Österreich und der Tschechei Gleichgültigkeit vorgeherrscht habe. Darin habe sich eigentlich über die Jahre hin nichts geändert. Longin dankte Perzi für seine verständnisvolle Darstellung und wünschte, das Buch zur Ausstellung möge Frucht bringen. Damit war die Veranstaltung geschlossen und das Bundestreffen eröffnet. Um 19.30 Uhr folgte eine Sommerserenade mit „Moravia Cantat“ unter Leitung von Dr. Wolfram Hader.

 

Südmährischer Sonntag

Jede große Festlichkeit beginnt bei den Südmährern mit der Heiligen Messe. Prälat Karl Rühringer (Wien) spricht in seiner Predigt von der verändernden Kraft des Gebetes. In Südmähren sei vor allem das Vaterunser gebetet worden. Reinfried Vogler eröffnet die Kundgebung mit der Totenehrung und gedenkt speziell des verstorbenen Konrad Wieninger, der sich der Betreuung von Bibliothek und Archiv der Südmährer mit großer Aufopferung gewidmet hatte, er erinnert auch an die 54 Opfer vom März 1919. Die Stadtkapelle intonierte das Lied vom Guten Kameraden.

 

Reinfried Vogler begrüßt Sprecher Franz Longin, der 40 Jahre dieses Amt innehatte und die südmährische Volksgruppe zu einer geschlossenen Gemeinschaft gemacht hat. Dem Dank schließt der Redner Wünsche zu bleibendem Erfolg und Gesundheit. Franz Longin begrüßt die Festversammlung und einzeln Prälat Paul Rühringer, Dekan Martin Ehrler, OB Frank Dehmer mit Gattin, den Festredner, Eberhard Stilz, von 2002 bis 2018 Präsident des Verfassungsgerichtshofs für das Land Baden-Württemberg, seit März 2013 Präsident der Stiftung Weltethos, Hermann Färber, MdB, Nicole Razavi, MdL , die Stadträte Dr.Eckert, Scheible, Maichle, Ziegler, Schweizer, Maschke und Stefan Maier, den Präsidenten der Industrieund Handelskammer Johannes Schmalzl, Herbert Hellstern vom Innenministerium BW, die 2. Vorsitzende des Kirchenrats von St Maria, Bürgermeister aus Österreich, Gerhard Zeihsel, Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich und Gattin, die Obleute Hans Günter Grech vom Kulturverband der Südmährer in Österreich und Brigitta Appel vom Heimat-und MuseumsvereinThayaland. OB Dehmer heißt die Südmährer in Geislingen willkommen. Er berichtet über bewegendes Erlebnis. Anlässlich eines Besuches zum 90. Geburtstag einer Frau aus Muschau in Südmähren erzählt diese, wie sie mit Mutter, Großvater und Geschwistern vertrieben und schließlich in eine evangelische Ortschaft eingewiesen wurden, wo sie sehr beengt in einem kleinen Zimmer unterm Dach zu leben hatten. Der Großvater, fast 100, arbeitete beim Bauern. Sie wurde beschimpft und beleidigt wegen ihres Glaubens. Als Kindergärtnerin wurde sie nicht angenommen. Sie arbeitete bei der WMF und wurde dort wegen ihre Redeweise gehänselt, lernte dort aber auch ihren Mann kennen. Am Ende sei doch noch alles gut geworden. Solche Schicksale dürfen nicht in Vergessenheit
geraten, es seien Lehren zu ziehen. Patenschaften können Erinnerungen wachhalten und weiterhin pflegen.
Präsident Stilz bekennt zu Beginn seiner Festansprache, Heimat und Vertreibung lägen ihm am Herzen in einer Zeit, in der man den Zustand der Welt als instabil, unsicher, komplex und mehrdeutig bezeichne und in der ein Lebensgefühl der Unsicherheit, Orientierungslosigkeit und Zukunftsangst herrsche. Für
den Menschen ergibt sich aus der längsten Entwicklungszeit unter den Lebewesen die Notwendigkeit des Zusammenlebens, dieser entspricht das Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Dabei erwächst das Problem, wie Gemeinschaft zu begründen sei auf der Suche nach Identität angesichts des Gegensatzes von
Verschiedenheit und Zugehörigkeit. Seit Tocqueville erachte man gemeinsame moralische Werte als gemeinschaftsbildend. In diesem Zusammenhang habe es Auseinandersetzungen um das Konzept der Leitkultur gegeben. Es gehe dabei weniger um Kultur, mehr um Gewohnheiten. Das Wort Heimat habe einen guten Klang, in Artikel 2 der Landesverfassung heißt es: „Das Volk bekennt sich zu dem unveräußerlichen Recht auf Heimat.“ Dieses Recht werde hier zum Staatsziel erklärt. 

 

Der Begriff beruhe auf Verbundenheit mit jenen, die die gleiche Heimat haben. Dahinter stehe das Menschenbild des Christentums, ergänzt durch die Errungenschaften der Aufklärung. Die Menschenwürde erwachse aus der Gottesebenbildlichkeit des Menschen, der mit einem Gewissen begabt ist, das ihm
eine Ahnung von Gut und Böse verschaffe. Zur Freiheit der Entscheidung berufen, trage er die Verantwortung für sein Tun und Lassen unter dem obersten Gebot der Gottes- und Nächstenliebe. Die meisten der Anwesenden würden sich so einem Menschenbild verbunden fühlen. Gelte das alles aber noch für die Mehrheit in unserem Land? Habe einer nur Heimat in unserem Land, wenn er explizit dem christlichen Menschenbild entspreche?

 

Gebe es nicht auch Werte, die von religionsfernen Menschen geteilt werden? Zu diesen Werten gehörten auch die Errungenschaften der Aufklärung, besonders Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechte. Die Bindung an diese äußere sich im Verfassungspatriotismus. Mit der Verfassung könne man sich auch identifizieren, wenn man die deutsche Geschichte nicht kennt und nicht hier geboren wurde. Religiöse Minderheiten könnten sich genau so angesprochen fühlen wie religionsferne Menschen. Werte müßten anerkannt werden, müssten bewusst sein, man müsse sie leben.

 

Heimat meine nicht nur die Verbundenheit mit einer bestimmten Landschaft. Wer dort keine geistige Heimat hat, bleibe fremd. Erst bewusst gelebte Werte verschafften wahre Zugehörigkeit. Der Respekt vor der Verfassung bewirke Zugehörigkeit zum Gemeinwesen. Gemeinden sind die Grundlagen der
Demokratie, sie geben Bürgern Möglichkeiten zur Gestaltung, die ganz unmittelbar zur Zugehörigkeit verhelfen. 

 

Der Redner ist sich sicher, dass die Südmährer ihre geistige Heimat längst gefunden haben, und ruft dazu auf, sich aus dieser nicht vertreiben zu lassen. Vielmehr sei sie zu pflegen und zu hegen im Verfassungspatriotismus. Dieser stehe im Zusammenhang mit der Vision eines vereinten Europa. Daran mitwirken zu könne, sei Geschenk und Auftrag. Wenn das europäische Projekt scheitert, hätten wir wieder einmal eine Heimat verloren.

 

Franz Longin dankte im Schlusswort Präsident Stilz. Zu den Bundestreffen gelte heute wie bisher die absolute Verbundenheit der Südmährer, die in Geislingen eine politische Heimat haben. Seine Dankesworte richtete er schließlich an die Stadtkapelle, an die Polizei und das Deutsche Rote Kreuz, den Bauhof und die Stadt Geislingen selbst.

 

Mit dem Treffpunkt Geislingen beantworteten die Südmährer die Frage nach der Geschichte der letzten zweihundert Jahre. In Österreich, an der Grenze zur Tschechei, hätten die Südmährer die Grenztürme ihres geistigen Heimatbewusstseins.

 

Er schloss mit dem Motto seines Vorgängers Anton Seeman: „Südmähren lebt!“ Mit dem Abschluss der Kundgebung eröffneten sich die Möglichkeiten zu Treffen der Ortsgemeinschaften, Austausch von Erlebtem und mancherlei Nachrichten aus dem heimatlichen Bereich.

 

Um 13.30 traf sich die Junge und Mittlere Generation und hörte den Vortrag von Historiker Werner Imhof über das Zusammenleben der Deutschen und Tschechen vor 1945 und die unterschiedlichen Sehweisen bis heute. Danach gab Dr. Elke Krafka eine Vorschau auf das St.-Wenzel-Seminar, das in Zusammenarbeit mit dem Südmährischen Museum in Znaim Ende September veranstaltet wird. Gerald Frodl