Zlabings
Das Zlabingser Ländchen
In der Südwestecke Mährens, angelehnt an die Grenzen zu Böhmen und Niederösterreich, liegt das Zlabingser Ländchen, benannt nach dem reizvollen Landstädtchen Zlabings (1930: 2288 Einw.) , das auch Verwaltungszentrum für den größten Teil des knapp 300 km2 großen Gebietes war. (Fünf Gemeinden gehörten von 1938 bis 1945 zum Kreis Horn, alle anderen zum Kreis Waidhofen/Thaya). Der 42 km lange und 6 bis 15 km breite Landstrich weist Erhebungen bis zu 730 m Höhe auf. (Galgenberg und Hoher Stein bei Modes) und wird von der mährischen Thaya südwärts durchflossen. Vierzig Teiche liegen im Westteil des Gebietes. Unter den 42 Gemeinden mit zusammen 13 300 Einw. (1930) waren neben der Stadt Zlabings noch die drei Marktgemeinden Althart, Fratting und Piesling. Mit Beginn der Besiedelung des großen „Nordwaldes" im 12. Jahrhundert vom Süden her erstanden in rascher Folge deutsche Ansiedlungen (Fratting wird erstmals 1115 urkundlich erwähnt, Zlabings 1260; nach einem Münzfund bestand es aber schon 1175). Zlabings wurde bald zu einem wichtigen Durchgangs- und Umschlagplatz an der Handelsstraße Wien — Prag und erlebte im 14. bis 16. Jahrhundert seine größte Blüte, die es einträglichem Handel und tüchtigen Handwerkern verdankte. (Die Zunftordnung der Tuchmacher von 1402 ist ein beredtes Zeugnis des blühenden Handwerks.) Aus dieser Zeit stammen auch die vielen prächtigen und mit Sgraffiti reich verzierten Renaissance-Bürgerhäuser, deren Glanz in jüngster Zeit bedauerlicherweise Immer mehr abbröckelt. Mit der Errichtung der neuen Poststraße Wien - Prag über Znaim im 18. Jahrhundert ging die wirtschaftliche Bedeutung von Zlabings rasch zurück.
Handel und Handwerk waren im Mittelalter Säulen der blühenden Wirtschaft und eines beachtlichen Wohlstandes. Land- und Forstwirtschaft waren bis zur Vertreibung die Haupterwerbszweige der Bevölkerung. Dem im Zlabingser Gebiet besonders starken nationalen Druck während der Tschechenherrschaft von 1918 bis 1938 konnte das Deutschtum nur unter großen Schwierigkeiten standhalten und mußte manche Einbußen hinnehmen. Den Heimatforschern Prof. Johannes Reutter (1884—1950), Prof. Theodor Deimel (1866 - 1952), Rudolf Hruschka (1881 - 1961) und anderen ist das Erwecken des nationalen Überlebenswillens mitzuverdanken.
Noch künden Kunstdenkmäler in Zlabings , wie die im Kern barocke Wallfahrtskirche auf dem „Mont Serrat" bei Mutten (1651 erbaut, 1785 zerstört, 1858/65 wieder aufgebaut), die alte Pfarrkirche in Fratting, das Schloss Böhmisch-Rudoletz und andere Kleinode von deutscher Vergangenheit und deutscher Kultur. Gedenkstätten in Grossau und Fratres in Niederösterreich halten die Erinnerung an diesen deutschen Winkel Mährens wach.