Znaim
A
48° 54′ N, 15° 43′ O, Starý Petřín
Geschichte
Der Ort ist wohl ebenso alt wie Neu-Petrein, das 1255 besteht, 1323 werden beide Petrein als Zubehör des Frainer Gutes genannt. Im 16.Jh. besteht hier eine obrigkeitliche Maut, 1535 ein obrigkeitlicher Hof, das Dorf ist bereits verödet, es wird 1550 neu angelegt.
Matriken seit 1785
Literatur
Gregor, Gustav: Ortsgeschichte von Alt-Petrein. 1957
Bezirk Znaim, Gericht Frain
Linsenangerdorf 784 ha, 430 m ü.d.M.
Flurnamen: Kopfäcker, Krautgarten, Halblehen, Untere und Obere Halblehen, Grabenleiten, Tettenhengst, Winkel, Greinfeld, Holzacker, Bann, Vogeltränk, Krösingteil (Ödung Krösing), Zugab, Ludengraben, Petreiner Lüß.
Bodennutzung: Gurken
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche Johannes der Täufer, laut Pfarrbuch zu den 12 ältesten von Mähren gehörig. Schon 1516 besteht eine Kapelle. Drei Altäre und Kanzel von 1750, Taufbecken von 1780; Turm 1770, Umbau 1806. 2 Glocken.
Pfarre seit 1785, eingepfarrt: Neu-Petrein und Jasowitz.
Friedhof am Ortsausgang neu angelegt.
Steinernes Kreuz
Schulen
Volksschule, 1817 erbaut, 1893 zweiklassig in Zubau durch Alt- und Neu-Petrein sowie Jasowitz; für 1674 Aufnahme eines Schullehrers gemeinsam mit Jasowitz belegt; das alte hölzerne Schulhaus wird 1810 abgeräumt.
Ländliche Fortbildungsschule, 1922, für den Schulsprengel mit Landschau, Pomitsch, Jasowitz, Neu-Petrein, Schaffa, Freistein und Alt-Petrein.
48° 51' N, 16° 4' O, Stáry Šaldorf
Geschichte
Als Ort zwischen Mühlgraben und dem toten Thaya-Arm in der Flußschleife schon 1230 genannt, urkundlich 1307 ein Meierhof, villa Schalichhof, kommt 1392 an die Stadt Znaim, zu deren Herrschaft der Ort bis 1848 gehört. Seit 1325 besteht eine Mühle. Um 1580 wird auf dem Grund der Ortschaft Neuschallersdorf gegründet. 1640 erscheint erstmals Alten-Schallersdorf, 1672 New-Schallersdorf. Bis 1580 wird am rechten Thaya-Ufer die Siedlung Neueigen („Neioagn“) gegründet, 1586 ruft Abt SebastianII. Jesuiten zur Rekatholisierung.
Das alte Dorf mit seinen 66 Häusern zerstört am 23.Feber 1799 ein Eisgang, nur 12 Häuser, Mühle und Wirtshaus bleiben stehen, es wird an beiden Seiten der Wiener Reichsstraße auf einher verödeten Hutweide neu erbaut. Die Straßenfront der Häuser zeigt drei Fenster links von der Eingangstür, zwei rechts davon, daher der Name „Fünffensterdorf“. 1805 brennen die Russen die überdachte Thayabrücke nieder, die Franzosen bauen sie wieder auf (siehe hl.Nepomuk!). 1809 wird der Ort in der Schlacht bei Znaim, nachdem die Thayabrücken genommen waren, von den Franzosen erobert und gerät in Brand. 1834 brennt beinahe das ganze Dorf ab. 1849 werden die beiden Gemeinden vereinigt, 1873 wird die Trennung erlaubt. Im Ersten Weltkrieg fallen 42 Mann. Die Zunahme des tschechischen Einwohneranteils nach 1918 wird verursacht durch den Zuzug tschechischer Arbeiter von Znaimer Fabriken sowie insbesondere durch die Berufssoldaten der Garnison Klosterbruck, die bei Zuzug der Familien vom Staat gefördert werden. 1936 werden im Gemeindegebiet zwei Bunker gebaut. Mit 1.April 1939 werden die sieben Gemeinden des Thayabodens nach Znaim eingemeindet. Gegen Ende des II.Weltkrieges mehrmals von Bombern und Tieffliegern angegriffen, dabei kommen zwei Personen um, zahlreiche Häuser werden zerstört oder stark beschädigt.
Im II.Weltkrieg fallen 40 Mann. Am 8.Mai 1945 wird die Thayabrücke gesprengt. Am 9.Mai dringen die Sowjets ein, Raub und Vergewaltigung nehmen kein Ende. Ca.100 Männer müssen beim Bau einer Notbrücke über die Thaya mitarbeiten. Danach kommen die Tschechen, „Partisanen“ rauben die Häuser aus, Besetzer kommen, die Besitzer werden verdrängt, viele werden als Zwangsarbeiter verschleppt. Manche fliehen nach dem 28.Mai über die Grenze, die meisten werden im Frühjahr 1946 vom Bahnhof Znaim nach Deutschland transportiert, die letzten im Mai, insgesamt 165 Familien (725 Personen). In Österreich bleiben 193 Personen, in Baden-Württemberg 230 Personen, in Bayern 225, in anderen Teilen Westdeutschlands 60. Die Häuser des Dorfes wurden 1977/78 geschleift.
Brauchtum
Zum Dreikönigsfest werden in der Kirche Wasser, Weihrauch und die Kreide geweiht, mit der man auf den Türsturz C+M+B sowie die Jahreszahl schreibt. Sternsinger ziehen von Haus zu Haus, bitten um milde Gaben.
Am Georgitag (23.April) sammelt sich die Gemeindevertretung zur Begehung der Gemeindegrenzen. Im Dorf gibt es auf Gemeindekosten ein gutes Wirtshausessen.
Am 1.Mai setzen die Burschen ihrer Angebeteten eine mit bunten Bändern geschmückte Birke vors Fenster, ebenso den Ortsgewaltigen, am folgenden Sonntag trifft man sich zum Tanz unter dem Maibaum. Der Kirtag am zweiten Sonntag im September dauert zwei bis drei Tage.
Im Oktober folgt das Weinlesefest im Gemeindegasthaus, um Martini geht man zum Weinkosten.
An Winterabenden kommt man zum Federnschleißen zusammen mit Singen und Erzählen, zum Abschluß gibt es in jedem Haus den „Federhahn“; einen guten Braten, später Tee mit Weinkrapfen, meist wird ein Ziehharmonikaspieler eingeladen, der zum Tanz aufspielt.
Zu Silvester bietet der Klosterbrucker Gesangverein ein Theaterstück oder ein Singspiel. Spitznamen: Die Neuschallersdorfer nennen die Altschallersdorfer „Schofaufhänger“, weil sie Schafe züchten, sie revanchieren sich, indem sie die Neu-Schallersdorfer „Küahschwaf“ oder „Goaßschwaf“ nennen, weil die Kühe oder Ziegen auf dem Kellerberg hüten.
Bezirk und Gericht Znaim
Breitstraßendorf 513 ha, 290 m ü.d.M.
Flurnamen: Unter- und Oberlehen, Wiesenäcker, Ortsried, Krautgärten mit Drawing, Weidefleckeln, Felberstückeln, Erstes Feld mit Dürrnbach, Haiden mit Haidstückeln, Zweites Feld mit Dürrnbach und Goldbergen.
Bodennutzung: Landwirtschaftliche Betriebe: um 1900 noch 75, 1945 nur 45, meist nicht größer als 5ha; vor allem Gemüseanbau, ergiebig auch Obstbau (Kirschen, Aprikosen, Pflaumen, Mirabellen, Ringlotten, Äpfel, Birnen) und Weinbau, 1897 mit 18,32ha, 1925 mit 5,59ha, zugleich nimmt der Gurkenanbau in gleichem Maße zu.
Straßen, Plätze: Ortsteil Oberdorf oberhalb der Brünner Straße, Unterdorf von der Brünner Straße bis zur Steinbrücke (mit Marienstatue), Ortsteil Zwischen den Brücken; Wiener Straße, Retzer Straße mit Weinkellern (Kellergasse, 800m, mit Vorgärten vor den Preßhäusern, Gasthaus „Blauer Keller“, gepflastert bzw. asphaltiert); Schallersdorfer, Lehen-, Mütterheim-, Gärtner-, Hof- und Parkgasse; Mitterweg; Steinbrücke und Oblaser Brücke über die Thaya.
Ortsteil Blumendorf am rechten Thayaufer (Blunzendörfl)
Baudenkmäler, Einrichtungen
Kapelle, 1899 erweitert aus einem Vorgängerbau von 1800 mit Gedenktafel zum Untergang des alten Dorfes 1799. Nach Klosterbruck eingepfarrt. Von den Tschechen abgerissen.
Marienstatue auf der Steinbrücke, 1854 zur Erinnerung an die Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis. (Nach 1945 neben die Straße gesetzt)
Pestsäule 1679/82, am Haus Nr.24.
Hl.Johannes von Nepomuk, 1720, mit Inschrift „Ponte per Russos combusto, per Gallos autem restituto“.
Steinkreuz, 1886, an Haus Nr.45, „Errichtet zur Ehre Gottes von der Gemeinde Alt-Schallersdorf“.
Kaiser-Josef-II.-Denkmal, 1884, an der Ecke Wiener-Brünner Straße; 1918 entfernt, später:
Kriegerdenkmal, 1923 anstelle des Kaiser-Josef-II.-Denkmals von 1884, 1945 demoliert.
Auf dem Friedhof betender k.u.k.-Soldat aus Stein in Überlebensgröße von 1917 und Ehrenmal für preußische Gefallene von 1866 (1902).
Säule im Gewann Steinbruch, Neuschallersdorf, mit Pflugeisen und Inschrift: „Ich fir in meinem Pecier eyn Pflugeysen. Wenzel Triegler von Alten-Schallersdorf und Dorothea seine Hausfrau. 1637.“
Zahlreiche weitere Marterln und Säulen.
Buslinien Znaim-Wien und Znaim-Kaidling,
Post- und Telegraphenamt, 1894-1925 (dann in Znaim), Telefon 1901,
Gendarmeriestation, 1899.
Feuerwehrzeughaus, 1904.
Seit 1939 Bezirksabgabestelle für Obst und Gemüse (BAST).
Elektrifizierung, 1916 (Südmährische EAG).
Wasserleitung, 1929, davor sechs Gemeindebrunnen sowie zahlreiche hauseigene Brunnen.
Privatsanatorium Dr.Theodor Jilly, 1939 Entbindungsheim.
Distriktarzt (Dr.Ludwig Wieder),
Notspital in Nr.117, Armenhaus in Nr.75,
Hebamme
Schule: Nach Klosterbruck eingeschult.
Gewerbe
Dampfmühle an der Thaya
Dampfmolkerei, 1901, Fa.Franz Wieharts Sohn aus Wien bis 1918, danach von der Stadt Znaim übernommen, später von der Milchindustrie-GmbH Prag-Smichov, bis 1938.
2 Gurkenkonservenfabriken
Zementfabrik Wilhelm Bühner, Steinmetz.
5 Gasthäuser, 6 Gemischtwarenhandlungen, 2 Bäcker, Konditorei, 2 Fleischhauer, Schmied, Schlosser, Dachdecker, Wagner, 2 Tischler, Hafner, Maler, 2 Glaser, 2 Schneider, 3 Damenschneiderinnen, 3 Schuhmacher, Maurer, Korbmacher, 4 Gemüsehändler, 3 Friseure, Spediteur, Milchhandlung, Kaminfeger, Elektrogeschäft.
Vereine
Klosterbrucker Gesangsverein, 1885.
Bund der Deutschen Südmährens, 3 Gruppen von 1899, 1902 und 1910.
Freiwillige Feuerwehr, 1904.
Burschenschaft Alt-Schallersdorf, 1910.
Verschönerungsverein, 1910.
Thayabodener Militär-Veteranenverein, 1899, ab 1924 Kameradschaftlicher Unterstützungsverein am Thayaboden.
Deutschvölkischer Turnverein Thaya, 1920.
Radfahrverein Falke, 1927.
Deutscher Schulverein, 1911, ab 1920 Deutscher Kulturverband.
Bedeutend
Jilly d.Ä., Dr.Theodor (*14.11.1874, Zulb, †9.11.1929 Brünn), Arzt und Gründer des Sanatoriums, Obmann des Turnbezirks Znaim und des TV „Thaya“.
Jilly d.J., Dr.Theodor (*28.7.1901 Altschallersdorf, †18.7.1977 Ellhofen bei Heilbronn), Arzt, Heimatforscher, Zoologe, Botaniker.
Vrbka, Anton (*17.5.1860 Ungarisch-Hradisch, †2.6.1939 Znaim), Volksschuldirektor und Heimatforscher.
Wieder, Dr.Ludwig (*19.8.1870 Damitz, †8.4.1951 Ellhofen), Arzt, Botaniker, Heimatforscher.
Matriken seit 1580 (bei Znaim-Klosterbruck).
Literatur
Lang, Johann: Heimatbuch Altschallersdorf. 1998
48° 58′ N, 16° 21′ O, Našiměřice
Geschichte
Eine Burg soll bereits 1260 bestanden haben. Ende des 16.Jahrhunderts besteht eine Wiedertäufergemeinde, 1619 ist ein protestantischer Pastor belegt. Die Gegenreformation unter Kardinal Dietrichstein erzwingt die Rückkehr zum alten Glauben. Im 30jährigen Krieg wird die Kirche ausgeraubt, 1636 geht die Pfarre ein, nach 1648 sind nur acht Hofstellen besetzt, 1657 leben im Ort 10 Familien mit 40 Seelen. Der Ort bleibt bis 1823 nach Wolframitz eingepfarrt, nur jeden 3.Sonntag wird eine Messe gefeiert. 1884 bis 1888 wird die Ernte durch Hagelschlag vernichtet.
Im I.Weltkrieg fallen 21 Mann. 1924 entlassen die Tschechen die deutschen Meierhof-Arbeiter und stellen tschechische an, deren Kinder gehen in die tschechische Minderheitsschule, ebenso die Kinder jener Deutschen, die sich in den tschechischen Kataster haben eintragen lassen. Deutsche werden fast nie eingestellt, sie bekommen einen Unterstützungswertschein von 10 Kronen pro Woche. Im Juni 1933 durchfährt der neue Präsident Benesch Südmähren. An der Mißlitzer Straßenkreuzung müssen die Gemeindevertreter und die Schulkinder von Mißlitz, Kaschnitz, Irritz, Damitz, Tullnitz, Socherl und Aschmeritz Aufstellung nehmen, sechs geschlossene Limousinen sausen mit kaum vermindertem Tempo vorbei, ein kurzes Winken mit unbewegter Miene wird ihnen zuteil. Im September 1938 folgen die Männer nicht dem Einberufungsbefehl zum tschechischen Militär. Am 9.Oktober marschiert die Wehrmacht ein. Im II.Weltkrieg fallen 15 Mann. Am 7.Mai 1945 fallen Spreng- und Brandbomben auf den Ort, die Leute suchen Schutz in den Kellern. Am 8.Mai dringen die Rotarmisten ein, jedes Haus wird geplündert, zuerst von den ortsansässigen Tschechen, dann von den Sowjets, junge Frauen und Mädchen werden aus den Kellern geholt und vergewaltigt. Die nachkommenden tschechischen „Partisanen“ peinigen und foltern Deutsche. Im Sommer 1945 sind die Häuser von Tschechen aus Wolhynien besetzt. Am 17.August werden sieben Männer festgenommen und ins Lager Mährisch Kromau verbracht, andere werden zur Zwangsarbeit verschleppt. Die Deutschen werden im März 1946 ausgetrieben, die Eingesperrten folgen im Dezember.
Brauchtum
Dienstbotenwechsel: Zu Stefani machen die Knechte nach dem Essen mit dem Dienstherrn ihre Abrechnung, zu Drei Könige treten sie wieder ein. Manche bleiben jahrelang am Platz. Manches Haus kommt durch häufigen Wechsel in Verruf. Über einen Neuaufgenommenen sagt man dann: „Der wird in dem Haus keinen Salzstock aufessen!“
Der alte Brauch des Osterreitens wird nach dem 1.Weltkrieg durch den Turnverein neu belebt und bis zum Ausbruch des II.Weltkriegs aufrecht erhalten. Der Ritt beginnt bei der Kirche nach der Segnung des Kreuzes und der Pferde beim Marterl und führt über die Gemarkung zur Kirche zurück, in die alle Reiter gehen.
Anschließend findet eine kleine Feier im Vereinshaus statt.
Bauernweisheit
Wer bei der Schüssel sitzt, löffelt.
A Wort g’redt – an Biss’n vasahmt. (Ein Wort geredet = einen Bissen versäumt)
Mit da Gobl is’ a Ehr – mit’n Löffl kriagt ma mehr.
Zigarrln rauchen und Läus’ haben! (Über einen Großtuer)
Matriken seit 1823, (davor seit 1680 bei Wolframitz).
Literatur:
Judex, Felix: Aschmeritz. 1964
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau:
Straßendorf 605 ha, 217 m ü.d.M.
Bodennutzung: Gerste, Weizen, Roggen für den Hausgebrauch, Rüben, Linsen, Hirse, Klee; die Ortsstraße: eine Birnenallee, Zwetschgen, Marillen, Kirschen.
Straßen, Plätze: Oberer Ort mit Rathaus und Tanzplatz, Unterer Ort oder Prater, meist von Häuslern bewohnt; in Norden: „Hintaus“, die Scheuern, die den Hof abschließen; im Süden „Lucka“ und „Am Berg“.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Saalkirche St.Aegydius, nach Brand 1893 wiederhergestellt. Drei Altäre, Kanzel, Taufstein neugotisch von 1823. 3 Glocken, eine aus 1370. Grabstein des Joh. Kranz, †1656, Leibarzt des polnischen Königs Kasimir II.
Pfarrhof, 1826.
Friedhof um die Kirche.
Elektrifizierung, 1929.
Brunnen mit Pumpenhaus und Schwimmbecken, 1934.
Schule: Schon für 1673 ist ein Lehrer nachgewiesen, 1792 erstes Schulhaus (später Gemeindegasthaus); Neubau 1830, einklassig; nach 1900 Anbau, zweiklassig; nach 1918 beschlagnahmen die Tschechen ein Klassenzimmer für 3 Schüler.
Gewerbe:
Meierhof, ca.100 ha.
Schmied, Wagner, Sattler, Schneider, Schuster, 2 Zimmerleute.
B
Babitz, 48° 56' N, 15° 39' O
Geschichte
Babitz wird 1330 verkauft an das Znaimer Klarissinnenstift, gehört 1669 vorübergehend zum Kloster Bruck. Im 30jähr. Krieg wird der Ort fast ganz zerstört, danach in den Markt Wolframitz eingemeindet. Im I.Weltkrieg fallen acht Mann, im II.Weltkrieg fallen elf Mann.
In Babitz, Wolframitz, Klein-Seelowitz und Lidmeritz liegt das einzige Niederungsmoor im Kreis Znaim, ein Quellgebiet, dessen unterirdischer Wasserstrom sich über Socherl und Damitz weiterzieht.
Matriken seit 1680 (bei Wolframitz).
Literatur: Siehe Wolframitz.
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Straßendorf 246 ha, 200 m ü.d.M.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Glockenturm, 1848. Artesischer Brunnen.
Gewerbe:
Dampfmühle, 1912, 1945 stillgelegt.
48° 51' N, 15° 56' O, Podmolí
Geschichte
Urkundlich erstmals erwähnt 1433 als Besitz von Klosterbruck 1190; als „Baumoel“ 1525 genannt, im 30-jähr. Krieg bis auf 20 Einwohner dezimiert. Nach 1918 mit tschechischen Waldarbeitern besiedelt. Die deutsche Schule wird 1919 für tschechische Kinder requiriert, die Tatsache, daß 27 deutschen nur 2 tschechische Kinder gegenüberstehen, wird umgedreht. Nach langen Kämpfen wird für die Kinder der drei ersten Klassen Privatunterricht durch den Deutschen Kulturverband gestattet, der in einem 3 mal 4m großen Zimmer stattfindet, dabei darf jeweils nur ein Kind unterrichtet werden. Die tschechischen Gendarmen kontrollieren diese Auflage ständig und stören dadurch den Unterricht. 1938 veranstalten tschechische Gendarmen häufig Hausdurchsuchungen bei deutschen Familien, angeblich, um nach Waffen zu suchen.
Matriken seit 1705 (bei Luggau).
Bezirk und Gericht Znaim:
Platzdorf 1370 ha, 402 m ü.d.M.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes, 1753 erbaut vom Abt von Klosterbruck mit barocker Ausstattung; Vesperbildgruppe um 1520. Eingepfarrt nach Luggau.
Burg und Gut Neuhäusel liegen im Gemarkungsbereich.
Schule: Volksschule, einklassig
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1889.
48° 54' N, 16° 11' O, Bohunice
Geschichte
Urkundlich erstmals 1349 genannt, 1702 mit Gaiwitz von den Liechtenstein erworben und der Herrschaft Frischau einverleibt.
Matriken seit 1652 (bei Proßmeritz).
Bezirk und Gericht Znaim:
Straßendorf 351 ha, 258 m ü.d.M.
Flurnamen: Großes Feld, Kreuzfeld, Kleinfeld, Ziegelofenfeld, Auwiese, Dürrwiese, Dämmacker, Krautäcker, Aufäcker.
Bodennutzung und Jagd: siehe Proßmeritz
Straßen, Plätze: Znaimer Straße, Gaiwitzer Straße; Ortsplatz, Zimmerplatz (Bau der Dachstühle), Schloßplatz, Gänseplatz, Ausplatz.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Marienkapelle bei der Mühle,
Glockenhaus mit Kriegerdenkmal,
Armenhaus, Isolierzimmer,
Autobuslinie nach Znaim
Schule: Siehe Proßmeritz
Gewerbe:
Mühle, ca. 1885/90.
Spar- und Darlehenskassa
Schlosser, Schmied
Vereine:
Siehe Proßmeritz
48° 51′ N, 16° 15′ O, Borotice
Geschichte
Erstmals 1225 genannt, es wird dem Grillowitzer Pfarrsprengel zugewiesen, der Kirchenzehent gehört Klosterbruck. Das Stift erhält den größten Teil des Ortes 1362 von Benedikt von Borotitz gegen jährlich abzuhaltende Seelenmessen. Jodok von Mähren entzieht Borotitz dem Stift, es wird aber bald zurückgekauft, 1519 tauscht er Borotitz und Grillowitz bei Sebastian von Weitmühl gegen Rausenbruck ein, der vereinigt es mit der Herrschaft Grusbach. 1660 erwirbt Klosterbruck den Ort wieder, er bleibt im Besitz des Stiftes bis zu dessen Auflösung 1784. Philippsdorf ist eine Neugründung von 1785 anstelle eines östlich gelegenen Meierhofes.
Im II.Weltkrieg fallen 48 Mann aus Borotitz und Philippsdorf.
Um 1900 wurde ein größerer bronzezeitlicher Depotfund der Aunjetitzer Kultur gehoben, darunter zahlreiche Armstulpen aus Bronzeblech, die sog. „Borotitzer Armmanschetten“.
Matriken seit 1784 (bei Lechwitz).
Bezirk und Gericht Znaim:
Gassen-/Platzdorf 1202 ha, 197 m ü.d.M.
Flurnamen: Weinberg-Quanten, Kreuzbreiten, Mitterfeld, Mitterweide, Petrowitzer Feld (nach einer im 30jährigen Krieg vernichteten Gemeinde), Klein-Grillowitzer Breite, Teichfeld, Ziegenberg, Bergfeld, Ortsried, Erlenwies, Krutzenfeld, Absatzfeld, Obere Sandgebirge, Grubacker, Brunnenacker, Spitzacker. Krautacker.
Bodennutzung: Getreide (Roggen, Weizen, Gerste, auch Braugerste, Hafer), Mais, Zuckerrüben, Zwiebeln, Gurken, Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Mohn, Klee, Weinbau, Edelobst und Beeren.
Straßen, Plätze: Land/Dorfstraße (von Lechwitz nach Grillowitz), 2 Kellergassen, Nebenwege.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Dorfkapelle zum hl.Wenzel, 1885, ausgeschmückt 1901; eingepfarrt nach Lechwitz. Bildstöcke, Kreuze, Marterl, Kriegerdenkmal, Gemeindehaus, Feuerwehrhaus, Milchsammelstelle.
Schule: Volksschule, Neubau 1892, zweiklassig; ursprünglich nach Groß-Grillowitz eingeschult, 1784 eigene Schule in einem Privathaus; 1836 erster Schulbau.
Gewerbe:
Gutshof (Baron Kübeck)
2 Gasthäuser, 3 Lebensmittelläden, Bäcker, Huf/Wagenschmied, Wagner, Tischler, Sattler, 3
Schneider/Schneiderinnen, Schuhmacher, Maurer, Trafik, Straßenwart.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, Gesangsverein,
Spar- und Darlehenskassa
C
48° 57' N, 16° 15' O, Chlupice
Geschichte
Erstmals 1287 urkundlich genannt, Besitz des Markgrafen von Mähren, der hier einen Meierhof betreibt, gehört zur Pfarre Hosterlitz. 1621 verliert der Herr von Lipa wegen Teilnahme am Böhmischen Aufstand die Herrschaft, sie gelangt 1629 mit der Mährisch Kromauer Herrschaft an Gundakar von Liechtenstein. Ein Teil gehört seit 1370 vermutlich dem Kloster Bruck.
1866 sind Preußen einquartiert, „Preußenlöcher“ sind seither als Verstecke für Nahrungsmittel bekannt.
Brauchtum:
Am 2.Mai ist Gemeindefeiertag und Bittgang um die Felder.
Kirtag am Sonntag nach Michaeli (29.September).
Auf der Znaimer Straße, knapp 100 Schritt vom Hosterlitzer Friedhof, standen zwei halbrunde, flache, zugehauene, 75cm hohe Steine. An dieser Stelle sollen zwei Duellanten einander getötet haben, die Frau, um die es ging, stürzte sich vom Hosterlitzer Turm.
In der „Hofstatt“ steht an der Grenze zu Wainitz ein halbrunder Stein, dort sollen Mörder begraben worden sein.
Matriken seit 1653 (bei Hosterlitz).
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau:
Straßendorf 385 ha, 218 m ü.d.M.
Der Ort ist umgeben von einem Wiesengürtel, durch den der von Kopfweiden und Besenpappeln, Rüstern und Akazien gesäumte Skalitzbach fließt.
Flurnamen: Kleinfelder, Oberwieseln, Mitterfeld, Dammstückeln, Am Tal, Kassibiri, Hofstetten, Stößeln (Josef-Stösseln), Krautlandel, Zwischenwegen, Zulissen, Jungbiri, Sutten, Altbiri, Beiderfach, Am See.
Bodennutzung: Getreide (Weizen, Gerste, Roggen, Hirse, Mais) an Lagerhausgesellschaft in Mißlitz, Zuckerrüben (für Zuckerfabrik in Grusbach), Klee, Gemüse (Bohnen, Erbsen, Karotten, Gurken, Tomaten), ab 1938 an Bezirksabgabestelle in Hosterlitz, Obst, besonders Pflaumen („Glattenbäume“).
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Glockentürmchen, „Türml“, sehr alt, mit gemauertem Sockel und hölzernem Aufbau.
Hl.Joseph an der Znaimer Straße, nahe den „Josef-Stösseln“.
Kriegerdenkmal, 1927.
Gemeindehaus mit Raiffeisenkassa
Milchsammelstelle „Millihäusl“
2 Armenhäuser
Freibad seit 1930.
Elektrifizierung, 1928.
Schule, Postamt, Arzt, Hebamme in Hosterlitz.
Gendarmerieposten in Mißlitz.
Gewerbe:
Mühle bis 1915.
48° 57' N, 15° 45' O, Chvalatice
Geschichte
Urkundlich erstmals 1497 genannt, zur Herrschaft Vöttau gehörig. Die 1786 auf Gemeindegrund angelegte Kolonie Schröffelsdorf wird 1924 als selbständige Gemeinde abgetrennt. Ein Großfeuer vernichtet 1811 den Ort. Im II.Weltkrieg fallen sechs Mann, vermißt bleiben zwölf.
1945 leben im Ort 63 selbständige Landwirte mit 188 Familienangehörigen.
Am 18.Juni 1945 werden 319 Deutsche vertrieben, über Schiltern, Schönwald, Liliendorf, Ober-Fröschau, Zaisa nach Hardegg. 21 Familien können in Österreich bleiben, 35 Familien kommen nach Württemberg, 30 nach Baden, fünf nach Bayern, zwei nach Hessen, eine ins Saarland.
Matriken seit 1785 (davor seit 1751 bei Vöttau).
Literatur:
Leinberger, Hermann: Mein Chwallatitz. o.J.
Bezirk Znaim, Gericht Frain:
Längsangerdorf 1202 ha, 440 m ü.d.M.
Flurnamen: Znaimer Ried, Buchhalter Ried, Preisgraben, Silberberg, Rahm, Zolowitzer Ried, Vöttauer Ried, Böhmacker, Lessel, Bienengarten; Wolfsgrube, Berg, Glashütte, Schiering, Steinberg, Stockbrunnen, Suchahora, Sesselberg, Rahmberg, Tiergarten, Rosenberg.
Znaimer Staatsgebiete: Kolmas, Schanderka, Spitzäcker, Schlibeckwiesen, Spitz, Nedbala-Wiesen, Teichäcker, Mapeläcker, Grentäcker, Stepanka-Äcker.
Bodennutzung: Roggen; Weizen, Hafer, Gerste; Erbsen; Mohn; Klee.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zum Hl.Kreuz, 1750 anstelle älterer Kapelle; Turm von 1770. Altarbild von Josef Winterhalter II., erneuert 1835, Pfarre seit 1892.
Pfarrhof, 1825, renoviert 1841; davor Bau von 1786, abgebrannt 1811.
Schule: Volksschule, einklassig, 1785, durch Brand 1811 vernichtet.
Gewerbe:
Hebamme,2 Gasthäuser, 2 Handelsbetriebe, 7 Handwerksbetriebe.
Vereine:
Lagerhausverein, 1924.
Spar- und Darlehenskassa, 1912.
Landwirtschaftsverein, 1920.
D
48° 55′ N, 16° 22 ′O, Damnice
Geschichte
Urkundlich erstmals 1353 erwähnt, gehört der Ort ab 1535 längere Zeit zu Schattau. 1628 wie Socherl verödet, 1675 mit diesem an Kloster Bruck verkauft, danach neu besiedelt. 1784 fällt Damitz mit der Säkularisierung von Kloster Bruck an den k.u.k. Religionsfond, 1794 brennt das halbe Dorf ab. 1824 wird es an den Edlen von Hopfen verkauft. 1870 fährt der erste Zug auf der Strecke Wien-Brünn. Im I.Weltkrieg fallen 19 Mann.
Besonders hart sind die Winter 1928/29 (-32ºC) und 1939/40 (der gesamte Winterweizen erfriert, das Wild wird derart dezimiert, daß die Rebhühner 5 Jahre Schonzeit erhalten).
Die Theatergruppe des Turnvereins spielt „Der Ehestreik“, „Das Kreuz der Mutter“, „Das Kuckucksei“, „Der Dorflump“, die Singspiele „Im Krug zum Grünen Kranze“ und „Das Heideröslein“. 1935 wird Damitz in die Liste der für den Fremdenverkehr in Frage kommenden Orte aufgenommen, in der Werbung darf die Bezeichnung „Mineralbad“ verwendet werden.
Am 7.Mai 1945-einem der Bittage-wird der Ort bombardiert, sechs Menschen kommen um, 41 Gebäude brennen aus, über hundert Pferdeleichen liegen tagelang aufgedunsen herum. Typhus bricht aus, drei Frauen sterben daran.
Im II.Weltkrieg fallen 23 Mann, 11 bleiben vermißt.
Am 8.Mai 1945 dringen die Rotarmisten in den Ort ein, die Weinkeller und alle Haustüren müssen offen bleiben. Die Sowjets hausen fürchterlich, Frauen werden vergewaltigt. Zwei Wochen später kommen 45 schwerbewaffnete Tschechen, suchen nach Waffen, plündern und mißhandeln die Deutschen. Ein Bauer, der ein altes Jagdgewehr gemeldet hat, kann es aber selbst nicht finden. 20 „Partisanen“ durchsuchen unter Beschimpfungen und Mißhandlungen das Anwesen, endlich finden sie das Gewehr in der Scheune. Der Bauer wird drei Tage lang im Keller des Gasthauses mißhandelt, dann aus dem Ort getrieben und erschossen. Der gräßlich verstümmelte Leichnam darf nicht begraben werden, erst am übernächsten Tag ist dies auf Befehl eines russischen Offiziers möglich.
Alle Männer werden in das Lager Mährisch Kromau verschleppt und von dort aus zur Arbeit verteilt. Ab November besetzen Tschechen die Bauernhöfe, die Deutschen arbeiten als Knechte. Zwei Familien werden in das Landesinnere verschleppt. Der erste Transport geht im Feber, der zweite im März, der letzte im Juni 1946, zu je 30 Personen in einem Viehwaggon, mit 50 kg Gepäck. Im November 1946 werden die zu 5 Jahren Gefängnis Verurteilten aufgrund einer „Amnestie“ entlassen. Vertrieben werden insgesamt 473 Personen.
Brauchtum:
Reim aus der Schwedenzeit: „Der Schwed’ wird kemma, wird all’s mitnemma.“
Im Mai findet dreimal wöchentlich eine Maiandacht im Glockenhäusel statt. Zu Pfingsten geht man auf Wallfahrt nach Maria Dreieichen–sie war 1866 für den Fall des Abklingens der Cholera gelobt worden–, dorthin ist man fünf Tage unterwegs. Auch nach Lechwitz führt eine Wallfahrt. Kirtag im Juni, einer der ersten der Gegend, spöttisch „Solotkiritog“ (Salatkirtag) genannt.
Maulbeerbäume und Süßholzsträucher sind in Höfen zu finden. Die Wurzeln des Süßholzstrauchs sind für die Kinder Ersatz für Zuckerln, auch verwendet man sie zum Süßen des Tees. Sehr gerne haben die Kinder die süßen Früchte des Maulbeerbaumes; auch Enten und Hühnerschätzen sie. Die veredelten Früchte sind schön und groß, gelb und rot, sie werden auch zum Strudelbacken verwendet. Die Kinder klettern um die Wette, um die schönsten Früchte zu erreichen.
Im Krieg mußten die Schulkinder Maulbeerbaumblätter sammeln für die Seidenraupenzucht in der Schule.
Matriken seit 1635 (bei Irritz).
Bedeutend:
Wieder Ludwig (1894-1970), Oberlehrer, ließ unter schwierigsten Umständen und Einsatz eigener Mittel Sportplatz und Freibad errichten. Zur Eröffnung sagte er: „Aus dem Kuhort (ehem. Weide) ist ein Kurort geworden.“
Literatur:
Wieder, Ludwig: Damitz. Znaim 1935.
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Breitangerdorf 885 ha, 198 m ü.d.M.
Liegt am Damitzbach, der durch den Ort fließt, vier Brücken und drei Stege verbinden die Ortshälften.
Flurnamen: Hofstätten, Mittlere und Untere Äcker, Queräcker, Großer und Kleiner Teich, Schuläcker, Haidäcker, Hinterm Berg, Roßweide, Antonifeld.
Bodennutzung: Zuckerrüben, Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, Mais, Klee.
Jagd: Hasen, Rebhühner und Fasane.
Straßen, Plätze: Hauptstraße (Durchgangsstraße), Badgasse, Kellergasse oder Tullnitzer Straße, „Wingl“, Grünau, Dörfl.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Glockenturm „Glöckelhäusel“, 1822, als Wahrzeichen, Maiandachten; Kirchenbesuch in Irritz.
Dorfkapelle
Kriegerdenkmal, 1925.
Freibad, Heilquelle (mangan-, eisen- und jodhaltig, 14°C).
Turn- und Spielplatz, 1929-32.
Post Irritz
Milchhaus, 1936.
Elektrifizierung, 1931.
Schule: Volksschule, 1882 einklassig, 1912 zweiklassig (1.-3. und 4.-8.Schuljahr)
Gewerbe:
2 Ziegeleien, Maschinenschlosserei, 4 Gasthäuser.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1894.
Deutschvölkischer Turnverein, 1923.
48° 50' N, 16° 1' O, Konice u Znojma
Geschichte
Erstmals urkundlich genannt 1302, in früherer Zeit mit einer Wehr mauer umgeben. Klosterbruck hat hier einigen Besitz, den es in der Folgezeit erweitert, der Großteil bleibt bei den Landesherren. Später erwirbt Kloster Seelau in Böhmen Besitz, den 1622 Kaiser Ferdinand II. dem Prager Prämonstratenserstift Strahov schenkt.
1632 sammelt Wallenstein 60000 Mann am Kuhberg. Während des 30jährigen Krieges verödet, bald wieder neu gestiftet, 1657 wird die Kirche zum hl.Jakob errichtet. Den Zehnten erhält Strahov, eingezo gen durch Kloster Bruck. Überliefert wird, daß Deutsch-Konitz einst ein Wallfahrtsort gewesen sei, auf dem Kirchenberg wohnten Kreu zelschnitzer, die solche und andere Devotionalien anboten.
1808 vernichtet ein Großbrand 46 Häuser, Kirche, Pfarrhaus und Schule. 1846 erscheint erstmals der Zusatz „Deutsch“ zu Konitz. Mit der Eröffnung der Bahnlinie Wien-Znaim nimmt der Absatz von Wein, Obst und Gemüse seinen Aufschwung, dem nach 1918 mit der Grenzziehung ein Rückgang entspricht. Um 1900 wird die Ortsstraße gebaut, kurz danach die Straße nach Poppitz.
Im I.Weltkrieg fallen 21 Mann. Ab 1938 erreicht die wirtschaftliche Entwicklung ihren Höhepunkt. Als am 23.September 1938 die Mobil machung erfolgt, setzen sich ca. 60% der Dienstpflichtigen über die Grenze ab.
Im II.Weltkrieg fallen 49 Mann. Am 8.Mai 1945 beginnen mit dem Einmarsch der Rotarmisten Raub, Plünderung und Vergewaltigung. Im Sommer werden die noch nicht geflohenen Deutschen zusammen getrieben, ihrer restlichen Habe beraubt und zur Zwangsarbeit nach Humpolec in Böhmen transportiert.
Im Oktober wird der Gemeindediener von tschechischen „Partisa nen“ erschossen. Im Lager Frischau kommen ein Mann und zwei Frauen um, in Böhmen eine Frau. Der letzte Bürgermeister, der als verwundeter Soldat in einem Lazarettzug von Prag nach Dresden unterwegs ist, wird wie die anderen Verwundeten von tschechischen „Partisanen“ ermordet. Alle nicht nach Österreich Geflohenen werden nach der Ernte im Oktober 1945 vertrieben, insgesamt 429 Personen. Die nach Österreich Geflohenen finden dort eine neue Heimat, die übrigen kommen in den Großraum Stuttgart, in den Raum Milten berg-Wertheim-Würzburg bzw. nach Olvestedt bei Magdeburg.
Brauchtum:
Osterratschen der Schulbuben
Granitzschau, Gepflogenheit der Gemeindeväter, bei der der Jugend die Grenzen des Gemeindegebietes gezeigt werden.
Der Fürzug bei Hochzeiten, bei welchem dem Hochzeitspaar nach Verlassen der Kirche ein Triumphbogen errichtet wird, durch welchen es unter Verteilen von Spenden gelangen kann.
Am Abend vor der Hochzeit wird vor dem Haus der Braut gesungen.
Der Fasching währt nur vom Samstag bis zum Aschermittwoch.
Das Einkaufen in die Burschenschaft: jeder Sechzehnjährige, der aufgenommen werden will, muß versprechen, ein anständiger Mensch zu bleiben, und dazu einen halben Eimer (28l) Wein stiften.
Das Maibaumstößen zu Pfingsten und das Abbrennen des Sonn wendfeuers.
Bittage an den letzten drei Tagen vor Christi Himmelfahrt: Prozes sionen gehen nach der Frühmesse in die Felder, zum Dürnbach, in den Altenberg, zur Strobnitzmarter. Andacht an vier Stationen, Marterln oder Feldkreuzen: der Pfarrer erteilt den Segen, die Leute singen: „Herr, erhöre unsere Bitte! Wende ab von unserer Hütte Krankheit, Krieg und Hungersnot, gib uns unser täglich Brot.“
Kirtag am letzten Sonntag im Juli.
Wallfahrten führen alljährlich nach Maria Trost in Brünnl bei Strobnitz in Südböhmen, auf ein Gelübde während der Pest von 1680 zurückgehend, sowie nach Maria-Dreieichen.
Lage an der Südostseite des Kuhberges, Sommerfrische (Wald, Thaya)
Flurnamen: Altenberg, Kieslinger, Erda, Edelspitzer, Satz, Hühner berg, Oberberg, Goldberg, Sauberg, Saurüssel, Eirisl, Ehbrecher, Gehen, Dürnbach, Hausäcker, Leiten, Gangelsberg, Scheib’n, Mühl berg, Feuerberg, Setz, Breiten, Lehmgraben, Bachleiten, Waldandacht, Haltergraben.
Im Dorf, In die Häuseln, Auf der Judenseiten, Am Kiringberi (Kir chenberg).
Bodennutzung: Landwirtschaftliche Nutzungsfläche 261 ha. Anbau von Gurken, Gemüse, Obst (Kirschen), Salat, Weinbau (Tafeltrauben); Getreide (Weizen, Gerste, Hafer) und Hülsenfrüchte nur für den Eigenbedarf.
Jagd: Jagdgebiet von 453ha: Hasen, Fasane, Rebhühner, Rehe, Füchse.
Straßen, Plätze: Über die Salzgasse bei Edelspitz nach Znaim, ab 1896 befestigte Straße zur Retzer Straße; Fußweg über den Kuhberg. Die Verbindung von Znaim nach Krems führt über die Kuhberg gemeinden Gnadlersdorf, Kaidling, Poppitz und Deutsch Konitz; die Reichsstraße Wien-Hollabrunn-Znaim wurde erst 1727 bis 1760 gebaut.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl.Jakob d.Ä., neugotischer Bau 1908/09 mit Turm (42m) mit 4 Glocken, von Baumeister Kristof aus Prag. Vorgängerin nach den Zerstörungen des 30jähr. Krieges errichtet, brannte 1808 nieder, 1811 Neubau, 1908 niedergebrannt, danach wiedererrichtet.
Pfarrhof, Selbständige Pfarre ab 1763.
Friedhof, 1902/03, nachdem der um die Kirche gelegene zu klein geworden war.
Hl.Nepomuk-Kapelle, 1774.
Hl.Florian. Hl.Antonius, 1750.
Strobnitzer Marter, Dreifaltigkeitsmarter, Hl.Wolfgang-Marter, Schul marter,
Herrenstadelkreuz, Spiegelkreuz im Ried Spiegeln.
Kriegerdenkmal, 1923.
Gemeindebücherei, 2 Gemeindehäuser: eines für den Gemeindediener, das zweite für in Not Geratene.
Tor („Luka“), zwischen den Häusern Nr.88 und Nr.89, die anderen drei waren bereits abgetragen.
Wasserleitung 1898, mit zwei öffentlichen Zapfstellen, 1930 erneuert.
Mehrere öffentliche Brunnen, davon drei mit Trinkwasser.
Elektrifizierung, 1929.
Omnibuslinie für die Kuhberggemeinden (Schattau, Gnadlersdorf, Kaidling, Poppitz) in den 30er Jahren.
Mütterberatung seit den 30er Jahren.
Schule: Volksschule, 1914, zweigeschoßig, zweiklassig, mit Kinder garten. Aufzeichnungen über eine Schule im 17.Jh.; 1763 Schulbau geplant, Neubau 1811 nach dem Brand.
Gewerbe:
Trausnitzmühle. 2 Fleischhauer, Bäcker, 2 Tischler, Schlosser, 3 Schuhmacher, Wagner, Schmied, Hebamme.
Vereine:
Deutscher Kulturverband
Jugendgruppe des Deutschen Kulturverbandes, 1908.
Landwirtschaftlicher Ortsverein, 1919 (bis 1938).
Deutschvölkischer Turnverein, 1923.
Kameradschaftlicher Unterstützungsverein gedienter Soldaten, 1927 (bis 1938).
Matriken seit 1708.
Literatur:
Rybka, Adolf: Ortsgeschichte Deutsch-Konitz. 1964
Bayer, Friedrich: Deutsch-Konitz. 1992
48° 49′ N, 16° 8′ O, Derflice
Geschichte
Im Jahr 1210 ist ein Gutshof auf den heutigen „Brunnenwiesen“ erwähnt, der dem Prämonstratenserstift Klosterbruck gehört. Der Ort gehört zum Klarissenkloster in Znaim, 1434 gelangt er im Tausch gegen Poppitz an Kloster Bruck. Von den Hussiten verwüstet, nur sieben Personen sollen den 30jährigen Krieg überlebt haben. 1708 wird durch das Stift Klosterbruck Dörflitz als neues Dorf mit 19 Hausstellen begründet, darunter die Verwaltungsstelle der Herrschaft, nur ein Siedler mit tschechischem Namen. Nach der Auflösung des Stifts 1784 gehört der Ort der k.u.k. Staatsherrschaft, eingepfarrt nach Taßwitz, ab 1833 zur neu begründeten Pfarrei Naschetitz. Aus Spenden der Gemeinde werden zwei Glocken gegossen. 1852 brennt das Dorf nieder.
Beim letzten Kirtag 1937 gibt es die letzte größere Rauferei (mit den Urbauern, die aus dem Dorf getrieben werden). Die Burschen singen ein Spottlied auf Benesch und werden für 14 Tage eingesperrt. 1938 schießen betrunkene Soldaten auf Feldarbeiter. Die Männer gehen über die Grenze, den Frauen werden Wagen und Pferde weggenommen. Im II.Weltkrieg fallen 18 Mann. Am 8.Mai 1945 dringen Rotarmisten ein – sofort beginnt die Jagd nach Frauen. Mitte Mai folgen tschechische „Partisanen“: alte Männer und junge Burschen werden mißhandelt, Mädchen zu Zwangsarbeit verschleppt. Manche fliehen nach Österreich. Im Juli/August 1945 werden alle jungen Dörflitzer von den Tschechen ins Sammellager Znaim getrieben und müssen Zwangsarbeit leisten. Am 8.August 1945 werden alle Deutschen über die Grenze gejagt.
Kirtag am ersten Sonntag im Oktober.
Matriken seit 1833 bei Naschetitz (davor seit 1700 bei Taßwitz).
Literatur
Muck, Franz: Chronik der Heimat – Dörflitz in Südmähren. 1982
Bezirk und Gericht Znaim
Breitstraßendorf 338 ha, 217 m ü.d.M.
Im Zeilendorf sind die Häuser aneinandergebaut, so daß kein freier Zugang möglich war. Am anderen Ende des Anwesens stand der Stadel, auch wegen der Brandgefahr. Angeschlossen war der Stallhof, der durch das Hintaustor zu erreichen war. Er war von einer Steinmauer eingeschlossen, in ihm weideten Haustiere.
Bodennutzung: Weinbau, Obst, Gurken.
Baudenkmäler, Einrichtungen
Kapelle der Unbefleckten Empfängnis Mariä, 1804, vergrößert 1839, renoviert 1908-1930; 2Glocken, 1833 eingepfarrt nach Naschetitz (1960 abgerissen).
Friedhof 1927, (davor Beerdigung in Naschetitz).
Kriegerdenkmal, 1929.
Elektrifizierung, 1928.
Schule: Volksschule, Neubau 1905/6, davor: 1829, erneuert 1882.
Gewerbe: 2 Gasthäuser.
Vereine
Deutschvölkischer Turnverein, 1923.
Milchgenossenschaft, 1925.
Freiwillige Feuerwehr, 1933.
E
48° 50' N, 16° 3' O, Sedlešovice
Geschichte
Urkundlich 1190 in der Gründungsurkunde von Kloster Bruck genannt, bleibt bei diesem bis zur Auflösung 1784. 1328 wird hier ein Meierhof des Klosters erwähnt. 1478 erläßt König WladislawII. den Bauern den „Todesfall“, eine Gebühr, die beim Tod eines Bauern die Erben zahlen. Der Ort wird lutherisch. 1580 fallen die Einwohner vom katholischen Glauben ab, kehren aber um 1620 wieder um. 1670 leben im Ort ein Halblähner, 6 Viertellähner, zwei Achtellähner und 44 Häusler. 1679/80 sterben fast alle Einwohner an der Pest. 1751 brennen 16 Häuser und der Meierhof nieder. 1784 reißt das Hochwasser die Häuser an der Flußseite ein, eine Person kommt ums Leben. 1898 wird die Brücke über die Thaya gesegnet. Im I.Weltkrieg fallen 16 Mann. 1920 werden Neu-Edelspitz am linken Thayaufer, die Mühle und einige Häuser mit Klosterbruck nach Znaim eingemeindet. Im II.Weltkrieg fallen 18Mann, neun bleiben vermißt. 1945 stirbt ein Mann aus Edelspitz an den Folgen schwerer Mißhandlungen in einem tschechischen Lager. Nach der Vertreibung bleiben einige Familien in Nieder- und Oberösterreich sowie in der Steiermark, die anderen kommen nach Württemberg, Bayern und Hessen.
Kirtag am Sonntag vor oder nach Mariä Geburt (8.September).
Granitzschau am Samstag um St.Florian (4.Mai).
Spitzname: Gstettnreiter, eine Anspielung auf den Hausbau, da ein Teil der Häuser in die „Hühnerberigstett’n“ hineingebaut war.
Matriken seit 1580 (bei Znaim-Klosterbruck).
Bedeutend:
Niklas von Edelspitz, Bildhauer und Baumeister, schuf den Znaimer Rathausturm (1445), das Sakramentshäuschen von St.Niklas in Znaim, Chor und Kreuzgang der Kirche von Klosterbruck. Weindl Georg, Pfarrer und Seelsorger zuletzt in Hartkirchen, Begründer der Georg-Weindl-Benefizstiftung (8000 fl.) zur Finanzierung eines Geistlichen an der Znaimer Spitalkirche St.Elisabeth (1743). Nach ihm wurde in Znaim die Weindlgasse benannt.
Czech Karl, geb.1887, erhielt als Feldwebel im Regiment 99 im I.Weltkrieg in Rußland die Goldene Tapferkeitsmedaille.
Bezirk und Gericht Znaim:
Straßendorf 491 ha, 217 m ü.d.M.
Flurnamen:
Alte Haiden, Altenberg, Bleiche, Gaßlgraben, Goldbergen, Grünbaumhaiden, Guglern, Hölzeln, Holzern, Hühnerberg, Kehlbandl, Kuhberg, Lange Haiden, Lange Vierteln, Lebern, Leiten, Obersteiger, Örtern, Runsern, Schallaun, Spiegeln, Schwedenlache in den Holzern, Thayagärten, Vierern, Zainern, Zehntelbrunnen, Zehnteln.
Bodennutzung:
Zuletzt bestehen 35 selbständige landwirtschaftliche Betriebe mit ca.5ha, nur 2 Höfe erreichen 10ha. 93% der Gemeindeflur werden landwirtschaftlich genutzt. Der Ackerboden ist weniger gut als auf dem übrigen Thayaboden (Bonitätsklasse 3-4 und schlechter). Ein Viertel entfällt auf Gemüseanbau.
Bekannt war die Güte des Weinanbaus. Seit 1900 spielt Viehzucht keine Rolle mehr.
Ein Bauer hat gewöhnlich ein Pferd, 1-2 Kühe (Stallfütterung), 2-3 Schweine und 10-15 Hühner.
Straßen, Plätze:
Durchfahrtstraße, Salzgasse, Gaßlweg, Triftweg (Kuhbergweg), Runsernweg, Klostersteig. Holzbrücke, 1898.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle an der Durchfahrtstraße, bis 1934.
Kapelle im Gaßlgraben, 1934, eingepfarrt nach Klosterbruck.
Eisenkreuz mit Steinsockel am Klostersteig, 1902.
Steinsäule an der Schwarzen Brücke
Kriegerdenkmal, 1923: Pestsäule, 1525 von einem Schüler des Niklas von Edelspitz namens König. Bei der
Errichtung des Kriegerdenkmals vom ursprünglichen Standort auf der Kuhberglehne zu zwei Kopien mit
Fotos der Gefallenen gestellt.
Kindergarten der St.Hedwig-Schwestern
Notspital
Elektrifizierung, 1926.
Wasserleitung: Anschluß an das Versorgungsnetz von Znaim, 1929.
Pflasterung der Durchfahrtstraße mit Schattauer Klinker, 1932.
Schule:
Eingeschult nach Klosterbruck.
Kindergarten, 1918, der Hedwigsschwestern.
Gewerbe: 2 Gasthäuser, 2 Gemischtwarenhandlungen, Fleischerei, Bäckerei, Milchhandlung, 2 Tischler, Schmied, Schuhmacher, Dachdecker.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1904.
Gesangverein
48° 54' N, 15° 54' O, Vracovice
Geschichte
1900 leben im Fasanhof 87 Personen, weitere 20 in verstreuten Häusern. 1945 wird im KZ Znaim ein 49jähriger von den Tschechen zu Tode geprügelt, ein anderer, 54, verhungert dort.
Brauchtum:
Zur Johannesandacht am 16. Mai wird die Statue des „Frühlingsheiligen“, des hl.Johannes von Nepomuk, zur Dämmerstunde mit vier Birkenbäumchen, die die Burschen aus dem Wald holen, und einem Kranz aus Sumpfdotterblumen („Schmalzbleamerln“) der Mädchen geschmückt, je zwei mit Papierbändern geschmückte Birken stehen auf den Seiten. Das in einer Nische stehende Öllämpchen wird entzündet, viele Leute bleiben vor der Statue stehen und beten, andere kommen zur Andacht und singen das Nepomuklied:
Sankt Johann von Nepomuk,
eine Zier der Prager Bruck,
der du hast müssen
dein Leben büßen
im Moldaufluß, im Moldaufluß.
Der König, der wollt’ haben,
du sollst ihm alles sagen,
was die Königin dir gebeicht’
Aber du schweigst still,
dein Mund nicht reden will
Am Dreifaltigkeitssonntag ging eine Prozession von der Ortskapelle zur Dreifaltigkeitsmarter, unterwegs wurden zwei alte Dreifaltigkeitslieder gesungen.
Kirtag am vierten Sonntag im September (St.Michael, 29.September).
Matriken ab 1786 (bei Ober-Fröschau, davor ab 1713 bei Schiltern).
Bezirk Znaim, Gericht Frain:
Straßendorf 726 ha, 429 m ü.d.M.
Flurnamen:
Ackerried, Anaisäcker, Breitäcker, Brünndläcker, Doschitz, Dreimetzenäcker, Haickern, Halterhausäcker, Hochbreiten, Kleinfeld, Krautäcker, Motscherlbreiten, Motscherln unterm Feldteich, Neureithen, Ortsried, Schindergraben, Schmaläcker, Teichbreiten, Viermetzenäcker, Wlkow, Wolleschnefeld.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle zum Erzengel Michael, 1761, Sakristei 1802; 3 Glocken 1888.
Hl.Johannes von Nepomuk
Dreifaltigkeitsmarterl an der Straße gegen Milleschitz (700m).
Friedhofkreuz, Kreuz vor der Kapelle, 4 Steinkreuze.
Marterl am Feldweg nach Milleschitz.
Marterl mit Kreuzwegstationen an der Bezirksstraße.
Schule:
Volksschule, Neubau 1901, einklassig, erster Bau 1812, davor und ab Kriegsbeginn 1939 (wegen zu geringer Kinderzahl) in Oberfröschau, Hauptschule in Schönwald; die Tschechen richteten in einem Haus eine Minderheitsschule für die Kinder von Meierhof-Arbeitern und einem tschechischen Eigentümer und kauften ein Grundstück für einen Neubau, zu dem es aber nicht mehr kommt.
Gewerbe:
Meierhof bis 1923 (Bodenreform), 861ha gehen an Schönwald.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1888.
Spar- und Darlehenskassa, 1905.
48° 46′ N, 16° 16′ O, Hrádek
Geschichte
Urkundlich erstmals 1052 als Erpurch genannt, gehört 1131 zum Znaimer Kirchgut. Eine Veste dieses Namens, die den Übergang über die Thaya schützt, wird 1235 als Burg bezeichnet, in den Kämpfen um Ansprüche der Babenberger wird sie 1244 zerstört. Im 13.Jh. zählt es zu den bestehenden 16 Märkten in Mähren, drei Jahrmärkte. Seit 1541 ist Erdberg mit der Herrschaft Joslowitz verbunden. Um 1600 verlegt die Thaya ihren Lauf, die Brücke wird nach Höflein verlegt. Im 30jähr. Krieg zum Großteil abgebrannt, die Schweden plündern die Kirche. Seit 1660 ist wieder ein kath. Priester im Ort. 1679/80 wütet die Pest, 1832 und 1856 die Cholera. 1865 vernichtet ein Gewitter mit Hagel Wein- und Obstgärten. 1866 sind 4000 Preußen einquartiert. 1872 und 1883 vernichten Brände ganze Ortsteile.
1908 wird im Schulgarten zum 60.Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josefs ein Gedenkstein errichtet, 1920 entfernt, die Gedächtniseiche bleibt stehen. Im I.Weltkrieg fallen 91 Mann. 1923 wird ein junger Mann, der nachts über die Grenze will, von einem tschechischen Grenzwächter erschossen. 1937 werden auf Gemeindegrund 13 Betonbunker errichtet. Im September 1938 geht der Großteil der Einwohner über die Grenze. Nach dem Anschluß finden die landwirtschaftlichen Produkte reißenden Absatz. Im II.Weltkrieg fallen 199 Mann, davon 130 in Rußland. Am 8.Mai 1945 dringen die Rotarmisten ein und verbreiten Angst und Schrecken. Ihnen folgen am 28.Mai die tschechischen „Partisanen“, die zahlreiche Männer nach Znaim und nach Waltrowitz verschleppen, von wo die eingesessenen Deutschen bereits vertrieben sind. Am 2., 3. und 4.Mai 1946 werden die letzten Deutschen aus Erdberg vertrieben. 720 Personen kommen nach Bayern, 699 nach Baden-Württemberg, in Österreich bleiben 392.
Erdställe sind unter zahlreichen Häusern innerhalb des mittelalterlichen Ortsumfangs mit Gängen, wohl ein zusammenhängendes System; ca.5m unter Erdoberfläche, ca.60cm breit und 80cm hoch, enden in runden Kammern von 2,5 bis 3m Durchmesser, Höhe 3m, enden spitzbogenförmig in Luftlöchern; in den Wänden Nischen, vermutlich Sitzflächen oder Raum für Vorräte. Die meisten Erdställe sind unter der Burg oder deren näherer Umgebung. Eine besonders schön ausgearbeitete Kammer wird als Andachtsstätte oder Versammlungsort gedeutet.
Jahrmärkte:
Josefimarkt am Dienstag vor Josef (19.März), Jakobimarkt am Dienstag nach Mariä
Himmelfahrt (15.August), Martinimarkt am Mittwoch vor Martin (11.November).
Brauchtum:
Kirtag am dritten Sonntag im Oktober, St.Theresia von Avila.
Wallfahrt nach Maria Dreieichen
Theateraufführungen, von Einaktern bis zu Operetten.
Geselligkeit beim Schweineschlachten und beim Weinablassen, Frauen treffen sich beim Federnschleißen,
„Woaz orebln“ (Mais auslösen), Gänserupfen.
Bauernregeln: Wenn’s der Hornung gnädig macht, bringt der Lenz den Frost bei Nacht.
Viel Regen im Februar, viel Regen das ganze Jahr.
Wenn im Feber die Lerchen singen, wird’s uns Frost und Kälte bringen.
Auf Lichtmeß laß es Winter sein, dann kommt der Frühling bald herein.
Trifft Matthäus (24.2.) stürmisch ein, wird’s bis Ostern Winter sein.
Matriken seit 1660.
Literatur:
Wild, Franz: Erdberg. 1962
Wild, Franz: Von Erpurch bis Erdberg, Bd. I. 1964
Wild, Franz: Von Erpurch bis Erdberg, Bd.II. 1982
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz:
Platzort 2051 ha, 200 m ü.d.M.
Bodennutzung: Korn (=Roggen), Gerste, Linsen, Erbsen. Kartoffeln, Hirse, Weizen, Rüben, Klee, Mais, Hafer, Mohn; Gemüse wie Gurken, Kraut, Salat, Tomaten, Paprika; Weinbau mit Kirsch-, und Nußbäumen an den Enden der Weingärten. In den Gärten Äpfel, Birnen, Pflaumen, Mirabellen, Pfirsiche, Marillen, Kirschen, weiße und schwarze Maulbeeren.
Viehzucht: Pferde, Rinder, Schafe, Schweine; Gänse, Enten, Puten, Hühner.
Jagd: großes Jagdgebiet, zwei Teile: Landfeld und Thayafeld; 500 bis 700 Hasen.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl.Petrus und Paulus, bis ins 16.Jh. mit Priestern des Malteserordens in Mailberg besetzt, 1764/67 im Stil des Rokoko; Hochaltarbild, zwei Seitenaltarbilder (hl.Johannes von Nepomuk und Geburt Christi) und kleinere Bilder von Anton Maulbertsch; Taufbecken um 1780; plastische Gruppe Christus, Johannes und Maria, 1770, Pest-Altar. Nordturm mit 5Glocken, 4 werden im I.Weltkrieg abgeliefert, 1921 und 1923 werden sie erneuert. Unter der Kirche Totengruft, zwei Ziegelgewölbe, 4m lang, 3m breit und über 2m hoch.
Eingepfarrt: Klein Grillowitz.
Karner, Rundbau 2.Hälfte 13.Jh.
Pfarrhof, um 1740.
Friedhof mit Ecktürmchen und spätbarockem Tor, verlegt um 1755, erweitert 1856.
Kapelle zum hl.Franziskus
Ulrichskapelle, Rest einer alten Burg, 1052 genannt.
Pestsäule „Pestmolta“, 1695.
Bildsäule Abschied Jesu von Maria, „Urlaubmolta“, 1695.
Weißes Kreuz, Statuengruppe.
Dreifaltigkeitssäule
Statuen: Hl.Johannes von Nepomuk, 1788, Hl.Florian.
Kriegerdenkmal, 1923.
Genossenschaftshaus der Milchgenossenschaft, 1923.
Rathaus, Neubau 1926, mit Zeughaus der Feuerwehr.
Raiffeisenkassa, 1926.
Armenanstalt, 1820.
Postamt, 1899, Telefon, 1923.
Hirtenhaus, 1849.
Elektrifizierung, 1929/30, Straßenbeleuchtung mit 92 Lampen.
Omnibusverkehr der Reichsbahn, 1938.
Schule:
Volksschule, Neubau 1825, erweitert 1869 dreiklassig, 1891 Anbau: fünfklassig, Erweiterung 1911, sechsklassig; 1606 erstmals ein Schulhaus erwähnt.
Gewerbe:
Mühle, Schrotmühle, Zementwarenerzeugung.
5 Gasthäuser, 4 Gemischtwarenläden, 2 Fleischhauer, 5 Schmiede, 3 Schlosser, Maurer, 2 Zimmermeister,
Mechaniker, 2 Dachdecker, 2 Sattler, 3 Faßbinder, 7 Schneidermeister, 8 Schuhmacher, 3 Maler,
Kaminkehrer, Gärtner, 2 Eiersammler, 3 Trafikanten, 2 Viehhändler.
Insgesamt lebten mehr als 80 Familien von einem Handwerk oder Geschäft.
Vereine:
Männergesangverein, 1887.
Freiwillige Feuerwehr, 1892.
Raiffeisenkassa, 1899.
Deutschvölkischer Turnverein, 1919.
Katholischer Burschenverein.
Katholischer Mädchenbund, 1930.
Deutscher Kulturverband, 1920.
Bund der Kriegsverletzten, 1921.
Bund der Deutschen, 1936.
Kameradschaftlicher Unterstützungsverein gedienter Soldaten, 1938.
Milchgenossenschaft, 1923.
48° 50' N,16° 5' O, Nesachleby
Geschichte
Teile des Ortes sind alter Besitz von Kloster Bruck, mit der Mühle erstmals 1243 genannt, der Pelzwald erscheint schon 1195 in einer Urkunde; 1252 bestätigt Markgraf Przemysl Ottokar der Propstei Pöltenberg den Besitz der Mühle, König Johann schenkt sie 1325 der Stadt Znaim. Die Bewohner wenden sich dem lutherischen Glauben zu, werden aber zum alten Glauben zurückgeführt. 1660 läßt der Abt von Bruck eine neue Mühle anstelle der alten erbauen. Eingepfarrt nach Klosterbruck. Im I.Weltkrieg fallen 12 Mann. Der Katharinenhof, den die Bauern erwerben wollen, was ihnen tschechische Amtsstellen verweigern, wird billigst an einen Tschechen verkauft.
Im April 1945 ist Feldarbeit nicht mehr möglich, da Tiefflieger auf alles schießen, was sich bewegt. Am 4.Mai werden die ausgehobenen Stellungen durch Kampftruppen der Wehrmacht besetzt, am 7.Mai dringen Rotarmisten ein, Plünderung und Vergewaltigungen folgen. Im II.Weltkrieg fallen 19 Mann. Im Juni terrorisieren tschechische „Partisanen“ die Deutschen, die auf ihren Höfen als Knechte für die Besetzer arbeiten müssen und schließlich nach letzter Ausraubung über die Grenze getrieben werden. Ab März 1946 werden sie nach Westdeutschland (Württemberg, Bayern) abgeschoben, ein kleiner Teil verbleibt in Österreich.
Brauchtum:
Fasching von Sonntagmittag bis Donnerstag 24 Uhr. Am Faschingsmontag: „Monatonz“ (Männertanz), am Dienstag „Stamm-Austanzen“, bei dem ein Rosmarinstamm zu gewinnen war; am Aschermittwoch Heringsschmaus in den Kellern, am Donnerstag Kehraus in den Gasthäusern, dabei verzehrten die Burschen und Mädchen das im Dorf Gesammelte.
Granitzschau am 21.April, Georgi, unter Beteiligung der Schuljugend, die Würstel mit Semmeln und ein Kracherl (= Limonade) bekommt.
Im Mai jeden Samstagabend und Sonntagmittag Andacht vor der Marter. Florianiprozession zum Kreuz auf dem Haidfeld am 4.Mai.
Sonnwendfeier am 21.Juni auf dem Buhuberg, bei der ein riesiger Reisighaufen angezündet wurde, mit Gesang und Aufsagen von Sprüchen und Gedichten durch Burschen und Mädchen.
Kirtag am letzten Sonntag im Juli oder am ersten Sonntag im August, wenn ein gutes Paradeiserjahr gewesen war und die Leute in Esseklee Geld zum Feiern hatten.
Theateraufführung am Silvesterabend im Gemeindehaus mit anschließendem Tanz.
Der Nachtwächter ging während der Wintermonate mit Laterne und Lanze durch den Ort und sang zu jeder Stunde: „Hört, ihr Leut’, und laßt’s enk sagen, die Uhr hat eben … geschlagen“. Am Heiligen Abend wurde er in den Häusern für seine Mühe entlohnt.
Matriken seit 1580 (bei Klosterbruck).
Bedeutend:
Lutz Matthäus, *1807, Hofsängerknabe, Zögling des k.k. Stadtkonvikts, seit 1834 in der Hofkapelle.
Literatur:
Anderl, Johann: Ortschronik von Znaim-Esseklee in Südmähren. o.O., o.J.
Bezirk und Gericht Znaim
Zeilendorf 541 ha, 205 m ü.d.M.
Eine der 6 Thayaboden-Gemeinden, mit Pumlitz zusammengewachsen.
Flurnamen:
In der Ebene: Zeiselberg, Oblaser Sarischgebiet, Hinterholz, Haidfeld, Langer Weingarten, Federpelz, Große und Kleine Breite, Pelzbreite; auf der Höhe: Bergackerl, Gerichtacker, Bergfeld, Sixenriedberg, Platte, Gemeinde-Weiert, Pelzweiert, Sodlgrund, Fowind, Sixenried, Zeiselberg; Hutweiden: Pelzberg (Buhuberg), Sexenberg, Sixenriedberg, Holzwiese; Wiese, Vorderfeld, Krenacker, Breiter und Schmaler Eires, Zeingarten, Ortsried, Mühlgarten, Wechselacker, Taborfeld, Erdbacker, Spitzacker, Hühnerberg, Hintaus, Stegäcker, Galgenried, (Fowing), Kelleracker, Töchterl, Wechselacker, Krenweidacker, Halteracker, Schindergraben, Aasgarten, Schießstätte, Konventäcker, Holzweingärten.
Wald:
Pelzbergwald, Gugathaywald, Fasangarten, Holzwiese.
Bodennutzung:
Alle Getreidearten, Gemüse: Paradeiser, Gurken, Zwiebeln, Salat, Kraut, Kohl, Kürbis; Mohn, Mais, Obst (Kirschen, Zwetschgen, Äpfel, Nüsse, Marillen) und Wein. Die Hutweide war an die Znaimer Garnison verpachtet, aber genutzt: einzige Thayabodengemeinde, in der Viehzucht noch eine größere Rolle spielte.
Jagd:
Rebhühner, Wachteln, Schnepfen, Fasane, Wildkaninchen, Hasen, Rehe.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Glockenhaus mit Kriegergedenktafel
Dreifaltigkeitsmarter
Armenhaus
Milchsammelstelle
Elektrifizierung vor 1914.
Schule:
Schulhaus für Pumlitz und Esseklee, 1875, auf der Gemarkung von Esseklee. Davor nach Klosterbruck eingeschult.
Gewerbe:
Mühle, 1252 erwähnt, mit bedeutender Imkerei. Katharinenhof (Meierhof), bis 1784 zu Klosterbruck, 1918 über die Bodenreform in tschechischen Besitz gekommen,
bewirtschaftet bis 1918 ein Drittel der genutzten Fläche, rund 180ha.
Milchsammelstelle
Gasthaus, 2 Gemischtwarenhandlungen, 2 Maler, 2 Schuhmacher
Vereine:
Burschenverein, 1850.
Bund der Deutschen Südmährens, 1903.
Turnverein im Turnverein Thaya, bis 1938.
Deutscher Kulturverband
F
48° 54′ N, 15° 49′ O, Vranov nad Dyjí
Geschichte
Eine Burg wird urkundlich 1110 genannt, 1183 vom Johanniterorden übernommen; für 1258 ist eine Kirche mit Pfarrer und Kaplan bezeugt, 1323 urkundlich als Markt „Fren“, 1423-31 wird eine Wehrmauer errichtet. Bis zum Ende des 18.Jh. sind Stadtmauer und Tore vorhanden. Nach dem Sieg der Hussiten bei Iglau 1425 ist Frain ihr Sammelplatz. Zwischen 1415 und 1562 gibt es keine Aufzeichnung über einen katholischen Pfarrer. 1616 kauft der Gutsherr von Joslowitz, Wolf Dietrich Graf von Althan, die Herrschaft Frain. Da er sich am böhmischen Aufstand beteiligt, werden ihm die Güter genommen, seine beiden kaisertreuen Brüder können sie aber übernehmen und bis 1793 behalten. Die Schweden hausen schrecklich, von 111 Häusern bleiben nur 39 übrig. 1633 als Frayn genannt. 1642 gewährt Kaiser FerdinandIII. drei Jahrmärkte und einen Wochenmarkt. Gründung der Schmiede- und Schlosserzunft 1642, Tuch- und Leinenweber 1670, Schneider 1675, Lederer-, Sattler- und Schusterzunft 1679, Fleischer 1720, Müller und Bäcker 1727, Binder- und Wagnerzunft 1834, Maurer und Zimmerleute 1744. Jede Zunft hat ihre Fahne, die bei der Fronleichnamsprozession mitgetragen wird. 1723 Poststation auf der Route von Fratting nach Brünn. Kaiser Karl VI. kommt jedes Jahr im Mai aufs Schloß und geht auf die Jagd. 1793 kauft Josef Hilgartner Ritter von Lilienborn die Herrschaft und verkauft 5 Meierhöfe, 8 Gasthäuser, 4 Jägerhäuser, 4 Teiche und Wiesen sowie große Mengen Holz. 1799 verkauft er die Herrschaft wieder. Im frühen 19.Jh. Tuchmacherei. Seit 1849 Gerichtbezirkssitz und Dekanat. Um 1900 wird Frain als Sommerfrische entdeckt. Im I.Weltkrieg fallen 43 Mann.
Am 15.Dezember 1918 rückt tschechisches Militär ein, durchsucht die Häuser, beschlagnahmt Waffen und Lebensmittel und bedroht die Einwohner. Die Gasthäuser müssen um 20 Uhr schließen, nach 21 Uhr darf kein Deutscher auf der Straße sein, Versammlungen sind verboten. Der Ort bleibt bis März 1919 besetzt. Bereits 1912 wird die Bewilligung für den Bau einer Talsperre gewährt, 1927 beginnen die Verhandlungen über die Grundeinlösung, 1100ha Acker-, Wiesen- und Waldboden sind betroffen, Frain verliert 237ha. Der Tourismus erleidet empfindliche Einbußen.
1922 wird in der Bürgerschule eine tschechische Minderheitsschule eingerichtet; die dafür erforderliche Schülerzahl erreicht man, indem man 1925 tschechische Waisenkinder nach Frain bringt. 1930 wird eine tschechische Schule gebaut. Sie wird 1938 aufgelöst, in das Haus zieht die deutsche Volksschule. Zum Erhalt der deutschen Bürgerschule wird 1921 mit Unterstützung des Deutschen Schulvereins ein Waisenhaus von Mährisch Kromau in die aufgelassene Tonwarenfabrik verlegt.
Im Juli 1933 werden bei den Frainer Freilichtfestspielen auf der Barockstiege des Schloßhofs von Hugo von Hofmannsthal „Jedermann“ und „Das Salzburger große Welttheater“ aufgeführt, im August folgt „Wilhelm Tell“ von Schiller.
Am 8.Oktober 1938 marschiert die Wehrmacht in Frain ein. Im II.Weltkrieg fallen 51 Mann. Am 7.Mai 1945 ziehen die deutschen Truppen ab. Tschechische Herrschaftsbedienstete und ukrainische Landarbeiter besetzen das Schloß, am 9.Mai tauchen tschechische „Partisanen“ auf, verhaften Mitarbeiter der NSDAP, mißhandeln sie und verschleppen sie in das Barackenlager in Znaim, wo sie entsetzlich mißhandelt werden, ein Mann überlebt die Torturen nicht. Im Waisenhaus wird ein KZ eingerichtet, die Fremdarbeiter fungieren als Hilfspolizei. Am 24.Mai werden rund 90% der Deutschen vertrieben, die restlichen werden im Lager konzentriert und zu Zwangsarbeit im Kraftwerk bzw. zur Einbringung der Ernte eingesetzt, danach auch mit 30 kg Gepäck pro Person vertrieben.
Matriken seit 1642, Grundbücher seit 1857 (stabiler Kataster).
Bedeutend:
Doré Josef, Landschaftsmaler und Direktor der Frainer Steingutmanufaktur 1832 bis 1873.
Schmidt Ferdinand, Ingenieur, *1878 in Frain, †1941 in Frain, Initiator und Planer der Frainer Thaya-Talsperre.
Literatur:
Anderle, Willy und Schmidt, Walter: Frain – einst die Perle im Thayatal. 2 Bde. 2002.
Gregor, Gustav: Geschichte der Marktgemeinde Frain. (Übersetzung von F. V. Pe?inka: Vranovský okres.
Brünn 1906)
Bezirk Znaim, Gericht Frain:
Platzort (Dreieck) 1368 ha, 312 m ü.d.M.
Flurnamen:
Grenzfelsen, Raubschütz, Drei Wiesen, Gelber Stein, Alter Hammer, Waldbreiterwies, Waldwies, Schmierofenwies, Hochstand, Kuhberg, Mühldicken, Smetana Mais, Granatengraben, Scheideg, Uhufelsen, Weiberleiten, Kaiserwald, Spiegel oder Ziegelbreite, Gräfinwiese, Maria Schutz, Pöllerplatz, Kalkofen, Philosophenhäuschen, Frainer Hof (Wolfshof), Kreuzberg, Einnehmer-Marterl, Galgenberg, Auerkreuz, Kumpa-Marterl, Clary-Kreuz, Pfefferberg, Bründelgraben, Hammergraben, Saugraben, Toter Mann, Schindergrube, Eisleiten/Obelisk, Czelothberg, Engelsitz, Martinswand, Kessel, Pastete, Breitauer Lusthaus, Hubertuswiese, Schwalbenfelsen, Mitterngarten, Breitau, Kreuzallee, Saathübel, Häuselmais, Bindergraben, Hammerköpfl, Batschibach (Helenental), Feliziental, Holzschlag, Sulz.
Bodennutzung:
Weizen, Roggen, Hafer, Mais (Kukuruz), Kartoffel (Erdäpfel), Futterrüben. 1935-1945 sind noch fünf hauptberufliche Landwirte im Ort ansässig.
Die Wälder der herrschaftlichen Forstwirtschaft, Kiefern, Tannen, Fichten, Weißbuchen, Birken, Eichen und Ahorn, erbringen in drei Jahren 50000cbm hartes und weiches Holz, davon ca.30000cbm Brennholz und 20000cbm Nutzholz, das zu zwei Dritteln weiterverkauft wird.
Jagd:
Hirsch, Reh, Hasen, Fasane, Rebhuhn, Wachtel, Schnepfe, Fuchs, Dachs, Marder, Wiesel.
Straßen, Plätze:
Ortsteile: Schloß mit Feliziental, Markt mit Bergstraße, Leopoldstadt mit Kainzengraben, Venedig, Oberhammer, Unterhammer.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 1685, Umbau 1716, Westturm, Hochaltar 1720, Nepomuk-Altarbild von Franz Anton Maulbertsch; Rokokokanzel 1770; 3 Glocken, im Krieg geopfert, 1927 erneuert.
Karner, romanischer Rundbau mit Apsis und sechseckiger Laterne, 2.Hälfte 13.Jh.
Helenenkapelle, 1815, im Unteren Hammer.
Josefskapelle, 1826.
Friedhof mit Grabsteinen aus dem 18.Jh., 1804 verlegt.
Kapelle beim Kirchturm, 1.Hälfte 18.Jh., Christus an der Martersäule.
Kapelle mit Kreuzigungsbild, 1.Hälfte 18.Jh.
Immaculata am Marktplatz, 1713.
Pestsäule, an den Ecken hl.Sebastian, Rochus, Florian und Johannes von Nepomuk, nach Gelübde infolge der
Pest von 1680.
Hl.Johannes von Nepomuk, 1732, an der Thayabrücke.
Tempel Maria Schutz am Rosenhügel, im griechischen Stil, anfangs „Heidentempel“, auch „Dianatempel“ genannt, da er griechische Götterstatuen enthielt, die später entfernt wurden, wonach eine Marienstatue aufgestellt wurde.
Mniszek-Kreuz auf dem Kreuzberg, 1846.
Pomitscher Marterl, 1845.
Windschauer Marterl, 1730.
Landschauer Marterl
Clary-Kreuz nahe dem Staudamm auf steilem Felsen, zur Erinnerung an den Fürsten Clary, 1831.
Kumpa-Marterl auf dem Weg zum Clary-Kreuz.
Marterl an der Jelenmühle, 18.Jh.
Felsenkapelle Mater dolorosa
Pfarrhof, renoviert 1844 und 1899.
Schloß, 76m über der Thaya auf Felsrücken, Zugang über 57m Brücke (1749) zur mittelalterlichen Vorburg (12./14.Jh.) mit turmbewehrter Umfassungsmauer im Süden, Raben- und Wasserturm und quadratisch über Eck gestellter Turm. Amtshaus mit Freitreppe und Laubengang aus dem 16.Jh. Schloßbau, dreigeschossig und dreiflügelig, 1686, anstelle der Hauptburg. Östlicher Querflügel als Vorbau zum Ahnensaal umgebaut n1711/20. Doppelfreitreppe mit Herkules, Antaeus und Äneas mit seinem blinden Vater, Geschenk Kaiser Karls VI. für Gräfin Althan. Ahnensaal, 26m lang, 11m hoch, elliptisch, 1690/94 von Johann Bernhard Fischer von Erlach, anstelle der Burgkapelle. Kuppelfresko von Johann Michael Rottmayr: „Segnungen von Ackerbau und Handel“. In Nischen Statuen berühmter Männer der Familie Althan.
Schloßkapelle, Zentralbau, von Johann Bernhard Fischer von Erlach anstelle des Folterturms auf benachbartem Felskegel. Kuppelfresko von Ignaz Ceinitz: „Engelsturz“, 1700. Zwei Westtürme 1726. Burg Neuhäusel, 1358 urkundlich erwähnt, Besitz des Markgrafen Johann Heinrich, Bruder Karls IV., gehörte eine Zeitlang den Joslowitzer Schloßherren, 1558 mit Frain vereinigt, 1618 noch bewohnt, wahrscheinlich 1645 durch die Schweden zerstört. Besteht aus einer Ringburg und einer späteren Hochburg.
Brunnentempel, mit Reliefs von Fr.A.Zauner, im Feliziental, 1860
Helenenwarte auf der Breitau
Obelisk in der Eisleiten, 1860.
Lusthaus in der Breitau, 1850.
Kriegerdenkmal, 1934.
Bezirksgericht, seit 1850.
Steueramt, seit 1850.
Gendarmerieposten, 3 Gendarmen.
Finanzwachabteilung, 1919-1938.
Bahnstation Schönwald-Frain, 1870.
Elektrizitätswerk
Post- und Telegraphenamt, 1886.
Thaya-Talsperre 1930-36 erbaut nach Plänen des Frainer Ingenieurs Ferdinand Schmidt; Stausee 164 Mio. cbm, Überflutung von Alt-Vöttau.
Schulen:
Volksschule, Neubau 1906, auch für Pomitsch und Windschau; 1726 erstes Schulhaus, 1882 erweitert, dreiklassig, 1623 erste Gemeindeschule. Bürgerschule 1906, dreiklassig; 1910 mit Studenten- und Schülerherberge.
Gewerbliche Fortbildungsschule (bis 1939).
Lehrlingshort (Kolpingheim).
Kindergarten, um 1900, 1920 vom Deutschen Schulverein übernommen.
Gewerbe:
Steingut- und Wedgwoodfabrik, 1798 aus Meierhof umgebaut: „Landesbefugte Steingut- und Wedgwoodfabrik“ von Josef Hilgartner von Lilienborn; 1883 Betrieb eingestellt, die Gebäude vor 1900 in Mietwohnungen umgewandelt.
Seidenbandfabrik 1879, 1912 nach Wien verlegt, später Hotel.
Betonwarenfabrik, 1892.
Sägewerk
3 Mühlen: Marktmühle, 1703; Pointnermühle, auch Jelenmühle, 1936 durch Stausee überflutet; Mittermühle,
umgebaut; 1920-1938.
Tschechisches Waisenhaus;
3 Ziegeleien.
Notar, Rechtsanwalt, Arzt, Zahnarzt, Tierarzt, Apotheke.
3 Hebammen
Sommerfrische mit 170 Hotelzimmern und 200 Sommerwohnungen, Flußbad mit 40 Kabinen, 5
Tennisplätze, Tanzschule, Konzerte, Kino;
Spaziergänge zum Rosenhain, Maria Schutz, Gräfinwiese, Kainzengraben, Feliciental, Breitauer Lusthaus,
Clary-Kreuz, in die Eisleiten etc., Tagesausflüge nach Hardegg, Ruinen Neuhäusel und Kaja, Jagdschloß Karlslust, Ruine Zornstein, Burg Vöttau, Freistein etc.; nach dem Bau der Talsperre 2 Bäder am Stausee: das Turnerbad und das Strandbad.
2 Autobusunternehmen, 5 Taxiunternehmen, 2 LKW-Transporte, 5 Pferdefuhrwerke.
4Gemischtwarenhandlungen, Konsumverein, 4Greißler, 3Grünzeughändler, Milchprodukte, 4Bäcker,
3Fleischhauer, 2Schmiede, Baumeister, 2Spengler, 2Schlosser, 2Zimmerer, Wagner, Faßbinder, Drechsler,
7Tischler, Glaser, Sattler/Tapezierer, 8Schuster, 3Uhrmacher, 5Schneider, 3Damenschneiderinnen,
4Maler/Anstreicher, 2Schuhgeschäfte, 2Tabaktrafiken, Buch- und Papierhandlung, 2Elektriker,
Feinmechaniker, 2Fotografen, Installateur, 3Friseure, Rauchfangkehrer, Kohlenhandel, 3Gärtnereien,
Wäscherei, 2Tankstellen, Bootsvermietung.
Jahrmärkte:
Jeweils am ersten Donnerstag
1) im März, 2) im Mai, 3) im August, 4) im Oktober, 5) im November.
Kirtag am Sonntag nach Maria Himmelfahrt (15.August).
Vereine:
Landwirtschaftliche Bezirks-Kontributions-Vorschußkassa, 1864.
Männergesangverein, 1887.
Spar- und Vorschußverein und Sparkassa, 1882.
Schulkreuzerverein, 1883, später Deutscher Schulverein, 1920 verboten, übernommen vom Deutschen
Kulturverband.
Freiwillige Feuerwehr, 1887.
Verein gedienter Soldaten, 1888, verboten 1919, danach Kameradschaftlicher Unterstützungsverein gedienter Soldaten.
Bund der Deutschen Südmährens, 1899.
Deutschvölkischer Turnverein 1899, Deutscher Turnverein 1920.
Verschönerungsverein, 1910.
Österreichischer Touristenklub (ÖTV)
Ortsgruppe Frain des Landesverbandes für Fremdenverkehr in Mähren und Schlesien.
48° 57′ N, 15° 55′ O, Vranovská Ves
Geschichte
1786 wird zu einem Meierhof gehörendes Land an deutsche Ansiedler aufgeteilt, das Herrschaftsgebäude wird 1874 zu einer Tonwarenfabrik umgebaut, die ihnen wirtschaftlichen Rückhalt gibt.
Matriken seit 1713 (bei Schiltern).
Bezirk und Gericht Znaim:
Zeilendorf 430 ha, 385 m ü.d.M.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle zum hl.Stanislaus, 1804; 3 Glocken.
Herrschaftsgebäude, 1874 umgewandelt in Tonwarenfabrik.
Postamt
Gendarmerieposten
Schule:
Volksschule, zweiklassig.
Gewerbe:
Tonwarenfabrik bis 1930 (Brand).
Kaolingewinnung, Ziegelei
48° 54′ N, 15° 41′ O, Frejštejn (seit 1949 Podhradí nad Dyjí)
Geschichte
Eine Burg Vreynsteyne ist 1251 urkundlich belegt, von ihrer Zerstörung um 1480 wird 1493 berichtet. Schon 1331 ist die Ansiedlung Vreinstain um die Burg genannt, noch vor 1563 erhält der Ort Fraynstayn Marktrechte, die Maximilian II. 1571 erneuert. Seit 1633 wird der zur Herrschaft Ungarschitz gehörende Markt Freystein genannt, seit 1672 Freistein. Als Sommerfrische in Znaim, Brünn, Iglau und vor allem in Wien beliebt. In Bachörtel, 1900 als eigenes Dorf innerhalb der Gemeinde angegeben, leben 114 Personen Matriken seit 1822 (bei Stallek).
Bezirk Znaim, Gericht Frain:
Gassengruppendorf 613 ha, 368 m ü.d.M.
Flurnamen:
Krautgärten, Petreinische, Sonnleite, Penkerleiten, Bauwald, Baufeld, Spitzwiese, Fuchsnazlzipf, Böhmische Wiese, Böhmischer Graben, Hofstätte, Stockacker, Steinige Leiten, Lichtgraben, Rabenfelsen, Stierwiese, Steinerner Tisch, Tonleiten, Tannenwald, Lehmg’stetten, Kohlstatt, Heruntere Hochwiese, Weihgraben, Neuweg, Schallergraben, Obere Hochwiese, Ohnwiesleiten, Ohnwiese, Saugraben, Saugrubenleiten, Fichtleben, Fichteln, Hartgraben, Loibingwald, Augraben, Bruckleiten, Stalleker Graben, In der Thaya oben, Banngartleiten, Banngarten, Röhren, Große Äcker, Bergackerln, Gemeindeackerln, Große Luß, Hasenleiten, Frainerische, Gemeindewald, Bachleiten, Hasenleiten, Gemeindeweide.
Straßen, Plätze:
Enta-Örtl, Bach-Örtl, Oberörtl, Unterörtl, Markt.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle hl.Johann und Paul, 1721, Westturm 1884; 2 Glocken.
Dreifaltigkeitssäule, 1.Hälfte 18.Jh.
Burgruine, 13.Jh.; um 1250 ist ein Gaitmar von Freistein überliefert. Vorbau mit starker Schildmauer,
Zugbrücke mit 2 rechteckigen Türmen; zweigeschossige Mauern mit Renaissance-Fensterresten.
Loibingmarter
Turnerjugendheim nahe der Burgruine.
Schule:
Volkschule, zweiklassig.
Gewerbe:
Mühle, 1787.
2 Sägewerke
Holzwolle-Erzeugung
2 Mühlen: Loibingmühle
Vereine:
Deutschvölkischer Turnverein
Freiwillige Feuerwehr
48° 52′ N, 16° 21′ O, Fryšava (seit 1950 Břežany)
Geschichte
Die Kirche wird 1222 zur Pfarre erhoben, 1338 gewährt Markgraf Karl (KarlIV.) einen Wochenmarkt und peinliche Gerichtsbarkeit (Stock und Galgen), städtische Rechte. Später verödet, erscheint Frischau erst wieder 1560 in Urkunden, jetzt wieder ein Dorf, in dem eine Veste besteht; 1570 sind Wiedertäufer im Ort, der 1619 und 1622 von den Kaiserlichen heimgesucht wird. 1692 kommt der Ort an Liechtenstein. 1805 bis 1809 wütet die Cholera, 1831 fordert sie 31 Tote, sie kehrt 1866 wieder, so daß ein Cholerafriedhof angelegt werden muß. 1870 erfolgen der Anschluß an das Bahnnetz sowie die Einrichtung eines Postamts. 1912 wird die Seelsorge dem Orden der Oblaten übertragen. Im I.Weltkrieg fallen 33 Mann. Nach dem Krieg haust ein Trupp von 21 uniformierten Tschechen im Bahnhofsrestaurant, gefährdet durch Herumschießen die Menschen im freien Feld und tötet das Rehwild. Im Zuge der Bodenreform von 1924 geht der Meierhof in den Besitz einer „Kolonisierungsgesellschaft“ über und wird von der tschechischen Zuckerindustrie beherrscht. 1924/25 wird die Bodenreform benutzt, um tschechische Ansiedler herzubringen, für 12 Kinder wird 1931 ein Schulhaus gebaut, Deutsche mit Staatstellung oder sonst von Tschechen Abhängige werden unter Druck gesetzt, ihre Kinder dorthin zu schicken. Das Schloß wird 1925 an die Breslauer St.Hedwigs-Schwestern übergeben, die ein Provinzhaus und eine Anstalt für geistesschwache Kinder einrichten.
Ein Bombenbangriff am 6.Mai 1945 fordert zwei Todesopfer, viele Häuser werden zerstört. Im II.Weltkrieg fallen 57 Mann. Auf dem Friedhof und auf den Feldern sind über fünfzig deutsche Soldaten begraben. Am 7.Mai 1945 verursachen Brand- und Sprengbomben Zerstörungen, zwei Personen kommen dabei ums Leben.
Am 8.Mai dringen die Rotarmisten ein, kurz danach tschechische „Partisanen“. Die Deutschen müssen auf dem Gutshof oder auf dem eigenen Hof Zwangsarbeit leisten. Am 24.September werden 80 bis 90 arbeitsfähige Personen mit 50kg Gepäck nach Znaim in das Lager an der Prager Straße gebracht und von dort zur Zwangsarbeit verteilt. Am 27.September betrifft dies weitere hundert Menschen. Am 26.Juni 1946 werden die restlichen Deutschen in das Lager gebracht und aus dem Land transportiert. Vertrieben werden 257 Familien mit 957 Personen, von ihnen kommen 599 nach Baden-Württemberg, 117 nach Bayern, 156 können in Österreich bleiben, vorwiegend in Wien.
Brauchtum:
Zum Fest Mariä Verkündigung, einer der größten Feiertage der Gemeinden Frischau, Probitz und Moskowitz, bauen die Krämersleute aus der Umgebung ihre Buden auf, auch der Bosniake mit seinem Bauchladen kommt. Es gibt Zuckergebäck, Schaumrollen, Lebzelt-Puppen und -Reiter in allen Größen, Sämereien, Gewürze, Orangen, Zitronen, Süßholz, Feigen etc. Burschen kaufen den Mädeln Lebkuchenherzen, die bedanken sich zu Ostern mit farbigen Eiern. Zur ersten hl.Messe um halb acht kommen auch die Schakwitz-Hermannsdorfer, Tullnitzer, Leipertitzer, auch Possitzer und Groß-Grillowitzer. Um zehn Uhr wird das Hochamt gefeiert, um halb drei kommen alle zum feierlichen Segen.
Matriken seit 1744.
Literatur: Hora, Johann und Muthny, Josef: Heimatbuch der Gemeinde Frischau. 1972.
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz
Mehrzeilendorf 1782 ha, 195 m ü.d.M.
Flurnamen: Neuhofviertel, Bahnviertel, Pfoffacker, Lateinwiesen, Weidteich, Schulweiden, Kirchenviertel, Untere und Obere Teilungen, Eichenwald, Choleraviertel, Schakwitzer Viertel, Obere oder Moskowitzer Weingärten.
Bodennutzung: Weizen, Roggen, Klee, Kartoffel, Mais, Futter- und Zuckerrüben, Raps, Gurken, Tomaten, Paprika, Pfefferoni, Melonen, Kürbis, Erbsen, Kopfsalat; Kirschen, Marillen, Weichseln, Pfirsiche, Süßpflaumen und Zwetschken. Weinbau, bis 1945 auf 8ha zurückgegangen.
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche Mariä Verkündigung, 1765/71, im Stil des Rokoko, von Bartholomäus Zinner aus Brünn.
Pfarrhof 1794, umgebaut 1838.
Dreifaltigkeitssäule, 1.Hälfte 18.Jh.
Hl.Johannes von Nepomuk, 1.Hälfte 18.Jh.
Hl.Florian, 1.Hälfte 18.Jh.
4 Kreuze im Ort
7 Kreuze in den Fluren
4 Marterln
Bildstock hl.Maria
Schloß, 1713, vier Flügel (82×41m) um rechteckigen Hof mit Lauben. Südflügel 1818/19 umgebaut. Park 3ha, darin Muttergottes-Statue 1860. 1926 Kloster der Hedwigschwestern, Provinzhaus, Betreuung geistig behinderter Kinder und bedürftiger alter Menschen.
Kriegerdenkmal, 1920.
Gemeinde- und Postamt, 1932, Postamt seit 1870.
Gendarmeriestation
Raiffeisenkassa und Milchabgabestelle, 1929.
Elektrifizierung, 1929.
Schulen:
Volksschule, Neubau 1834, zweiklassig, 1907 dreiklassig; Gemeindeschule seit 1727, renoviert 1825.
Tschechische Minderheitsschule 1931, ab 1939 deutsche Hauptschule
Gewerbe:
Meierhof, Schnapsbrennerei
Arzt, Hebamme
2Gasthäuser, Bahnhofsrestauration, 2Fleischhauer, 4Gemischtwarenhandlungen, 2Bäcker, 2Viehhändler,
2Schneider, 2Schneiderinnen, 3Schumacher, 3Schmiede, 2Wagner, 2Tischler, 2Schlosser, mehrere Maurer,
Maler/Anstreicher, 2Eier- und Gemüsehändler.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1897.
Männergesangverein, um 1897.
Deutschvölkischer Turnverein
Christlich-deutscher Turnverein
G
48° 55' N, 16° 10' O, Kyjovice
Geschichte
Urkundlich erstmals 1275 genannt, nach 1621 teilt es die Geschichte mit Bonitz. Der Meierhof, Besitz der Lobkowitz, wird bei der Bodenreform zur Tschechisierung aufgeteilt, das Gut erwirbt ein Bankier aus Brünn, ein Drittel bleibt bei den Lobkowitz, drei Viertel Wald und ein Viertel Acker, davor war das Verhältnis umgekehrt.
1921/22 und 1936/37 werden Gräber aus der Steinzeit gefunden.
Matriken seit 1652 (bei Proßmeritz).
Literatur:
Siehe Töstitz.
Bezirk und Gericht Znaim:
Angerdorf, haufendorfartig 609 ha, 215 m ü.d.M.
Bodennutzung:
Obst, Weinbau, Gurken.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche zum hl.Bartholomäus, 1938; 2 Glocken und 1 Glocke vom Glöckelberg, dort bis dahin in einem hölzernen Glockenstuhl.
Kriegerdenkmal, 1921.
Gemeindebücherei
Schule:
Schulbesuch in Proßmeritz, nach 1918 tschechische Minderheitsschule in einem vom tschechischen
Schulverein aufgekauften Haus, wird 1938 deutsche Schule.
Kindergarten
Gewerbe:
Ziegelei, Meierhof
Vereine, Einrichtungen:
Milchgenossenschaft
Raiffeisenkassa
48° 45' N, 16° 8' O, Ječmeniště
Geschichte
Gerstenfeld wird 1787 von der Herrschaft Bruck größtenteils auf dem Klein-Tajaxer Meierhof angelegt; die von Kaiser Joseph II. zugewiesene Fläche wird von Regierungsrat Gerstner auf 24 Häuserstellen verteilt, nach ihm ist der Ort benannt. Jeder Ansasse zahlt jährlich 30fl. nebst 5fl. Robotgeld. Bis 1939 werden 27 Häuser dazugebaut, 20 Bauernhöfe und 3 Kleinhäuser werden außerdem geteilt, so daß 64 Hausnummern 1945 bestehen. 1849 fällt eine ganze Häuserreihe einem Großbrand zum Opfer. Überschwemmungen reißen 1834, 1854 und 1888 immer wieder Brücken weg. Die Cholera fordert 1833 und 1866 Opfer. Im I.Weltkrieg fallen 15 Mann, im Zweiten 27.
Am 13.1.1919 wird der Ort von 50 Mann tschechischen Militärs besetzt, die in der Schule untergebracht werden und am 20.1.1920 wieder abziehen. Finanzpatrouillen kontrollieren von da an die Grenze. In den 30er Jahren verschlechtert sich die Wirtschaftslage. 1938 fliehen zwei Drittel der Einwohner nach Österreich, ältere Daheimgebliebene versorgen das Vieh. Im II.Weltkrieg fallen 27 Mann.
Am 8.Mai dringen die Rotarmisten in den Ort ein. Die schreckliche Zeit der Plünderungen und Vergewaltigungen beginnt. Wenige Tage später tauchen die tschechischen „Partisanen“ auf, Hofbesetzer erscheinen. Die Jüngeren gehen im Mai über die Grenze und suchen in Österreich Arbeit. Ein Drittel der 275 Ortsbewohner, rund 90 Personen, bleiben im Pulkautal und bewirtschaften ihre dortigen Felder und Weingärten, die übrigen werden 142 nach Westdeutschland abgeschoben (nach Hessen: 115). Nach 1945 verödet der Ort, wird 1959 weggeräumt.
Brauchtum:
Die „Grea“: Am Nachmittag des Ostermontags geht das ganze Dorf in die Keller, jeder Bauer lädt die Helfer ein; es gibt Geselchtes oder Braten, Eier und Gugelhupf und Wein dazu. Die Schulkinder gehen von Keller zu Keller, sagen ein Sprüchlein – „Gelobt sei Christus, mir tan aa bitten um unsern Osterwein“ – und bekommen das Gewünschte. Mancher Bauer läßt sich ein Lied vorsingen, dann ziehen die Kinder mit „Itzt sogn ma Göltsgod dafür“ weiter.
Matriken seit 1710 (bei Klein-Tajax).
Literatur:
Kornherr, Vinzenz/Land, Konrad: Heimatbuch der Gemeinde Gerstenfeld 1787-1945. 1978
Bezirk und Gericht Znaim:
Zeilendorf 135 ha, 216 m ü.d.M.
In hügeliger Umgebung gelegen, Schatz- und Lampelberge erreichen 294m; 200m westlich vom Ort entspringt der Schatzgraben, der parallel zu der Häuserreihe nach Osten fließt. An seinen Ufern liegen die Hausgärten mit vielen Obstbäumen.
Flurnamen:
Krautacker, Saubrünndelacker, Wirtsacker, Rangel, Oberes Bergl, Unteres Bergl, Wiesenacker, Obere Wiesen, Untere Wiesen, Oberer Großacker, Unterer Großacker, Stallaufacker, Speckackerl, Queracker, Halterackerl, Urbauer Schatzl, Heiden, Obere Heideln, Untere Heideln, Gemeinde-Acker, Breite Wiesen, Wasserwiesen, Granitzwiesen.
Bodennutzung:
Im Schutze von Schatz- und Lampelberg gedeihen auf gutem Lehmboden alle Getreidesorten, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, und Hackfrüchte, Kartoffeln, Rüben und Mais, Hülsenfrüchte, Linsen und Bohnen, hauptsächlich Weinbau; besonders gut Kirschen, Pfirsiche und Aprikosen, daneben Tomaten, Gemüse, Nüsse und sonstige Obstarten.
Jagd:
Rebhühner, auch Fasane; daneben gab es stets zwei bis drei Fuchsbaue, Wildkaninchen, selten einen Dachs. Ziesel richteten in Maisfeldern großen Schaden an.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle Mariahilf, 1891 (Messe zweimonatlich; eingepfarrt nach Klein-Tajax).
Kriegerdenkmal, 1922.
Armenhaus mit 4 Räumen.
Finanzwache, 1924.
Milchgenossenschaftshaus, 1925.
Postablage: zweimal wöchentlich wurde die Post aus Kallendorf vom Boten geholt; ab 1924 tägliche Zustellung aus Kallendorf.
Öffentlicher Fernsprecher, 1938.
Wasserversorgung über Hausbrunnen; genießbar nur auf der rechten Seite des Ortes, von Klein Tajax kommend.
Schule:
Volksschule, einklassig, 1821; davor Unterricht durch den Gehilfen des Lehrers von Klein Tajax in verschiedenen Häusern. Umbau 1895, einklassig. 1938 verlegt ins 1924 erbaute Finanzhaus, die alte Schule wird Kindergarten.
Gewerbe:
2 Gasthäuser, Krämer, Schmied (Gemeindeschmiede, um 1850), Schuhmacher.
Vereine:
Bund der Deutschen Südmährens, 1913.
Ortsvereinigung des Bundes der Landwirte, 1920.
Deutscher Kulturverband, 1924.
Gesangverein
Milchversorgungsgenossenschaft, 1924.
Kameradschaftlicher Unterstützungsverein der Heimkehrer, 1925.
Deutschvölkischer Turnverein, 1935.
48° 48′ N, 15° 59′ O, Hnanice
Geschichte
Urkundlich erstmals 1202 erwähnt anläßlich der Abtretung des Wein zehents an das Kloster Bruck. Ein Wunderbrunnen soll damals Ursache für die Begründung des Wallfahrtsortes gewesen sein. Seit 1541 gehört Gnadlersdorf zur Herrschaft Joslowitz. 1581 verweigert die Ge meinde, die vom katholischen Glauben abgefallen ist, Kloster Bruck den Zehent. Kaiser KarlVI. bestätigt das Recht auf einen Wochen markt, Maria Theresia wiederholt dies 1743, Kaiser FranzII. 1792. In alter Zeit bestanden drei Tore. In den Lehmkellern befinden sich Seitenkammern und -röhren mit engen Einmündungen, mit Mau erziegeln markiert; auch Erdställe sind vorhanden. Seit 1784 besteht eine eigene Pfarrei, die Reform Josefs II. beendet die Wallfahrten und damit eine Einnahmequelle. 1799 kommt russisches und kaiserliches, dann französisches Militär, plündert und brandschatzt. Bis 1898 gehört Neunmühlen zur Gemeinde Retzbach, also zu Niederösterreich. Nach 1918 durch die tschechische Finanzbehörde besiedelt, seit 1932 besteht eine tschechische Minderheitsschule für ca.10 Kinder von Zollbeamten. 1935 beginnt der Bau von Grenzbefestigungen. Im Herbst 1938 fliehen die meisten Einwohner nach Niederdonau, 49 bleiben in Verstecken zu Hause. Die tschechischen Zollbeamten verlassen den Ort, eine tschechische Schule wird nicht mehr benötigt.
Im II.Weltkrieg fallen 38 Mann. In Feber 1945 kommen drei Kinder in Neumühlen durch Handgranaten um. Im Oktober 1945 werden drei Männer erschossen, ein Mann kommt im Lager Znaim ums Leben, zwei weitere in tschechischer Gefangenschaft. Viele fliehen über die Grenze. Die letzten Deutschen werden am 1.März 1946 mit 40kg Gepäck pro Person nach Znaim in das KZ in der Prager Straße gebracht und am 9. in Viehwaggons über Iglau, Prag und Pilsen nach Würzburg vertrieben; bis zur bayerischen Grenze bleiben die Wag gons abgesperrt.
Brauchtum:
Kinder: Neujahrswünschen, Ostereiersammeln.
Um Heiligen Striezel „fechten“ (= bitten, betteln) am 1.November.
Jugend: Eier einpecken.
Rosenmontagsumzug, Fasching eingraben am Aschermittwoch,
Kirtag am Sonntag nach dem 24.August (Bartholomäus), Weinlese fest, Maibaumsetzen, Totrmonnsetzen, Theaterspiel,
Sonnwendfeier am 21.Juni, Heurigenloben am 11.November (Martini)
Granitzschau:
Der Markustag (25.April) war für die Schulkinder unserer Markt gemeinde immer ein Festtag. An diesem Tag war das nach den Osterfeiertagen mit Ungeduld erwartete Granitzschauen. Wochen vorher wurden schon hölzerne Säbel, Haselnußstöcke geschnitzt und schwarz-rot-goldene Fähnchen hergerichtet. Nach dem Mittagessen sammelten sich die Schulkinder vor der Schule. In Erwartung des Herrn Bürgermeisters mit den Gemeinderäten und des Herrn Ober lehrers standen sie mit gegürteten Säbeln oder mit Fähnchen da, und wer das eine oder andere nicht besaß, hatte sich sicher einen Hasel nußstecken mit vielen weißen Ringen zurechtgeschnitzt. Um 1 Uhr erschien der Herr Bürgermeister mit den Gemeinderäten und dem Gemeindediener. Die Schuljugend nahm in Zweierreihen Aufstellung und marschierte mit frohem Gesang, gefolgt vom Gemeindeausschuß und dem Lehrkörper, auf der Retzer Straße, an dem großen Linden baum vorbei, bis zum Zollhaus an der niederösterreichischen Grenze. Da die schon betagten Herren Gemeinderäte den flotten Marschierern nicht nachkamen, mußten diese an der Grenze warten. Beim Zollhaus trennten sich die Gemeinderäte und die Schüler. Die Erstkläßler–die Schule war zweiklassig–marschierten mit der einen Hälfte der Ge meinderäte entlang der Grenze Mitterretzbach-Schattau-Kaidling. Die Zweitkläßler mit der anderen Hälfte der Gemeinderäte machten den Weg längs der Grenze Oberretzbach-Niederfladnitz durch den Streit graben bis zur Thaya. Die Aufgabe war, zu sehen, ob alle Grenzsteine rund um das Gebiet der Marktgemeinde noch standen. Jene Schüler, welche zum erstenmal in der zweiten Klasse den Weg machten, hatten aber noch eine besondere Aufgabe zu lösen. Sie mußten einen Grenzstein suchen, der im Wald lag, von Gestrüpp ganz versteckt. Hundert Meter vorher wurden ihnen die Augen fest verbunden und sie wurden bis in die unmittelbare Nähe des Steines herangeführt und hierauf ihrem Schicksal überlassen. Mit einem Stock mußten sie tastend den Stein ausfindig machen. Das Heimtückischste an der Sache war, daß in unmittelbarer Nähe des Grenzsteines ein Wasser tümpel war, in welchen natürlich mancher der suchenden Buben zum Gelächter ihrer großen Mitschüler hineinstolperte. Inzwischen waren die Herren Gemeinderäte nachgekommen, und der Herr Bürgermeister verteilte an jeden Schüler 50 Heller. Unter frohem Gesang ging es dann, der österreichischen Grenze entlang, durch den Streitgraben bis zur Thaya. Der Streitgraben war übersät mit Leberblümchen und Primeln-Aurikeln. Auch süße Steinwurzeln wurden gegraben, die dort in rauhen Mengen wuchsen. Hüte und Mützen wurden mit Blumen geschmückt, und entlang der Thaya ging es weiter.
Die Thaya bildet dort die natürliche Grenze zwischen der Gemeinde Baumöhl und unserer Marktgemeinde. Bei der ehemaligen Bäckerei Gruber wurde haltgemacht, und der Bürgermeister verteilte noch ein mal an jeden Schuljungen 50 Heller. Zur Zeit meines Vaters, als die Grubers in Neunmühlen noch die Bäckerei betrieben, holten bei der Granitzschau die Entlaß-Schüler immer einige Laibe Brot, welche aufgeschnitten und an die Mitschüler verteilt wurden. Wenn man den Erzählungen der Alten Glauben schenken kann, dann hat dieses Brot besser geschmeckt als die feinste Torte. Im Gasthaus Geier, beim sei nerzeitigen Pächter des später errichteten Restaurants Gruber, wurde eingekehrt. Dort trafen auch die Buben der ersten Klasse ein, welche die Grenzsteine längs der Markung Schattau und Kaidling zu prüfen hatten. Beim Geier schmeckte das „Kracherl“ (Sprudel) wunderbar, besonders wenn die Kohlensäure durch die Nase aufstieg. Jeder wollte ein rotes (mit Himbeergeschmack) haben. Salzstangerln dazu waren Leckerbissen.
Inzwischen waren mit der Frau Oberlehrer die Schul mädchen gekommen, welche die Blumen an den Hüten und Mützen der Buben bewunderten. Vor Einbruch der Dunkelheit wurde zum Heimweg aufgebrochen. Trotz des steilen Neunmühlener Berges wur den Marschlieder geschmettert, daß aus dem nahen Wald das Echo widerhallte. Über den Nußberg wurde durch die „Häuseln“ mit dem Liede „Stimmt an mit hellem hohem Klang…“ in den Marktflecken einmarschiert. Im Haus des Bürgermeisters gab es noch einmal eine Überraschung: Die Gemeinderäte verteilten an alle, die gekommen waren, Ohrbeugeln. Das waren aus einem mürben Teig gebackene Ringe, die semmelkorbweise aufgestellt waren. Der Bäcker hatte einen ganzen Tag damit zu tun gehabt, um diese Mengen herzustellen. Die Gemeinderäte hatten diese Ohrbeugeln auf die Gehstöcke (mit dem Griff nach unten) aufgesteckt und verteilten sie zu je zwei Stück. Wenn man allerdings einen guten Vetter im Gemeinderat hatte, bekam man auch noch mehr. Die Fama behauptet, daß eine mit einem Gemeinderat besonders gut Befreundete sogar einen ganzen Stock dieser Ohrbeugeln bekommen habe. Es gab jedoch Gemeinderäte, die wegen zu gewärtigender übler Nachrede grundsätzlich jedem bloß zwei Stück gaben. Trotzdem verstanden es manche Kinder, sich eine größere Menge zu verschaffen; es gab ja Ohrbeugeln zur Genüge. Der Tag fand mit einem gemütlichen Beisammensein der Gemeinderäte und des Lehrkörpers entweder im Gasthaus „Zum weißen Kreuz“ (Lauerwirt) oder „Zur goldenen Krone“ (Zehetnerwirt) seinen Ab schluß. Im Jahre 1928 zogen zwei tschechische Finanzer in den Gemeinderat ein und einer von diesen interessierte sich, wo in der Gemeinderechnung die Auslagen der Granitzschau verrechnet werden: „Wer zahlt Granitzschauen“ Ein Gemeinderat gab ihm zur Antwort: „Zahlt Bürgermeister aus eigener Tasche!“ Dies stimmte allerdings nicht, und ich will deshalb das Rätsel, wer der Geldgeber war, hier lösen: Während des Jahres wurden von der Gemeinde Versteige rungen von Obst, Gras, Holz und Streu durchgeführt. Von den einge henden Geldern wurden für die Granitzschau Beträge abgezweigt, ohne daß dies in der Gemeinderechnung besonders angegeben wurde, eine Praxis, die seit Generationen als gutes Recht betrachtet wurde.
Flurnamen:
Altlehen, Nußbergen, Goldäcker, Reitern, Danisch wegen, Lerchenbergen, Thailetter, Thäler, Anderfelder, Satzen-Setz ‐ pflanzen, Langenbergen, Mittelbergen, Sillern, Destinger, Edeln = Erlen, Scheibling, Neunmühlen, Grafenbergen, Antenschuh, Kamperl, Tettenhauer, Taferl, Kicherl, Grulitsch, Datzgen, Freithöfeln, Znaimer Weg, Znaimer Leiten, Joslowitzer Leiten, Fuchsengraben, Kuckucks berg, Reiterberg, Quanten, Ödenberge, Hölle, Breiteln, Horden.
Im Ort:
Unterort, Mitterort, Oberort, Häuseln, Ziegelofen, Hinter den Kellern, Kellergasse, Freithöfelhäuseln, Gemeindegasse, Kirchplatz, Bei der Lacken, Bockscher Platz.
Bodennutzung:
Zwei Drittel des Gemeindeareals werden für Acker bau, Wein- und Obstbau genutzt, ein Drittel ist bewaldet.
Jagd:
Hochwild und Niederwild sind vertreten: Rehe, Hasen, Kanin chen, Füchse, Dachse, Fasane; Hirsche als Wechselwild.
Straßen, Plätze:
Znaimer Straße, Retzer Straße, Fladnitzer Straße. Anderfelderweg, Satzenweg, Granitzweg, Neunmühlenweg, Erlen weg, Grulitschweg, Reiterweg, Lerchenbergweg, Grafenbergweg.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche St.Wolfgang, alte Wallfahrtskirche, über einer Heilquelle erbaut; dreischiffige Hallenkirche; spätgotisches Langhaus und West turm mit Wehrgang 1484-87, wahrscheinlich von Niklas von Edel spitz; Sakristei mit Netzrippengewölbe um 1500; St.Wolfgang, 1490, im Altar; Marienkrönung, St.Wolfgang (15.Jh.) und andere Statuen, Kanzel und Schmiedeeisentüren spätgotisch; Taufstein Renaissance, 1.Hälfte 16.Jh.; Hochaltar Ende 17.Jh., Seitenaltäre hl.Anna und Nepomuk; 1820 um ein Klafter niedriger gemacht; 1898 renoviert; der Turm wird später angebaut, 3Glocken. Ältester Teil Brunnenkapelle, 13.Jh., mit Stichkappentonnengewölbe 17.Jh.; anschließend Kapelle mit Kreuzrippengewölbe 14.Jh.; seit 1923 Kriegergedächtniskapelle, mit Barockaltar, 1.Hälfte 18.Jh.; an der Nordseite Verkündigung, am Südtor der gegeißelte Heiland mit Schriftband, 1483.
Kapelle Maria am Stein in den Weinbergen, 1650 (Schalenstein), 1785 abgetragen.
Friedhof, 1735 (davor Schattau).
Mariensäule oberhalb der Kirche, 1887.
Hl.Johannes von Nepomuk und hl.Florian auf der Straßenbrücke im Unterort.
Eisenkreuz vor dem Kirchtor, 1869.
Rotes Kreuz, 1791, erneuert 1905.
Kreuz in der oberen Kellergasse.
Kreuz am unteren Mühlweg, 1832.
Gespitztes Marterl, gotisch, an der Kreuzung Znaimer-Fladnitzer Straße, 17.Jh.
Marterl an der Grenze mit der schmerzhaften Muttergottes, 17.Jh.
Kriegerdenkmal, 1924.
Rathaus, ab 1938 in der umgewandelten Schule.
Gemeinde- und Pfarrbücherei
Gemeindehospital im Oberort (z um Sanitätsdistrikt Schattau gehörig).
2 Armenhäuser in der Gemeindegasse
Milchsammelstelle
Postamt und Bahnstation in Schattau
Telefon in Haus Nr.57
Omnibusverkehr, privat, nach Znaim, ab 1938 Postauto, weiter nach Krems.
Elektrifizierung, 1931.
Schule:
Schulbau 1812, Schule ab 1910 zweiklassig (2. provisorisch in Privathaus); schon 1600 ist ein Schulmeister belegt. 1932 Bau einer tschechischen Schule, in welche 1938 die deutsche Schule und der Kindergarten (davor privat) verlegt werden; Hauptschule in Schattau.
Gewerbe:
Mühle
Ziegelei bis 1910
Hotel-Restaurant Gruber in Neunmühlen, 1928; Sommerfrischler kommen aus Brünn und Wien.
2 Gasthäuser, 2 Gemischtwarenläden, Bäcker, Schmied, 2 Schreiner, Schneider, 3 Schuhmacher, Weinkellerei, 2 Sammelstellen für
Obst und Gemüse.
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:Waldgenossenschaft der Einundsechziger, ca. 1818.
Bund der Deutschen, 1899 (Burschenschaft).
Liedertafel und Musikkapelle, um 1900.
Deutscher Kulturverband, 20er Jahre.
Freiwillige Feuerwehr, 1930.
Turnverein, 1935.
Kirchenchor
Molkereigenossenschaft, 1925.
Matriken seit 1783 (davor ab 1637 bei Schattau).
Literatur:
Homola, P. Philipp: Gnadlersdorf. „Mancherlei aus der Vergangenheit einer
48° 48′ N, 16° 25′ O, Hrabětice
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt 1447 in der Brünner Landtafel als Besitz des Grafen Michael von Hardegg und Retz. Die Hussiten zerstören die Dörfer Anschau, Gnaspitz und Schönau, danach entsteht Grafendorf. Seit 1850 ist es selbständige Gemeinde. 1809 plündern die Franzosen drei Tage lang. 1838 wird die Gegend durch Hagel verwüstet, 1839 überflutet die Thaya die Wiesen und bedeckt viele Grundstücke mit Sand. 1855 sterben 134 Menschen an der Cholera. 1865 vernichtet Hagel die ganze Ernte. Dem Krieg von 1866 und der Cholera, die mehrere Häuser entvölkert, folgt eine Hungersnot.
Im I.Weltkrieg fallen 45 Mann. Am 20.Dezember 1918 wird die Schule von tschechischem Militär besetzt. Nach 1919 kommen tschechische Eisenbahner und Finanzbeamte in den Ort, 1922 amtiert der letzte deutsche Postmeister. 1920 werden sämtliche Mahlprodukte, Hülsenfrüchte und Ölsaatprodukte vom Staat beschlagnahmt.
Im Dezember 1937 zählt man 93 Arbeitslose. Im Mai 1938 besetzen eine Maschinengewehrkompanie und eine Haubitzbatterie Grafendorf, einige Bewohner verlassen den Ort. Es kommt zu einer Schießerei ohne Beteiligung von Deutschen, nachdem im Gasthaus ein betrunkener Soldat herumgeschossen hat. Im II.Weltkrieg fallen 92 Mann. Am 8.Mai ziehen Rotarmisten durch. Nach einiger Zeit kommen tschechische Hausbesetzer, ein Teil der deutschen Männer wird nach Znaim ins Lager verschleppt, dort sterben zwei an Mißhandlungen. Nach und nach werden alle Männer dorthin gebracht und zur Zwangsarbeit in die Umgebung geschickt. Viele flüchten über die nur 3 km entfernte Grenze. Die Abschiebung aus Österreich erfolgt im Januar und Februar 1946, Ende März beginnen die Vertreibungen aus Grafendorf über Znaim, Transporte gehen am Ostermontag, zu Pfingsten, bis 23.Oktober ab.
Brauchtum
Kirtag am Sonntag nach dem 24.August (Bartholomäus).
Antonifest: dem hl.Antonius von Padua geweiht, am Sonntag nach dem 13.Juni, Antonimarkt mit Buden, Ringelspiel und Schaukel; nach dem Hochamt Konzert und Tanz.
Die beiden Gemeindebrunnen mußten alle zwei Jahre gereinigt werden, alljährlich im Wechsel. Die Arbeit beim Schmiedbrunnen besorgten die Burschen vom oberen, beim Holderbrunnen die vom unteren Gasthaus am Pfingstsamstag. In jedem Brunnen lag eine schwere Kugel, die man als Beweis für vollbrachte Arbeit dem Bürgermeister bringen mußte, der sie wieder hineinfallen ließ. Danach zog die Burschenschaft durch den Ort und sammelte ihren Lohn ein, im Gasthaus wurde das Gesammelte versteigert. Der Brauch endete, als der Holderbrunnen in Privathände überging.
Matriken seit 1784 (davor ab 1676 bei Grusbach).
Literatur
Scholler, Johann: Heimatbuch der Gemeinde Grafendorf. 1950.
Scholler, Josef: Pfarrchronik von Grafendorf. 1981.
Obleser, Ludwig: Grafendorf von der Besiedlung bis zur Vertreibung. 1984.
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz
Breitstraßendorf 1596 ha, 195 m ü.d.M.
Flurnamen: Beim weißen Kreuz, Breite Äcker, Schmale Äcker, Weingartenäcker, Unteres Weingebirge, Volkrische Äcker, Scheiben, Stierzipf, Weidfleck, Häuslerweidfleck, Hauswiesen, Zehnschritt, Rötzer, Frischauer Wiesen, Zinswiesen, Große Wiesen, Schönauer Wiesen, Teichquanten, Teichlvierteläcker, Dritthalbquanten; im Thayafeld: Schmale Äcker, Fuchsenäcker, Taläcker, Rötzer Neuriß, Grundbreitenäcker, Krautlandäcker, Schmale Äcker; Ortsneurisse: Breite Neuriß, Schmale Neuriß etc.
Bodennutzung: Überwiegend Weizen; Korn, Gerste, Hafer, Gemüse, zumeist Gurken, danach Zwiebel und Knoblauch, weniger Weinbau. Obst: Kirschen, Weichseln, Zwetschgen, Marillen, Pfirsiche, Nüsse, Äpfel, Birnen. Höfe bis 18 ha.
Jagd: 1000 Hasen, 300 Rebhühner, 200 Fasane, 100 Wildenten.
Straßen, Gassen, Plätze: Schönauer, Grusbacher, Höfleiner Straße.
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche zum hl.Antonius von Padua, erweitert und geweiht 1864, davor: Kapelle von 1698, umgebaut 1760; Lokalie 1784, Pfarre seit 1859. 6 Heiligenstatuen, um 1700, vor der Kirchenfassade, aus dem Schloßpark von Grusbach.
Pfarrhaus, 1784.
Friedhof, 1803, erweitert 1891.
Brünndelkapelle, 1831, im Süden des Ortes, Hügel, darauf ein Kreuz mit Kreuzwegstationen; inmitten von Weingärten, umstanden von Akazien; Lourdesgrotte, 1931, mit Marienstatue.
Rathaus, 1928.
Postamt, 1870, täglicher Postwagenverkehr Grusbach-Joslowitz seit 1891; Postverkehr zum Bahnhof seit 1926.
Raiffeisenkassa, 1928.
Telefonamt, 1921.
Isolierhaus (Quarantäne).
Hebammenhaus
Hirtenhaus (Halterhaus).
Elektrifizierung, 1930.
Thayaregulierung, 1931.
Schule: Volksschule, Neubau, 1881, vierklassig, Anbau 1895, sechs Klassen; 1911 Ausschulung der Schönauer; schon 1784 in eigenem Schulhaus; Neubau, vergrößert, 1794; ab 1867 zweiklassig.
Gewerbe
Gutshof Trabinghof, 300ha; 5 Gasthäuser, 2 große Geschäfte, 4 Gemischtwarenläden, 3 Fleischhauer, 2 Bäcker, 3 Schmiede, 4 Schneider, 5 Schuster, 4 Tischler, Schlosser, 4 Friseure, Maler, Binder, Zimmermann, Wagner, 2 Dachdecker.
Vereine
Freiwillige Feuerwehr, 1893.
Veteranenverein, 1895,
ab 1922 Unterstützungsverein gedienter Soldaten.
Landwirtschaftlicher Konsum Concordia
Ortsversicherungsverein
Bienenzuchtverein
Milchgenossenschaft, 1914.
Konsumverein, 1898.
Deutsche Jugendfürsorge
Deutscher Turnverein
Fischereiverein
Verschönerungsverein
Kindergartenverein
Deutscher Kulturverband
Volksbund deutscher Katholiken
Katholischer deutscher Mädchenbund
Jugendbund
48° 50' N, 16° 17' O, České Křídlovice
Geschichte
Urkundlich erstmals 1225 genannt, wechselt der Ort häufig den Besitzer. Um 1570 lutherisch, die Kirche wird von den Schweden ausgeraubt, über die Hälfte der Häuser wird zerstört. 1692 verkauft an die Liechtenstein, von diesen an die Lobkowitz. 1860 brennen 56 Häuser nieder, die Cholera fordert 1832, 1836 und 1866 Opfer.
Im I.Weltkrieg fallen 57 Mann. 1919 bis 1938 gibt es nur Tschechen bei Post und Gendarmerie, welche die deutschen Einwohner nach Kräften schikanieren. 1931 wird die Bezirksstraße durch den Ort gebaut, 1933 eine Betonbrücke über den regulierten Jaispitzbach gebaut. 1936 wird die Abhaltung von vier Jahrmärkten gestattet, daneben ein Wochenmarkt am Mittwoch, der später auf Freitag verlegt wird. Der Mobilmachung vom 21.Mai 1938 entziehen sich viele Einberufene durch Flucht über die Grenze. Im August werden Manöver abgehalten, im September wird die Sudetendeutsche Partei aufgelöst, die Radioapparate müssen abgegeben werden, Hausdurchsuchungen folgen. Am 24.September wird durch Anschlag die Mobilisierung der wehrfähigen Männer bis 40, der Pferde und Fahrzeuge bekanntgegeben, die im Ort verbliebenen Männer können sich nicht mehr verstecken und rücken ein. Ein Ehepaar wird in Znaim in Geiselhaft genommen. Die Schulen sind geschlossen. Am 26.September wird vollständige Verdunkelung angeordnet. Am 27. werden die Männer zwischen 17 und 60 zur Schanzarbeit befohlen, doch folgen diese nicht der Anordnung und verstecken sich, worauf angedroht wird, daß die Frauen zur Schanzarbeit herangezogen werden. Im II.Weltkrieg fallen 86 Mann. Am 8.Mai 1945 erfolgt die Besetzung, tschechische „Partisanen“ sperren grundlos Männer und Frauen ein, mißhandeln sie und schaffen sie ins Lager in Znaim, zwei Männer werden erschossen, einige sterben an den Folgen der Mißhandlungen. Hausbesetzer tauchen im Juni auf. Am 13. und 14.August werden die Deutschen aus Groß-Grillowitz und Possitz mit 30 kg Gepäck pro Person vertrieben, nachdem sie am 12. in der Kirche zur Segensandacht zusammengekommen waren.
Erdställe und Gänge, auch in Possitz, unter einigen Häusern, einst verbunden, unbestimmten Alters.
Jahrmärkte am Donnedrstag vor Hl.Josef, vor Hl.Anton im Juni, vor Mariä Geburt im September und nach Mariä Empfängnis im Dezember.
Kirtag an Peter und Paul (29.Juni).
Wallfahrt nach Maria Dreieichen am Pfingstsamstag, Rückkehr am Dienstag.
Wallfahrt nach Lechwitz am 14.Juni zur Abwendung von Ungewittern (1855 Vernichtung der Ernte) und am 2.Juli oder darauffolgenden Sonntag zu Mariä Heimsuchung.
1870 beträgt das Gehalt eines Lehrers 500 Gulden jährlich, dazu 200 Gulden Funktionszulage. Ein Hilfslehrer erhält 300 Gulden. Ergänzt durch Fruchtgenuß der im Grundbuch der Schule zugeschriebenen Realitäten, für die ein Feldnutzen von 17,45 Gulden an die k.k. Bezirksschulklasse zu zahlen ist. Das Schulgeld beträgt 80 Kreuzer im Jahr für jedes Kind. Daneben bestehen Naturalienbezüge.
Matriken seit 1663.
Literatur:
Kuretschka, Franz: Namensverzeichnis der Gemeinde Groß-Grillowitz. o.J.
Pfister Anton und Lucia: Possitz, Groß-Grillowitz, Neuweidenbach. 1992.
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz
Angerdorf mit Rechteckplatz 993 ha, 193 m ü.d.M.
Flurnamen:
Petrowitzer Feld, Bergfeld, Mitterfeld, Teichfeld, Hinter der Leiten, Mittagsweide, Im Teich, Pfarrfeld, Kreuzbreiten, Kibitzberg, Krotzen (Kratzen), Brünndelbreiten, Weingartenbreiten, Rochowitzer Weingebirge, Weingart-Gwandten, Mittlere Gwandten, Halbgwandten, Neuriß, Breiteln, Mülleracker.
Bodennutzung:
Weizen, Gerste, Klee, Kartoffeln, Zucker- und Futterrüben, Mais, Linsen, Erbsen, Bohnen, Mohn, Raps, Gurken und Gemüse, Äpfel, Birnen, Kirschen, Marillen, Pflaumen, Ringlotten, Pfirsiche, Zwetschgen; Weinbau.
Jagd:
Rehe, Hasen, Wachteln, Schnepfen, Kaninchen, Rebhühner, Wildenten, Wildtauben, Bisamratten, Krähen etc.
Straßen, Plätze:
Dorfstraße, Rosinagasse, Beim Friedhof, Judengasse, Obere Gasse, Zum Brünndelweg, Hohlweg, Mühlhäuseln oder Wittlingsdorf; Ortsteil Schindergrube über einem Keller, wohl Versteck aus dem 30jährigen Krieg, später wurden verendete Tiere hineingeworfen.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche Hl.Peter und Paul, 1225 geweiht, unter dem Patronat von Kloster Bruck; Hauptaltar: Apostelfürsten vor der Gefangennahme, an den Seiten Cyrill und Method; Seitenaltäre hl.Maria und hl.Josef.
Friedhof, 1821 verlegt.
Pfarrhof, gegen 1700.
Klosterkapelle zur Unbefleckten Empfängnis.
Dreifaltigkeitssäule, 1747.
Hl.Johannes von Nepomuk
Kriegerdenkmal, 1923.
Rathaus
Postamt
Gendarmeriestation
Armenhaus, 1936.
Elektrifizierung, 1927
Schule:
Neubau 1824, davor Schulhaus 1751, erbaut vom Stift Klosterbruck, zweiklassig, ab 1880 vierklassig.
Kinder- und Greisen-Asyl „Maria Hilf“, genannt „Asyl“; 1.Teilbau: Kleinkinderbewahranstalt und Arbeitsschule für schulentlassene Töchter, 1895, Schwestern der Filiale vom Orden hl.Karl Borromäus, Mutterhaus in Prag; 2.Teilbau: 1906; die Kleinkinderbewahranstalt wird in einen Kindergartenneubau ausgelagert.
Private vierklassige Bürgerschule für Mädchen, Haushaltsschule.
Gewerbe:
Schneidermühle, seit 1804, mit 6 Filialbetrieben.
3 Ziegeleien
Arzt bis 1922 und ab 1937.
2 Gasthäuser, 4 Kaufläden, 2 Fleischer, Bäcker, 3 Eierhändler, Schlosser, 3 Schmiede, 3 Tischler, 2 Wagner, 2
Friseure, 3 Maler, 4 Dachdecker, 4 Schuster, 2 Zimmerer, 7 Maurer, 3 Schneider, 4 Schneiderinnen.
Vereine:
Männergesangverein Possitz-Groß-Grillowitz, 1886.
Freiwillige Feuerwehr Groß Grillowitz-Possitz, 1891.
Veteranenverein, 1898, Kameradschaftlicher Unterstützungsverein gedienter Soldaten ab 1938.
Deutschvölkischer Turnverein, 1921.
Milchgenossenschaft
49° 31' N, 12° 54' O, Mašovice
Geschichte
Urkundlich 1131 genannt, um 1220 und 1235 wird die Pfarre in Maispitz erwähnt. Der Ort gelangt allmählich in den Besitz der Propstei Pöltenberg bzw. der Kreuzherren mit dem Roten Stern. 1660 erwirbt die Propstei ein größeres Grundstück und errichtet darauf den „Großmaispitzer Hof“. Der Ort bleibt bis 1945 tschechisch.
Matriken seit 1646.
Bezirk und Gericht Znaim:
Längsangerdorf 1110 ha, 364 m ü.d.M.
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche hl.Johannes der Täufer, um 1700, Chor aus dem 17.Jh. Nordturm wohl mittelalterlich, mit Barockhelm. Hochaltarbild von Franz A.Maulbertsch. Seitenaltäre hl.Anna und hl.Johannes von Nepomuk
1859. 3 Glocken, mittlere von 1621.
Bildstock mit Christusrelief, 1639.
48° 54′ N, 16° 15′ O, Oleksovice
Geschichte
Urkundlich erstmals 1199 erwähnt, 1201 steht eine Kirche im Ort, 1220 wird die Pfarrei erbaut. 1336 erfolgt die Markterhebung durch König Johann, 1338 wird das Rathaus erbaut. Der Prangerstein bleibt ebenso wie eine Faust mit Schwert an der Hausecke bis 1945 erhalten. Um 1550 sind die Wiedertäufer stark vertreten, ihr Bethaus wird im 30jährigen Krieg geplündert und niedergebrannt. Sie bauen es wieder auf, müssen aber 1622 den Ort verlassen und gehen nach Siebenbürgen. Das Bethaus wird als Beinhaus und Geräteschuppen des Totengräbers verwendet. 1606 bewilligt Kaiser Rudolf II. zwei Jahrmärkte. 1692 kommt der Ort zu Kloster Bruck.
1790 löst die Herrschaft Lechwitz das Gut Karlshof auf und siedelt 32 Häusler mit je 2,6ha (13 Metzen) an. Diese „Dreizehn-Metzen-Häusler“ werden nach Groß Olkowitz eingegliedert, an dessen Häuser sie grenzen. 1866 muß die Gemeinde eine Kriegskontribution von 1200 Gulden aufbringen; da man über das Geld nicht verfügt, werden 18 Kühe und ein Stier abgeliefert. Die von der österreichischen Regierung rückvergüteten 1200 Gulden verwendet man zur Anschaffung der 14 Kreuzwegstationen in der Kirche, da die Geschädigten auf Ersatz verzichten.
1866 wütete die Cholera von August bis zum Winter und forderte zahlreiche Opfer; bis zu dreizehn Beerdigungen an einem Tag kamen vor. Der Pfarrer, die Leichenträger und die Chorsänger bekamen je ein Sechzehntel Kornschnaps. Bei der letzten Beerdigung klang dann der Chorgesang nicht mehr ganz notengerecht. Aber sie haben die Cholera überlebt.
1895 wird das Reservoir zum Schutz gegen Überschwemmungen gebaut. 1918 raffen Grippe und Ruhr im Spätherbst 20 Menschen dahin. 1921-24 werden die Herrschaftsgüter im Zuge der Bodenreform verteilt, u.a. wird Grund für eine tschechische Schule und für die Narodní Jednota zugeteilt. 203ha werden an einen tschechischen Legionär verkauft. Nur die an die Höfe angrenzenden Areale werden an 170 Hausbesitzer verkauft. 1938 werden diese drei Besitzteile zu Staatseigentum, sie werden einem niederösterreichischen Gutsbesitzer gegen Land bei Tulln eingetauscht, das für einen Flugplatz gebraucht wird.
Im II.Weltkrieg fallen 61 Mann, 31 bleiben vermißt, 15 gestorben, 14 sind in Stalingrad geblieben, fünf für tot erklärt. Am 7.Mai 1945 kommt ein Vierzehnjähriger bei einem Bombenangriff ums Leben, seine beiden Schwestern werden verwundet. Ein Zwölfjähriger wird nach dem Krieg in einem deutschen Panzer gefunden, getötet von einer Handgranate. Ende Mai kommen tschechische „Partisanen“ und nehmen 13 Männer fest, die sie nach Znaim bringen. Dort werden sie schwer mißhandelt, zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt und 1946 mit den Transporten nach Westdeutschland abgeschoben. Ein Siebzigjähriger kommt durch eine Handgranate um. Im Juli wird ein Mann tot aufgefunden, beim Brand einer Scheuer kommen zwei Kinder um. Am 16.August werden 50 Männer zwischen 15 und 60 Jahren im Gasthaus eingesperrt, dann nach Znaim gebracht und zur Zwangsarbeit eingeteilt. Am 18.August 1945 werden 1205 Personen von den Tschechen die 20km zur Grenze getrieben, das Gepäck – 60kg pro Person – wird auf Wagen transportiert, nachdem sich die „Partisanen“ genommen haben, was ihnen gefällt. Da die Österreicher den Grenzübertritt nicht erlauben, werden die Leute in Gerstenfeld in den leeren Häusern untergebracht und müssen Erntearbeit leisten. Nach zehn Tagen werden 200 Männer und Frauen nach Znaim gebracht, von wo sie wieder zur Zwangsarbeit verteilt werden. Daraufhin fliehen viele über die Grenze. Von den Tschechen erhalten 112 Personen 500RM und drei Personen 200RM als Aussiedlungsgeld. Im November werden zwei junge Männer von Sowjets in NÖ erschossen. Nach der Vertreibung leben in Wien und Niederösterreich 224 Personen, in Oberösterreich 24, in Bayern 92, in Württemberg 349, in Baden 185, in Hessen 169, im Rheinland vier, in Bremen eine, in der SBZ vier.
Brauchtum:
Kirtag vom 14. bis 16.August.
Fronleichnamsprozession mit vier Altären, die Straße wurde mit Gras und Wiesenblumen bestreut.
Matriken seit 1694.
Literatur:
Zuckriegel, Franz: Heimatbuch der Marktgemeinde Groß-Olkowitz–Mausdorf. 1952
Bezirk und Gericht Znaim:
Straßenangerdorf 2058 ha, 199 m ü.d.M.
Flurnamen:
Sandfeld, Haid, Arthal, Rusten, Spiegelfeld, Wiesen (Rechtwiesen), Krautäcker und -wiesen, Aufäcker und -wiesen (Wiesacker), Wainitzfeld, Wetzen, Hofstetten, Fuchsengrund, Langschankwitz, Neuriß, Herrschaftsbreiten, Kurzschankwitz, Vorderer Teicht, Hinterer Teicht, Hinterfeld, Ortsried (Niederwies), Rheinfeld, Ludelfeld, Seeäcker, Hofbergseeäcker, Hofberg, Straßäcker, Alaunberg, Krainäcker, Wenzeldorfer, Böhmdorfer, Mißlitzer Zinsäcker (Baschkeiwart), Schlüsselberg. Ursprüngliche Aufteilung: 1 Ganzlahnhof mit 40ha (200 Metzen), 15 Dreiviertellahne mit 30ha (150Metzen), 10 Halblahne mit 20ha (100 Metzen), 32 Viertellahne mit 10ha (50Metzen).
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Um- oder Neubau 1576; 5 Glocken.
Pfarrhaus, 1776.
Martersäule, 1595.
Kreuz, 1819.
Hl.Dreifaltigkeit, 1760.
Hl.Johannes von Nepomuk
Hl.Florian
Friedhof, um 1300.
Rathaus, 1338, umgebaut 1832 und 1925.
Armenhaus mit Notspital, 1924.
Postamt 1913, Telegraphenamt, 1926.
Elektrifizierung, 1930/31.
Schule:
Volksschule, Neubau 1893/94, erster Schulbau durch Stift Bruck, wegen Verkauf Neubau 1760; Neubau 1829, zweiklassig; 1890 dreiklassig, 1929 vierklassig, 1938 fünfklassig, auf zwei Häuser aufgeteilt. Kindergarten, 1940.
Gewerbe:
Ziegelofen, 1920er Jahre.
Arzt
Jahrmärkte:
An den Montagen 1) vor Mariä Heimsuchung (2.Juli) Bindermarkt, 2) nach Mariä Himmelfahrt (15.August).
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1894.
48° 46′ N, 16° 18′ O, Dyjákovice
Geschichte
Urkundlich wird der Ort erstmals 1278 erwähnt, um 1290 ein erster Pfarrer. 1602 graben Untertanen des Grundherrn von Erdberg bei Nacht den Thayadamm nahe der Erdberger Kirche ab, das Hochwasser gräbt sich während des 11 Jahre lang geführten Prozesses ein neues Bett, das alte versandet. 1619 verwüsten die Kaiserlichen den Ort. Nach dem Böhmischen Aufstand wird der von Lipa enteignet, Gundakar von Liechtenstein kauft 1622 Groß-Tajax mit der Herrschaft Mährisch Kromau. Die Gemeinde wird wieder katholisch. Franzosen quartieren sich 1805 und 1809 ein, diesmal für vier Monate; sie plündern und stehlen, töten alles Vieh, die Kirche wird ausgeraubt. 1848 vernichtet ein Brand 172 Häuser und 120 Scheunen. 1849 fordert die Cholera 82 Tote, 1866 sind es 48. Vor den Preußen flieht 1866 ein Teil der Einwohner ins Eichenwaldl, die Blaustauden und die Gallischen Wiesen. Die Preußen bezahlen alles, sie schaukeln die Kinder der Geflohenen auf den Knien. Im I.Weltkrieg fallen 95 Mann. Im Tschechenstaat werden die deutschen Bauern erheblich benachteiligt: Bei Subventionen oder Steuernachlässen, staatlichen Lieferungen oder verbilligten Waren, Zuweisungen von Saatgut oder Kunstdünger werden sie erst nach Befriedigung des Staatsvolks berücksichtigt. Man sucht dies zu kompensieren durch Schwarzbrennerei, Steuerverheimlichung (zehnfach bestraft), Weinverheimlichen – dagegen werden Kellerinspektionen durch Finanzer eingesetzt – und Hamstern jenseits der nahen Grenze. Jeder Verein hat eine Theatergruppe.
Aus der Schulchronik (gekürzt): Seit Mai 1938 ist der Ort von tschechoslowakischen Truppen bezogen. Um den Ort selbst sind 31 Objekte zur Verteidigung erbaut worden. Der Kirchturm ist ständig ein Beobachtungsposten für das Militär. Infanterie, Artillerie und verschiedene Abteilungen anderer tschechischer Truppen wechseln ab. Die Getreideernte und auch die anderen Feldfrüchte sind oft schwierig einzubringen, weil die Felder, die in der Befestigungszone liegen, nicht immer betreten werden dürfen. Im September wird das Gebiet um den Ort zu einem Kriegsschauplatz. Militär aller Formationen erhält im und um den Ort Quartiere. Diese Einquartierung erreicht am 23.9., dem Tag der tschechischen Mobilmachung, den Höhepunkt. Die Bevölkerung gerät in große Aufregung. Viele Männer müssen zum Militärdienst einrücken, die meisten fliehen über die Grenze. Auch Frauen und Kinde ergreifen die Flucht. Am 21.9. wird vom Direktor eine außerordentliche Konferenz einberufen und wegen der kritischen Lage der Unterricht nur notdürftig aufrecht erhalten. Von den Lehrpersonen der Volks- und Bürgerschule haben die meisten den Ort verlassen, so daß nach dem 23.9. überhaupt nicht mehr unterrichtet werden kann, weil auch einzelne Räume der Volksschule vom Militär belegt sind. Der Schuldiener ist ebenfalls in die Ostmark geflohen. Der Direktor und drei Lehrpersonen müssen Schule und Schüler betreuen. In der zurückgebliebenen Ortsbevölkerung herrscht große Angst, denn bei Tag und Nacht bewegt sich das Militär auf den Straßen und auf den Feldern. Schüsse aus Militärgewehren knallen, vom Kirchturme und dem neuen Schulgebäude wird signalisiert, am Tag mit Fahnen, bei Nacht mit Leuchtraketen. Über die Gemeinde wird das Standrecht verhängt. Die Bewohner dürfen nach 20 Uhr nicht mehr auf der Gasse sein, Ansammlungen sind verboten. Den Jägern werden die Gewehre abgenommen, alle Radiogeräte müssen abgegeben werden. Die Bewohner sind vollständig von der Außenwelt abgeschnitten, der Ort gleicht einem Militärlager.
Am 29.9.1938 wird das Münchner Abkommen geschlossen, unsere Heimat befreit und dem großen deutschen Vaterlande einverleibt. Am 9.10.1938 marschieren die deutschen Truppen ein. Infanterie und Pionierabteilungen schlagen ihre Quartiere auf. Der ganze Ort ist mit Blumen und Hakenkreuzfahnen festlich geschmückt. Jubel und Freude herrschen in der Bevölkerung. Beide Schulgebäude werden vom Militär belegt. Ein Großteil des Militärs wird bei den Bauern untergebracht. Die Schulgebäude sind mit Hakenkreuzfahnen, mit dem Bild des Führers und mit Blumen geschmückt. Jubel und Freude steigern sich, als Freischärler, geflohene Frauen und Kinder zurückkehren. Am 15.Oktober zieht das Militär wieder ab, und am Montag, dem 17.Oktober, beginnt der regelmäßige Unterricht. Die gesamte Schuljugend und der Lehrkörper versammeln sich auf dem mit Hakenkreuzfahnen und dem Bildnis des Führers geschmückten Turnplatz. Der Direktor hält eine Ansprache an die Schuljugend, in welcher er kurz das große Leid des sudetendeutschen Volkes unter der tschechischen Herrschaft schildert und die Härten des Versailler Friedensvertrages beleuchtet. Er fordert die Jugend auf, dem Führer für seine große Befreiungstat zu danken. Mit einem dreifachen Sieg-Heil schließt der erste Schultag.
Im II.Weltkrieg fallen 210 Mann. In den letzten Kriegstagen werden 16jährige Soldaten zur Bewachung der zur Sprengung bereiten Thayabrücke eingesetzt. Als am 7.Mai die Wehrmacht abzieht, vergißt man sie. Am 8.Mai rücken die Sowjetsoldaten vor, die jungen Soldaten verlieren die Nerven und sprengen die Brücke. Zwei von ihnen geraten in Gefangenschaft und werden erschossen. Die Rotarmisten dringen in den Ort ein, auf Frauen und Mädchen wird Jagd gemacht. Eine Woche später kommen tschechische „Partisanen“. Einige Familien fliehen über die Grenze, vor allem nach Wulzeshofen. In der Turnhalle werden die Jugendlichen über 15 Jahren bewußtlos geschlagen, einer wird erschossen. Männer, Frauen und Jugendliche, die der Nähe zum Nationalsozialismus verdächtigt werden, kommen ins Lager nach Znaim, wo unmenschliche Zustände herrschen, manche werden zur Zwangsarbeit ins Landesinnere verschleppt. 10 Deutsche kommen im Lager um oder werden ermordet. Am 1.April 1946 werden die verbliebenen 1400 Tajaxer in das Lager in der Prager in Znaim verbracht. Am 11.April kommt der erste Transport in den Bezirk Hofgeismar in Hessen, Anfang Mai der zweite in die Kreise Pegnitz und Hof in Oberfranken.
Brauchtum:
Das Oster- oder Saatreiten am Ostermontag wird zuvor mit den Pferden geübt, meist sind es 30 bis 40 Paare. Nach der Frühmesse stellen sich die Reiter auf dem Kirchplatz auf, der erste hält das Kreuz, neben ihm steht in weißem Chorrock der Kaplan. In die Mähnen der Pferde sind bunte Bänder geflochten. Die Männer sprechen das Taufgelübde, der Kaplan stimmt eine Litanei an, der Zug bewegt sich betend und singend durch die Fluren, um Gottes Segen bittend. Mit dem Lied „Strenger Richter“ geht es zurück, am Ortseingang wartet die Musikkapelle, im Takt der Musik geht es weiter. An der Kirche übernehmen Buben die Pferde und bringen sie heim. Die Reiter feiern ein Hochamt.
An Fronleichnam werden Tage vorher die Häuser geweißt und gefärbelt, Türen und Tore gestrichen und die Fenster geputzt, aus dem Wald holt man eine Fuhre Birken- und Erlenäste, von der Wiese eine Fuhre Gras für den Weg. Am Vorabend werden die vier Altäre aufgestellt: vor der Dreifaltigkeitssäule, bei der Sebastianstatue, bei der Mariensäule und beim Missionskreuz an der Kirche. Am Festtag beginnen die Männer um drei Uhr früh die Äste zwischen den Fenstern an die Häuser zu lehnen, in jedem Fenster stehen zwei Kerzen in Messingleuchtern, es ist voller Blumen. Vor dem Haus wird Gras gestreut. Um 5 Uhr beginnt die Frühmesse, um 8 Uhr das Hochamt, um 9 Uhr zieht die Prozession aus der Kirche, an der Spitze das Kreuz und alle Kirchenfahnen, dahinter die Schulkinder mit ihren Lehrern. Die Mädchen, weißgekleidet und in Viererreihen gehend, streuen vor jedem Altar Blumen. Der Pfarrer trägt unter dem „Himmel“ die Monstranz, umgeben vom Kaplan und allen Ministranten. Die vier „Himmelsträger“ gehören der Gemeindevertretung an. Hinter dem Pfarrer folgen der Kirchenchor, die Musikkapelle und die Feuerwehr.
Der Veteranenverein schließt sich an, dann die Mädchenkongregation mit seidengestickter Fahne, danach die Männer und Jungmänner und zuletzt Frauen und Mädchen in Festtracht. Jede Gruppe hat einen Vorbeter und Vorsänger. Am Altar singt der Chor eine Hymne, der Geistliche gibt den Segen nach den vier Himmelsrichtungen, Böllerschüsse krachen. Um 12 Uhr endet die Prozession mit einem feierlichen Tedeum. Mariä Empfängnis am 8.Dezember.
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz:
Breitstraßen-Angerdorf 3138 ha, 185 m ü.d.M.
Parallel zur Bezirksstraße verläuft die längste Gasse, „Dorf“ genannt, fast nur Hakenhöfe aufweisend, die größten der Gemeinde mit 40 bis 60ha. An der Bezirksstraße liegen die mittelgroßen Höfe sowie die der Kleinhäusler. Im Norden liegen die Keller; an verschiedenen Stellen gibt es Scheunenviertel, zusätzliche Scheunen der großen Bauern oder Lagerstellen der kleineren.
Flurnamen:
Riede: Oberfeld, Unterfeld, Vorließen, Herrenäcker, Zuteilung, Breiteln, Gollingacker, Leiten, Pratscher, Auließen, Auäcker, Rohrwiesen, Trawinger, Zuließen, Lange Wiesen, Dameläcker, Brückelwiesen, Sandbühel, Maßsteigwiesen, Thayaäcker, Große Zipfen, Pratscher untere Gärten, Nachtweiden, Kirchenwiesen, Thayawiesen, Thayazipf, Angeräcker, Kuhweiden, Rohrhoffeld, Gallische Wiesen, Immendorfer Wiesen, Pfefferwiesen, Traunitzwiesen, Untere Wiesen, Füllerstall, Trasen, Roßweiden, Thayazipfen, Kreinwiesen, Urbaräcker, Breinwiesen, Österr. Wiesen, Hochsperre, Obere Gärten.
Jagd:
10-15 Rehe (Bestand: 90), 3200 Hasen, über 3000 Rebhühner, 500 Fasane, über 100 Kaninchen, Wildenten, Wildgänse; 300 Stück Raubfederwild; 1933: 5 Füchse, 3 Dachse, 4 Marder, 25 Iltisse, 35 Wiesel.
Straßen, Gassen, Plätze:
Dorf (alter Teil), Oberes Dorf, Mittleres Dorf, Unteres Dorf, Bei der oberen Kapelle, Böhmdörfel, Brillantengrund, Postgassel, Bindergassel, Willmanngasse, Nitschgasse, Baschkagassel, Oberer Berg, Unterer Berg, Schottergrube, Ziegelofenweg, Toifweg, Großes Angergassel, Kleines Angergassel, Am Anger, Bei der Kaserne, Bei den Angerstadeln, Herrenplatz, Tanzplatz, Götzgasse, Sebastianegasse, Beim Sebastiane, Türschmiedgasse, Schlossergasse, Zimmerplatz, Judengassel (Springergassel), Bei der Dreifaltigkeit, Bei der Unbefleckten Empfängnis, In den Neun Häuseln, Hohlweg, Kirchweg, Kirchgassel, Maurergassel, Hundsfuttergassel, Hofgarten, Friedhofsteig, Friedhofweg, Bei der großen Schlottenbahn, Bei der unteren Kapelle, Am Perzl, Wimmergasse.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl.Michael, 1757-61, Rokoko, z.T. frühklassizistisch.
Hauptaltarbild „Engelsturz“, Kopie nach Luca Giordano 1845/46;
Statuen hl.Petrus und hl.Paulus, davor Cyrill und Method;
hl.Michael, hl.Venantius und Schutzengel.
Renovierung und Seitenaltäre 1873.
Urkundlich 1290 ein erster Pfarrer.
Pfarrhaus
Friedhof, 1903, davor an der Kirche; Hauptkreuz, 1909.
Lourdeskapelle mit Marienaltar, 1886, neugotisch, am östlichen Ortsausgang an der Höfleiner Straße.
Marienkapelle im Oberort mit gotischer Madonna aus dem verödeten Gognitz.
Hl.Sebastian, 1715.
Pestsäule/Frauensäule, 1736, zur Erinnerung an die Pest von 1711.
Gotisches Mahnmal, 14.Jh., bei Nr.301.
Hl.Florian und hl.Donatus am Südaufgang zur Kirche.
Missionskreuz (Steinkreuz), 1900/01, am Südaufgang zur Kirche.
Steinkreuz, daneben hl.Maria und hl.Johannes, 1793.
Weißes Kreuz, 1728, am Ortsausgang nach Erdberg.
Marienstatue „Unbefleckte Empfängnis“, 1736, im Unterort, Nr.131.
Hl.Dreifaltigkeit im Unterort.
Eisenkreuz, 1854, im Oberort, Richtung Erdberg.
2 eiserne Kreuze an der Wulzeshofener Straße: Lachmayerkreuz und Marklkreuz.
Hl.Johannes von Nepomuk, 1735, am Toiflgrabenbrückel.
Hl.Franz de Paul, um 1800, am Possitzer Weg.
Hl.Donatus, 1839, auf dem Friedhof bei der Kirche (früher im Laaer Feld).
Hl.Josef, 1734, an der Südseite der Kirche, früher im Ried In der Sulz.
Schmerzhafte Muttergottes, 1834, Ried In der Sulz.
Rathaus (ehem. Volksschule)
Kriegerdenkmal, 1923.
Turnhalle, 1937.
Feuerwehrhaus, 1881.
Armenkaserne (Arbeiter vom Gut).
Bahnstation Possitz für Znaim, Höflein für Wien.
Omnibuslinie Znaim-Laa
Schulen:
Volksschule: Neubau 1903, 6 Klassenräume. Schon 1657 geregelter Unterricht. Lehrraum bis 1817; Schulbau 1818, 1873 abgetragen, Neubau dreiklassig, 1881 vierklassig, 1889 fünfklassig. Bürgerschule 1921, dreiklassig; Neubau 1928/9; ab 1930 Trennung der Geschlechter. Kindergarten 1910 mit Hedwigs-Schwestern aus Frischau.
Gewerbe:
2 Meierhöfe, Arzt, Tierarzt. 2 Ziegeleien, 2 Mühlen, 6 Gasthäuser, 12 Kaufläden, 6 Bäcker, 9 Händler, 4 Fleischhauer, 5 Schmiede, 5 Schlosser, 8 Tischler, 8 Wagner, 3 Zimmerer, Binder, Drechsler, 4 Dachdecker, 16 Maurer, 4 Sattler, 9 Friseure, 6 Schneider, 9 Schneiderinnen, 5 Schumacher, Spengler, 3 Trafikanten, 2 Holz- und Kohlenhändler, 2 Gärtner, Geldverleiher.
Jahrmärkte:
An den Montagen 1) nach Fabian und Sebastian (20.Januar) und 2) nach Michael (29.September).
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1889.
Veteranenverein
Gesangverein
Jungfrauenverein
Deutschvölkischer Turnverein
Christlichdeutscher Turnverein, im Mai 1938 mit dem deutschvölkischen vereint.
Arbeiterturnverein
Konsumverein, 1890.
Milchgenossenschaft
48° 50′ N, 16° 24′ O, Hrušovany nad Jevišovkou
Geschichte
1131 hat die Kirche in Znaim hier Besitz, 1206 ist die Kapelle Besitz der Johanniter. 1378 ist eine Veste belegt, in ihr können sich die Hussiten behaupten, bis sie 1528 der von Kraigk vertreibt. Mitte des 16.Jh. ist Grusbach ein Marktort. 1619 wird der evangelisch gewordene Ort von den Kaiserlichen geplündert und in Brand gesetzt, die Bewohner umgebracht oder verschleppt. 1668 gelangt die Herrschaft mit Schloß und Markt samt Höflein, Grafendorf, Rostic und Ödungen an Michael von Althan. Durch Erbschaft gelangten die Güter an die Grafen von Hardegg und 1880 an die Grafen Khuen Belasi. Zwischen Grusbach und Emmahof stand eine 600 Jahre alte Eiche, die „Knödel-Eiche“, die 1934 vom Sturm gefällt wird. 1710 wird das Marktrecht durch JosefI. bestätigt.
1909 hält sich Kaiser Franz Josef auf der Durchfahrt zu den Manövern 20 Minuten lang auf dem geschmückten Bahnhof auf, Vereine und Schulkinder sowie die Bevölkerung huldigen ihm. Ein Mädchen überreicht einen Blumenstrauß mit den Worten: „Geruhen Eure Majestät, gütigster Landesvater, diesen Blumenstrauß als ersten Willkommensgruß im herrlichen Mährerlande, zum Zeichen der kindlichen Verehrung und Liebe von uns Schulkindern huldvollst entgegenzunehmen. Der liebe Gott erhalte und beschütze Eure Majestät, unsern lieben, guten Landesvater, noch viele, viele Jahre!“ Der Kaiser fragt sie und ihre Begleiterin nach Namen und Alter und schreitet dann die Front ab. Der Adjutant überreicht dem Kind ein goldenes Kettenarmband mit 28 Brillanten und zwei Rubinen und auf blauem Email die Buchstaben F.J.I. und die Krone.
Vor 1914 werden auf dem freien Feld östlich der Leipertitzer Straße Artillerie-Schießübungen abgehalten. Am 18.August feiern die Veteranen Kaisers Geburtstag mit Kirchgang, Böllerschüssen und Musik. Im I.Weltkrieg fallen 65 Mann. Am 24.Mai 1919 wird an der Thaya ein Mann von einem tschechischen Soldaten tödlich verwundet. Turner, die von Haus zu Haus gehen und die Leute auffordern, am Leichenzug teilzunehmen, werden verhaftet und in Joslowitz wochenlang festgehalten. Bei der Bürgerschule und beim Gasthaus „Zum weißen Kreuz“ stellen die Tschechen Maschinengewehre auf, trotzdem ist ganz Grusbach bei der Demonstration. Jedes Jahr zieht die Jugend am 24.Mai zum Grab des Erschossenen und legt einen Kranz nieder, zuletzt 1939; 1934 wird am Grab ein Eichbäumchen gepflanzt. 1922/23 werden neun Kinder der tschechischen Minderheitsschule zugewiesen, auf Eingaben beim Obersten Verwaltungsgerichtshof können vier von ihnen wieder die deutsche Schule besuchen. Seit 1921 ist Tschechisch ab zweitem Schuljahr eingeführt. Nach der Bodenreform von 1925 bleiben von 2500 ha dem Grafen 730 ha; die Entschädigung, eigentlich nur ein Zehntel des Wertes, erfolgt erst 1931/32. 1937 erreicht die Arbeitslosigkeit mit 320 Personen ein Rekordhoch.
Im II.Weltkrieg fallen 130 Mann. Am 8.Mai 1945 sind die Rotarmisten im Ort, Vergewaltigungen folgen. Bald tauchen Tschechen auf und besetzen Häuser, im Schulhaus werden zahlreiche Männer mißhandelt, am 21.Mai werden neun Männer in das Gefängnis Robotarna in Znaim getrieben und dort stundenlang ausgepeitscht, einer stirbt daran. Dann werden sie in das Konzentrationslager Mannsberg gebracht und zu Außenarbeiten eingesetzt. Ein Mann tötet sich nach wiederholter Mißhandlung. 1946 werden die Deutschen vertrieben, 503 Familien nach Deutschland, 195 nach Österreich. 1887 wird in der Flur Goldbreite ein Germanengrab aus der 2.Hälfte des 5.Jh. gefunden.
Wahlergebnisse:
1923 Gemeindewahl: Sozialdemokraten 41% (stärkste Fraktion)
1927 Gemeindewahl: Kommunisten 28,6% (stärkste Fraktion)
1931 Gemeindewahl: Sozialdemokraten und Bund der Landwirte je ca. 24%.
1935 Parlamentswahlen: Sudetendeutsche Partei (SdP) 37,6%
1938 Gemeindewahl: SdP 71,8%.
Brauchtum:
Kirtag am Sonntag nach St.Laurentius (10.August)
Am Neujahrstag wünschen die Kinder Onkeln und Tanten, Godl und Gejd:
„I bi a kloas Binkerl
und stöll mi ins Winkerl,
und waun i nix kau,
so faung i nix au.
Mei Wunsch is aus
Und des Zehnerl raus.“
Matriken seit 1676.
Literatur:
Brandl, Emma: Mein Heimatort Grusbach. 1952
Wolf, Peperl: Unvergessenes Grusbach. 1986
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz:
Platzdorf 2339 ha, 181 m ü.d.M.
Flurnamen:
Haidfeld, Haidhof, Haidstösseln, Breitfeld, Hausweingärten, Schleiferberg, Junges Weingebirge, Hintere Weingärten, Lamplweide, Neurieß, Ortsried, Retzer, Winkelfeld, Probitzer Wald, Sauteichteln, Dürnholzer Feld, Krautäcker, Sandgrube, Aasplatz, Bindrischbreite, Bauerngärten, Schrankenberg, Kuhweide, Weidfleck, Punzuch, Felbergärten, Mittagsweide, Nachtweide, Samstagsweide, Lange Teilbreiten, Gerichtsberg, Dammbreite, Pole, Kölbiswiese, Steinbruchäcker, Lange Teilbreite, Unteres Zinsfeld, Mittleres Zinsfeld, Äußeres Zinsfeld, Kleine Wiesen, Gemeindefleckeln, Pfaffenwald, Stockmais, Große Wiesen, Strakenau, Ochsenweide, Bäckerscheibe; Wald: Hoja (Herrschaft), Schießstätte (Kammel), Kiniglwald, Wiesfleckl.
Bodennutzung:
Weinbau 1933: Graf Khuen 60a, 3 Weinbauern mit 20-30a, 11 mit 15-20a, 32 mit 10-15a.
Jagd:
800-1800 Hasen, 1500 Rebhühner, 50-200 Fasane, 100 Kaninchen, 2-4 Rehböcke, 30-100 Wildenten, 1-2 Wildgänse, 1-2 Schnepfen, 20 Wildtauben.
Straßen, Plätze:
Hausviertel: Ortshäuser, Friedhofshäuser, Judenhäuser, Teichhäuser, Schlosserhäuser, Steingaßnerhäuser, tschechische Kolonien an der Dürnholzer Straße und Haidhof; Plätze: Hauptplatz, Schulplatz, Schloßplatz, Khuenplatz, Hirtenplatz, Sport- und Tanzplatz, Kirchenwinkel; Straßen: Hauptstraße, Bahnhofstraße, Leipertitzer, Probitzer, Dürnholzer Straße, Schießstättstraße; Gassen: Althangasse, Friedhofsgasse, Feldgasse, Kirchengasse, Weinberggasse, Mühlgasse, Herrengasse, Schloßgasse, Rathausgasse, Steggasse, Kammelgasse, Pfarrgasse, Spitalgasse, Annagasse, Neustiftgasse, Lange Gasse, Breite Gasse, Teichgasse.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zum hl.Stephan (Pfarre urkundlich 1339), 1758, Rokoko. Hochaltarbild von Ignaz Weidlich, 2 Seitenaltäre; Orgel 1787, klassizistisch; an der Westturmfassade Kreuzweg von Josef Führich.
Friedhof, seit 1832 an der Dürnholzer Straße, 1906 erweitert.
Dreifaltigkeit: Gnadenstuhl auf Wolkensäule, 1711, an den Seiten hl.Joseph und hl.Anna.
Hl.Florian, 1714.
Hl.Felix, Hl.Rochus, Hl.Antonius, 1724.
Hl.Johannes von Nepomuk, 1714, renoviert 1813 und 1920.
Martersäule, 1629, an der Dürnholzer Straße.
Missionskreuz, 7 Kreuze.
Schloß, 1669, zweigeschossig, zwei Seitenflügel um Ehrenhof; Umbau 1840, mit Garten und Park, um 1929 an die Hedwigschwestern verkauft, danach St.Klemens Heim für Waisenkinder, Schwachsinnige und Alte. Im Mai 1945 tschechisches Zwangsarbeiterlager.
Schloß Emmahof 2.Hälfte 19.Jh., im Waldgebiet mit Wandmalereien von Alfons Mucha 1885/88.
Rathaus, 1856.
Spital (1878) der barmherzigen Schwestern vom hl.Borromäus bis 1928, Umbau 1931 für Post und
Gendarmerieposten.
Postamt, 1863.
Bahnhof, 1870, Bahnknotenpunkt, mit Busanschluß.
Kriegerdenkmal, 1926.
Raiffeisenkassa, 1934.
Kino im Gasthaussaal ab 1940 (samstags und sonntags).
Feuerwehrgerätehaus, 1893, vergrößert 1932.
Elektrifizierung, 1930.
Schulen:
Volksschule, 1890 Zubau, fünfklassig; erstmals mit Lehrer genannt 1678, Schulbau 1788, Neubau 1863, zweiklassig, 1872 dreiklassig, 1874 vierklassig. Bürgerschule, 1912 Neubau, Knabenschule mit Hospitantinnen; ab 1913 Berufsschulunterricht, 1914-1916 Reservespital; ab 1921 Gemischte Bürgerschule, dreiklassig, 1919 muß ein Klassenzimmer an Tschechen abgetreten werden, 1927 ein zweites; ab 1936 Distriktsbürgerschule, für Grafendorf, Schönau und Probitz Pflicht, ab 1938 vierklassig. Gewerbliche Fortbildungsschule, 1912, 1914 geschlossen, 1920 wieder eröffnet, zweiklassig, 1938 dreiklassig, 1941 geschlossen. Kindergarten 1910, vergrößert 1920. Am 8.Mai 1945 aufgebrochen und ausgeraubt.
Gewerbe:
Zuckerfabrik, 1848-51 erbaut von Kammel Edler von Hardegger, ab 1933 in tschechischem Besitz, Sitz Göding; 1938 Landwirtschaftliche Zuckerindustrie-AG (mit Hohenau, Tulln, Lundenburg, Pohrlitz); Verarbeitung von 800000 bis 1000000 dz Rüben pro Kampagne, jährlich 180000 dz Weißzucker.
Ziegelei 1891, Umbau 1937/38, stillgelegt 1939. Ringofen 1850.
Mühle 1925 (davor 1772).
Landwirtschaftliches Lagerhaus
2 Ärzte, 2 Tierärzte, Zahnarzt, 2 Hebammen, Apotheke 1876,
7Gasthäuser, Kaufhaus, 2Konditoreien, 5Bäcker, 7Gemischtwarenhandlungen, 3Fleischhauer, Pferdemetzger,
2Milchgeschäfte,
2Spengler, 3Schlosser, 3Schmiede, 6Schreiner, 2Wagner, 8Schneider, 7Schneiderinnen, 2Schuhgeschäfte,
Hutmacher, 2Sattler, 5Friseure, Uhrmacher, Steinmetz, Mechaniker 2Maler, 2Gärtnereien, 2Tankstellen,
Viehhandel, Kohlenhändler, Eisenwaren, Sodawasser- und Limonadenhersteller, Flaschenbierabfüller,
2Bauholzhändler.
Jahrmärkte:
An den Donnerstagen: 1) nach Neujahr, 2) am ersten Mai-Donnerstag, 3) nach Romanus (9.August), 4) nach Andreas (30.November).
Vereine:
Kontributionsfond
Raiffeisenkassa, 1895.
Freiwillige Feuerwehr, 1892.
Veteranenverein, 1890, ab 1918 Unterstützungsverein gedienter Soldaten, 1939 Kriegerbund.
Deutschvölkischer Turnverein, 1913.
Arbeiterturnverein Lassalle, 1921.
Männergesangverein, 1880, ab 1920 Gesang- und Musikverein, gemischt; Theatergruppe; Musikkapelle seit 1919.
Deutscher Kulturverband
Verein Kinderhort
Verein Mutterschutz
Verein der Gewerbetreibenden
Südmährische Konsum- und Spargenossenschaft
Konsumverein Brüderlichkeit
Raiffeisenkassa, 1895.
49.0°N, 16° 25' O, Kubšice
Geschichte
Erstmals urkundlich 1569 erwähnt, bis 1609 besteht eine Niederlassung der Wiedertäufer mit einer deutschen Schule. Um 1900 wirtschaftlicher Aufschwung, die Laubengänge („Tretten“) werden vergrößert, viele Neubauten. Im I.Weltkrieg fallen sechs Mann, sechs bleiben vermißt. Im Tschechenstaat werden, um der drohenden Sperrung der Schule zu entgehen, deutsche „Fürsorge“-Kinder aus Städten bei Pflegefamilien untergebracht, auch ein Zirkuskind wird ein Jahr lang eingeschult. Während des II.Weltkriegs ist im Schulhaus ein „Ernte-Kindergarten“ in Betrieb. Im Krieg fallen 16 Mann, vermißt bleiben neun.
Matriken seit 1680 (bei Wolframitz).
Bedeutend:
Paweletz, Anton (1817-1871), Bürgermeister 1853-1871, stiftet das Schulhaus und die Marienstatue.
Pospischil Thekla, geb.Paweletz (1851-1941), seine Tochter, stiftet Filialkirche, 1913 erste Feuerspritze,
Einrichtung des Spritzenhauses, Ortsfriedhof und Kloster auf eigenem Grund für den
Elisabethinerinnenorden/Brünn.
Literatur:
Siehe Wolframitz, und
Klien-Paweletz, Elfriede: Mein geliebtes Gubschitz. 2000
Klien-Paweletz, Elfriede: Gubschitz-Chronik. 2001
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau:
Straßendorf 354 ha, 208 m ü.d.M.
Bodennutzung:
Vorwiegend Obstbau: Äpfel (Margareten, die ersten reifen, Margarete am 20.Juli, Schafsnasen, Lederapfel, Jungfernapfel, Zigeunerapfel, Holzapfel, Renette; die haltbaren werden im Preßhaus aufbewahrt); Birnen (Jakobsbirnen zu St.Jakob-25.Juli, Stiglma-Birnen); Zwetschken, Reineclauden (Ringloo), wildwachsende: „Kriecherln“; Marillen, Pfirsiche, Kirschen (Frühkirschen/“Maikerschtn“; Nüsse (Steinnüsse, 3cm, Papiernüsse, 5cm); Maulbeerbäume.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Filialkirche zur Schmerzhaften Muttergottes, 1907 (eingepfarrt nach Wolframitz), Hauptaltar geschnitzt, mit Pietá.
hl.Florian, Marienstatue vor der Kirche.
Friedhof, 1920 (davor Wolframitz).
Altersheim für Arme, 1926 (Schwestern des Ordens der hl.Elisabeth, Brünn), „Kloster“.
Marter am Weg nach Wolframitz.
Kriegerdenkmal
Turnhalle, 1936.
Feuerwehr-Spritzenhaus, 1920.
Schule:
Volksschule, zweiklassig, Neubau 1908 als „Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums-Volksschule“, davor einklassig, 1870/71, im Haus des Gemeindehirten.
Gewerbe:
Schrotmühle, vor 1415.
2 Ziegelöfen (in Betrieb bis 20er Jahre bzw. 1937).
2 Gasthäuser, Bäckerei und Greißlerei, Schmied, Tischler, Trafikant, 2Maurer und 2Poliere, 2-3
Landarbeiterfamilien.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1912.
Gesangsverein
Theaterverein, spielt auch in Klein-Seelowitz, Schömitz und Lodenitz.
Deutschvölkischer Turnverein, 1920er Jahre.
48° 49′ N, 16° 10′ O, Krhovice
Geschichte
Urkundlich erstmals 1294 erwähnt, um 1300 ist Gurwitz ein selbständiger Gutshof, von Kloster Bruck 1505 gekauft samt der Ödung Neßlowitz und 2 Mühlen. Seit 1513 besteht eine Fischerzunft, 1583 wird die Abgabe zum Tod eines Bauern vom Abt erlassen. Nach dem 30jährigen Krieg scheint die Fischerzunft eingegangen zu sein. Eine Veste war im Krieg zerstört worden.
Im I.Weltkrieg fallen 21 Mann. In den letzten Jahren vor dem Anschluß 1938 entwickelt sich der Fremdenverkehr, vorwiegend Brünner kommen von Mai bis Oktober zum Angeln, im Sommer zum Baden in der Thaya. Im Steinbruch finden 40 bis 50 Männer Arbeit, geringere Verdienstmöglichkeit bietet weiblichen Arbeitskräften die Saisonarbeit in der Konservenindustrie in Znaim. Bei starker Übervölkerung genügt dies nicht zur wirtschaftlichen Besserstellung.
Im II.Weltkrieg fallen 43 Mann, vermißt bleiben 25 Mann. Am 8.Mai 1945 dringen die Rotarmisten ein, einige Tage später erscheinen tschechische „Partisanen“, treiben Männer und Frauen unter Beschimpfungen und Schlägen zusammen, am 18.Mai werden neun Männer nach Znaim verbracht, eingesperrt und brutal mißhandelt, sodann zu Zwangsarbeit verschleppt. Im Juni erscheinen tschechische Hausbesetzer. Am 29.Juli werden wahllos Männer zusammengetrieben und schwer mißhandelt. Dreizehn Männer und fünf Frauen werden nach Znaim gebracht. Andere werden nach Joslowitz befördert, sie werden so lange geprügelt, bis sie Geständnisse unterschreiben. Elf Männer kommen ins Kreisgericht nach Znaim und werden schwer mißhandelt. Am 8.August werden 880 deutsche Einwohner vertrieben, fünf bleiben im Ort. In Österreich bleiben 172 Personen, 706 werden von dort nach Deutschland abgeschoben.
Brauchtum:
Umzug mit dem „Faschingsroß“, einer Gruppe älterer Burschen, die sich unter einer Plane verbergen, ein Treiber mit roter Mütze führt das „Roß“ an einem langen Zügel und knallt mit der Peitsche, begleitet von zwei Narren, Burschen, die zur allgemeinen Belustigung den Kindern nachlaufen.
Spitzname:
Hühnerkragen
Matriken seit 1677 (bei Taßwitz).
Literatur:
Ristl, Rudolf: Gurwitzer Heimatbuch 1190-1945. 1983
Bezirk und Gericht Znaim:
Zeilendorf 546 ha, 204 m ü.d.M.
Lage am Südosthang des Steinberges, wo der Mühlgraben von der Thaya abzweigt.
Flurnamen:
Oberfeld, Unterfeld, Kleinfeld, Heideberg, Vogelsang, Saia, Herrenwiesen, Wiese, Bauernwiese, Heide, Metzenteilo, Kurzgarten, Honifacker (Hanfäcker), Dornengarten, Wide, Zulußwiesen, Obstgarten, Altenbiri (berg).
Bodennutzung:
Gurken, Weißkraut, Wirsing, Rüben, Kartoffeln, Mais; Korn (Roggen), Weizen, Hafer, Gerste; Linsen, Bohnen, Blatterbsen, Erbsen, Hirse, Sojabohnen; Luzerne, Esparsette, Rotklee, Inkarnatklee, Steinklee; Kirschen, Zwetschgen, Äpfel, Birnen, Nüsse, Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen.
Weinsorten:
Riesling, Muskateller, Neuburger, Sylvaner, roter und weißer Portugieser, Jakobi, Tafeltrauben.
Tiere:
Pferde, Rinder, Ziegen, Schweine, Hunde, Katzen, Hasen; Hühner, Gänse, Enten, Puten, Tauben.
Jagd:
Hasen, Rebhühner, Fasane.
Straßen, Plätze:
Oberndorf, Unterdorf, Neustiftgasse, Schöberlgasse, Klampfergasse, Kreuzschar, Dreckgassel.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Filialkirche St.Bartholomäus, 1867, davor eine Kapelle von 1756 (von 1234 bis 1784 zu Kloster Bruck, eingepfarrt nach Taßwitz seit 1578).
Friedhof, 1895 an der Bezirksstraße (davor Taßwitz).
Hl.Johannes von Nepomuk bei der Nesselmühle.
Kriegerdenkmal, 1921.
Feuerwehrgerätehaus 1893, umgebaut 1936/37.
Gemeindehaus
Armenhaus
Gemeindebücherei
Wehr an der Thaya, ca. 1870, nach Zerstörung des alten durch Hochwasser.
Elektrifizierung, 1928.
Bahnhof in Hödnitz
Schule: Volksschule, 1912 Neubau, dreiklassig, davor Schulbau 1830, einklassig, 1890 Anbau, zweiklassig; Filialschule von Taßwitz. Kindergarten
Gewerbe:
Steinbruch (Gneis)
3 Gasthäuser, 3 Gemischtwarenhandlungen, 2 Bäcker, Fleischhauer, Schmied, 2 Tischler, 1 Wagner, 3
Schuster, Friseur, 4 Schneiderinnen.4 Schneider, Hebamme.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1893.
Turnverein, 1922/23.
Katholischer Jugendbund „Kornblume“, 1927.
Gesangverein, 1929.
Milchgenossenschaft, 1912.
Landwirtschaftlicher Konsumverein
Raiffeisenkassa, 1924.
H
48° 53' N, 16° 17' O, Heřmanov
Geschichte
Nach Aufhebung des Prämonstratenserstiftes Kloster Bruck bei Znaim 1784 wird der ganze Güterkomplex des Stiftes in sieben Herrschaftsteile abgerundet, und zwar: Bruck, Lechwitz, Mißlitz, Krawska, Mühlfraun, Zuckerhandl und Butsch. Diese Güter werden der k.k. Staatsgüteroberdirektion für Mähren und Schlesien in Brünn unterstellt. Oberdirektor ist der wirkliche Hofrat Anton Valentin von Kaschnitz zu Weinberg, von Kaiser Josef II. am 31.1.1786 in den österreichischen erbländischen Freiherrnstand erhoben, mit Rotwachsfreiheit, dem Titel „Wohlgeboren“, der Bewilligung, sich nach den Gütern zu nennen, und Wappenbesserung, gestorben am 22.11.1854 in Kremsier. Da die großen Flächen der damaligen Religionsfondsherrschaft Lechwitz sehr gut für die Schafzucht geeignet waren, hatten Groß-Olkowitz und Schakwitz einen „Schafflerhof“. Durch eine Wirtschaftskrise, die sich bis über den Bankozettelsturz im Jahre 1811 erstreckte, war der Absatz von Schafwolle so zurückgegangen, daß man die beiden Höfe aufließ und den Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitern durch Anlegung von Kolonien behob, um die brachliegenden Flächen nutzbar zu verwerten. So entstanden die Kolonien Hermannsdorf, Philippsdorf und Mausdorf. In den noch vorhandenen Listen, in denen jeder Kolonist einen „Gewährschein“ zu bestätigen hatte, sind als erste Ansiedler von Hermannsdorf benannt: Hermann Husch, Mathes Hesina, Jakob Begerisch, Franz Begerisch, Franz Frey, Franz Hirsch, Heinrich Mahr, Jakob Pummer, Johann Lausch, Mathias Kornherr, Martin Steinhauer, Franz Pachel, Johann Baar, Josef Miksch, Johann Wagner, Michael Koller, Jakob Diwisch, Sebastian Birniger, Mathes Pischow, Johann Hofbauer, Georg Kremser, Josef Begerisch, Sebastian Kugler, Wenzel Hrdlitschka und Josef Klettenhofer. Insgesamt bestehen 20 Höfe mit 42 Metzen und 5 Kleinhäusler mit 13 Metzen.
Am 1.August 1914 versammelten sich alle Wehrpflichtigen nachmittags zum Gebet in der Kirche, dann wurden sie von der Ortsbevölkerung unter Beten und Tränen ans Ortsende begleitet. Die Einrückenden stimmten ein Abschiedslied an, bis einer rief: „Kameraden, kommt! Es gilt für Gott, Kaiser und Vaterland! Zu Weihnachten sind wir wieder daheim!“ Nach 1918 fehlte vor allem Wien als Ziel für Existenzgründungen, die kleineren Höfe werden aufgeteilt, so daß von den 125 Betrieben 52% weniger als 5ha hatten, 33% zwischen 6 und 10ha, 10% von 11 bis 15ha und nur 5% über 16ha, was eine intensive Bewirtschaftung erforderte.
Kirtag am Sonntag nach „Maria Schnee“ (5.August).
Matriken seit 1771 (bei Groß-Olkowitz).
Bezirk und Gericht Znaim:
Breitstraßendorf 208 ha, 233 m ü.d.M.
Flurnamen: Hintausfeld, Kreuzbreiten, Öde Breiten, Neuriß, Züge; weitere Flurnamen im Volksmund: Äußere Ried, Hirmannsdorfer Weiarten (Weingarten), Zwerexäcker (Queräcker), Obere Kleeäcker, Mittere Kleeäcker, Suttenkleeäcker, Suttenweiarten (Weingärten), Suttenackerln, Kreuzackerln, Kreuzäcker, Wadtaln, Wad (Weide), Ackerln, Hadstückln, Grillowitzerackern, Wazstückln, Kapellenacker, Beriäcker, Guserle Breite, Breite Äcker.
Straßen, Plätze: In den Häusln, Am Mittern Weg, Stogl-Gassl.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche siehe Schakwitz
Elektrifizierung, 1940.
Schule: Volksschule, Neubau 1912, ab 1908 zweiklassig, mit Schakwitz.
Gewerbe:
Gasthaus, 1 Lebensmittelgeschäft, Schmied, Schneider, Schuhmacher.
Vereine:
Raiffeisenkassa, 1920, mit Schakwitz.
Milchgenossenschaft, 1923, mit Schakwitz.
48° 57′ N, 16° 16′ O, Hostěradice
Geschichte
Der Ort wird 1197 erstmals urkundlich genannt, 1222 besteht die Pfarrkirche St.Kunigunde. Der Deutsche Ritterorden schafft hier 1222 eine Kommende. König WenzelI. stattet ihn 1237 mit Grund aus, daneben besitzt das Kloster Bruck Grund. Bereits 1319 besteht Marktrecht, König Johann gibt dem Heinrich von Lipa Hosterlitz und Nispitz im Tausch gegen Zittau. Mitte des 14.Jh. wird der Ort mit der Herrschaft Kromau vereint, 1425 von den Hussiten zerstört, nach dem Böhmischen Aufstand weggenommen, 1625 gibt ihn FerdinandII. an Gundakar von Liechtenstein, bei dessen Haus Hosterlitz bis 1912 bleibt. 1809 lagern die Franzosen hier. 1918 brennen 123 Häuser, Rathaus, Schule, Spital und Pfarrhof nieder.
1932/33 wird eine tschechische Minderheitsschule im Rathaussaal etabliert, von 4 Kindern aus dem Ort und 4 aus in Pflege genommenen Waisenkindern besucht. Die tschechischen Gendarmen widmen sich vor allem der Bespitzelung der Deutschen und ihrer Vereine, wobei sie sich manche Übergriffe leisten. Dem Mobilisierungsbefehl im Mai 1938 leisten alle Folge, dem im September keiner mehr: man geht über die Grenze oder versteckt sich. Das Kirchweihfest vom 12. bis 14.September wird am 14. abgebrochen zum Zeichen der Trauer für die zwei bei Eger erschossenen deutschen Buben, mehrere Trauerfahnen werden gehißt. Die Landsturmmänner werden zum Ausheben von Schützengräben im Raum Moskowitz–Lechwitz eingesetzt. Alle Radios müssen abgegeben werden, zur Sendezeit der Nachrichten des Wiener Senders wird für eine Dreiviertelstunde der Strom abgeschaltet. Da die Männer nicht zur Schanzarbeit erscheinen, kommt am Tag der Unterzeichnung des Münchener Abkommens ein Oberstleutnant mit einem Trupp und 3 Kleinpanzern, die mit herumfuchtelnden Maschinengewehren im Ort herumkreisen, Patrouillen von je 3 Mann nötigen die Arbeitspflichtigen zur Folgeleistung, der Bürgermeister wird unter Bewachung gestellt. Eine jüdische Familie und einige tschechische Familien verkaufen ihre Häuser an Ortsansässige und verlassen den Ort. Die Radios werden wieder zurückgegeben. Am 10.Oktober fluten die tschechischen Militäreinheiten über das Gemeindegebiet zurück, zuletzt die Finanzwache, ihnen folgt die Wehrmacht, das Aufklärungsregiment Nr.9 unter Oberstleutnant Hauenschild. Im April 1939 wird die Gemeinde dem Kreis Znaim zugeordnet. In der Folgezeit erlebt die Landwirtschaft einen Aufschwung mit erweitertem Gemüseanbau. Im Krieg arbeiten nacheinander jeweils 30 französische, jugoslawische und italienische Kriegsgefangene anstelle eingerückter Männer, daneben polnische und ukrainische Arbeitskräfte. Im Ort leben 200 wegen des Bombenterrors aus dem Ruhrgebiet-später auch aus Wien-Evakuierte. Im Krieg fallen 95 Mann.
Am 6.Mai 1945 wird der Ort bombardiert, eine Evakuierte aus Wien und zwei Kinder werden getötet, am 8.Mai, als sich eine Panzergruppe in Scheunen versteckt hat, werden bei einem zweiten Bombenangriff sechs Personen und zehn Soldaten getötet und 40 Häuser zerstört. Alle Brücken und zwei zurückgelassene Geschütze werden gesprengt, dann besetzen die Rotarmisten den Ort, plündern und verfolgen zwei Tage lang die Frauen. Am 16.Mai kommen die tschechischen „Partisanen“, Requirierungen und Plünderungen folgen. Der Volksschulrektor und der Bürgermeister werden in den Keller gesperrt, mißhandelt und in das Lager in Mißlitz getrieben. Am 23.Mai werden sie und andere Festgenommene schwer verprügelt. Am 25.Mai wird nachmittags auf dem Marktplatz auf einem Doppelmast der Stromleitung ein Galgen errichtet, alle Einwohner über 15 werden gezwungen, dort zu erscheinen, Männer und Frauen werden getrennt aufgestellt, ebenso die Angehörigen des Volkssturms. In jedem Tor, in jeder Tür steht ein Posten mit Gewehr im Anschlag. Die beiden gefesselten Anführer des Volkssturms werden aus dem Rathaus hergeführt. Ein „Kommissar“ liest in deutscher Sprache ab, der Schulrektor habe einen Mann in einen Schweinestall im Rathaus sperren lassen, der Müller habe einen Mann in einen Schweinestall gesperrt und bolschewistischen Hund genannt. In Wahrheit war der betrunkene Mann von einem Oberfeldwebel aufgegriffen und eingesperrt worden. Die Verurteilten müssen auf einen Tisch und die daraufstehenden Stühle steigen, Stricke werden ihnen um den Hals gelegt, die Stühle weggezogen. Beide Stricke reißen, beide Männer fallen auf den Boden, sie werden sofort durch Genickschuß getötet. Alle Zuschauer müssen rufen: „Wir danken unserem Führer!“ Die Ehefrau des Rektors hat zusehen müssen, von Frauen gestützt und gehalten. Die Frau des Müllers kann nicht anwesend sein, da sie von den Tschechen so geschlagen worden ist, daß sie zu Hause liegenbleibt. Dafür muß ihre 15jährige Tochter zusehen, wie der Vater ermordet wird. Die Toten sollen einige Tage liegenbleiben, am nächsten Tag befiehlt ein russischer Offizier, der durch den Ort kommt, die Leichen zu entfernen und jegliche Verfolgung künftig zu unterlassen.
Die anderen Inhaftierten werden am 28.Mai entlassen. Am 8.Juni werden 14 bis 16 Mann in das Arbeitslager in Mährisch Kromau verschleppt, weitere Männer und Frauen folgen, darunter unvorsichtige Heimkehrer und Frauen, die für Frauenschaft oder NSV tätig gewesen sind. Im Arbeitslager sind Mißhandlungen an der Tagesordnung, die Arbeitszeit von 6 bis 18 Uhr, im Winter von 7 bis 17 Uhr, zu essen erhält jeder 200g Brot, abends und mittags eine salzlose Suppe, Strafexerzieren kann bis 22 Uhr dauern. Ein Mann wählt den Freitod, drei verunglücken, zwei sterben an Erschöpfung. Die im Dorf Verbliebenen werden ausgeraubt und müssen als Sklaven arbeiten, manche auch in tschechischen Orten. Die Höfe werden meist von Arbeitern der Meierhöfe besetzt. Am 14.Februar 1946 geht der erste Vertreibungstransport ab, um Ostern der zweite und dritte, die Eingesperrten kommen erst im August bis Dezember heraus, alle mit 50kg Gepäck. Im Sammellager Mißlitz wird das Gepäck ausgeraubt. In Österreich bleiben 58 Personen, nach Westdeutschland gelangen 1085.
Jahrmärkte: An den Dienstagen 1) vor Fasching, 2) vor Christi Himmelfahrt, 3) vor Mariä Himmelfahrt (15.August), 4) nach Mariä Namen (12.September), 5) vor Katharina (25.November).
Brauchtum:
Beim Kirchgang versammeln sich die Nispitzer beim Gassel, die Chlupitzer beim Kofta-Eck, in der Kirche sitzen die Nispitzer rückwärts an der Südseite, die Chlupitzer im mittleren rückwärtigen Teil. Beim „Fadlmork“ (Schweinchenmarkt) am Mittwoch erkennt man am Äußeren die „Draußeren“ (Wainitzer), die „Droberen“ (Tschechen), die „Drunteren“ (Olkowitzer) und die „Drüberen“ (Mißlitzer). Vom Gründonnerstag bis Karsamstag ersetzen die Buben mit Ratschen und Klepperln die Glocken, bewacht von den Anführern mit ihren „Karawatschen“ (Karbatschen), aus dünnen Weidenruten geflochten, danach gehen sie zu den Geschäftsleuten und fordern ihren Lohn: „Basl, möcht’ aa bitt’n um a’ Klepperl-Aa (Ei).“ Am Fest Kreuzauffindung, 3.Mai, geht die ganze Gemeinde in Prozession zum Steinkreuz, wo eine Andacht gehalten wird. Wallfahrten führen nach Lechwitz am 13.Juni, zu hl.Antonius, mit den ersten roten Kirschen, zu Pfingsten auf drei Tage nach Maria Dreieichen.
Am Ostermontag gehen die Buben von Haus zu Haus:
„ Geht’s, geht’s, Basl, gebt’s uns nur a rot’s Aa.
Wonn’s aa ner a weiß’ waa,
loßt’s uns net soo long losn,
mir hom a z’rissane Hosn,
da geht uns da Wind aus und ein
und mia kennan ka rot’s Aa daschrein.“
Mancher meint:
Heiratst a Scheene, bold rennt’s da davoh,
heiratst a Schiache, de bringst nimma oh’,
heiratst a Reiche, host nix mea zon sog’n,
heiratst a Oame, donn knuat da da Mog’n.
Matriken seit 1653.
Literatur:
Annerl Fritz: Die Marktgemeinde Hosterlitz. 2006.
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau:
Längsdreiecksanger 1499 ha, 212 m ü.d.M.
Flurnamen:
Joseffeld, Feldweingarten, Gemark, Teichtfeld, Mühlberg, Sandberg, Zwischenberg, Satzäcker, Äußere Heiden, Lange Heiden, Innere Heiden, Hinterberg, Oberberg, Mitterberg, Freiacker.
Bodennutzung:
Weizen, Gerste, Roggen, Mais, Hirse, Zuckerrüben; Wein, Aprikosen, Pfirsiche. Rinder: sudetendeutscher Rotscheck, Pferde: Kaltblütler.
Jagd:
Feldhasen, Fasane, Kaninchen, Rebhühner, wenige Rehe.
Straßen, Plätze:
Große Neustift, Kleine Neustift, Neustiftgassel, Marktplatz, Oberer Markt, Unterer Markt, Gassel, Schwemme, Gasselberg, Große Klausen, Kleine Klausen, Große Gai, Kleine Gai, Spitz, Hintaus; Znaimer Straße, Mißlitzer Straße, Moskowitzer Straße, Nispitzer Straße, Chlupitzer Straße, Teichtfeldweg, Mühlweg, Heidweg, Freiackerweg, Grundweg, Steinerbrückel, Grund.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl.Kunigunde, ehemalige Komtureikirche des Deutschen Ritterordens; dreischiffige Pfeilerbasilika, spätromanisch-frühgotisch, 2.Hälfte 13.Jh.; Kreuzgewölbe im Chor 2.Hälfte 16.Jh., Knospenkapitelle, Sitznische und spitzbogiges Tor zur Sakristei 13.Jh. Umbau 1471/86 spätgotisch, Kreuzrippengewölbe im Mittelschiff, im südlichen Seitenschiff Sternrippengewölbe; im östlichen Teil zur zweischiffigen Halle erweitert mit Kreuz- und Netzrippengewölbe. Nördliches Tor und Orgelempore mit Netzrippengewölbe spätgotisch. Freskenreste aus dem 14.Jh.; Hochaltar 1780 frühklassizistisch; Tabernakel im Stil des Rokoko; rechter Seitenaltar 1.Hälfte 18.Jh.; Taufstein 1820; Kanzelfuß gotisch, Maßwerkbrüstung Ende 15.Jh. Vesperbild um 1520 im nördlichen Schiff; Turm 36m, 3 Glocken: Große (an Sonn- und Feiertagen), Zwölferglocke (werktags) und Sturmglocke. Die alte Kirche, um 1000, dient als Durchgang zum Pfarrhaus.
Eingepfarrt sind Chlupitz und Nispitz.
Mauerreste der anschließenden Komturei mit rundbogiger Zugbrücke und gekuppelten Fenstern, 13.Jh.
Karner, 3.Viertel 13.Jh., frühgotisch, Kreuzrippengewölbe.
Friedhof-Hauptkreuz, 1903.
Immakulata-Säule (Pestsäule), auf der Balustrade die Heiligen Josef, Joachim, Urban, Sebastian, 1728.
Kapelle mit dem gegeißelten Heiland an der Friedhofmauer.
Kapelle „Zu den drei Brünndeln“ im Ortsteil „Kleine Klausen“.
Steinkreuz, 1777.
Hl.Anna am unteren Markt.
Hl.Johannes von Nepomuk vor der Kirche und an der Gaierbrücke.
Hl.Johannes von Nepomuk am oberen Markt.
Marterl bei Nr.207.
Feldkreuz an der Allee nach Chlupitz.
Rathaus, 1514/15, mit Säulenhalle im 1.Stock, dort Markt bei Schlechtwetter, sonst im Hof. Ratsstube mit
schönem Renaissance-Deckengewölbe; davor Prangerstein.
Kriegerdenkmal
Haus Nr.54 spätgotisch.
Renaissancehaus mit Runderkern.
Gasthaus mit wappengekrönten Renaissancefenstern, 16.Jh.
Gemeindebücherei
Armenhaus, 1930.
Isolierstation, 1920.
Post, 1924.
Telephon, 1942.
Bus
Elektrifizierung, 1926.
Schule:
Volksschule, 1807, erweitert 1839, sechsklassig, seit 1883 auch für Chlupitz und Nispitz, mit landwirtschaftlicher Fortbildungsschule (2 Winterhalbjahre). Kindergarten des Deutschen Kulturverbands
Gewerbe:
Mühle, 3 Ziegeleien
Schotterwerk und Betonwarenwerk: beschäftigt bis zu 50 Arbeiter; Gneis vom Steinbruchberg unterhalb des Klausenbergs wird in vielen Schotterfuhren an die Straßen gebracht und zu „Schodahaifln“ aufgebaut für die Reparatur zerstörter Fahrbahnen. In den „staden“ (stillen) Monaten ein Nebenverdienst für manche Einwohner.
Molkereibetrieb (10000 Liter täglich, Hosterlitzer Butter wurde vielfach ausgezeichnet).
Früher Knopfdrechslereien
Dampfwäscherei mit Bad ab Kriegsbeginn 1939.
Arzt, Zahnarzt, Hebamme.
3 Gasthöfe, 8 Krämereien, 2 Bäcker, 2 Fleischer, 2 Wagner, Binder,
3 Schreiner, 3 Schmiede, 2 Schlosser, 2 Schneider, 3 Schuster.
Vereine:
Gesangverein
Freiwillige Feuerwehr
Turnverein
Veteranenverein
Kulturverein
Badverein
Kindergartenverein
Imkerverein
Raiffeisenkassa, 1890.
Molkereigenossenschaft, 1902.
Druckgenossenschaft, 1906.
48° 50′ N, 16° 10′ O, Hödnitz
Geschichte
Um 1200 entstanden, 1229 urkundlich erwähnt, 1270 eigene Pfarrei, seit 1281 steht die Pfarre unter dem Patronat des Kreuzherrenordens in Prag, 1290 schenkt König Wenzel das Dorf Hedenic dem Stift St.Klara in Znaim, ein Teil gehört zur Propstei Pöltenberg. 1351 tötet die Pest die Hälfte der Einwohner. 1645 von den Schweden besetzt. Das Stift wird 1784 durch Kaiser JosephII. aufgelöst, Hödnitz gelangt an den Religionsfond, 1801 an die Freiherren von Liebenberg. Am 10.Juli 1809 plündern Franzosen, Napoleon übernachtet nach dem Gefecht vom 11.Juli im Meierhof in der Nacht zum 12.Juli. 1870 führt die Bahnlinie von Znaim nach Brünn über Hödnitz. Im I.Weltkrieg fallen 22 Mann.
1919 werden deutsche Bedienstete bei Post, Bahn und Gendarmerie entlassen und erhalten eine kleine Abfindung, die Ämter werden mit tschechischen Legionären besetzt. Für ihre 5 Kinder wird im Meierhof eine einklassige tschechische Schule eingerichtet. Als die Malzproduktion ins Landesinnere verlegt wird, verlieren viele ihre Arbeitsstelle, sie müssen in Znaim arbeiten oder am Bahnhof, aber dafür müssen sie ihre Kinder in die tschechische Minderheitsschule schicken. Während des II.Weltkrieges werden die Hödnitzer Quellen gefaßt, in Zuckerhandl wird ein Hochbehälter gebaut, die Rohrleitungen werden bis zu diesem verlegt, der Anschluß an das Znaimer Wassernetz kann nicht mehr erfolgen. Im II.Weltkrieg fallen 51 Mann.
Kirtag am 2.Sonntag im August (wegen der Ernte nicht am Festtag des Kirchenpatrons Jakobus – 25.Juli – orientiert).
Kuriosum:
Die nach 1933 erbaute Mühle wurde mit Öl betrieben, der hohe Kamin wurde nicht mehr gebraucht, er diente fortan der Waschküche oder der Lohnschnapsbrennerei. Wenn der Schornstein rauchte, machten viele den Umweg über die außerhalb des Ortes liegende Mühle, um den Schnaps zu kosten, was zur Folge hatte, daß manchmal der Schnaps an Ort und Stelle weggetrunken wurde. Oft war der Umweg allerdings umsonst, da die Frauen Waschtag hatten.
Matriken seit 1663.
Literatur:
Schwarz, Josef: Hödnitz – ein deutsches Dorf in Südmähren. 2003.
Bezirk und Gericht Znaim:
Platzdorf 1012 ha, 205 m ü.d.M.
Flurnamen: Ober-, Mittel- und Unterfeld (Dreifelderwirtschaft); Weingärten: Hoatln, Brühl, Lampelbere, Leitenbere (-berge); Föhrerwald, Meierhofgarten, Schaf-, Stier- und Tränkwiesen, Felberfleckl, Sauteichtl.
Bodennutzung: Getreide, besonders Gerste, Grünfutter, Rüben, Kartoffeln, Mais, Gurken, Bohnen, Linsen, Erbsen, Kraut; Obst: Marillen, Zwetschken, Pflaumen, Ringlotten, Äpfel, Birnen.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl.Jakob d.Ä., 3 Glocken, gehört zu Pöltenberg, Pfarre 1270 urkundlich. Westturm romanisch mit barockem Aufbau und Zwiebelkuppel; in der Sakristei Kreuzrippengewölbe 2.Hälfte 13.Jh.; Chor 15.Jh. mit Kreuzrippengewölbe; Langhaus um 1690, mit Kreuzrippengewölbe, gotisch; Erweiterung 1855; Hochaltar und Kanzel Mitte 18.Jh., Hochaltarbild (1720) von Johann Lukas Kraker;
Seitenaltäre hl.Maria und hl.Johannes der Täufer um 1770;
Prager Jesuskind. Sakristeischränke 1.Hälfte 18.Jh.
Pfarrhaus, 1703, umgebaut 1892.
Gittertor des ehemaligen Friedhofs mit Kreuzherrenwappen 1.Hälfte 18.Jh., neuer Friedhof, 1833.
Marienkapelle, 1833 für Verschonung von Cholera-Epidemie, die in Znaim 428 Tote forderte.
Säule, spätgotisch, an der Straße nach Mühlfraun.
2 gußeiserne Kreuze, 1873.
Hl.Florian, 1735, Hl.Johannes von Nepomuk.
Kriegerdenkmal im Kirchgarten
Gemeindehaus, 1894.
Feuerwehrzeughaus, 1926 Neubau.
Bahnstation, 1870.
Postamt, 1869.
Schulen:
Volksschule, dreiklassig, 1911, anstelle des alten Feuerwehrhauses, Altbau wird Mietshaus; Schulhaus 1793, ab 1859 zweiklassig.
Gewerbe:
Dampfmühle, 1862; 1909 und 1933 abgebrannt, wieder aufgebaut.
Ziegelei, Sägewerk, Malzfabrik, 1895, 1911 modernisiert; als Brauerei 1850 gegründet; 1932 stillgelegt.
Molkerei 1908, Kleine Molkerei, 1923.
3 Gurken- und Krautkonservenfabriken, 1914 bzw. 1922 und 1926.
Landwirtschaftliches Lagerhaus, 1923.
Milchsammelstelle, 1926.
Schnapsbrennerei, 1927.
Holz- und Kohlenhandlung, 1927.
Gärtnerei, 1931.
Vereine:
Landwirtschaftlicher Ortsverein, 1877/78.
Freiwillige Feuerwehr, 1883.
Raiffeisenkasse, 1900.
Turnverein „Einigkeit“, 1912.
Männergesangsverein, 1926.
Milchgenossenschaft, 1923.
48° 45′ N, 16° 23′ O, Hevlín
Geschichte
Urkundlich genannt 1282; Besitz der Landesherren, zwischen 1400 und 1524 verschiedene Besitzer, dann zur Herrschaft Grusbach gehörig. 1524 gelangt Höflein mit der Herrschaft Grusbach an Johannes von Pernstein, 1623 an Seifried Christoph von Breuner (Herrschaft Staatz), 1578 hat der Ort einen protestantischen Pfarrer. Im 30jährigen Krieg stark mitgenommen, das benachbarte Anschau verödet, Koppenhof und Rohrhof gehen unter. 1668 an den Reichsgrafen von Althan, 1799 im Erbgang an Anna Gräfin von Hardegg. 1809 plündern die Franzosen. Die Thayaregulierung bedeutet 1831 das Ende der Teichwirtschaft, die Fruchtbarkeit gewinnt. 1832 fordert die Cholera 54 Opfer, 1855 sind es 120, die Gemeinde gelobt eine Prozession zu Mariä Himmelfahrt, 1893 ist sie bereits vergessen und wird von Pfarrern erneuert, findet aber nach 1938 nicht mehr statt. 1842 erbt eine mit dem Grafen Khuen-Belasy Verehelichte. 1855/56 wüten mehrere Brände, bis zum Bau der Frainer Staumauer gibt es immer wieder Überschwemmungen. Seit 1870 an der Staatsbahnlinie Wien-Brünn. Im I.Weltkrieg fallen 83 Mann.
Am 16.Dezember 1918 wird Höflein von tschechischem Militär besetzt, am 12.Jänner 1919 ruft Kreishauptmann Oskar Teufel zwei Gemeindevertreter, Bürgermeister Josef Berger und Reichsratsabgeordneter Josef Brunner, zu einer Protestkundgebung nach Retz, eine Erklärung, die den Anschluß an Österreich fordert, soll den Vertretern der Siegermächte in Paris vorgelegt werden. Zu Silvester werden Theaterstücke vom Gesangverein einstudiert, darunter Operetten wie „Die Winzerliesl“, „Das Kräuterlenerl“. Am 12.September 1938 wird das Standrecht verkündet, am 24. erfolgt die Generalmobilmachung, die Thayabrücken werden zur Sprengung vorbereitet, alle Pferde und Radios müssen abgegeben werden. Am 8.Oktober marschiert die Wehrmacht ein. Absatz durch Markt Wien gesichert. Im II.Weltkrieg fallen 91 Mann, 50 bleiben vermißt. Neun Ortsbewohner kommen durch den Krieg in der Heimat um.
Am 8.Mai 1945 dringen um 12 Uhr die Sowjets in den Ort ein, wenige Tage später tschechisches Militär. Am 19.Mai werden mehrere Männer und Frauen ins Lager von Znaim gebracht. Zwei Männer und eine Frau, die einen Rotarmisten beim Plündern stören, werden erschossen. Eine Frau, die ihrem Mann Essen ins Lager bringt, wird beschuldigt, eine Handgranate eingeschmuggelt zu haben, und derart mißhandelt, daß sie stirbt. Am 15.August wird um 20 Uhr ausgetrommelt, daß alle Deutschen zur Säuberung der Tschechei den Ort verlassen müssen, erlaubt sind 60kg Gepäck. In Österreich bleiben 641 Personen, nach Westdeutschland gelangen 1358.
Brauchtum:
Fasching mit drei Tagen Tanz, Oster- und Pfingstmusik, Erntefest Ende Juli, Rekrutenmusik, Kathreintanz,
Silvester; Bälle der Vereine.
Am Faschingsdienstag ziehen die Burschen durchs Dorf und fordern bei den Bessergestellten, insbesondere bei den Familien mit ledigen Töchtern, ihren Faschingszoll: Eier, Geselchtes, Faschingskrapfen und anderes Nahrhaftes.
Osterreiten über die Fluren mit Pfarrer und Prozessionskreuz am Ostermontag.
Kirtag am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt (15.August).
3 Jahrmärkte, Wochenmarkt.
Matriken seit 1670.
Bedeutend:
Prälat Univ.-Prof.Dr.Karl Hörmann, (geb.23.1.1915 in Höflein, †19.9.2004), Prof. der Moraltheologie in
Wien; 1966/67 Rektor der Universität Wien, 1963/64 und 1972/73 Dekan der theolog. Fakultät.
Veröffentlichte eine Reihe heimatgeschichtlicher Darstellungen (s.u.).
Literatur:
Jirikowski, Gustav: Höflein an der Thaya, wie es einmal war. 1965
Hörmann, Karl: Höflein an der Thaya in Vergangenheit und Gegenwart.
Laa 1982
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz:
Straßenangerdorf 3046 ha, 182 m ü.d.M.
Flurnamen:
Wiesen, Kuhweiden, Schafweiden, Mittagsweiden, Teilungen, Halblehen, Zeiselberg, Teilungberg, Rotes Kreuz, Gemeindeweiden.
Bodennutzung:
Alle Getreidearten, Gemüse, Obst- und Weinbau, Mais, Rüben.
Jagd:
Hasen, Rebhühner, Fasane, Bisamratten, Fischotter, Iltis, Marder, Füchse, Rehe.
Straßen, Plätze:
Ortsstraße, Bahnhofstraße, Kirch- und Schulplatz, Marktplatz, Turnplatz.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 1740/43 anstelle der abgebrannten älteren Kirche, renoviert 1840, 1909. 1917 werden 3 von 4 Glocken beschlagnahmt, 1920 werden zwei neue Glocken aufgezogen. Die 2 größeren werden im II.Weltkrieg requiriert. Eine Marienkirche ist schon für 1282 belegt. 1622 bis 1650 verwaist.
Friedhof, vergrößert 1926 und 1932.
Lourdes-Muttergottes, 1892.
Marienstatue, 1852, an der Straße nach Grafendorf.
Hl.Johannes von Nepomuk, 1722, seit 1921 an der Thayabrücke.
Hl.Philipp Neri neben der Kirchentür.
Hl.Florian, älteste Säule.
Hl.Rochus, 1823, erinnert an die Cholera-Epidemie.
Rotes und Weißes Kreuz an der Straße nach Tajax.
Kapelle an der Bahn, 1777.
Bildstock an der Grafendorfer Straße.
Steinkreuz nahe dem Meierhof.
Holzkreuz vor Laa.
Feldkreuze am Schinderacker, Rustenacker, am Sand.
Kriegerdenkmal, 1921.
Gemeindebücherei
Postamt mit Gendarmeriestation, 1923.
Bahnstation 1970, Neubau 1911.
Zollhaus, 1925.
Feuerwehrgerätehaus, Neubau 1930.
Armenhaus
Isolierstation
Elektrifizierung, 1937.
Schule:
Volksschule, Anbau 1909 mit 3 Klassenräumen und Küche, fünfklassig; vierklassig 1909 (4. und 5.Jahrgangsstufe zusammengelegt), erstmals belegt 1630; 1807 katholische Trivialschule, Neubau 1815, 1828 und 1843 renoviert, 1858 vergrößert, zweiklassig; 1879 dreiklassig, 1889 vierklassig. Kindergarten, 1930, ab 1938 in der tschechischen Schule, im Haus Gemeindeamt.
Gewerbe:
3 Meierhöfe (820ha): Höfleiner Hof, bis 1832 Dorfmitte, danach an Grafendorfer Straße, Verwaltung der 3 Höfe; Anschauhof, 3 km Richtung Gtrafendorf; Annahof 1850, an der Laaer Straße.
Dampfmolkerei
Mühle, 1935.
Ziegelei
Ausgedehnte Teichwirtschaft bis zur Thayaregulierung 1830.
5 Gasthöfe, 8 Kolonialwarenhandlungen, Zuckerwarengeschäft, Uhrmacher, 4 Fleischhauer, 4 Bäcker, 5 Schmiede, Schlosser, 4 Tischler, 4 Wagner, 5 Friseure, 8 Schneider, 4 Schneiderinnen, 2 Hebammen, Weißnäherin, 3 Dachdecker, 4 Maurer, 2 Zimmerer, Gärtner, 20 Schweinehändler, 2 Stechviehhändler, Pferdehändler, Kalkhändler, 2 Fuhrwerkunternehmen, 2 Holz- und Kohlehandlungen.
Vereine:
Veteranenverein 1875, nach 1918 Verein gedienter Soldaten.
Gesangsverein, 1890.
Kirchenchor
Katholischer deutscher Mädchenbund, bis 1938.
Freiwillige Feuerwehr, gegründet als Turnerfeuerwehr, 1893.
Turnverein, 1915.
Spar- und Darlehenskassa
Molkereigenossenschaft
I
48° 55′ N, 16° 24′ O, Jiřice
Geschichte
Urkundlich 1357 erstmals erwähnt, bis 1581 Besitz des Klarissenklosters in Znaim, gehört seit 1634 zur Propstei Nikolsburg, im 17.Jh. zur Marktgemeinde erhoben. 1832 brennen 27 Wohnhäuser und die Kirche völlig aus. Danach wird eine alljährliche Wallfahrt nach Maria Lechwitz gelobt und bis 1939 gehalten. Seit 1863 Marktgemeinde. 1866 schleppen die Preußen die Cholera ein, 99 Einwohner sterben. Im I.Weltkrieg fallen 22 Mann. Im September 1918 erlaubt der Bezirkshauptmann die Feier des Kirtags. Am 14.12.1918 besetzt tschechisches Militär mit 66 Mann den Ort. Im II.Weltkrieg fallen 53 Mann.
Am 8.Mai 1945 dringen die Rotarmisten in den Ort ein, viele Frauen werden vergewaltigt. Tschechische „Partisanen“ toben sich noch grausamer aus, am 8.10. kommen jugoslawische Partisanen, die sich in die Häuser setzen und alles aneignen. Drei Personen kommen in tschechischen Lagern ums Leben. Die Deutschen werden in drei Transporten am 18.1., 3.4. und 15.6.1945 in Viehwaggons nach Bayern vertrieben, mit 50kg Gepäck pro Person, das zum Teil noch geplündert wurde.
Kirtag am ersten Sonntag nach Mariä Geburt (8.September).
Matriken seit 1635.
Bedeutend:
Müller Ernest Maria (*30.6.1822 Irritz, †28.9.1888 Linz), seit 1857 Professor der Moraltheologie in Wien,
1885 Bischof von Linz, Ehrenbürger von Irritz.
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau:
Längsangerdorf 854 ha, 198 m ü.d.M.
Flurnamen: Dreiwiesen, Halbe Quanten, Langes Feld, Kurzes Feld, Wohlhäupter, Suttenfeld, Großes Feld, Hausäcker, Roßweide, Unterwechseln, Oberwechseln, Öde Weingärten, Tilscher, Neuriß, Ernstberger, Gugel, Haden.
Straßen, Plätze: Marktplatz, Erfurter Straße, Unterdorf, Dornfelder Straße, Dörfel, Treskowitzer Straße.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zur hl.Anna, 1902 anstelle der 1831 niedergebrannten Kirche zum hl.Ulrich, 1507, die dem Patronat des Klarissenklosters in Znaim unterstand. 1633 bis 1673 verwaist, dann wieder aufgebaut. Neubau mit Westturm.
Hl.Johannes von Nepomuk, 1724 anstelle eines Prangers.
2 Marterln
Kriegerdenkmal, 1923.
Tempel und jüdischer Friedhof
Gemeindebücherei
Pfarrbücherei
Armenhaus
Postamt, 1938, mit Telephon.
Elektrifizierung, 1928.
Arzt bis 1928.
Schule: Volksschule 1908, Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums-Schule, dreiklassig, besteht davor schon 1652. Kindergarten
Gewerbe:
Kunstmühle
Schrotmühle
Gutshof, 120 ha, „Schloß“.
Hebamme
150 landwirtschaftliche Betriebe
2 Gasthäuser, 3 Kaufläden, Baugeschäft, 2 Fleischhauer, 3 Schmiede, Wagner, 3 Tischler, Schlosser, Sattler,
Dachdecker, 2 Schuhmacher, 2 Schneider, 2 Schneiderinnen.
Jahrmärkte: An den Dienstagen 1) vor Palmsonntag, 2) nach Laurentius (10.August), 3) nach Raphael (29.September).
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1882.
Raiffeisenkassa
Gesangverein
Turnverein
Katholische Jugend
Milchgenossenschaft, 1923.
J
48° 54' N, 15° 44' O, Jazovice
Geschichte
Um 1250 gründet die Herrschaft Frain einen Gutshof mit einer kleinen Arbeiterkolonie, erwähnt wird der Ort 1323, eine Burg 1351. Durch die Hussiten zerstört, 1515 als verödet genannt, 1552 wieder besiedelt, gelangt an einen Kraigk und bleibt bei der Herrschaft Frain.
Im I.Weltkrieg rücken 31 Mann ein, neun Mann fallen. Die Tschechen bauen eine Minderheitsschule. Im September 1938 entziehen sich die Männer dem Wehrdienst durch Flucht über die Grenze. Am 9.Oktober marschiert die Wehrmacht ein.
Matriken seit 1785 (davor ab 1658 bei Frain)
Literatur:
Vrba, Ladislaus: Gedenkbuch der Gemeinde Jasowitz. o.J.
Bezirk Znaim, Gericht Frain:
Angerdorf, haufendorfartig 800 ha, 434 m ü.d.M.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle zum Erzengel Michael, 1768; Altar mit Bild der Schmerzens-reichen Muttergottes; Glockenturm.
Elektrifizierung, 1938.
Schule: Volksschule, einklassig, ab 1939 im tschechischen Minderheitsschulgebäude.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1899.
48° 45′ N, 16° 14′ O, Jaroslavice
Geschichte
Urkundlich erstmals 1244 genannt, 1249 gibt Ottokar II. Joslowitz an den Znaimer Burggrafen von Pernegg. 1363 wird eine Burg mit Dorf genannt. 1535 gewährt Kaiser Ferdinand I. das Marktrecht. 1680 wird die Herrschaft Joslowitz mit der Frainer vereinigt. 1749 vernichtet ein Brand fast den ganzen Ort. 1851 wird der erste Wochenmarkt abgehalten. 1866 sterben 73 Menschen an der Cholera. Im I.Weltkrieg fallen 63 Mann. Am 17.Dezember 1918 marschiert tschechisches Militär ein, bricht Keller auf, stiehlt Vieh und schießt herum.
1920 wird eine tschechische. Minderheitsschule errichtet. Im Ort gibt es eine Finanzwache, die mit aufgepflanzten Bajonetten patrouilliert, eine Staatspolizei und eine Abteilung Geheime Staatspolizei. Die Leiter von Bezirksgericht, Steueramt und Post sind Tschechen. Als 1935 die Staatsflagge vom Musterungsgebäude abgerissen wird, verbieten die Tschechen den Turnverein ohne Beweise für Täterschaft und ziehen sein Vermögen ein. Zwei deutsche Rechtsanwälte erreichen einen Aufschub, man muß aber versprechen, keine politisch profilierten Funktionäre aufzustellen. National darf nur der tschechische Sokol auftreten. Am 23.September 1938 erfolgt die Generalmobilmachung, die meisten Männer gehen über die Grenze. Der Pfarrer und andere Repräsentanten der Gemeinde werden verhaftet und im Keller der Staatspolizeistation eingesperrt. Am 8.Oktober marschiert die Wehrmacht ein. Im II.Weltkrieg fallen 186 Mann.
Am 5.Mai 1945 kommen Rotarmisten, bald danach tschechische „Partisanen“. Am 19.Mai 1945 werden 28 Männer in das Arbeitslager nach Znaim verbracht und schwer mißhandelt, elf Deutsche werden ermordet. Manche fliehen über die Grenze, am 14.März, Juni, August und September 1946 gehen die Transporte von Znaim ab, im Jänner, Juni aus Österreich über Melk.
Brauchtum
Prozessionen führen am Dreifaltigkeitstag (1.Sonntag nach Pfingsten) und am dritten Bittag zur Dreifaltigkeitssäule, wo sich auch Eltern von den einberufenen Söhnen verabschieden.
Die Wallfahrt nach Maria Dreieichen fand am Freitag nach Christi Himmelfahrt statt. Früh um fünf war Messe, danach führt der Feldhüter mit der Kirchenfahne den Zug an, auf jeder Seite begleitet ihn ein Vorbeter. Hinter der Jugend folgen die Männer, dann die Frauen. Bei der „Freisinger Molta“, einem Marienbild an der Kadolzer Straße, nahe der Grenze, verabschieden sich die Daheimbleibenden, viele geben Geld mit für eine Kerze. Weit draußen an der Straße mußte ein jeweils gewählter Bäcker stehen, der den Heimkehrern Kipferl verkaufte, da jede Dreieichenfahrerin bekannten Kindern als Mitbringsel ein Dreieichenkipferl mitbrachte – von dem jeder wußte, woher es stammte. Hinter der Prozession fahren die Binkerlwagen, mit prächtigen Pferden bespannte Planwagen, die am Heimweg neben den Binkerln manchen Maroden aufnehmen. Nach einer Übernachtung auf Stroh in einer Scheune oder in einem leeren Saal eines Gasthofs kam man am nächsten Morgen in die Wallfahrtskirche. In der Mittagspause wurden Andenken gekauft sowie Bänder und Blumen zum Schmücken der Fahne. Ein heilkräftiges Brünndl wurde besucht, manche füllten dort eine Flasche. Am späten Nachmittag war Auszug aus der Kirche. Am Sonntagabend kam man müde und staubbedeckt heim. Vor der Grenze wurde die Fahne geschmückt, voraus fuhren jetzt die Binkerlwagen, der Herr Pfarrer wartete schon mit zwei Ministranten an der „Molta“, daneben viele Verwandte und Bekannte mit Blumen. Die Kinder bekommen ihre Kipferln, der Pfarrer segnet die Wallfahrer, dann begeben sie sich zum Segen in die Kirche.
Matriken seit 1729.
Bedeutend
Frei, Hans, Sänger, *1862 in Joslowitz, seit 1884 an der Hofoper in Wien.
Literatur
Wittek, Gusti: Erinnerungen an Joslowitz. 1968
Markel, Josef/Lederer, Hermann/Frei H. u.a.: Marktgemeinde Joslowitz. 1976
Mlejnek, Emil: Ortsgeschichte Joslowitz. 1980
Böhm, Hans: Joslowitz. Geschichte eines Dorfes im Wandel der Zeit. 1999
Wittek, Karl: Ortschronik Joslowitz. o.J.
Wittek, Karl: Geschichte der Herrschaft und des Schlosses Joslowitz. o.J.
Wittek, Karl: Alte Joslowitzer Verduten. o.J.
Wittek, Karl: Gedenkblatt der Opfer 1939-1945 Marktgemeinde Joslowitz. o.J.
Wittek, Karl: Joslowitz in graphischen und Bilddarstellungen im 19. und
20.Jahrhundert. o.J.
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz
Platzort 1616 ha, 189 m ü.d.M.
Flurnamen: Tauber-Locka (Lacke vor dem Haus Tauber), Schuldengasse (Darlehen zum Eigenheimbau von weniger Begüterten).
Bodennutzung: Getreide, Mais, Raps, Hirse, Mohn, Zuckerrüben, Kartoffeln, Gurken, Kraut, Paprika, Kürbisse, Melonen, Karotten, Hülsenfrüchte; Weinbau.
Jagd: 1000 Rebhühner, 1644 Hasen.
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche zum hl.Aegidius, 1788/91 im Stil des Spätrokoko/Frühklassizismus; erwähnt 1325. Patronat beim Schloßherrn; spiegelgewölbtes Langhaus, halbkreisförmig geschlossener Chor, Westturm; 3 Altarbilder von Johann Höfel 1805/19; Bildhauerarbeiten von Andreas Schweigel. Aufgang mit klassizistischem Tor um 1790. 1944 werden die 2 Glocken geopfert.
Friedhof, 1782.
Mariensäule am Marktplatz, 1750 (1882 umgestellt).
Dreifaltigkeitssäule, 1736, an der Zulber Straße.
Johannes von Nepomuk im Schloßhof und im Park, beide 1736.
Hl.Donatus, 1736, an der Zwingendorfer Straße.
Hl.Antonius von Padua, 1735, Schloßberg.
Hl.Florian, 1700.
Rotes Kreuz an der Schloßmauer.
Mariandl-Molter auf dem Schloßberg.
Zahlreiche Kreuze und Marterln.
Schloß, 1730/36 von Josef Emanuel Fischer von Erlach; davor Burg schon 1250 genannt, Renaissance-Umbau im 4.Viertel des 16.Jh., 1680 ausgebaut: vier Flügel um Laubenhof. In der Schloßkapelle Deckenfresko von Fr.Anton Maulbertsch; Kanzel und Gestühl um 1680. Im Schloßhof Brunnen mit Putten.
Kaiser-Josef II.-Denkmal, 1911, 1918 von den Tschechen beschädigt und abgeräumt.
Kriegerdenkmal, 1921.
Rathaus, 1884-89.
Gemeindekrankenhaus, 1904.
Gemeindesparkassa, 1900.
Bezirksgericht
Steueramt
Heimatmuseum
Zollhaus, 1936/37.
Bahnhof Possitz-Joslowitz, 1870 an der Strecke Znaim – Lundenburg.
Artesischer Brunnen, 1902.
Schulen: Volks- und Bürgerschule 1898, Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumsschule, davor Neubau 1829, zweiklassig, 1862 dreiklassig, Anbau 1873, vierklassig, 1889 fünfklassig; Bürgerschule, dreiklassig, ab 1930 auch für Mädchen; Schulgarten und Versuchsfeld 1904. Gewerbeschule 1903/04, zweiklassig. Kindergarten 1918.
Gewerbe
Mühle
3 Ziegeleien
Elektrizitätswerk 1913-1925.
2 Autobusunternehmen, 2 Taxi-Unternehmen.
Fleischhacker, Bäcker, Konditor, Schneider, Schneiderinnen, Hutmacher, Schuster, Friseure, Fotograf, Uhrmacher, Schlosser, Messerschmied, Wagner, Schmiede, Sattler, Faßbinder, Maurer, Dachdecker, Brunnenbauer, Blechner, Schreiner, Glaser, Elektriker, Maler, Gärtner.
Jahrmärkte: An den Montagen 1) erster im April, 2) nach Laurentius (10.August), 3) vor Michael (29.September).
Vereine
K.u.k. Militärveteranenverein, 1875.
Gesang- und Musikverein, 1880.
Freiwillige Feuerwehr, 1886.
Deutschvölkischer Turnverein, 1903.
Deutsch-Christlicher Burschenverein, 1910.
Deutscher Schulverein, 1910.
Burschenverein „Jung Teutonia“, 1911.
Arbeiter-Turn-und-Sportverein, 1919.
Jungfeuerwehr, 1926.
Frauenfeuerwehr, 1940-1945.
Joslowitzer Sparkassa / Gemeindesparkassa, 1874.
Milchgenossenschaft, 1911.
Lagerhausgenossenschaft
K
48° 49′ N, 16° 1′ O, Havraníky
Geschichte
Urkundlich erstmals 1200 erwähnt, ab 1343 Besitz des Klosters Bruck, gelangt zunächst ein Teil, dann der ganze Ort an die Propstei Pöltenberg der Kreuzherren mit dem Roten Stern. Mauerreste belegen, daß der Ort durch zwei Tore abgeschlossen war. Zur Zeit des 30jährigen Krieges sterben 70 Personen an der Pest, 27 Häuser stehen leer. 1734 vernichtet ein Großbrand den Ort, 1830 brennt eine ganze Häuserreihe ab, 1832 fordert die Cholera 42 Opfer. 1822 visitiert Ordenssekretär Carl Postl (Charles Sealsfield) Wirtshaus und Schule. Im I.Weltkrieg fallen 17 Mann, im II.Weltktieg fallen 46 Mann. Kirtag am zweiten Sonntag nach Mariä Geburt (8.September).
Bedeutend:
Österreicher Karl, (1913-1954), wird 1942 als erster österreichischer Mannschaftsgrad (Gefreiter) mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet, nachdem er das auf 64 kampffähige Männer und 200 Verwundete zusammengeschmolzene Bataillon aus einem Kessel befreit hat.
Literatur:
Kiesling, Hubert: Erinnerungen an die Heimatgemeinde Kaidling. 2001.
Bezirk und Gericht Znaim:
Längsangerdorf 929 ha, 288 m ü.d.M.
Das westlichste der Kuhbergdörfer neben Deutsch Konitz und Poppitz ist eingebettet zwischen dem Gramenberg (359m) im Norden, dem Tausberg (Dreiteilerberg, 340m) und dem Grumpberg oder Süßenberg (303m) im Westen, dem Hinterberg (284m) im Osten; nach Südosten geht die Landschaft, am Dürren Hügel (291m) vorbei, in die südmährische Tiefebene über. Die Nordgrenze des Gemeindegebiets verläuft im tief eingeschnittenen Thayatal mit den neun Mühlen: Erholungsort, Bäckerei, Kunstmühle, Hotel, Bauernmühle, Papiermühle, die anderen drei sind bereits verödet.
Die Keller sind in Sand gegraben. Der weiße feine Kellersand wurde auf den mit Schicht-Seife (Schichtwerke in Aussig) gereinigten Bretterboden gestreut, auch Spucknäpfe wurden damit gefüllt. Aus den nahen niederösterreichischen Gemeinden holte man den Sand in Butten auf dem Rücken.
Flurnamen: Altjungsatz, Satzfeld, Mitterfeld, Jungweingarten, Kräftenacker, Überhöherfeld, Langerfeld, Herrenbreiten, Grünndl, Süßenberg, Dreiteilert, Gwandten, Brunngwandten, Dreiteilerberg, Lebzelter, Satz, Hinterberg, Eferling, Kramer, Neuerweg, Neuwegleiten, Brunngraben, Holzgraben, Steinberg, Schmalzgrube, Steinleiten.
Bodennutzung: Jährliche Niederschlagsmenge sehr niedrig (450 mm), mittlere Jahrestemperatur 9°C (sehr günstig für Obst- und Weinbau). Alle Getreidesorten, Rüben, Kartoffeln, Gurken, Luzerne, Rotklee, Erbsen; reichlich vorzügliche Kirschen, Marillen, Pfirsiche, Weichseln; Weinbau: Rheinriesling, Silvaner, Neuburger, Portugieser.
Straßen, Plätze: In den Häuseln: 3 parallellaufende Häuserzeilen von der Marienkapelle zum See; Im Ort: 2 Häuserreihen von der Znaimer Straße bis zum Znaimer Fußweg; Oberort, von der Schule bis Haus Nr.1; Unterort, von der Schule bis zur Znaimer Straße; Ort einst von zwei Toren abgeschlossen. Kellergasse, Bäckergassel, Mariengasse (Weg nach Schattau, dort hießen die meisten Frauen Marie), Schulgassel, Dreiteilergassen, Kaiserplatz mit Kaiserbrunnen.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche St.Leonhard 1771, erneuert 1815/16, anstelle kleiner Kapelle, die 1752 demoliert wurde.
Hauptaltar St.Leonhard, Seitenaltäre Hl.Anton von Padua und Flucht nach Ägypten. Einrichtung aus der Augustinerkirche in Fratting, 1.Hälfte 18.Jh.
Kanzel, klassizistisch, um 1771; 4 Barockstatuen, 1.Hälfte 18.Jh.
Pfarrhaus, Selbständige Pfarre seit 1860.
Friedhof, 1823.
Hl.Florian, 1.Hälfte 18.Jh.
Hl.Johannes von Nepomuk, 1760.
Gedenksäule, 1717, am alten Friedhof.
Gedenksäule an der Kirche, „Die Leidenswerkzeuge Christi“, 1870.
Gedenkkreuz, 1904, auf dem Friedhof.
Marienkapelle im Oberort.
Gedenkkreuz nach Blitzschlag vor der Judexmühle, Gedenkkreuz für ertrunkenen Pfarrer vor der Papiermühle, Kreuz bei Nr.22. Großes Steinkreuz am Mitterfeldrand, Kreuz zur schmerzhaften Muttergottes vor der östlichen Kirchentür. Kreuz an der Altarmauer des alten Friedhofs.
Marterln: Gespitzte Marter, Kreuzermarter, Häusler-Marter (in den Häuseln), Eferlinger Marter, Urlaubmarterl, Marterl am Tausberg, Gaisbuckelmarterl, Rote Marter (Wegegabel Mitterfeld-Überhöher), Lange-Felder-Marter, Marterl bei Nr.31, Spitzmarterl.
Kriegerdenkmal, 1922.
Postablage (Post in Schattau)
Milchhaus
Schule:
Volksschule, Schulbau 1787 einklassig, 1890 umgebaut, zweiklassig, ab 1939 einklassig. Kindergarten
Gewerbe:
2 Mühlen: Judex-Mühle (Bauernmühle) und Lauer-Mühle, später Papiermühle, 2 Gasthäuser, 2 Gemischtwarenhandlungen, Bäcker, Fleischhauer, Schmied, Schlosser, Tischler, Wagner, 2 Maler, Schneider, 4 Schuhmacher, Maurer, Friseur.
Vereine:
Gesangverein, um 1887.
Turnverein, Anfang 30er Jahre.
Bund der Deutschen, 1911.
Deutscher Kulturverband
Freiwillige Feuerwehr, 1931.
2 Burschenschaften, die „Herinnern“ und die „Draußern“.
Milchgenossenschaft, 1910.
48° 47′ N, 16° 5′ O, Chvalovice
Geschichte
Urkundlich 1284 erwähnt als seit 40 Jahren Zehent leistend, für 1244 ist eine Kirche genannt, die bis 1772 zum Kloster Bruck gehört, eingepfarrt nach Klein-Tajax.
1799 und 1805 belastete der Aufenthalt russischen Militärs den Ort, 1809 die Franzosen. 1859 brennen 26 Häuser nieder. 1866 sind die Preußen im Ort. 1874 richtet eine Überschwemmung schwere Schäden an.
1886/87 wird die Bezirksstraße nach Gerstenfeld und 1888 die nach Schattau errichtet. 1900 selbständige Pfarre. Im I.Weltkrieg fallen 31 Mann.
Im Dezember 1918 wird der Ort von 80-100 Mann tschechischen Militärs besetzt, Lebensmittel werden requiriert, deutsche Schilder entfernt, die nächtliche Bewegungsfreiheit eingeschränkt. In Haus Nr.140 wird ein provisorisches Zollhaus eingerichtet. Ein Jahr später zieht das Militär ab. Drei Kinder mit einem tschechischen Elternteil sollen nach Klein-Tajax in die tschechische Schule gehen; da die Eltern dies ablehnen, werden die Kinder vom Unterreicht an der deutschen Schule in Kallendorf ausgeschlossen. 1920 wird in der Pfarrkirche die erste Firmung erteilt.
Der Weinbau geht zwischen 1897 und 1925 infolge von Schädlingsbefall von 94ha auf 37ha zurück.
1927 wird die deutsche Postmeisterin frühpensioniert und durch einen Tschechen von auswärts ersetzt.
Bei den Parlamentswahlen am 19.5.1935 erhält die Sudetendeutsche Partei 75% der Stimmen. Am 27.10.1935 kommen 500 Sokoln per Lastwagen angefahren, ziehen lärmend und singend herum, errichten ein Podium, halten Ansprachen und setzen eine Linde. Ihr provozierendes Verhalten führt zu Auseinandersetzungen, worauf sie die Gendarmerie zu Hilfe holen, die in ihrem Sinne eingreift. Am nächsten Tag werden etwa 60 Deutsche polizeilich vorgeladen, vier von ihnen festgenommen und im Znaimer Kreisgericht vier Wochen lang eingesperrt. 1936-38 werden auf Gemeindeboden 9 Bunker errichtet. Als im September 1938 die Mobilmachung erklärt wird, gehen fast alle wehrfähigen Männer über die Grenze nach Niederdonau. 1939 werden die zwei ersten Traktoren eingesetzt.
Von 180 Einberufenen fallen 37 Mann. 1945 bestehen 116 Keller mit 79 Preßhäusern. Am 9.Mai 1945 kommen die Rotarmisten von Gerstenfeld in den Ort, Raub und Vergewaltigung folgen, die Keller werden aufgebrochen, Wein wird abtransportiert und zuletzt auslaufen gelassen, Fässer und Bottiche werden zerstört. Tschechen besetzen die Häuser. 16 Menschen werden in tschechische KZs verschleppt, fünf Frauen und drei Männer kehren nicht mehr zurück; die Besatzer töten ein Mädel und zwei Männer.
Brauchtum
Neujahrswünsche der Kinder und Heilig-Drei-König-Singen.
Dreikönigsweihe mit Weihrauch, Wasser und Salz; Mensch, Tier und Haus werden besprengt, um Krankheit und Feuer fernzuhalten, man schlägt mit der Axt an Haus- und Scheunentor und spricht: „So weit mein Schall hallt, daß der Dieb stillsteht.“
An Lichtmeß (2.Feber) hört bei Handwerkern die Arbeit bei Licht auf, an Michaeli (29.September) beginnt sie wieder.
Die Faschingsunterhaltung währt drei Tage; ein Präsent wird ausgetanzt und an das meistbietende Mädchen gegeben. Am Aschermittwoch sammeln die Burschen Eier, Geselchtes, Wein und Geld und verzehren alles im Gasthaus. Am Aschermittwoch und an den nachfolgenden Sonntagen werden die Burschen von den Mädeln zu einem Festessen eingeladen.
Osterratschen der Buben, solange die Glocken schweigen, danach Geld- und Eiersammeln. Am Ostermontag,
Emmaustag, werden Palmkätzchen auf die Felder gesteckt, die Leute gehen in die Weinkeller.
St.Markus: Bittprozession, Grenzbegehung des Gemeinde-Ausschusses mit Bürgermeister, Gemeinderäten und Gemeindediener.
Bittprozessionen an den Bittagen.
Dreifaltigkeitsprozession, Fronleichnam: Umgang.
Prozessionen zur Grundkapelle am 25.August und 8.September.
Maibaumsetzen beim Bürgermeister, bei den Gemeinderäten, beim Pfarrer, beim Lehrer, bei wohlhabenden Leuten, Gastwirten – und bei den Mädeln (von ihren Burschen gewidmet).
Maikränzchen.
Zu Pfingsten Wallfahrt nach Maria Dreieichen, kleinere Wallfahrten nach Taßwitz und Lechwitz.
Sommersonnenwende: Sonnwendfeuer mit Turnvorführung, Musik und Gesang.
Weinlesefest, von den Winzern veranstaltet, von der freiwilligen Feuerwehr organisiert. Im Gemeindesaal wird die Decke mit Weinranken geschmückt, mit Weintrauben, Birnen, Äpfeln und Nüssen behängt. Zum Fest werden ein Saalbürgermeister und eine Schar Feldhüter ernannt, die aufpassen, daß Weintrauben und Obst nicht ohne vorherige Bezahlung von den Ranken abgerissen werden. Ein erwischter Dieb muß eine Geldstrafe zahlen, tut er es während des Tanzes, wird sie verdoppelt. Um Mitternacht wird die „Amtsstube“ geschlossen, das noch vorhandene Obst wird freigegeben, das eingenommene Geld erhält die Feuerwehr.
Kirtag: drei Tage lang.
Martini: Weinkosten (Martiniloben) in den Weinkellern.
Federschleißen der Frauen und Mädchen, eingeladene Nachbarn und Bekannte, die Männer und Burschen gesellen sich zur Unterhaltung, zu Musik und Tanz dazu. Nach zwei, drei Wochen gibt es ein Mahl mit Kaffee, Glühwein, Tee und Kuchen: den „Federnhahn“.
Nikolaustag: Kinder stellen ihre geputzten Schuhe aufs Fensterbrett, die Eltern geben Nüsse, Äpfel, Zuckerwerk, manchmal auch Kohlestücke hinein.
Weihnachtsschießen am Heiligen Abend.
Am 26.12. Julfeier des Turnvereins.
Silvesterfeier, Neujahrsschießen, Theateraufführung.
Matriken seit 1743 (davor ab 1710 bei Klein-Tajax).
Literatur
Hampel, Josef: Geschichte der Gemeinde Kallendorf. 1972
Bezirk und Gericht Znaim
Platzdorf 745 ha, 222 m ü.d.M.
Flurnamen: Großes Feld mit Unterteilungen: Langer Grund, Lange Grundsutten, Zuteilungen, Haiddürn, Haidl (Hoadl), Neurießen, Innere und äußere Haiden mit den Haidweingärten, Bärenäcker, Fichtlbreite; Lettenfeld mit den Unterteilungen Grundäcker und Kellerberg; Frauenbergfeld mit den Unterteilungen Grundäcker, Frauenberger Achteln, Feldweingärten, Frauenberger Weingebirg, der See und Gern.
Bodennutzung: Getreide: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Sommerweizen; Gemüse, insbesondere Gurken und Tomaten; Linsen, Erbsen, Wicken, Bohnen; Weinbau und Obstbau, besonders Marillen, Kirschen und Pfirsiche, auch Mandeln und Zitronen reiften.
Jagd: Rebhuhn, Hasen, Feldziesel, Hamster; selten: Fasane; alle drei Jahre ein Mäusejahr. Raubvögel: Bussard, Milan, Sperber, Habicht, Falke, Elster; Schleiereule, Kauz; Kiebitz; vereinzelt Wildenten.
Jagdertrag: jährlich 700 bis 800 Hasen, 400 bis 500 Rebhühner.
Straßen, Plätze: Reichs- oder Kaiserstraße, Schattauer Straße, Klein-Tajaxer Straße, Gerstenfelder Straße, Kellerstraße; Frauenbergweg, Schattauer Weg, Langenfelderweg, Grundweg, Kellerweg, Teichtweg, Hohloder Jungviertlerweg, Postweg, Haidweg, Dreifaltigkeitsweg, Retzer Weg, Urbauer Weg, Tajaxer Weg, Gangelsbergenweg, Tiefer Weg, Hillawothgasse, Lustiggasse, Wittrichgasse.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche St.Margaretha, gotischer Chor mit Kreuzrippengewölbe, Turm mit neugotischer Bekrönung, Südtor um 1500, spätgotisch; Langhaus 1626, mit Tonnengewölbe; Vorbau mit Marienstatue, barock; Kanzel, aus einem Stein, 1.Hälfte 16.Jh., Renaissance, Schalldeckel Mitte 18.Jh., Rokoko; Hauptaltarbild von JosefWinterhalter; Inneneinrichtung neugotisch.
4 Glocken 1560, 1753, 1777, 1779 (3 werden im I.Weltkrieg geopfert, 1924 erneuert, im II.Weltkrieg wieder abgegeben).
Ab 1900 Pfarrei, Pfarramt (Haus Nr.141), 1899.
Friedhof 1836, (davor an der Kirche).
Marienkapelle
Loretosäule, 1628, am Dorfplatz.
Hl.Anna, 1734.
Hl.Johannes von Nepomuk, 1734.
Hl.Florian, 1764.
Kriegerdenkmal, 1921.
Bürgermeisteramt, 1850.
Gendarmerie, 1919.
Posthaltestelle, 1869, ab 1910 Postamt; Postkanzlei 1925.
Telefon- und Telegrafenamt, 1929.
Feuerwehr-Zeughaus, 1897.
Elektrifizierung, 1931.
Autobusverkehr Wien-Znaim über Kallendorf, 1925.
Asphaltierung der Kaiserstraße (erbaut 1752) im Ort, 1930.
Gemeinde-Stierstall 1927.
Schule: Volksschule 1891, zweiklassig, auf dem Platz der einklassigen Vorgängerin von 1822; Unterricht seit 1816. Kindergarten, 1938 (durchschnittlich fast 40 Kinder).
Gewerbe
Gemeindegasthaus, 1854.
Gast- und Einkehrhof an der alten Poststraße.
88 landwirtschaftliche Betriebe,
8 Handwerker mit Landwirtschaft: Gastwirt, Greißler, 3 Schmiede, Wagner, Holz- und Kohlenhändler,
Gurkenhandel, Trafikant.
5 Handwerker ohne Landwirtschaft: Bäcker und Gemischtwarenhändler, Fleischhauer und Gastwirt,
Schuhmacher, Friseur, Faßbinder.
Mit etwas Landwirtschaft/eigenem Grundstück:, 7 Maurer, Zimmermann, 3 Postbedienstete, Gemeindediener und Stierwärter, 2 Straßenwärter, 9 Fabrikarbeiter, 15 Taglöhner.
Vereine
Männergesangverein, 1887.
Freiwillige Feuerwehr, 1893.
Südmährerbund, 1899.
Deutscher Schulverein, 1880.
Milchgenossenschaft, 1902.
Jugendbundgruppe des Südmährerbundes (Burschenschaft), 1906.
Deutschvölkischer Turnverein, 1920.
Kameradschaftlicher Unterstützungsverein gedienter Soldaten, 1920.
Landwirtschaftsverein, Ende 20er Jahre.
Pferde-Selbsthilfe-Versicherungsverein, 1930/31.
48° 55' N, 16° 20' O, Kašenec
Geschichte
Im Zuge einer Aktion zur dichteren Besiedlung Mährens wird der Ort 1785, nach der Auflösung von Kloster Bruck, von dem Beauftragten, Freiherren Kaschnitz von Weinberg begründet und mit 28 Kolonisten besiedelt, eingepfarrt nach Mißlitz. Im I.Weltkrieg fallen sieben Mann. 1923 bauen die Tschechen eine Minderheitsschule. 1929 wird in einer Wassergenossenschaft mit Damitz, Tullnitz, Mißlitz und Markowitz eine Entwässerung von 162ha durchgeführt. 1934 schließen die Tschechen die deutsche Schule. Im II.Weltkrieg fallen neun Mann. Am 7.Mai 1945 wird die nächste Umgebung bombardiert, am 8.Mai dringen die Rotarmisten ein, Tschechen übernehmen den gesamten deutschen Besitz. Am 30.März 1946 werden die Deutschen vertrieben.
Matriken seit 1785 (bei Mißlitz).
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Breitstraßendorf 269 ha, 219 m ü.d.M.
Flurnamen: Ortsried, Breitenberg, Kurze Vierteln, Lange Vierteln, Haidberg, Vordere Haidäcker, Hintere Haidäcker, Lange Viehtrift.
Straßen, Plätze: Kirchenweg, Brünndelweg, Neurißweg, Znaimer Weg, Brunnstückweg.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Dorfstraße, 1904.
Gemeindehaus, 1908.
Kriegerdenkmal, 1926. Elektrifizierung, 1930
Schule: Volksschule, 1885.
Vereine: Freiwillige Feuerwehr, 1931.
48° 48′ N, 16° 15′ O, Křídlůvky
Geschichte
Seit 1255 ist der Ort im Besitz des Klosters Saar, im Urbar von 1483 stehen nur deutsche Namen. 1542 wird der Ort der Joslowitzer Herrschaft zugeschlagen. Selbständige Gemeinde.
Matriken seit 1660 (bei Erdberg).
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz:
Platzdorf 1239 ha, 190 m ü.d.M.
Flurnamen: Riednamen: Hausfeld, Oberfeld, Mitterfeld, Unterfeld, Ortsried, Roßweide, Kühweide, Kolmweide, Hauwiesen, Hausgärten, Wörthwiesen, dazu 50 Flurnamen; Ödung Petrowitz, Riede: Alter Berg, Klein-Grillowitzer Heidäcker, Erdberger Heidäcker, Große Heidäcker, Am Goldberg, Petrowitzer Tal, Breiten, Borotitzer Spitzbreiten, Erdberger Spitzbreiten, dazu 20 Flurnamen.
Bodennutzung: Weizen, Roggen, Obst, Gemüse, Weingärten, Kirschen und Pfirsiche auf der Ödung Petrowitz. Ursprünglich bestanden 17 Dreiviertellahne und 7 Viertellahne.
Jagd: Wird laut Gemeindeordnung nur an Ortsansässige verpachtet.
Straßen, Plätze: Im Ort, Gänsplatz, Unterort, Anger, Oberort.
Wege: Trift zur Thaya, nach Waltrowitz, neben der Thaya, Roßweidweg, Wiesenweg, Kühweidweg, Schinderplatzweg, Kellerweg, Holzackerweg, Nußbaumweg, Staudenweg, Friedhofsweg, Spitzweg, Pratscher Weg, Gänsweidweg, Unterer Rain, Mitterer Rain, Oberer Rain, Remiserrain; Petrowitz: Unterer Heidhügel, 2 Obere Heidhügel, Unterer Rain, Mitterer Rain, 3 Heidraine, Hochstraße, 4 Breitenraine (2 davon Hohlwege), Borotitzer Weg, Groß-Grillowitzer Weg (mit 2 Hohlwegen).
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle, 1845, eingepfarrt nach Erdberg.
Dreifaltigkeit, 1666 renoviert, am Gänsplatz.
Hl.Florian
Missionskreuz an Nr.115.
Marienstatue außerhalb, 3 Kreuze außerhalb.
Friedhof bis 1900 in Erdberg, danach stiftet der Kirchenwirt einen Acker.
Kriegerdenkmal, 1921.
Gemeindebücherei, 1922.
Schule: Volksschule, 1896, zweiklassig, davor 1832, einklassig.
Gewerbe:
3 Gemischtwarenhandlungen, Bäcker, Schmied, Tischler.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1893.
Deutschvölkischer Turnverein, 1921.
Deutscher Kulturverband, 1930.
Milchgenossenschaft, 1910.
Raiffeisenkassa (mit Waltrowitz)
Ortsrinderversicherungsverein
48° 47' N, 16° 12' O, Oleksovičky
Geschichte
Urkundlich erstmals 1190 erwähnt als zu Kloster Bruck gehörig, 1540 an die Herrschaft Joslowitz verkauft, bei dieser bis 1848. 1676 bis 1706 dem Gericht von Rausenbruck unterstellt. 1790 wird der aus dem Danitzbach gespeiste Teich trockengelegt, wertvoller Ackerboden gewonnen. Unter Hochwasser haben die Bewohner besonders 1830, 1862 und 1900 zu leiden. 1831 kostet die Cholera 32 Tote. Als sich 1866 die Preußen nähern, ziehen die Bewohner mit beladenen Wagen auf dem Lammelberg, aber keine Preußen kommen. Nach drei Tagen kehren die Leute heim, jetzt kommen die Preußen und lachen sie aus. Fast alle Weingärten fallen 1890-95 der Reblaus zum Opfer, veredelte Reben werden 1904/05 ausgesetzt. Im I.Weltkrieg fallen 12 Mann. Der Ort ist nach Zulb eingepfarrt. Zwischen 1920 und 1928 ist die Theatergruppe sehr rege und spielt u.a. „Der G’wissenswurm“ und „Der Pfarrer von Kirchfeld“ von Anzengruber, „Der Steinklopfer-Hannes“, und „Die Aschanti-Kinder“. 1935 erringt die Sudetendeutsche Partei 85% der Stimmen. 1936/37 bauen die Tschechen fünf Bunker. Mitte August 1938 werden die Bunker bemannt, Mitte September sägen die Tschechen die im Schußfeld liegenden Obstbäume ab, stellen Spanische Reiter auf und spannen Stacheldraht. Die Sudetendeutsche Partei wird verboten, viele Amtswalter gehen über die Grenze, um der Verhaftung auszuweichen. Bei der Mobilmachung wird der Ort von der Straße nach Joslowitz und den Weinkellern abgeschnitten, alle wehrfähigen Männer gehen über die Grenze. Ab 22.September dürfen nicht mehr als vier Personen zusammen auf der Straße stehen, ein ziviler Luftschutzdienst wird eingeführt. Die Einwohnerzahl ist auf die Hälfte gesunken. In der Nacht vom 29. zum 30.September werden die Straßensperren aufgelassen, die Sprengladungen aus den Brücken entfernt. Die Weinkellertüren sind aufgebrochen, Weinfässer liegen herum, überall Pfützen von ausgelaufenem Wein.
Am 9.Oktober 1938 marschiert die deutsche Wehrmacht ein. Die von den Tschechen zerstörte Häuslerbrücke wird von einer Pionierkompanie wieder aufgebaut.
Am 1.Feber 1939 werden die Einwohner mit Musik abgeholt und nach Zulb geführt; Klein-Olkowitz, das mit Kirche, Schule und Friedhof schon dazugehört, wird ganz eingemeindet. Beim letzten Kirtag am 27. und 28.August 1939 werden 200 junge Männer einberufen, danach wird getanzt und gesungen. Im II.Weltkrieg fallen 22 Mann. Bei einem Tieffliegerangriff kommt eine Frau um. Am 7.Mai 1945 sprengt die Wehrmacht die beiden Brücken über den Mühlbach.
Am 9.Mai 1945 dringen die Rotarmisten in den Ort ein, drei Wochen lang werden die Weinkeller geplündert, Fässer zerschossen, Türen ausgebrochen usw., Frauen werden vergewaltigt. Anfang Juni komen Tschechen und besetzen die Häuser. Acht Männer werden verhaftet und nach Znaim ins Lager verbracht. Am 8.August werden 54 Familien über Zulb zusammen mit den Zulber, Rausenbrucker und Mitzmannser Vertriebenen zur Grenze getrieben, wo das Gepäck noch einmal ausgeraubt wird. Bis zum Bahnhof Zwingendorf (2 km) sitzen sie am Straßenrand und warten, bis sie ein Bauer aufnimmt. Die letzten 387 Daheimgebliebenen gelangen im März 1946 über das Lager Znaim nach Westdeutschland: 136 nach Baden-Württemberg, 100 nach Hessen, 54 nach Bayern, 4 nach Nordrhein-Westfalen. 41 Personen bleiben in Österreich (21 im Bezirk Hollabrunn).
Brauchtum
Granitzschau im Frühjahr.
Zum Fest der Heiligen Drei Könige am 6.Jänner wird ausgerufen: „Die Heiligen Drei Könige sind da! Nein, sie sind noch nicht da, sie kommen erst morgen in aller Früh. So weit als der Hall geht und der Dieb stillsteht und in sein Haus niemand reingeht.“ Dann wird mit einem Holzscheit an das Scheunentor geschlagen, alle Räume werden mit Weihrauch geräuchert, jedes Stück Vieh bekommt ein Stück gesalzenes Brot, an jede Haustür wird K-M-B geschrieben.
Maibaumsetzen.
Kirtag am letzten Sonntag im August unter der Linde mit den Leuten aus Zulb. Am Sonntag ziehen die Burschen mit Musik in die Kirche zur Messe für die Gefallenen, die von ihnen gestiftet wird, anschließend Totengedenken am Kriegerdenkmal.
Martinifeiern (11.November): Heurigen Probieren.
Spitzname: Glöckelscheißer.
Matriken seit 1650 (bei Zulb).
Literatur
Bauer, Karl: Ortsgeschichte von Klein-Olkowitz. 1951 (Manuskript)
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz
Angersiedlung 267 ha, 190 m ü.d.M.
Der Ort hat ursprünglich 24 Höfe: 13 Halblehen, 10 Viertellehen und ein Herbergshaus, zu denen je 2 Kuhweiden gehören, so daß 48 Kuhweiden bleiben.
Flurnamen: Kuh- oder Hutweiden an der Thaya, an der Straße nach Joslowitz die Bergen, Schobasse, Lange Quanten, Alten Berge mit den Geisbergen, Untere Weingartenäcker und Untere Teichäcker, Dreiquanten; Hausgartenäcker, Felberackerl, Buttenwinkel, Fadelkrotzen, Tengelhammer, Nachtweiden, Ziegelbruckäcker, Leiten, Mittagsweiden, Grubäcker, Breiteln, Vogelhauser, Flühang, Aschenäcker. In der Ödung Gnast: Hollerstauden (Hausäcker), Heiden (Hoadln), Zuteilung. Herrenwiesen, Glassteine, 24 Quanten oder Obere Joslowitzer Heide.
Bodennutzung: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer; Weinbau (Gutedel, Vöslauer, Veltliner, Muskateller, Portugieser), Gurken, Tomaten, Linsen, Bohnen, Mais, Klee (Luzerne, Esparsette, Rotklee etc.), Kartoffeln, Rüben, Möhren, Birnen, Äpfel, Pflaumen, Zwetschgen, Pfirsiche, Marillen, Kirschen.
Jagd: Feldhasen, Kaninchen; Fasane, Rebhühner.
Straßen, Plätze: Oberort, Unter der Linde, Dreifaltigkeit; Häuserzeilen mit den Siebenhäusern, den Teichdammhäusern und den Mühlbachhäusern; Fahrweg. Granitzdammweg zur Straße nach Joslowitz, Kirchsteigweg nach Zulb, Kellerweg, Weg zur Thaya, Kuhweidenweg, Scheibengrabenweg, Gartentorweg, Weidenweg nach Zulb, Mühlgrabenweg, Trift, Grubenackerweg, Holdergrubenweg (Hollerweg), Zu den Alten Bergen, Hohlweg oder Tiefweg, Flühangweg, Langequantenweg, Breitlweg, Wiengartenweg, Aschenackerweg, Ziegelofenweg, Siebzehnzuteilungsweg, Dreiquantenweg, Spulenweg.
Baudenkmäler, Einrichtungen
Glockenhaus, Glockenweihe 1921, nach Requirierung im I.Weltkrieg.
Dreifaltigkeitssäule, 1832.
Hl.Maria, Marterl, Hl.Thomas, Marterl.
Schwedenkreuz auf dem Alten Berg.
Kriegerdenkmal, 1921.
Gemeindeamt mit Gemeindebücherei, Raiffeisenkasse, 1924.
Armenhaus, 1935.
Milchsammelstelle, 1924.
Elektrifizierung, 1929/30.
Post in Joslowitz bis 1944, danach Zulb.
Vier Gemeindebrunnen (6-10m tief); 42 Brunnen mit Saugpumpe, 15 Schöpfbrunnen.
Schule: in Zulb; dort 1889 Neubau, vierklassig.
Gewerbe
3 Ziegeleien, Gemischtwarenhändler, Metzger, Schmied, Schreiner, Wagner, Trafikant, Schneider, Maurer.
Vereine
Milchgenossenschaft, 1919/20.
Deutschvölkischer Turnverein, 1922 bis 1927 und wieder ab 1938.
Deutscher Kulturverband, 1935/36.
Freiwillige Feuerwehr, 1937.
Bund der Deutschen, 1938.
48° 59' N, 16° 24' O, Želovice
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt 1321, Anfang 14.Jh. zum Gut Wolframitz gehörig, 1321 an Heinrich I. von Lipa, vor allem von Wiedertäufern aufgebaut, gelangt 1627 als Geschenk Kaiser Ferdinands an das Jesuitenkolleg in Znaim. Noch 1674 sind von 30 Höfen nur 5 bewirtschaftet. Mit dem 19.Jh. setzt der Aufschwung ein, bis 1848 ist der Ort mit Babitz, Lidmeritz und Wolframitz zu einer Gemeinde zusammengeschlossen. Im I.Weltkrieg werden Eduard Melkus mit der Goldenen und die Brüder Georg und Viktor Frey mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, acht Mann fallen. Nach 1918 kommt es zum wirtschaftlichen Rückschlag, der Anschluß 1938 bringt eine große Belebung.
Das Vereinshaus bildet ab 1922 den kulturellen Mittelpunkt für Wolframitz, Babitz, Lidmeritz und Gubschitz, auch für Theater und Film und für den Gesangsverein, der in Wolframitz über keine Räumlichkeiten verfügt und deshalb aufgelöst wird. Zwei Musterbetriebe bilden Lehrlinge aus und bieten Kurse. Im II.Weltkrieg fallen 18 Mann. Die Deutschen werden 1946 mit 30kg Gepäck ausgetrieben, erstmals Anfang Februar vom Bahnhof Mißlitz nach Oberfranken und Oberbayern, Mitte März in die Gegend um Augsburg, zuletzt Anfang Juni – auch mit den zu Zwangsarbeit Verschleppten – nach Seckach in Nordbaden, von dort in die umliegenden Gemeinden.
Seltsame Begebenheit
An einem Sonntagnachmittag im Monat August wollen die Buben, wie üblich, auf den Mißkogel bei Wolframitz gehen, wo sie gerne spielen. Sie werden am Weitergehen auf dem Weg von einer Horde tschechischer Jugendlicher aus Bochtitz und Wedrowitz gehindert, die dabei ausrufen: „Hoch Rußland! Nieder mit Österreich! Es lebe Sarajewo!“ Am darauffolgenden Sonntag sind die Gruppen verstärkt, die Wolframitzer können sich durchsetzen. Am dritten Sonntag tauchen noch mehr Tschechen auf, alle Zugänge sind jetzt versperrt. Es kommt zu tätlichen Auseinandersetzungen, Blut fließt. Einige Sonntage später erfolgt das Ende der Auseinandersetzungen, als drei Gendarmen erscheinen und die gut zwei Kilometer lange Kampffront auflösen. Man hat ihnen gemeldet, daß auf tschechischer Seite von einer Schußwaffe Gebrauch gemacht worden war. Ein bekannter tschechischer Wilderer soll geschossen haben.
Matriken seit 1680 (bei Wolframitz).
Literatur
Siehe Wolframitz
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Straßendorf 349 ha, 210 m ü.d.M.
Flurnamen: Bäumeln, Sechs Lehen, Kleine und Große Pschitzka, Untere, Mittlere und Obere Lehen, Mittleres und Oberes Halblahn, bei der Martersäule, hinter der hinteren Hutwiese, Aulehln. Parallel: Sahunek, Große Gartel, Kleine Gartel, Halbe Gwandten, Bergried, Große Holegla, Kleine Holegla, Häuselzipf, Spitz.
Bodennutzung: Gerste, Hafer, Weizen, Roggen, Hirse, Kleesamen, Mohn, Zuckerrüben, Futterrüben, Kartoffeln, Futtermais, Körnermais, Paradeiser, Erbsen, Gurken, Kürbisse.
Jagd: Rebhühner, Hasen, Fasane.
Straßen, Plätze: Oberort, Mittelort, Unterort, Hintere Zeile, Straße (alle mit Schotterdecke) nach Frainspitz, nach Babitz, nach Lidmeritz, nach Wolframitz, nach Bochtitz, Feldweg nach Aschmeritz.
Baudenkmäler, Einrichtungen
Glockenturm, 1848 (Pfarrei Wolframitz), mit Gefallenen-Gedenktafel, von den Tschechen 1945 zerstört.
Marterl, 1518, gotisch, mit vier Heiligen.
Steinkreuz, 18.Jh., bei der Mühle, von den Tschechen 1945 zerstört.
Eisernes Kreuz
Vereinshaus, 1922, Theateraufführungen ab 1923 („Rosa von Tannenburg“).
Armenhaus, vor 1914.
Post, Telephon, Bahnstation, Gendarmerie in Wolframitz.
Omnibus- und Lastwagenfuhrbetrieb, 1930 (nach Znaim, Mährisch Kromau, Pohrlitz, Mißlitz und Brünn).
Elektrifizierung, 1928.
Schule: Besuch in Wolframitz.
Gewerbe
Mühle (schon im Mittelalter bestehend), Ziegelei
Straßenwirtshaus an der Reichsstraße, 1,5 km außerhalb, ehedem Pferde-Umspannstation.
Bus/Lastwagenunternehmer, Kaufmann, Bäcker, Schmied, Schneider, 2 Schneiderinnen, Schuster, 2
Gasthäuser.
Vereine
Milch- und Raiffeisengenossenschaft mit Babitz und Lidmeritz.
Gesangsverein Wolframitz und Umgebung, 1910.
Deutscher Kulturverband, 1919, davor Deutscher Schulverein.
Bund der Deutschen, vorher Südmährerbund.
Turnverein „Heimat“, 1922 (1912 in Wolframitz gegründet).
48° 46′ N, 16° 5′ O, Dyjákovičky
Geschichte
Urkundlich erstmals 1220 erwähnt, als die Filiale dem Stift Kloster Bruck schon gehört, der Ort kommt zur Herrschaft Joslowitz, der Name ist im 18.Jh. Ober-Tajax. 1728 brennt fast das ganze Dorf nieder, 1776 38 Häuser und der Pfarrhof. 1805 und 1809 durch französisches Militär hart heimgesucht, Pferde, Vieh und alles Brauchbare werden mitgenommen, Meßkleider und Kirchensilber. Die Preußen erheben 1866 hohe Kontributionen. Im I.Weltkrieg fallen 27 Mann. 1922 muß ein Klassenzimmer für 9 bis maximal 14 tschechische Kinder tschechischer, slowakischer oder kroatischer Familien vom Gutshof Gnast (seit 1617 verödeter Ort) abgetreten werden. Kein Kind aus dem Ort besucht diesen Lehrraum, obwohl sie dort mit Geschenken rechnen dürfen. Zum Kirtag 1936 werden 15 Burschen wegen Singen verbotener Lieder verhört und drei Wochen eingesperrt. Im September 1938 entziehen sich die acht Einberufenen dem Wehrdienst, indem sie über die Grenze gehen. Beim letzten Kirtag am 27.August 1939 werden die jungen Männer einberufen. Im II.Weltkrieg fallen 45 Mann.
Am 9.Mai dringen die Sowjetsoldaten in den Ort ein, Raub und Vergewaltigung beginnen. Ein Mann, der einer Frau helfen will, wird erschossen, zwei ältere Männer werden von Tschechen erschlagen. Am 14.August 1945 werden alle Deutschen zur Grenze getrieben; das Gepäck (60kg je Familie) wird ausgeraubt. Auf der österreichischen Seite verbringen sie die Nacht, dann werden sie auf verschiedene Ortschaften verteilt. Im Frühjahr 1946 werden sie bis auf wenige nach Deutschland transportiert und landen in Gruppen von etwa 50 Personen im Raum Limburg/Bad Schwalmbach; Gelnhausen/Bad Orb in Hessen, Weinheim/Bergstraße, Esslingen/Backnang und Schwäbisch Gmünd/Heubach in Württemberg; ein Rest kommt nach Lauda in Nordbaden und an den Ammersee in Bayern.
In Klein-Tajax gab es 38 Familien mit Namen Schneider, oft durch Voransetzen der Hausnummer unterschieden: Vierer-Schneider etc.
Brauchtum
Neujahrswünschen der Kinder unter 14 bei Eltern Verwandten Göd und Godl mit Gedichtaufsagen und Geldgeschenk.
Der Fasching dauert drei Tage, am zweiten wird das Präsent ausgetanzt: Das Mädchen, welches beim Vorbeitanzen an einer von den Burschen aufgestellten Kassa das meiste Geld spendet, bekommt das ausgestellte „Präsent“, eine Pendeluhr, einen Spiegel o.ä. Die Gewinnerin durfte das Präsent „austanzen“: sie hatte drei Solotänze und Wahl des Partners.
Für den 24.April ist die alljährliche Grenzbegehung vorgesehen, die allerdings immer auf den darauffolgenden Samstag verlegt wird. Nach einer Sitzung der Gemeindevertreter geht die eine Hälfte entlang der Tajaxer, Urbauer, Gerstenfelder und österreichischen Grenze, die andere entlang der Tajaxer, Kallendorfer und Schattauer Grenze, man trifft sich an dem von der tschechischen Armee errichteten Beobachtungsturm. Die Feldhüter haben die Grenzsteine sichtbar gemacht. Dann begibt man sich in den Weinkeller des Bürgermeisters.
Markus-Bittprozession am 25.April – ein halber Feiertag.
Am Karsamstag wird das Auferstehungsfest gefeiert. Tagsüber wird geputzt, gekocht, gebraten und gebacken, um 17 Uhr finden sich alle auf dem Kirchenplatz ein und stellen sich zur Prozession auf: Schuljugend, Vereine (Veteranen, Feuerwehr, Burschenschaft), Kirchenchor, Ministranten, der Pfarrer mit dem Allerheiligsten unter dem vom Kirchenvorstand getragenen Baldachin, Burschen und Männer, Mädchen und Frauen. Mit Gebet, Gesang und Musik geht es durch das Dorf, die Fenster sind mit Kerzen und Blumen geschmückt. Mit dem Segen endet die Feier in der Kirche. Jetzt strömen die Leute nach Hause zum Osterschmaus, denn die dreitägige Fastenfrist ist vorüber.
Bittprozessionen an den drei Wochentagen vor Christi Himmelfahrt durch die Felder, jeden Tag in eine andere Richtung, an vier Stellen, vor Feldkreuzen, kleinen Kapellen oder Marterln, singt der Pfarrer eine Stelle aus dem Evangelium, dann betet er um den Wetter- und Wachstumsegen. Zuletzt singt die Gemeinde „Verleih uns den Frieden gnädiglich“.
Zu Pfingsten Wallfahrt nach Maria Dreieichen.
Am Vorabend von Mariä Geburt wird die „Hüterstange“ gepflanzt. Auf einer langen Fichtenstange wird ein Gestell befestigt und daran alle Sorten Weintrauben, Obst und andere Feldfrüchte. Die Stange wird in eine tiefe Grube gesetzt, die Gemeindevertreter beten kniend um eine reiche Ernte und fünf Vaterunser für die Verstorbenen. Dann gehen alle in die Weinkeller.
Kirtag am ersten Sonntag nach Mariä Himmelfahrt (15.August). Die ganze Woche vorher wird gebacken und gebraten, die Hausfront wird geweißt, Unkraut ausgerupft, vor dem Gasthaus wird am Samstag der Tanzplatz aufgerichtet und der Tanzbaum aufgestellt, alle Burschen müssen helfen. Regie führt der „Altbursche“, als Funktionäre treten die Kirtagsburschen („Kiritobuima“) auf, die Angehörigen des jeweils zur Musterung anstehenden Jahrgangs (mit schwarz-rot-goldenem Band von der rechten Schulter zur linken Hüfte). Sie müssen Gästen (z.B. Burschen aus den Nachbargemeinden) einen Willkommenstrunk anbieten, genießen das Recht des freien Trunkes und sind daher kaum ohne Wein- oder Bierflaschen anzutreffen. Bei jeder GetränkeÜbernahme wird in je ein Aufschneideholz („Rohwisch“) – das Gegenstück ist in der Hand des Wirts – die Anzahl der Liter in römischen Ziffern mit Messer oder Kleinsäge eingekerbt. (Ein gleiches Holz wird häufig von Bauern und ihren Taglöhnern verwendet zum „Aufschneiden“ der geleisteten Arbeitstage; am Sonntag wird aufgeschnitten, zu Martini abgerechnet, das Holz wird abgehobelt, bis die Kerben getilgt sind.) Am Sonntagvormittag ist Kirchgang der Burschen mit Marschmusik der Blaskapelle. Am frühen Nachmittag wird dem Bürgermeister und Prominenten ein Ständchen gebracht, die Spenden stecken die Burschen ein. Ab halb drei Uhr werden die Burschenschaften der Nachbargemeinden vom Ortsrand abgeholt, je zwei Fahnenträger in weißer Hose, schwarzer Plüschjacke und schwarzem Plüschhut mit langer weißer Feder führen die Kolonne an. Die Burschenschaften marschieren auf zum Tanz um den Tanzbaum, die ansässige kommt als erste dran mit drei Stückeln. In Jahren mit schlechter Ernte konnte der Gemeinderat den Kirtag auf zwei Tage verkürzen.
Das Weinlesefest, veranstaltet von der Feuerwehr, mit abendlichem Tanz. In den Häusern werden „ausgelegte“ Trauben (Tafeltrauben) gesammelt, die man ausgesondert hat bei der Ernte und in der Kammer aufhängt, wo sie sich z.T. bis Weihnachten halten; diese werden im Tanzsaal mit Weinlaub an die niedrige Decke gehängt und beim Tanzen „gestohlen“. Wer von einem amtierenden Hüter dabei erwischt wird, muß Strafe zahlen.
Zu Allerheiligen werden Heiligen-Striezel gebacken, Hefegebäck aus besonders gutem Teig. Jeder in der Familie bekommt ein kleineres Exemplar, auch für zufällige Gäste, Bettler und Hausierer (Pfannenflicker, Tuchhändler etc.) ist ein Vorrat vorhanden. Ein großer Striezel wird für die Familie gebacken, ein weiterer für die Patenfamilie. Früher gingen arme Kinder in reichere Häuser und bettelten: „Gelobt sei Jesus Christus – um einen Heiligenstriezel“.
Zu Martini (11.November) backen die Hausfrauen Martini-Hörnler, sichelförmig gebogene Striezel; Martini-Tanz ist am Sonntag nach Martini.
Am Heiligen Abend und am Silvesterabend holt die Mutter auf einer Kehrichtschaufel Glut aus dem Herd, streut Weihrauch darauf, neigt dreimal das rechte und das linke Ohr darauf und sagt: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, das wiederholen alle Angehörigen der Hausgemeinschaft; das „Rauchen“ soll vor böser Krankheit bewahren. Anschließend werden alle Räume, Stallungen und Keller mit Weihwasser besprengt. Jeder Mann, der ein Gewehr besitzt, feuert einige Schüsse in die Nacht. Die Leute sagen: „Das alte Jahr hinausschießen“.
In den zwölf Rauhnächten darf keine Wäsche über Nacht auf der Leine bleiben.
Die Hochzeit findet grundsätzlich zu Martini oder im Fasching statt, nur am Dienstag; fast immer zwei Tage lang, mit 20 bis 150 Gästen, je nach Wohlstand und Größe der Verwandtschaft.
Am dritten Sonntag vor der Hochzeit, dem Tag der ersten Auskündigung von der Kanzel, lädt das Brautpaar die Gäste ein, dasselbe tun am frühen Morgen des Hochzeitstages die Brautführer, die in jedem Haus reich bewirtet werden. Der Bräutigam geht mit seiner Verwandtschaft in festlichem Zug zum Brauthaus und bittet den Trauzeugen der Braut (Pate oder Gevatter) um die Braut. Man stellt sich unwissend und führt der Reihe nach alle Brautdirnen von der kleinsten bis zur größten vor, wobei jede ihre Vorzüge und Kenntnisse preist („Ich kann auch schon tanzen“, „Ich kann auch schön singen“) Endlich kommt die Braut, die außer der Mutter, der Godl, einer „Haarmacherin“ und vielleicht einer Freundin noch niemand in ihrem Brautstaat gesehen hat. Jetzt sagt der Bräutigam: „Ja, die ist’s.“ Das Brautpaar tut, auf einem Schemel kniend, Abbitte bei beiden Eltern. Diese antworten: „Ja, es ist euch alles verziehen.“ Der Brautzug geht – meist mit Musikkapelle – zur Kirche, währenddessen besichtigen alle Neugierigen (auch aus Nachbardörfern) die gedeckte Tafel im Hochzeitshaus. Den Zug aus der Kirche läßt sich kaum jemand entgehen. Die Haustür ist verschlossen. Das Brautpaar klopft, eine Stimme fragt: „Wer ist denn da?“ Die Braut nennt ihren Mädchennamen. „Die kennen wir nicht!“ Erst wenn der neue Name genannt ist, wird geöffnet. In der Tür steht die Hochzeitsköchin und hält eine Tasse mit Wein und eine mit Wasser hoch. Die Braut darf wählen; erwischt sie den Wein, hat sie „die Hosen an“. Sie muß noch zeigen, daß sie den Besen handhaben und einen Brotlaib anschneiden kann, dann wird Einlaß gewährt. Beim Hochzeitsmahl stolpert der erste Brautführer mit der Suppenschüssel herein und läßt die Schüssel fallen. Er will schauen, ob noch Suppe da ist. Die Brautführer, die sonst lange bunte Bänder an der linken Brustseite bezeichnen, tragen einen weißen Schurz und bedienen. Beim großen Abendessen sind die Fenster ohne Vorhänge, damit die Leute „eineschaun“ können, zuerst Kinder, dann Mädchen und Frauen, zuletzt die Burschen. Die Köchin oder eine Helferin verteilen Gebäck, die Burschen bekommen Wein dazu und um Mitternacht „drei Stückeln“ (Tänze), wenn es das Wetter erlaubt. Kleinliche Brautväter, die an diesem Tage sparen, fallen in Ungnade. Am Spätnachmittag des zweiten Tages kam häufig das Heimbegleiten („Hoambloatn“) der Gäste mit Musik. Die bedankten sich mit einem Trunk Wein oder Tee mit Rum und Salzstangeln.
Kam ein Bräutigam aus einem anderen Ort, um seine Braut abzuholen, mußte er zuerst eine Sperre überwinden. Durch Vorziehen („Fürzoign“) eines Bandes wurde die Straße gesperrt, der Hochzeitszug mußte anhalten, der Bräutigam mußte den Burschen ein ansehnliches Trinkgeld in einem Briefumschlag überreichen.
Matriken seit 1710.
Bedeutend
Kauer Ferdinand (1751-1831), Komponist von Opern („Das Donauweibchen“, 1798), Singspielen, Oratorien, Messen, Symphonien.
Schmid Hans (1893-1987), Kapellmeister und Komponist, der 1915 den Rainer-Marsch komponierte.
Nimführ Dr.Raimund (1874-1954), Meteorologe, arbeitete an der Konstruktion eines „Schwirrflüglers“ (Vorläufer des Hubschraubers).
Strömer Hans (1889-1979), Kapellmeister der Hoch- und Deutschmeister 1927.
Literatur
Rücker, Agnes: Gedenkbuch der Gemeinde Klein-Tajax. o.J.
Brunner, Hans: Klein-Tajax. Unvergessene Heimat in Südmähren. 1998
Bezirk und Gericht Znaim
Breitangerdorf 1290 ha, 216 m ü.d.M.
Lage: In einer weiten flachen Talmulde, durchflossen vom Danischbach, der bei Gnadlersdorf entspringt und der Thaya zufließt.
Flurnamen: Oberes Feld: Breitlosen, Oberes Feld, Spitz, Kurze und Lange Mauerspringen, Mauerspringer- Berg, Hochfelder, Neuhaiden, Neumaierfelder; Mittelfeld: Am Bäckweg, Am Heuweg, Tanzwiesen, Feldweingärten, Weinkeller, Zeiselbergen, Draußere Feldweingärten, Irren, Altes Weingebirge, Böglischen; Unterfeld: Unterfelder, Schatzgwandten, Wolfsgrund, Hocka, Abstutzen, Lange Heiden (Hutweidlagen), Kurze Heiden, Ergetzlichkeiten, Kobel, Heidviertel (Heidachtel), Alte Heid.
Bodennutzung: Auf Boden hoher Güte, Humus bis 50 cm auf Lehm: Weizen, Gerste, Roggen, Mais, Hafer, Kartoffeln, Rüben, Klee. Vorrangig Weinbau (ca.150ha) und Gurken (gute Ernten 100 Zentner je Bauer und mehr). Obstbau von untergeordneter Bedeutung: Birnen, Maikirschen, Frühäpfel, Marillen, Pflaumen, Reineclauden, Pfirsiche.
Jagd: Hasen (700-800, auch 1000 und mehr), Rebhühner (100), Fasane.
Straßen, Plätze: Gerstenfelder Straße, Urbauer Straße, Kallendorfer Straße, Gnaster Straße; Kellerstraße; die 4 Zeilen werden nach dem bedeutendsten Haus bezeichnet: Schulzeile, Pfarrhauszeile; Schubkarrenplatzl (Spott auf Kleinlandwirte, für deren Wirtschaft ein Schubkarren genügt); in der Flur: Heuweg, Bäckweg, Postweg.
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche zum hl.Veit, 1581, urkundlich erwähnt 1220. Chor gotisch mit Kreuzrippengewölbe, Langhaus mit flacher Decke; Kirchenbrände 1626 und 1753. Altäre neugotisch, Bilder von Josef Winterhalter 2. Hälfte 18.Jh., neuer Marienaltar 1934; Orgel von 1800, Kreuzweg von 1836. Turm romanisch, mit neuem Zeltdach. 3 Glocken, 1917 müssen die große und die mittlere geopfert werden, 1921 erneuert, 1942 wieder abgeholt.
Ab 1674 selbständige Pfarre.
Gekreuzigter vor der Kirche.
Pfarrhaus, ca.1740.
Friedhof 1833, Friedhofkreuz, 1888.
Mariensäule (Pestmalter), 1701, an der Brücke über den Danischbach.
Hl.Johannes von Nepomuk am Danischbach.
Hl.Florian bei Nr.52, Hl.Vitus, Hl.Johannes der Täufer.
Schmerzhafte Muttergottes
Hl.Dreifaltigkeit, 1705.
Baiersche Kapelle, 1873 (zerstört).
6 Kreuze
5 Bildstöcke
Kriegerdenkmal, 1924.
Kindergarten, 1939.
2 Armenhäuser
Milchhaus, 1923.
Feuerwehrhaus, 1925.
Elektrifizierung, 1931.
Autobuslinie nach Znaim, 1932.
Schule: Volksschule, 1891, zweiklassig, nach Abbruch des Schulhauses von 1800, ab 1922 dreiklassig, mit tschechischer Minderheitsschule; schon nach dem 30jährigen Krieg ist eine erste Schule belegt. 1939 Hauptschule für die Großgemeinde Schatzberg (auch Gerstenfeld, Kallendorf und Urbau), bis 1943 (Lehrermangel).
Gewerbe
Milchhaus (täglich 1400l).
Ziegelei bis 1930.
Hebamme
2 Gasthäuser, 2 Gemischtwarenläden, Bäcker, Fleischer, 3 Schmiede, Tischler, 3 Wagner, Dachdecker, Weinsensal, 2 Friseure, Sattler, Schneider, 3 Schneiderinnen, Schuhmacher, Trafikant, 8 Maurer.
Vereine
Männergesangverein, vor 1914, neugegründet 1925.
Konsumverein, 1907.
Raiffeisenkassa, bis 1929.
Anpflanzungs- und Verschönerungsverein, um 1900.
Milchgenossenschaft, 1923.
Deutschvölkischer Turnverein, 1923.
Deutscher Kulturverband, 1932.
Freiwillige Feuerwehr, 1925.
Rindvieh-Versicherungsgesellschaft, 1928.
Veteranenverein, vor 1914, aufgelöst 1922; Kameradschaftlicher Unterstützungsverein gedienter Soldaten, 1930.
48° 51′ N, 16° 5′ O, Dobšice
Geschichte
Erstmals urkundlich belegt 1190 bei der Erstausstattung des Klosters Bruck, bei dem es bis zur Auflösung durch Kaiser Joseph II. 1784 bleibt. 1580 sind fast alle Bewohner lutherisch, schon 1610 wieder katholisch.
Russische Truppen suchen 1805 und 1809 den Ort heim, als 1809 die Franzosen während der Schlacht bei Znaim den Ort nehmen, wird er von den Österreichern in Brand geschossen. 1832 vernichtet eine Feuersbrunst die „Häuseln“.
Die Cholera fordert 1834 und 1866 Opfer. Die Bewohner fliehen 1866 vor den Preußen, kehren aber wieder heim, als von diesen nichts zu befürchten ist. Erst 1846 erscheint der Zusatz „Klein“ zu Teßwitz. Im I.Weltkrieg fallen 24 Mann.
Nach 1918 wächst der Tschechenanteil wegen der nahegelegenen Staatsbetriebe (Sägewerk, Eisenbahn) und Industriebtriebe in Znaim. Nach der Volkszählung 1920 werden einzelne Personen vorgeladen und unter Druck gesetzt, um ihre Volkszugehörigkeit nachträglich in eine tschechische abzuändern. Dies wird mit roter Tinte vermerkt.
Bis zur Errichtung der Frainer Talsperre leidet die Gemeinde unter Eisstößen und Überschwemmungen. Den tschechischen Kindergarten besuchen fünf bis sieben Kinder, meist aus deutschen Familien, ein privater Kindergartenverein richtet einen Kindergarten für 40 deutsche Kinder ein, der in einem Zimmer der
Bürgermeisterwohnung unterkommt.
Das Wahlergebnis der Landtagswahl 1928 im Ort: 488 Stimmen verteilen sich auf Bund der Landwirte 150, Deutscher Volksverband 116, Deutsche Gewerbepartei 23, Tschech. Sozialdemokraten 23, Deutsche Christlich-soziale Volkspartei 22, Tschechische Nationalsozialisten 22, Kommunisten 15, Deutsche Arbeitsund Wirtschaftsgemeinschaft 5, Deutsche Sozialdemokraten 4, Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei 4, Tschechische Volkspartei 3, Tschechische Gewerbepartei 1.
Im II.Weltkrieg fallen 51 Mann. Am 8.Mai 1945 besetzen Sowjets den Ort, Tschechen folgen. Am 8.August werden die Deutschen mit 35kg Gepäck pro Person vertrieben. Sie gelangen überwiegend nach Württemberg, Bayern und Hessen, kleinere Gruppen bleiben in Nieder- und Oberösterreich. Matriken seit 1580 (bei Znaim-Klosterbruck).
Literatur
Glanzl-Lorenz, Aloisia: Klein Teßwitz 1190-1945. 2004.
Bezirk und Gericht Znaim
Mehrstraßendorf 723 ha, 214 m ü.d.M.
Lage zu beiden Seiten der Reichsstraße am linken Ufer der Thaya.
Flurnamen: Panditzer lange Äcker, Dornschachten, Hölzern, Satzen, Beim Bollerstein, Kleinfeld, Breiten, Lehmgrube, Kaltenberg, Frauenholz.
Bodennutzung: Auf sehr fruchtbarem Schlamm- und Lößboden Ackerbau 85%, davon 30-35% Feldgemüse, Weingärten 4-5% (Gutedel, Riesling, Welschriesling, Muskateller, Traminer), Obstkulturen.
Straßen, Plätze: Brünner Straße, Leskaweg, Siebenschmerzenweg (überlagert von Verbindungsstraße 1930).
Baudenkmäler, Einrichtungen
Kapelle zum hl.Johannes von Bruckbach und Glockenturm (nach Klosterbruck eingepfarrt).
Friedhof für den Thayaboden (Esseklee, Pumlitz, Oblas, Neu- und Alt-Schallersdorf, Edelspitz).
Hl.Johannes von Nepomuk, 1733.
Steinsäule: Sieben Schmerzen Mariae auf der Straße nach Znaim.
Marien-Marterl, Dreifaltigkeitsmarter, 1734.
Holzkreuz, 1935.
Kriegerdenkmal, 1920.
Spital für ansteckende Krankheiten
Kaserne: „Kleine Kaserne“ (die große war in Klosterbruck).
Schule: Volksschule, Neubau 1901, dreiklassig. Bis 1784 nach Klosterbruck eingeschult, 1785 eigene Schule (mit Zuckerhandl); 1830 Neubau, einklassig, Zuckerhandl hat ab 1835 eine eigene Schule. 1882 erweitert: zweiklassig. Tschechische Schule, 1920, einklassig, in der deutschen Schule, 1924 Neubau, mit Kindergarten (5-7 Kinder). Kindergarten, privat, 1935, (40 Kinder).
Gewerbe
2 Ziegeleien, 2 Gurkeneinlegereien.
Zündkapselfabrik
Gastwirte, Kaufleute, Bäckereien, Faßbinder, Dachdecker, Fleischer, Maurer, Schlosser, Schmied, Schuster, Tischler, Wagner, Trafikant, Sattler, Zimmerleute, Friedhofsgärtner, Friseure, Kaminkehrer, Müller, Klavierhändler, Eisenbahner, Kraftfahrer.
Vereine
Freiwillige Feuerwehr, 1891.
Bund der Deutschen Südmährens, 1899.
Turnverein, 1912, Turnverein Thaya, 1924.
Kameradschaftlicher Unterstützungsverein, 1928.
48° 50' N, 16° 3' O, Louka
Geschichte
Markgraf Otto IV. von Mähren (meist Kunrad I. genannt) und seine Mutter Maria gründen am 25.Oktober 1190 an der Stelle, wo die Witwe Judith des Herzogs B?etislav, die vor ihrem Sohn Spitignew flieht, eine Wenzels-Kapelle erbaut hat, zur Ehre der Muttergottes und des hl.Wenzel ein Kloster, benannt nach der naheliegenden Brücke über die Thaya, bestiftet mit 23 Orten, von denen manche inzwischen eingegangen sind, im Jahr darauf kamen zehn weitere dazu. Zugewiesen wurden u.a. Olkowitz, Pratsch, Gurwitz, Taßwitz und Proßmeritz, Brenditz 1220, Alt-Hart, Roketnitz, Groß-Olkowitz, Domamil, Lodenitz 1220, Groß-Grillowitz 1225, Stiegnitz 1278, Mühlfraun 1288, Frischau 1539, Urbau 1583, Littohorn 1782.
Die ersten zwölf Chorherren kamen mit dem Abt vom Stift Strahov, 1200 wurde die Klosterkirche geweiht, der Olmützer Bischof verlieh das Patronat über St.Niklas in Znaim, Schattau, Klein-Tajax, Kaidling und Gnadlersdorf. 1242 plünderte Friedrich der Streitbare das Kloster aus, 1307 wurde das Kloster abermals zerstört.
1386 erteilte Papst Urban V. dem Abt das Recht, die Mitra zu tragen, seither war er Prälat und Standesherr in Mähren und Ungarn. 1422 zerstörten die Hussiten das Kloster, 1450 wurde es wieder errichtet. Zwischen 1546 und 1568 geriet es in arge Verschuldung und Verfall. Abt Sebastian Freytag von Cepiroh (†1585) konnte die Schulden tilgen, das Stiftsgebäude und die Patronatskirchen erneuern. Er legte eine Bibliothek und eine Druckerei (bis 1608) an, verteilte Gurkensamen an die Orte des Thayabodens und gründete eine Erziehungsanstalt, die 1650 durch Stiftung von 10000 Gulden durch den Pieslinger Grundherrn Eucharius Horst von Poronal um 6 auf 20 Plätze erweitert wurde. 1597 wurde eine „Seelenbeschreibung der Herrschaft Klosterbruck bei Znaim“ in deutscher Sprache angelegt.
Das Stift unterhielt 38 Kirchen, darunter 15 Pfarreien und 3 Lokalien.
Zur Herrschaft gehörten: Edelspitz, Oblas, Pumlitz, Esseklee, Teßwitz, Mühlfraun, Zuckerhandl, Brenditz, Krawska, Mramotitz, Baumöhl, Kallendorf, Klein-Tajax, Urbau, Rausenbruck, Gurwitz, Taßwitz, Borotitz, Lechwitz, Panditz, Proßmeritz, Groß-Olkowitz, Chlupitz und Lodenitz.
Die protestantischen Stände warfen 1620 den Abt ins Znaimer Gefängnis, übergaben die Kirche St.Niklas den Protestanten, vertrieben die Ordensangehörigen und enteigneten die Stiftsgüter. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurde alles rückgängig gemacht. 1688 Umbau des Stiftsgebäudes. 1742 wurde der Abt von den Preußen gefangen genommen und mußte mit 60000 Gulden freigekauft werden, FriedrichII. hielt sich im Kloster auf. Barocker Neubau 1745 nach Plänen von Lukas von Hildebrandt, nicht abgeschlossen.
Das Stift zählte 96 Chorherren, als es 1784 auf Befehl Kaiser Josefs II. aufgehoben wurde. Der Güterkomplex wurde zerlegt in: Bruck, Lechwitz, Mißlitz, Kravska, Zuckerhandl, Mühlfraun und Butsch.
Das Gebäude wurde als Kaserne verwendet, 1800-1821 als Tabakfabrik, nach deren Verlegung nach Göding 1851 als k.k. Militär-Genie-Akademie bis 1869, danach wieder als Kaserne, das Infanterie-Regiment 99 war hier stationiert. Die Prälatur nutzte die Verwaltung des Religionsfonds, die Kirche wurde als Pfarrkirche geführt.
1827 wurde die Herrschaft Bruck an die Brüder Karl Emanuel und Leopold Franz von Liebenberg, Wiener Bankiers, verkauft. 1866 richteten die Preußen hier ihr Spital ein, 100 Mann starben an der Cholera und wurden am Friedhof begraben. Akademie und Kirchenschatz wurden ausgeplündert, aber wieder zurückerlangt, die geraubten Bücher wieder abgejagt.
Baudenkmäler
St.Wenzelskirche: Die Konventskirche des Prämonstratenserstifts wird 1200 vom Bischof von Olmütz geweiht. Vom ursprünglichen Bau nur Reste von Prälatur und Kreuzgang, Grundriß der Stiftskirche und ältester Teil: Krypta; von den Hussiten verwüstet, später als dreischiffige gotische Basilika ausgebaut; Ab 1440 wird die Kirche erneuert, Niklas von Edelspitz baut Chor und Kreuzgang. 1576-80 im Renaissancestil umgebaut: neue Fassade, Zwiebelturm. 1581 neu geweiht zu Ehren der Himmelfahrt Mariens und des hl.Wenzel. Verfall im 30jährigen Krieg, 1632 durch Abt Benedikt Lacken aus Geras erneuert. 1679 barocke Umgestaltung: Zweiturmfassade, Kirchenschiff dreigeteilt. Der Aufbau eines großen Stiftskomplexes nach Plänen Lukas von Hildebrandts wird 1784 durch die Aufhebung des Klosters abgebrochen. Über dem Altar Bilder von Josef Winterhalter (1743-1807): Tod und Himmelfahrt Mariens, darüber Christus, der seiner Mutter die Hände entgegenstreckt. Die Fresken von Franz A.Maulbertsch (1794) werden zerstört oder übertüncht, die Ölbilder in andere Kirchen gebracht, Kunstschätze und kostbare Bücher oder Handschriften in alle Welt zerstreut. Die Schränke des Znaimer Kunsttischlers Johann Lahofer kauft Stift Strahov: dort muß der Bibliothekstrakt vergrößert werden, um sie aufzunehmen.
Ab 1784 Pfarrkirche für die Gemeinden des Thayabodens.
Noch auf einer Zeichnung von 1705 ist eine Barbara-Kirche zu sehen.
Friedhof, 1850 an die Teßwitzer Straße verlegt.
Kriegsgräberanlage mit Denkmal: 1866 werden an der Cholera gestorbene preußische Soldaten begraben.
Begraben sind hier ferner 324 Kriegstote aus 1914-1918, neben Österreichern und Deutschen auch Russen und Italiener.
Pfarrschule, erste Volksschule des Thayabodens, Mitte 18.Jh., 1814 Trivialschule.
Vereine
Kirchenchor, 1791.
Männergesangsverein 1886-1939, Mitglieder aus allen Thayabodengemeinden; 1925: 36 Sängerinnen und 58 Sänger. Theaterspiel ab 1925 auch in Pumlitz, Edelspitz und Klein-Teßwitz.
48° 59' N, 16° 17' O, Kadov
Geschichte
Erste urkundliche Nennung 1235, damals schon wird das Patronat über die Pfarre einem Nonnenstift vermacht. Um 1550 ist der Ort lutherisch, nach 1620 wieder katholisch, aber nach Hosterlitz eingepfarrt. Zur Herrschaft Kromau der Liechtenstein gehörig, ab 1668 ist alljährlich ein Faß Wein an den Pfarrer in Hosterlitz abzuliefern. 1645 wird der Ort von den Schweden verwüstet. Gegen 1650 sind 23 Landwirte ansässig, 1657 sind nur noch zwei Häuser bewohnt. Die Karte der Josefinischen Landaufnahme (1764-1768) zeigt noch bedeutende Rebflächen für „Kattau“. Bis etwa 1888 Förderung von Eisenerz, dann wegen geringer Ergiebigkeit und Wassereinbrüchen eingestellt.
Zwischen 1919 und 1938 kommt bei Wahlen die Hälfte der Stimmen auf den Bund der Landwirte und auf die Christlichsoziale Partei, zwei Stimmen bleiben für die deutschen Sozialdemokraten. Im II.Weltkrieg fallen 20 Mann, 8 bleiben vermißt. Nach dem Eindringen der Sowjets und der tschechischen „Partisanen“ müssen alle Bücher in deutscher Sprache abgegeben werden. Alle heimkehrenden Soldaten werden schwer mißhandelt, ebenso die mit Deutschen verheirateten Tschechen. Nach der Vertreibung bleiben zwei Familien in Österreich, alle anderen kommen in die US-Zone von Deutschland.
Matriken seit 1757 (davor ab 1653 bei Hosterlitz).
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Breitangerdorf 625 ha, 217 m ü.d.M.
Lage am nordwestlichen Abhang der Kodauer Berge.
Flurnamen: Bei der Marter, Lißnitzer Feld, Balzeräcker, Zulissen (= zugelost), Wemßlitzer Feld, Drei Stößl, Hinterer Obstgarten, Unterer Obstgarten, Wiesenholz, Steinbergen, Breiten, Hundsbandeln, Hosterlitzer Feld, Oberer und Unterer Satzen, Honeftal (Hanftal), Stummer Acker, Obere und Untere Haiden, Wilde Berge, Teichgärten, Waldäcker, Johannisberg (Kodauer Berge 367m).
Bodennutzung: Weizen, Hackfrüchte (Zuckerrüben), Obst, insbesondere Zwetschgen, Kirschen, Marillen; Weinbau nur für den Eigenbedarf (starke Reblausschäden!).
Jagd: Hasen (150), Kaninchen, Rebhühner, Fasane, Rehe (6-7), Füchse, Dachse.
Straßen, Plätze: Mißlitzer Straße (Hauptstraße), Sackgasse, Berg-und-Tal-Gasse, Tanzplatz, In den Häusern, Herrengasse, Fünfhaus-Zeile, Krottendorf (beim Teichtl), G’frorne Gasse.
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche zu den hl.Aposteln Philipp und Jakob, spätgotisch, Wehrkirche mit massivem Turm, 15.Jh. urkundlich 1235 nachgewiesen, als eigenständige Pfarre schon davor nachgewiesen; 1822 vergrößert um die Kapelle der hl.Margaretha, 1832 Hauptaltar neu gestaltet. drei Glocken. Hl.Johannes von Nepomuk, 1738, vor dem Pfarrhaus.
Pestsäule, 1717.
Kriegerdenkmal, 1925.
Gemeindebücherei
Postamt in Hosterlitz.
Straßenbau, um 1900.
Grabenregulierung und –verlegung am Teichtl, um 1920.
Schule: Volksschule, Neubau 1883, zweigeschossig, zweiklassig, schon um 1750 Einraumschule. Kindergarten, 1938, im zweiten, nicht benötigten Klassenzimmer.
Gewerbe
Kalksteinbrüche, Kalköfen bis ca.1930.
Dampfmolkerei, 1925 – 1930.
Vereine
Freiwillige Feuerwehr, 1893 (Motorspritze 1933).
Männergesangverein, 1905.
Deutschvölkischer Turnverein, 1919.
Deutscher Kulturverband, 1919.
Veteranenverein, 1920.
Raiffeisenkassa, 1898.
Milchgenossenschaft, 1923.
Bund der Deutschen, 1933.
L
48° 55′ N, 15° 46′O, Lančov
Geschichte
Ursiedlung auf der Gemarkung Bachstelzen, 1260; Landschau erstmals urkundlich erwähnt 1323 als landesfürstlicher Besitz, von den Hussiten verwüstet, 1535 als neu erbaut am heutigen Standort erwähnt, 1552 mit dem Frainer Gut samt Pfarre verkauft an die Herren von Kraigk. 1850 Erhebung zur Pfarrei. Früher Raststation am Wanderweg nach Vöttau und Zornstein.
Feuersbrunst 1840; 1910 vernichtet Hagel die Ernte.
Matriken seit 1850 (davor ab 1658 bei Frain).
Bedeutend
Fuchs Adalbert Franz, (1868-1930), 1894 Professor für Kirchengeschichte an der Theologischen Lehranstalt in Stift Göttweig, Staatsarchivar, 1923 Abt von Stift Göttweig.
Literatur
Gregor, Gustav: Aus der Geschichte der Gemeinde Landschau. 1957
Bezirk Znaim, Gericht Frain
Längsangerdorf 1434 ha, 427 m ü.d.M.
Flurnamen: Bachstelzen, Edig, Grabenfeld, Brendenberg, Waldäcker, Altmais, Landschauer Revier, Letschin, Chwallatitzer-Weg-Feld, Beinfeld, Bachstelzenfeld, Brennesselmais, Unteres und Oberes Grabenfeld, Hintausfeld, Langenrain, Halblehen, Brandfeld, Kleinäcker, Leska, Berggartl, Hausäcker, Frainer Mühlweg; der Frainer Stausee bedeckt Grabenwiesen, Stollengraben, Bachstelzen, Hammerwiesen, Stiedlthaya, Modhieslthaya, Letschinwiesen, Kleine Thaya.
Straßen, Plätze: Ortsteilnamen: Am Berg, Haltergasse, Im Graben, Im Pregarten, Unterörtl, Frainer Straße, Pomitscher Straße, Jasowitzer Straße, Vöttauer Straße, Hofstraße.
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche (ab 1850) zur hl.Maria Magdalena; 1552 ist eine eigene Pfarre erwähnt; im 30jährigen Krieg zerstört, 1695/97 wieder aufgebaut als Saalkirche; achteckiger Grabkapellenanbau, 17.Jh., Rokoko; flache Decke von 1828; Westturm 1750; Innenrenovierung 1912. Altarbild hl.Maria Magdalena von Josef Doré; neugotischer Altar, dahinter barocke Architekturmalerei 18.Jh. Kanzel 1855, Orgel 1852. 1938 letztmals renoviert.
Friedhof, 1825 verlegt in die Frainer Straße.
Missionskreuz, 1914.
Hl.Florian und Wendelin, 1825, Frainer Straße.
Hl.Josef, Schloßgrabenweg.
Feldkreuze an der Pomitscher, Jasowitzer und Vöttauer Straße.
Mariahilf, 1709, Jasowitzer Straße.
Hl.Dreifaltigkeit, 1709, Vöttauer Straße.
Hl.Maria Magdalena, 1898, Hofstraße.
Hilfreiche Muttergottes, 1889, Hofstraße.
Marterl, 1734, auf dem Feldweg nach Frain.
Kriegerdenkmal, 1929.
Gemeindekanzlei, Armenhaus
Feuerwehrgerätehaus, 1908, Schlauchturm, 1932, Motorspritze 1934.
Omnibusverkehr.
Schule: Volksschule 1868 neben der Kirche auf dem ehemaligen Friedhof, einklassig, in den 1920er Jahren zweiklassig. Davor Schulgebäude von 1777, schon 1745 wird ein Schulmeister erwähnt.
Gewerbe: Luitgardenhof, Staatsgut, davor Besitz von Gräfin Luitgard von Stadnic. Ziegelei, 2 Schmiede, Wagner, Tischler.
Vereine
Freiwillige Feuerwehr, 1907.
Raiffeisenkassa, 1910.
Milchgenossenschaft, 1910-14.
Turnverein, 1920.
Kirchenchor
Männergesangverein Stahlklang, 1925, Musikkapelle Schöbinger.
48° 52′ N, 16° 13′ O, Lechovice, Znaim
Geschichte
Erste Nennung 1287, landesfürstlicher Besitz mit einer Veste. 1317 gelangt das Patronat der Kirche an die Klarissinnen in Znaim. 1657 wird die Kirche im Visitationsbericht nicht erwähnt, sie dürfte eingegangen sein. 1660 kauft Kloster Bruck die Herrschaft, nach dem Bau der Kirche nimmt der Ort durch die Wallfahrten einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung. 1784 fällt er an den Religionsfond, wird 1824 erworben von den Freiherren von Kübeck, die als Patronatsherren Kirche und Pfarre erhalten müssen. 1808-1811 wird die Reichsstraße Znaim-Lechwitz-Pohrlitz gebaut als Verbindung zwischen den Reichsstraßen Wien-Prag und Wien-Brünn, 1938 wird auf Rechtsverkehr umgestellt.
Ab 1870 verkehrt eine Postkutsche zum Bahnhof Frischau. 1885 selbständige Pfarre, eingepfarrt sind Borotitz und Philippsdorf. 1888 zerstört eine Überschwemmung den tiefer gelegenen Ortsteil.
Um 1900 schreibt ein stocktschechischer Geistlicher einen Franz Schiffner als František Živna ins Taufregister.
Im I.Weltkrieg fallen 28 Mann. Die Gutshöfe in Groß-Olkowitz und Lechwitz werden von den Tschechen enteignet. Im II.Weltkrieg fallen 46 Mann. Im Herbst 1944 wird eine Volkssturmkompanie aufgestellt (mit Borotitz, Groß-Olkowitz, Pratsch und Panditz), jeden Sonntag erfolgt Ausbildung. Ende April 1945 wird die Evakuierung verfügt, aber nicht durchgeführt. Einige Familien verlassen den Ort. Am 7.Mai 1945 fällt eine Bombe auf die Kirche, am 8.Mai werden die Brücken durch die Wehrmacht gesprengt, die Sowjets marschieren ein, plündern, das Schloß wird ausgeraubt, Wertvolles vernichtet.
Am 19.August 1945 werden rund 300 Deutsche vertrieben, ca.40% bleiben in Österreich, die anderen gelangen nach Westdeutschland. Im Juni 1946 werden die restlichen 110-120 als Zwangsarbeiter zurückgehalten.
Brauchtum
Am Sonntag nach dem 2.Juli wird das Fest Mariä Heimsuchung gefeiert, zu dem viele Prozessionen kommen. Sie werden unter Glockengeläut eingeholt und in die Kirche geleitet. Auf dem Kirchplatz sind Verkaufsstände aufgebaut, Devotionalien werden verkauft.
Zum Fest Mariä Geburt am 8.September gehen die Lechwitzer auf dreitägige Wallfahrt zum Heiligen Berg in Nikolsburg (30km).
Über Pfingsten gehen die Lechwitzer auf viertägige Wallfahrt nach Maria Dreieichen, die Panditzer schließen sich an.
Matriken seit 1785 (davor ab 1694 bei Groß-Olkowitz).
Bedeutend:
Kübeck, Karl Friedrich von (1780 Iglau-1855 bei Wien), von Kaiser Franz Joseph in den erblichen Ritterund Freiherrenstand erhoben, Begründer der Österr. Nationalbank 1818, Präsident des Reichsrats.
Kübeck, Max von (1835-1913), Sohn des obigen, 1867-1897 Mitglied des Reichsrats, Delegierter beim „Deutschen Bund“ in Frankfurt.
Wagner Franz (1860-1929), Abgeordneter im Mährischen Landtag 1905/07 und im Reichsrat 1907-1918, Bürgermeister 1887-1914.
Wagner Hans (1893-1984), Sohn des obigen, Lehrer, Abgeordneter vom Bund der Landwirte im Prager Parlament 1926-1938; Gründer des „Bundes der Südmährer in Österreich ‚Thaya’“.
Literatur:
Prock-Schauer, Hans: Heimatbuch der Gemeinde Lechwitz. 1988
Bezirk und Gericht Znaim
Straßenangerdorf 755 ha, 197 m ü.d.M.
Flurnamen:
Großfeld, Mittelfeld, Granitz, Bruckäcker, Brunnäcker, Langäcker, Totenäcker, Halbachteln, Schloßteich.
Bodennutzung:
Roggen 18ha, Weizen 179ha, Gerste 166ha, Hafer 25ha, Mais 31ha, Zuckerrüben 51ha, Klee 89ha (1939/40); Edelobst, Gemüse, Gurken, Weinbau.
Straßen, Plätze:
Reichsstraße
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche Mariä Heimsuchung 1718/21 anstelle der hölzernen Gnadenkapelle von 1695; Wallfahrtskirche mit Grundriß eines griechischen Kreuzes; Hochaltar teils Marmor, teils Stuck; mit Marienstatue aus Holz, zeitweise farbig; 4 Seitenaltäre: hl.Johannes von Nepomuk 1726; hl.Laurentius; hl.Rochus, hl.Sebastian und Rosalie; hl.Florian und Donatus; über dem Taufbecken Taufe Christi im Jordan von J.Winterhalter; Orgel 1725 von J.A.Richter, Brünn. 4 Glocken, 1741, 1750, 1779 (1917 geopfert, 1920 neugegossen), 1871.
Hl.Antonius von Padua, 1742.
Schloß, 1740, Sommersitz des Abtes von Kloster Bruck; 1824 zum Schloß umgebaut; das Schloßarchiv wird 1945 vernichtet. Im Park eine tausendjährige Eiche und der Rumpf des Schiffes, auf dem Kaiser Maximilian von Mexiko fuhr.
Kriegerdenkmal, 1922.
Kapelle Maria Siebeneichen, 1880.
Großes Steinkreuz, 1725 (am Friedhof ab 1786).
Marienstatue am Kirchplatz
Hl.Johannes von Nepomuk, 1760.
Hl.Antonius von Padua, 1742.
Bildstöcke und Marterln
Kriegerdenkmal, 1922.
Eine tausendjährige Eiche steht oberhalb vom Schloß.
Museum
Theater / Kino (Wanderkino), 1939.
Armenhaus
Lagerhaus
Bücherei, 1938.
Postamt
Gendarmerieposten
Busverkehr, 1925, Znaim-Lechwitz-Brünn.
Elektrifizierung, 1928-30.
Schule: Volksschule, Neubau 1828, Zubau 1889, 2.Klasse; schon 1740 Anfänge eines Schulbetriebs, ab 1774 in der Wohnung des Gemeindevorstehers; 1930 eine Klasse der tschechischen Minderheitsschule im Haus; 1931 Neubau für die Tschechen, deren Schule 1938 aufgelöst wird; 1944 zweiklassig. Kindergarten, 1938.
Gewerbe:
2 Ziegeleien (bis 1941).
Mühle, 2 Milchsammelstellen
4 Gasthäuser, 4 Lebensmittelläden, 2 Bäcker, 2 Fleischhauer, Schlosser, 2 Schmiede, Wagner, Faßbinder, 2 Tischler, Zimmerer, Sattler, Maler, Gärtner, Trafik, Schneider, 4 Schneiderinnen, 2 Friseure, Fotograf, Steinmetz, 2 Schuhmacher, Maurer, Straßenwärter.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1898.
Spar- und Darlehenskassa, 1900.
Bäuerlicher Konsumverein, 1900
Veteranenverein, 1922.
Turnverein
48° 59' N, 16° 24' O, Lidměřice, Znaim
Geschichte
Der Ort wird 1358 urkundlich erwähnt, noch 1793 gibt es hier 61 ha Weingärten. Eingepfarrt nach Wolframitz. Im I. Weltkrieg fallen sechs Mann. Im II. Weltkrieg fallen sieben Mann, zwei bleiben vermißt. 1945 werden 138 Personen vertrieben, davon 72 nach Bayern, 31 nach Baden-Württemberg. Matriken seit 1680 (bei Wolframitz).
Literatur:
Siehe Wolframitz
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Straßendorf 435 ha, 200 m ü.d.M.
Lage:
An der Bezirksstraße aus Wolframitz, die in die Obere Gasse führt, an der Nordseite stehen ansehnliche Bauernhäuser, gegenüber Scheunen, die zu den Bauernhäusern an der Ortsstraße (aus Babitz kommend) gehören.
Höfe:
6 mit 15ha, 12 mit 10ha, 6 mit 5ha; 4 Kleinhäusler.
Flurnamen:
Alte Gebirge, Neubrecher, Freifelder, Oberes, Mittleres und Unteres Feld, Vierteläcker, Neurieß, Gemeindefeld (Goldheide, wegen der vielen Kamillenblüten), Teichwiese (Polkowitz).
Anbau:
Gerste, Hafer, Weizen, Roggen, Hirse, Kleesamen, Mohn, Zuckerrübern, Futterrüben, Kartoffeln, Futtermais, Körnermais, Tomaten, Erbsen, Gurken, Kürbisse.
Jagd:
Rebhühner, Hasen, Fasane.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle an der Straße nach Wolframitz (abgebrochen).
Glockenturm 1848, Obere Gasse, mit Gedenktafel für die Gefallenen des I.Weltkriegs.
Steinsäule „Ecce Homo“ an der Straße nach Wolframitz (Pietá).
Gemeindekanzlei, 1926.
Artesischer Brunnen, 1928.
Elektrifizierung, 1928.
Schulen:
Schule in Wolframitz (auch für Babitz und Klein-Seelowitz). Kindergarten (auch für Babitz, Klein-Seelowitz und Wolframitz), vom Kulturverband 1927 errichtet.
Gewerbe:
Ziegelei, Kaufmann, Zimmerer, Wagner, Schlosser.
Vereine, Einrichtungen:
Milchgenossenschaft, 1900, Raiffeisenkassa, 1900.
Gesangsverein, 1910.
48° 54′ N, 15° 33′ O, Liliendorf, seit 1946 Lesná, Znaim
Geschichte
Gründung 1794 nach Ausrodung des herrschaftlichen Waldes durch Josef Hillgartner, Ritter von Lilienborn, Gutsbesitzer der Frainer Herrschaft, nach ihm wird der Ort benannt. Der Grund wird zu je 533 Quadratklafter für 10 Gulden verkauft, alle Grundstücke sind gleich groß, nur für ein Gasthaus wird ein doppelter Grund vergeben. 1798 werden im Grundbuch 82 Hausinhaber benannt. Wirtschaftlichen Aufschwung bringt das Sägewerk. Der Ort wird 1806 und 1809 von den Franzosen arg mitgenommen, 1866 sind 1160 Preußen einquartiert. Im I.Weltkrieg fallen vier Mann. In neuerer Zeit kommen Feriengäste aus Znaim, Brünn, Prag und Wien.
Wenn die Sonnwendfeier von Feuerwehr, Gesangsverein und der gesamten Bevölkerung auf dem „Steinbruch“ gefeiert wird, stehen zwei tschechische Gendarmen in Hörweite, um aufzupassen, daß keines der vielen verbotenen deutschen Lieder gesungen wird. 1937 sind gemeinsamer Aufmarsch und Singen verboten, 1938 die gesamte Veranstaltung, der Holzstoß wird von Gendarmerie bewacht und am folgenden Tag abgebrannt.
Im Zweiten Weltkrieg fallen zehn Mann. Am 5.Mai 1945 beschießen russische Tiefflieger die abziehenden Soldaten der Wehrmacht, im Ort finden Gefechte statt, Angehörige der Waffen-SS werden erschossen. Am 23.Mai 1945 werden Männer und Frauen ins Kreisgericht Znaim verbracht, am 20.Juni 1945 werden alle Deutschen mit 20kg Gepäck über die Grenze getrieben.
Kirtag Mitte Oktober, zum Fest der hl.Theresia.
Sommerfrischler aus Znaim, Brünn und Wien verbringen hier die zwei Monate langen Sommerferien, ihnen werden die schönsten Zimmer vermietet, die Einheimischen ziehen ins Ausgedinge (Ausnahm) und in die Sommerküche.
Matriken seit 1785 (bei Ober-Fröschau).
Literatur:
Mühlberger Franz: Die Pfarre Ober-Fröschau. 1898
Bezirk Znaim, Gericht Frain
Längsangerartig 146 ha, 463 m ü.d.M.
Flurnamen:
Lange Kammer (Wald, 1894 geschlagen, parzelliert).
Straßen, Plätze:
Obere/Breite Gasse oder Deutschgasse, Untere/Schmale Gasse oder Böhmgasse, zuletzt Postgasse.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle der hl.Therese 1867/68, Altarbild von Josef Doré; Orgel 1894; Filialkirche zu Ober-Fröschau; im I.Weltkrieg werden 3 Glocken requiriert, ebenso die neugeschaffenen im II.Weltkrieg mit der Totenglocke.Friedhof, seit 1800.
Obelisk
Gemeindebücherei, 1931.
Postamt 1891 auch für Edenthurn, Oberfröschau und Zaisa, Telegraph 1909, Telefon 1914.
Gendarmerie
Zeughaus der Feuerwehr, 1904.
Quellenbad mit Bassin und Badehaus, 1913 bis 1939.
Dorfbrunnen in der Deutschgasse, seit Gründung des Ortes.
Elektrifizierung, 1931 (Schule 1932).
Schulen:
Volksschule 1851, einklassig; Lehrer gibt es seit der Ortsgründung. Tschechische Minderheitsschule, einklassig, für die Kinder aus Lundenburg herbeigeschafft werden. Kindergarten 1931 vom Deutschen Kulturverband.
Gewerbe:
Sägewerk
Windmühle, 1862 (Wahrzeichen), stillgelegt 1907.
25 Kleinlandwirte (bis 15ha).
2 Gasthäuser, 3 Gemischtwarenhandlungen, 2 Bäcker, Fleischer, 2 Wagner, 2 Sattler, Schmied, Schlosser, Zimmermann, 2 Tischler, Dachdecker, Drechsler, Schneider, 2 Schuhmacher, Trafik, 2 Maurer, 2 Kohlenhändler.
Vereine:
Deutscher Leseverein, 1888.
Verschönerungsverein 1895.
Männergesangverein, 1897.
Spar- und Darlehensverein mit Edenthurn, Schönwald, Windschau und Zaisa, 1903.
Freiwillige Feuerwehr, 1904.
Turnverein, 1913, Südmährerbund.
Kinderschutz und Jugendfürsorge
Landwirtschaftlicher Verein
48° 51′ N, 15° 55′ O, Lukov, Znaim
Geschichte
Für 1284 ist die Pfarre beurkundet, das Dorf muß zur Zeit der Gründung von Kloster Bruck 1190 zur Grundausstattung mit 22 Dörfern gehört haben. 1358 tauscht das Kloster Panditz gegen den Ort ein, bald danach werden Dorf und Schloß verkauft, 1618 gelangt beides an die Grafen Althan. 1558 erhält Luggau das Marktrecht (bis 1864), das Gemeindesiegel muß eine tschechische Umschrift tragen. 1568 gehört Luggau zur Herrschaft Frain. Um 1600 ist ein Brau- und Malzhaus belegt. 1574 setzt Esther von Dietrichstein einen evangelischen Pastor ein, 1657 ist die Gemeinde – 140 Seelen – katholisch. 1805 und 1809 verursachen französische Truppen erheblichen Schaden. Am 20.November 1918 wird Luggau von den Tschechen besetzt und bleibt esbis Juni 1919. Im I.Weltkrieg fallen 27 Mann, im Zweiten 23 Mann.
Ruine Neuhäusel:
Ursprünglich dürfte ein Bau des Templerordens bestanden haben, gründend auf einer Schutzburg des 9.Jh. 1358 als Jagdschloß erbaut von Mgf. Heinrich, Enkel Kaiser Heinrichs VII., von den Luxemburgern verkauft, verschiedene Besitzer. Im 30jährigen Krieg von den Schweden schwer beschädigt, danach dem Verfall überlassen. Ab 1935/36 ist der Burghof als Gastgarten eingerichtet.
Der Ortsteil Neudorf entsteht 1798 aus einem Meierhof, den der Besitzer der Frainer Herrschaft, Josef Hillgartner, Ritter von Lilienborn, in eine Kolonie umwandelt. 1834 stehen hier 20 Häuser mit 104 Einwohnern, 1900 sind es 26 Häuser mit 118 deutschen Bewohnern, 1945 sind es 32 Häuser.
Brauchtum
Am Neujahrstag präsentieren die Handwerker die Rechnungen für die während des Jahres ausgeführten Arbeiten, bei denen nur für größere Anschaffungen ein Vorschuß gezahlt wird.
Anfang Jänner kommt der Schmied, um den Roggen als Lohn für das Schärfen der Pflugeisen einzusammeln. Am Mittwoch vor Ostern wird der Teich abgelassen, die Fische werden mit Netzen herausgezogen und in Fässer gefüllt.
Die Gemeinde überläßt 1859 dem Lehrer 4 Morgen Feld, er bekommt zu St.Martin 2 Metzen Roggen; für das Läuten gegen Gewitter 35 Bündel Roggen, von Baumöhl 19 Bündel Roggen; an geschüttetem 6 Metzen, dazu 8 Kreuzer für jedes Kind Schulgeld. Dafür muß er die Schule reinigen und kleine Reparaturen ausführen. Für den Orgeldienst erhält er 16 Gulden jährlich, für den Dienst als Kirchendiener 11 Gulden und 50 Kreuzer.
Am Neujahrsmorgen 1803 erklärt der Pfarrer von der Kanzel, der Kaiser habe ihm die Herrschaft Frain geschenkt, die Bauern brauchten keine Abgaben mehr zu zahlen. Anschließend bewirtet er die Gläubigen im Gemeindegasthaus mit Wein. Sie werden bald enttäuscht, als eine Kompanie Soldaten eintrifft und den Pfarrer, den Lehrer und zwölf Bauern in Ketten wegführt. Der Pfarrer wird als geistesgestört erklärt und ins Priestergefängnis nach Mürau gebracht, der Lehrer verliert seine Stellung. Die Hälfte der Bauern wird freigelassen, die andere Hälfte zu schweren Kerkerstrafen verurteilt. Den Pfarrer hat man viele Jahre später in Galizien gesehen, wo er wieder als Pfarrer wirkte. Die Luggauer sind seither die „Krachöhler“ (Krakeeler).
Matriken seit 1705.
Bedeutend:
Dungel Adalbert, *20.6.1842, Abt des Benediktinerstifts Göttweig, Professor der Moraltheologie, † 10.7.1923 Göttweig.
Literatur:
Gregor, Gustav: Geschichte der Marktgemeinde Luggau. 1957
Bezirk Znaim, Gericht Frain
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Längsangerdorf 1402 ha, 415 m ü.d.M
Flurnamen:
Groß-Teich, Klein-Teich, Groß-Ebisch, Klein-Ebisch, Quanten, Jaser, Hannef, Horka, Ern, Schmierofen, Hintere Ern, Hopfengarten, Krautgarten, Protschalka, Labuzin, Oberer Labuzin, Galgenquanten, Hinter der Mauer, Am Hadl, Brennofen, Müllner Breiten, Hungerleider, In den Grabeln, Bei der Stauden, Kalkofenleiten, Ramsbach, Gallisch, Horkagraben, Stoifirst, Predigtstuhl, Beim Teichtl, Beim Brünndel, Beim Hüttl, Kohlstatt, Geistliches Tal, Rehberg, Rabenfelsen, Sauwudler, Dürrer Hübel.
Viehzucht:
bedeutend: Pferde, Kühe, Schweine:
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zum hl.Aegidius 16.Jh. Umbau 1749, Restaurierung 1829 und 1931; Hochaltar, klassizistisch, von J.Winterhalter Mitte 18.Jh., beiderseits Grisaillemalerei hl.Petrus und Paulus; Kanzel und Orgel um 1775; Taufkessel um 1780; 5 Barockstatuen um 1740; 2 Kreuze 1759, Rokoko; 4 alte Glocken. Im Ersten Weltkrieg wurden drei geopfert, im Zweiten Weltkrieg alle.
Zum Pfarrsprengel gehören Baumöhl und Milleschitz.
Friedhof, 1825 am Ortsrand.
Pfarrhaus
Hl.Florian-Statue, 1830.
Großes Steinkreuz auf dem Friedhof, 1835.
Burg Neuhäusel, 3km, 1358 als Jagdschloß erbaut, von den Schweden zerstört.
Pranger, 1609, als Zeichen der Marktgerechtigkeit.
Kriegerdenkmal
Schulen:
Volksschule, Neubau 1841-45, erweitert 1897, zweiklassig; ein Lehrer 1706 genannt, Schulchronik seit 1787. Kindergarten
Gewerbe:
2 Mühlen: Neuhäuselmühle mit Säge, Umlaufmühle.
Hebamme
Bäcker, Schmied, Wagner, Schneider, Sattler, Schuhmacher.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1908, Jugendwehr, 1917.
Bund der Deutschen Südmährens
Turnverein
Gesangverein, 1923.
Spar- und Darlehenskassenverein, 1901
M
48° 54' N, 15° 56' O, Milíčovice, Znaim
Geschichte
Urkundlich erwähnt 1349, die Wälder gehören Kloster Bruck bzw. dem Burggrafen von Znaim, kommen später an Neuhäusel und 1645 zur Herrschaft Frain (bis 1848). Die Hussiten zerstören den Ort, daher werden 1515 deutsche Siedler aus Niederösterreich geholt, 1540 wird der neue Ort 1km südlich angelegt. Die lutherische Lehre wird angenommen. Mit Einführung des Schulzwanges unter Maria Theresia müssen die Kinder die Trivialschule in Luggau besuchen. 1805/06 und 1809 von Franzosen besetzt, 1866 sind die Preußen einquartiert. 1860 wird die Postlinie Vöttau-Znaim eröffnet, das Einkehrhaus an der Bezirksstraße ersetzt Postamt und Zeitung. Jeden dritten Sonntag wird die hl.Messe gelesen, an den anderen besucht man die Kirche in Oberfröschau, das näher liegt als Luggau. 1898 wird zum 50jährigen Regierungsjubiläum Franz Josephs der „Kaiserwald“ gepflanzt, der einzige Waldbesitz der Gemeinde. 1901 wird die Straße zum Bahnhof Wolframitzkirchen gebaut, 1907 die nach Luggau. Im I.Weltkrieg fallen 14 Mann.
1920 werden die deutschen Schüler durch Gendarmerie vertrieben und müssen ein Jahr lang 3 km weit nach Ober-Fröschau gehen, in der Schule unterrichten 4 Lehrer 5-10 tschechische Kinder. Für die 30 deutschen Kinder wird 1921 häuslicher Unterricht der Lehrer (insgesamt 18) des Deutschen Kulturverbandes eingerichtet. 1938 wird aus Mitteln des Deutschen Kulturverbandes mit Hand- und Spanndiensten auf gespendetem Grund ein Privatschulhaus erbaut, das nach dem Anschluß als Kindergarten dient. 1937 wird zur Einweihung der neuen Motorspritze das letzte Fest in der Heimat gefeiert.
Im II.Weltkrieg fallen zwölf Mann. Am 21. und am 29.Juni 1945 werden alle Deutschen ausgetrieben, an der Grenze noch ausgeplündert. In Österreich bleiben 40 Personen, nach Westdeutschland gelangen 187. Im Juli wird ein Milleschitzer nahe Hollabrunn von Sowjets erschossen.
Brauchtum
Am Samstag vor dem Heiligen Abend wird mit den Schulkindern des Deutschen Kulturverbandes eine Julfeier abgehalten, von den 1921 bis 1938 im Ort wirkenden Kulturverbandslehrern vorbereitet. Im Gasthaus stellen die Turner eine Bühne auf. Die Feier beginnt mit einer Ansprache des Lehrers, danach folgen die Vorführungen der Schulkinder. Alle Theaterstücke müssen der Bezirkshauptmannschaft zur Bewilligung vorgelegt werden. Zuletzt versammeln sich die Kinder um den Christbaum. Der Obmann verteilt Geschenke, Kleidungsstücke an Kinder aus kinderreichen Familien. Die Mütter der Kinder haben für ein Weihnachtsgeschenk an den Lehrer gesammelt, das ihm von einer Schülerin überreicht wird, die ein Gedicht aufsagt.
Matriken seit 1705 (bei Luggau).
Bezirk Znaim, Gericht Frain
Längsangerdorf 680 ha, 391 m ü.d.M.
Flurnamen:
Hausäcker, Bergäcker, Kreuzweg, Hochwald, Kleiner Hochwald, Rameln, Hausrameln, Burgrecht, Maischäcker, Engelsüß, Fellhütten, Schusteräcker, Taln, Fleischhaueräcker, Weingärten, Unterer Berg, Kaiserwald, Gebrennt, Mühläcker, Granitz, Straßenäcker, Krautäcker, Protschalka, Halblähner, Stößeln, Breiten, Motscherln, Gemeindetäler, Hauswiesen, Hochwaldwiesen, Brückenwiesen, Lange Wiesen, Engelsüßwiesen, Hofwiesen.
Anbau:
Weizen, Gerste, Hafer, Korn (Roggen), Kartoffeln, Rüben, Klee, Hülsenfrüchte. Pferde-, Rinder- und Schweinezucht; Hoffläche 10-30ha.
Jagd:
Hasen, Rehe, Rebhühner.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Filialkirche zu Luggau, erweitert 1860; 1732 als Friedhofskapelle Mariae Himmelfahrt gebaut; Orgel 1902, Tabernakel, 2 neue Fenster, hl.Josef und hl.Anna, 1905; 2 Glocken, im Krieg geopfert, 1922 erneuert.
Eingepfarrt nach Luggau. Messe jeden dritten Sonntag und an hohen Feiertagen.
Glockenturm, 1747, 17m, in der Dorfmitte, gebaut, weil der Kirchturm niedriger war und damals nur eine Glocke hatte. 2 Glocken, im II.Weltkrieg geopfert.
Friedhof an der Kirche.
Marterl an der Edmitzer Straße.
Feldkreuz bei den Bergäckern.
Kreuz an der Luggauer Straße.
Kriegerdenkmal, 1925.
Feuerwehrvereinshaus und Depot, 1893.
Milchhaus, 1902, mit Eiskeller.
Omnibusverbindung nach Znaim und Frain.
Elektrifizierung, 1929.
Schulen:
Volksschule, Neubau 1908, einklassig, mit Hilfe des Deutschen Schulvereins, ab 1920 tschechische Minderheitsschule mit 4 Lehrern für 10 Kinder; mehr als 30 deutsche Kinder werden von der Gendarmerie herausgejagt und müssen nach Oberfröschau gehen, bis 1921 Privatunterricht des Deutschen Kulturverbandes möglich wird, zuerst in einer Ausgedingewohnung, dann im Vereinshaus, 1927 bis 1933 in einem Privathaus, 1933 bis 1937 in der Gemeindekanzlei, unter ständiger Beobachtung durch Gendarmen, insbesondere, ob auch der Unterricht an Einzelschüler erteilt wird, nur Geschwister dürfen zusammen unterrichtet werden. Bei den Gemeinderatswahlen 1932 erhält die deutsche Liste 75% der Stimmen, die tschechische 25%, ebenso bei den Parlamentswahlen 1935 im Mai. Erst 1937 wird der Bau eines Schulhauses durch den Deutschen Kulturverband erlaubt, 1938 ausgeführt, nach dem Anschluß Kindergarten, da die alte Schule frei ist.
Gewerbe:
Sägewerk, Gasthaus, Lebensmittelgeschäft, Schmied, Wagner, Tischler, Schuhmacher.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1892.
Feuerwehr-Konsumverein, 1894.
Milchgenossenschaft, 1901.
Deutscher Kulturverband, 1920.
Deutschvölkischer Turnverein „Johann Gottlieb Fichte“, 1923.
Gesangverein „Stahlklang“
48° 48' N, 16° 11' O, Micmanice, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1230 erwähnt, das Wappen von 1549 mit vier Fischen deutet auf ein Fischerdorf; zum Kloster Bruck gehörig, 1541 zur Herrschaft Joslowitz des Grafen Althan. Im 30-jährigen Krieg wird Niemtschitz zerstört, die Ödung gehört zu Mitzmanns. Im Freihaus werden Verfolgte für die Dauer ihrer Zuflucht kostenlos verpflegt, daher Ganzlahnerhof; angrenzend an den Mühlgraben – was sonst nicht der Fall ist –, damit sie nicht verfolgt werden können. 1890 werden erstmals die Weingärten mit Kupfervitriol gespritzt. 1895 vernichtet ein Großfeuer eine Reihe von Scheunen mitsamt der Ernte. Um 1900 wird der Weidgraben (4km) ausgehoben zur Entwässerung der oberen und unteren Weide, damit wird auch Bauland gewonnen. Turn- und Burschenverein veranstalten bis 1938 Theateraufführungen.
Im I.Weltkrieg fallen 30 Mann.
Nach 1918 fehlt den Kindern, die den Hof nicht erben, die Möglichkeit, in Wien zu Verdienst zu gelangen, für den Zuwachs muß Wohnraum geschaffen werden, eine größere Baufläche wird parzelliert und für 2K?/qm verkauft. 1927 werden weitere Drainagen angelegt und in den Weidgraben geführt. In den schwierigen 30er Jahren versucht man, sich durch Anbau von Gemüse, Hülsen- und Ölfrüchten zu helfen. Erst mit dem Anschluß 1938 werden die Verhältnisse verbessert. 1931 bis 1935 ist die Schlagballmannschaft des Turnvereins Bezirksmeister.
Im II.Weltkrieg fallen 54 Mann, 35 bleiben vermißt.
Am 8.Mai dringen Sowjetsoldaten in den Ort ein, Frauen und Mädchen werden ständig verfolgt. Tschechischer Pöbel besetzt die Häuser, am 1.August 1945 werden die ersten Familien vertrieben, eine Woche später alle Deutschen.
Brauchtum
Neujahrswünschen der Kinder am Morgen des 1.Jänner bei Verwandten, sie bekommen das Wunschgeld. Fasching: Umzug am Dienstag mit dem Faschingsroß, unter lauter Beteiligung der Schuljugend; am Aschermittwoch Begraben des Faschings, anschließend Tee-mit-Rum-Kochen. Jahrmarkt im Mai, „Kreuzmontag“.
Kirtag am ersten Sonntag im September, Schutzengelfest.
Ernte/Dreschen: Zum Abschluß gibt es den Schnitthahn bzw. den Dreschhahn: ein gutes Essen (Schweinsbraten), Wein, Kaffee und Mehlspeisen.
Zu Martini (11.November) wird der Heurige probiert. Bis zu diesem Tag stehen die Kellertüren weit offen, damit sich die bei der Gärung entstandene Kohlensäure verflüchtigen kann.
Nach dem Federnschleißen gibt es den Federnhahn, zu dem auch Verehrer erscheinen.
Am Heiligen Abend gehen der Viehhirt und der Nachtwächter singend durchs Dorf und erhalten Backwerk und Wein.
Bei einer Hochzeit muß ein Bräutigam von auswärts das Heimatrecht erkaufen beim „Vorziehn-Vorspann“ nach der Trauung; er zahlt gewöhnlich 50 Kronen und stiftet den Kirtagsburschen ein Faß Bier. Beim Hochzeitshaus werden nachmittags beim sog. „Stückel-Passen“ Striezerln und Gugelhupfstücke (Bacht) an Kinder verteilt.
Wie in Südmähren allgemein üblich, besteht nach Weinlese und Obsternte ein ungeschriebenes Recht auf Nachlese oder Nachernte, „Oftalesen“.
Unsere Weinberge
Nun kommt wieder die Zeit der Weinlese; da wandern die Gedanken der älteren Landsleute zurück in die Heimat, und so manche Erinnerung – ob schön oder nicht schön – wird aufgefrischt. Wir hatten zwei Weinbaugebiete. Das eine waren die Miezmannser Berge mit den Weinkellern und Preßhäusern. Diese lagen eine gute Viertelstunde außerhalb des Ortes in südlicher Richtung. Das zweite Weinbaugebiet war der „Schatz“. Der Schatz (eine alte Bezeichnung, die schon vor fast 1000 Jahren urkundlich belegt ist) umfaßt mehrere Riede wie Lange Weingarten, Haid, Gerichtsäcker, Hundsplatz und andere. Es ist ein nach Süden abfallender Hang, also für Weinbau besonders geeignet. Dieser erstreckt sich bis an die mährischösterreichische Grenze. Es hatten dort Landwirte aus Rausenbruck, Miezmanns und Zulb Weingärten. Die Entfernung von den Dörfern betrug gute eineinhalb Gehstunden. Da das Gelände zuerst ständig ansteigt, waren Menschen und Tiere schon müde, ehe sie ihr Arbeitsziel erreichten. Die Arbeit im Weingarten ist schwer und mühsam, brachte aber, wenn alles gut ging, den Leuten im Herbst einige tausend Kronen als Erlös. Da der Weinstock gegen Schädlinge und Krankheiten sehr empfindlich ist, war die Fechsung manchmal auch recht klein. Weil die Miezmannser im Schatz die meisten Besitzer stellten, wurde der Feldhüter vom Gemeindeamt Miezmanns eingestellt, obwohl der Schatz Katastergebiet der Ödung Gnast ist und zur Gemeinde Zulb gehört. An den Schatz schließt sich das Gebiet „Zuckermantel“ an. Dieser Teil hat die gleiche Lage wie der Schatz, gehört jedoch schon zu Österreich. Allerdings haben viele Miezmannser auch in diesem Gebiet noch aus der Zeit des alten Österreich Weingärten. Wenn die Zeit der Weinlese herannahte, wurden die Weingartenbesitzer durch örtliche Verlautbarung zu einer Versammlung zwecks Besprechung der Weinlese geladen. Es wurden immer zwei Lesetermine bestimmt; einer für die Miezmannser Berge und einer für den Schatz. Die Termine waren um ungefähr eine Woche verschoben und wurden in der Zeitung veröffentlicht. Die Trauben wurden bei der Lese in Butten zu den Bottichen getragen, dort gemostelt und die zerstampften Trauben (Maische) in die großen Bottiche geschüttet. Bei uns war es Brauch, daß die Maische an Ort und Stelle im Weingarten verkauft wurde. Die Weinhändler und Wirte kamen und prüften die Maische mit einer Mostwaage auf den Zuckergrad. Der Preis hing vom Wettergott ab, denn nicht nur, daß die Güte des Weines durch den Zuckergehalt bestimmt wird, der eine starke Sonnenbestrahlung–besonders in den letzten Wochen vor der Reife–voraussetzt (der Wein muß „kochen“), sondern auch während der Lesezeit mußte schönes Wetter herrschen, da sonst keine Käufer kamen. Denn diese waren für den Abtransport aus dem Weingarten zuständig, und der Transport über die lehmigen, vom Regen aufgeweichten Feldwege war recht schwierig. Ich kann mich noch recht gut an das Jahr 1922 erinnern, in dem es während der Weinlese ständig regnete. Die Bottiche voll Maische standen da, aber keine Käufer kamen. Durch den vielen Regen liefen die Bottiche schon über, man mußte abschöpfen, der Gärprozeß setzte ebenfalls ein, so daß die Maische schon in „Sturm“ überging. Die Weingärtner waren in der Schatz-Hütte, auf einmal sahen sie zwei Männer mit Regenmänteln querfeldein kommen. Es war dies der Weinhändler Jaksch aus Znaim mit dem Hackl-Musikanten aus Klein-Tajax. Jaksch kaufte die ganze Maische auf, gab jedoch nur eine Krone für den Liter. Die Leute waren aber heilfroh, daß sie die Maische überhaupt verkaufen konnten. Glücklicherweise war es nicht immer so schlimm. Es gab auch (etwa alle vier Jahre) gute Weinernten, bei denen der Weingärtner für den vielen Schweiß und Fleiß, den die ganze Familie aufwenden mußte, durch den Schatz belohnt wurde.
Vinzenz Großberger, Wien
Matriken seit 1650 (bei Zulb, ab 1784 bei Rausenbruck).
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz
Straßendorf 911 ha, 194 m ü.d.M.
Flurnamen:
Um den Ort: Stolhof, Mühlgarten, Zigeunerschlucht, Wolfsgrube, Woad (kultivierte Hutweide), Obere, Mittlere und Untere Grabenäcker, Oberer und Unterer Woadgraben, Hanfäcker, Pflanzsteig, Steckern, Pfarrackerln, Roßweide; im Süden: Miezmannser Obere, Mittlere und Untere Bergäcker, Teichtfeld, Langäcker, Schatzäcker, der Schatz, die Zuckermanndeln (auf der österreichischen Seite).
Anbau:
Zuckerrüben, Getreide, Mais, Kartoffeln, Gurken etc.
Jagd:
Hasen (500-600) und Rebhühner (600).
Straßen, Plätze:
Turnplatz, Oberort, Unterort, Neustift, Kirchsteig, Mühlgassel, Obere Woadhäuseln, Untere Woadhäuseln, Voraus, Hintaus, Schainaus-Lucka (Abgrenzung von Ober- und Unterort), Bei der Schmieden, Auf der Schied, Moahof, Miezmannser Häuseln, Wallonerische Graben, Friedhofstraße.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Filialkirche, 1895 als Kapelle, 1909 als Filialkirche zum Heiligen Schutzengel eingeweiht; davor nur Glockenturm; eingepfarrt nach Zulb.
Friedhof 1921, davor in Zulb.
Muttergottes von Dreieichen, 1549, renoviert 1804, mit Gemeindewappen im Sockel: 3 gekreuzte Fische, im Oberort.
Steinkreuz mit Gekreuzigtem im Unterort (renoviert).
Dreifaltigkeitssäule auf dem Fahrweg zur Grenze.
Pestsäule am Zulber Kirchenweg, 2 Marterln an der Bezirksstraße. Kriegerdenkmal, 1921 (mit 30 PorzellanFotografien, 1965 zerstört) Gemeindebücherei Armenwohnungen und Isolierstation im alten Schulhaus.
Post in Rausenbruck, Bahnstation in Hödnitz.
Busverbindung 1938 nach Znaim.
Arzt in Rausenbruck oder Zulb
2 Hebammen
Elektrifizierung 1917/18
Schulen:
Volksschule, Neubau 1909; davor 1788 aus Umbau des Gemeinde-Körnerkastens; davor Schulweg nach Zulb; Neubau 1822, Zubau 1880, zweiklassig; die Turnhalle dient auch als vierter Klassenraum. Kindergarten in Bauernhaus mit großem Garten.
Gewerbe:
Mühle, nach Brand Neubau 1912 mit Sägewerk.. Meierhof, Ziegelei.
In Heimarbeit: Taschnerei bis 1921, Federnschmuck für Hüte. 2 Gasthäuser (Theateraufführungen), 3 Gemischtwarenhandlungen (eine mit Stoffabteilung), 3 Schmiede, Wagner, Zimmerer, 3 Tischler, Sattler, Spengler, 3 Schneider, 3 Schuhmacher, 2 Friseure, 3 Trafiken
Vereine:
Kontributionsfond, 1747.
Freiwillige Feuerwehr, 1889.
Landwirtschaftlicher Ortsverein, 1889.
Christlich-Deutscher Burschenverein, 1910.
Raiffeisenkassa, 1911.
Milchgenossenschaft, 1911.
Veteranenverein, 1910.
Deutschvölkischer Turnverein, 1921.
Deutscher Kulturverband
Gesangsverein, 1926.
Viehversicherungsverein
Konsumverein
48° 57′ N, 16° 19′ O, Míroslav, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1222 erwähnt, schon im 15.Jh. dürfte eine jüdische Siedlung bestanden haben, zuerst der Herrschaft gehörig, dann unter dem Schutz von Kloster Bruck. 1454 vertreibt Ladislaus Postumus die Juden aus den königlichen Städten Olmütz, Brünn, Znaim, Iglau und Neustadt, ein Teil der Znaimer Judengemeinde dürfte sich in Mißlitz niedergelassen haben. 1565 schließt der Marktflecken Böhmdorf und Wenzeldorf mit ein. Im 16.Jh. protestantisch, nach einer Jesuitenmission 1620 wieder katholisch. Im 30jährigen Krieg 1619 von den Kaiserlichen unter Dampierre geplündert, später von den Schweden, Schwedenschanzen, Schweden löcher und Schwedengräber (der von Thorstensen zurückgelassenen Verwundeten) bleiben, Erdställe könnten damals Schutz geboten haben. 1694 gelangt der Ort an Kloster Bruck (bis 1784). Eine Pestepidemie fordert 1696/96 viele Opfer. Seit 1726 dürfte ein jüdisches Ghetto bestanden haben, gibt es die Judengasse, seit 1790 eine israelitische Schule; nach 1945 werden die Häuser der Judengasse abgerissen, der Tempel wird „Kulturhaus“.
1763, 1776 und 1794 brennt der Ort nieder, 1784 erhält er einen dritten Jahrmarkt, 1798 und 1799 folgen Großbrände. 1805 und 1809 hausen die Franzosen. 1831 erhält ein Mißlitzer als erster Jude Mährens den Meisterbrief als Schlosser. 1832, 1836 und 1849 wütet die Cholera. 1866 sind von den Einwohnern 3577 Katholiken, 216 Protestanten helvetischen Bekenntnisses und 1035 Juden. Von 1867 bis 1924 ist die jüdische Kultusgemeinde eine eigene politische Gemeinde. 1899 wird Böhmdorf eingemeindet, 1908 Wenzeldorf. Um 1900 beginnt man, Theater zu spielen, im Krieg gastiert die Wiener Kleinbühne Lackner, meist mit Operetten, nach 1918 führen Laienspieler, meist aus Kirchenchor und Gesangsverein, Stücke im Rathaussaal auf, z.B. zum 60jährigen Regierungsjubiläum Franz Josefs „Des Kaisers Huld“, weiterhin „Die Winzerliesel“, „Wenn Gott Amor sich rächt“, „Der G’wissenswurm“ oder „Einen Jux will er sich machen“. Im I.Weltkrieg fallen 92 Mann.
Eine rasch aufgestellte Bürgerwehr stellt sich tschechischen Legionären und einem Panzerzug am Bahnhof Mißlitz entgegen, es kommt zu keinem Gefecht. Am 16.Dezember 1918 wird Mißlitz von tschechischem Militär besetzt. Die deutsche Gemeindeverwaltung wird abgesetzt und aus dem Rathaus geworfen, die deutschen Beamten werden in tschechische Orte versetzt und durch tschechische ersetzt. Die Denkmäler Kaiser Franz Josephs werden zerschlagen, deutsche Schilder abgerissen, in der Bürgerschule wird Inventar zertrümmert. 1923 wird die Gemeinde Deutsch-Knönitz mit fast 700 Tschechen eingemeindet, um eine tschechische Mehrheit zu schaffen, die Eingemeindung von Bochtitz wird verhindert, so daß die deutsche Mehrheit erhalten bleibt. 1924 ist wieder ein Deutscher Bürgermeister. Die deutsche Mehrheit ergibt sich bis 1935, weil sich die jüdischen Vertreter der deutschen Fraktion anschließen. Nach den Wahlen 1925 sitzen 14 deutsche, 13 tschechische und drei jüdische Vertreter im Gemeinderat. Im Zuge der Bodenreform wird das Gut teilenteignet und an tschechische Kleinbauern und Arbeiter verteilt, der Hauptteil wird an einen Tschechen verpachtet. 1935 einigen sich die Parteien ohne Wahl auf 10 deutsche und 10 tschechische Gemeinderäte. 1937 findet im Ort die Südmährische Ausstellung für Gewerbe, Handel, Industrie und Landwirtschaft statt. Bei der Mobilmachung 1938 gehen viele deutsche Männer über die Grenze und schließen sich dem Freikorps an. Die Daheimgebliebenen müssen südlich des Ortes Stellungen ausheben. Als die tschechischen Truppen abziehen, wird im Ort eine Bürgerwehr aufgestellt, die Juden sind teilweise schon in die Rest-Tschechei abgewandert. Die Wehrmacht hält sich ab 9.Oktober 1938 zwei Wochen lang im Ort auf. In der Judengasse werden einige baufällige Häuser abgerissen. 1939 werden die Jahrgänge ab 1895 eingezogen, bei der Ernte fehlen Arbeitskräfte. Später werden 50 bis 60 Fremdarbeiter eingesetzt. Im Krieg fallen 97 Mann, 40 bleiben vermißt.
Am 7.Mai 1945 kommen bei Luftangriffen 42 Zivilisten und 50 Soldaten um, 110 Pferde und 80 Rinder werden getötet, 95 Häuser sind zerstört, 320 zum Teil schwer beschädigt. Nach dem Einmarsch der Sowjets am 8.Mai werden viele Frauen vergewaltigt, zwei Frauen, der Ehemann und der Vater einer der vergewaltigten Frauen nehmen sich das Leben. Ein Polizeimeister wird ermordet. Im Schloß werden zusammengetriebene Deutsche, Männer und Frauen, schwer mißhandelt und zum Arbeitseinsatz verschleppt. Im August wird ein Teil entlassen, die anderen werden nach Mährisch Kromau ins Bezirksgefängnis gebracht, von wo Ende März 1946 alle Gefangenen ins Gerichtsgefängnis nach Znaim eingeliefert werden, einer von ihnen verhungert dort. Im Juni werden sie entlassen bis auf zwei Frauen, die für einige Zeit in das berüchtigte Gefängnis Pankrac in Prag kommen. Am 14.Feber 1946 werden die ersten Deutschen vertrieben, über Sammellager im Schloß und in den Schulen mit den Deutschen aus den umliegenden Orten. Im Juni ist die Vertreibung abgeschlossen, Ende 1947 werden die letzten elf, die zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt waren, entlassen.
Unter dem Marktplatz wurden Gänge gefunden.
Brauchtum
Kirtag am 2.Sonntag im September für drei Tage.
Fasten- und Maipredigten, Auferstehungsprozession, Bittage, Fronleichnamsprozession, drei Prozessionen und Andachten zum hl,Johannes von Nepomuk.
Sonnwendfeier am Markusberg vom deutschen Turnverein.
Wallfahrt nach Maria Dreieichen zu Pfingsten, nach Lechwitz am Sonntag nach dem 2.Juli (Mariä Heimsuchung).
Osterratschen:
In Mißlitz gibt es stets vier Gruppen, die den wichtigen Auftrag hatten, die „Glocken, die nach Rom geflogen sind“, durch das Ratschen zu ersetzen und so die Gebetszeiten anzukündigen. In Wenzeldorf obliegt es den Schulkindern dieses Ortsteiles, den „Wenzelsdorfern“, sich am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag zur täglichen Läutezeit mit ihren Ratschen lautstark durch die Gassen zu bewegen; Böhmdorf und die Ramosch sind unumstrittene Domäne der „Böhmdorfer“, und in Mißlitz-Markt sind es die „Morker“. Sehr zu ihrem Ärger gibt es aber auch noch eine vierte Gruppe, die tschechische Schuljugend, die den Morkern immer einige Gassen streitig macht. Fünfhaus, Aschmeritzer Straße, Goetheviertel und die angrenzenden Gassen sind in der vorösterlichen Zeit stets Zankapfel zwischen diesen beiden Ratschergruppen. Die Streithintergründe sind weder politischer noch nationaler Art, sie haben einen viel nüchterneren Grund: Je mehr Straßen die Buben zum Ratschen hatten, desto mehr haben sie dann auch zum Einsammeln, denn für ihre Mühe werden sie ja von den Bewohnern des Viertels belohnt. Am Karsamstag ist es dann so weit, daß sie die Belohnung, die aus Eiern und Bargeld besteht, einsammeln gehen. Da heißt es, in jenen Straßen, durch die auch die tschechischen Konkurrenten ziehen, als erste da zu sein, denn wenn einmal in einem Haus gesammelt worden ist, gibt es für die späteren Sammler nichts mehr. So kommt es oft vor, daß die Buben in ihrem Übereifer beim Einsammeln manchen Einwohner sogar aus dem Bett holen, weil sie so früh dran sind. Freilich wirkt sich dies nicht gerade fördernd auf die Gebefreudigkeit aus.
Ab Gründonnerstagmittag versammeln sich die Buben zu den Läute-Zeiten bei der Kirche. Nach dem Beten beim Kirchenkreuz geht‘s los. Während die Böhmdorfer in Richtung Böhmdorf abziehen – die Wenzelsdorfer haben einen anderen Sammelplatz –, fahren die „Morker“, zahlenmäßig am stärksten, in 2 Gruppen mit den Ratschenkarren ab. Eine Gruppe geht den Kirchberg hinunter über den Marktplatz, die andere über Fünfhaus und Bahnstraße. Beim Viehmarkt, bei der Czermakmühle oder am Graben treffen sich beide Gruppen wieder, wenn nicht die Gruppe, die durch Fünfhaus zieht, vorher eine kleine „Schlacht“ mit den tschechischen Ratschern auszutragen hat, weil diese wieder in ihr Revier eingefallen ist. Es sind harmlose Plänkeleien, aber die „Morker“ sind sehr darauf bedacht, ihr angestammtes Hoheitsgebiet zu verteidigen. Den ältesten Buben, meist jenen aus der 3.Bürgerschulklasse als „Aufsehern“, obliegt es, für ordnungsgemäße Durchführung des Ratschens Sorge zu tragen, für die anderen besteht eine strenge Rangordnung. Die kleinen, neu hinzugekommenen Ratscher haben ganz hinten als letzte Paare Aufstellung zu nehmen, während die Größeren, die auf eine „langjährige Erfahrung“ zurückblicken können, die vorderen Plätze belegen. Nach dieser Einteilung, also fast tarifmäßig, erfolgt auch die Entlohnung: vorne Spitzenlöhne, die Aufseher „Beamtengehälter“, und je weiter es nach rückwärts geht, desto weniger. Öfteres Fehlen hat Lohnabzug zur Folge.
Sonnwendfeier:
Schauplatz ist am 21.Juni der Markusberg, für diese Feier wie geschaffen. In Mißlitz ist es nicht einfach, Reisig, Holzscheite und anderes brennbares Material aufzutreiben, denn in der Umgebung gibt es wenig, ja fast gar keinen Wald. Und dennoch werden für die Sonnwendfeuer immer einige Wagenladungen herangeschafft: Alte Kisten und Balken, unbrauchbare Bretter müssen das Fehlende ersetzen, denn die jungen Leute setzen ihren Ehrgeiz darein, den Scheiterhaufen stets so hoch als möglich aufzutürmen. In der Dämmerung pilgern dann alt und jung zum Gipfel des Markusberges. In weiter Runde sitzen die Menschen um den Holzstoß. Wenn es dunkler wird, der Mond sein fahles Licht über die heimatlichen Fluren ergießt, in den Nachbardörfern da und dort Feuer aufleuchten, zuerst nur kleine rote Pünktchen, dann leuchtende Fanale, stecken auch die Mißlitzer den Stapel an. Weit im Umkreis ist das Knistern des brennenden Reisigs und das Prasseln der Flammen durch die Stille der Nacht zu hören. Zuerst gilt die stumme Aufmerksamkeit der Anwesenden nur dem Feuer, dessen lodernder Schein bald zauberhafte Lichter und Schatten in den Kreis wirft. Dann wird irgendwo zag ein Lied angestimmt und bald von allen mitgesungen. Meist beginnt es mit „Flamme empor!“, dem dann Volkslieder folgen. Mittlerweile ist das Feuer gewachsen und die Glut hat bald den Höhepunkt erreicht. Hell wird die Umgebung beleuchtet, einen geheimnisvollen Zauber strahlt es aus. Deutsches Land, in dem die Feuer brennen, und deutsche Sitten! Mit fachkundigen Blicken prüfen die jungen Leute die Feuer der Nachbardörfer und stellen mit Befriedigung fest, daß sie wieder das schönste Feuer haben. Langsam sinken die Flammen. Durch den rotgoldenen Schein springen fröhlich, Hand in Hand, die Burschen mit ihren Mädchen. Weiter gehen die Flammen zurück, bis sie zur Glut werden, die noch lange Wärme und Vertraulichkeit ausstrahlt. Erst spät nachts treten alle durch das schlafende Wenzelsdorf den Heimweg an. An ihnen haftet noch der Geruch des Feuers und in ihnen ist Freude und Zufriedenheit nach dem Erlebten.
Weinlesefest im Oktober.
Einige Spitznamen: Kaiser Titus, Missetat, Beißer, Bosniak, Fertig, Maikäferkorl, Spitzkopf, Tannenbaum, Sterngucker, Koschper.
Matriken seit 1695.
Bedeutend:
Ruzicka, Karl (*1890), Oberst, Ritter des Militär-Maria-Theresia-Ordens.
Schartl, Josef (1888-1945), Große Goldene Tapferkeitsmedaille, am 10.Mai 1945 von tschechischen „Partisanen“ ermordet.
Literatur:
Slezaczek, Heinrich: Mißlitz 912-1912. 1912
Elbling, Hygin: Ortsgeschichte der Marktgemeinde Mißlitz. 1973
Elbling, Hygin: Geschichte der Judengemeinde Mißlitz (Südmähren). 1978
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Platzort (Dreieck) 3243 ha, 260 m ü.d.M.
Flurnamen:
Dreizehner, Alte und Neue Satzen, Kleine Breitenäcker, Große Breitenäcker, Grünbreitenäcker, Kuchhübeläcker, In den Zwickeln, Reinteichäcker, Obere und Untere Halblehen, Wenzeldorfer Halblehen, Krautland, Neuriß, Hinter dem Pfarrhof, Cepanau, Sauberge, Mißlitzer Kurze, Wenzeldorfer Kurze, Hüttenäcker, Große Lange, Kopacek, Weinberge, Fuchsenlöcher, Untere Weinberge, Macocha, Wenzeldorfer Viertel, Böhmdorfer Halblehen (Polodely), Dachsberge, Kreiten, Böhmdorfer Viertel, Ramosch, Obere und Untere Kreiten, Zwischen dem Wald, Hinter dem Wald, Wenzelau, Häusler Breiten, Hühnerblind.
Anbau:
sämtliche Getreidearten (Silo für 100 Waggonladungen), Hackfrüchte (Zuckerrüben [1930ff. Verladung von 1300 Waggonladungen], Mais, Kartoffeln), Hülsenfrüchte, Gemüse, Wein- und Obstbau. Jagd: reicher Bestand an Feldhasen (600-800), Rebhühnern (50); weniger Fasane und Feldkaninchen.
Straßen, Plätze:
Marktplatz, Comeniusplatz, Kirchplatz, Znaimer Straße, Bahnhofstraße, Böhmdorfer Hauptstraße, Wenzelsdorfer Hauptstraße, Teichstraße, Kirchenviertel, Goetheviertel, Windmählviertel, Mühlviertel, Am Markusberg, Talgasse (Ramosch), Pestalozzigasse, Kellergasse, Rathausgasse, Judengasse, Tierschgasse, Fünfhaus, Am Graben, Viehmarkt, Auf der Dreizehner, An den Holdergärten.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl.Peter und Paul, 1722/29, eine der ältesten in Mähren, bereits 1239 bestehend, 1486 umgebaut, Saalkirche mit Westturm, Stichkappentonnengewölbe; Hochaltar, Kanzel und 6 Bilder 1.Hälfte 18.Jh., 2 Seitenaltäre (rechter: 17.Jh.), Orgel 17.Jh., Bänke Mitte 18.Jh., Rokoko. 3 Glocken im I.Weltkrieg geopfert, 1926 ersetzt, 1941 wieder geopfert. Filiale in Deutsch Knönitz und Socherl.
Pfarrhof 1722-1732, zweigeschossig, mit schönem Tor und Doppelfenster.
Friedhof, 1830.
Evangelische Kirche, 1846, barock/klassizistisch, ab 1857 eigener Friedhof.
Synagoge, 1845, mit Schule, 1790, Unterricht in Deutsch und Hebräisch, Gemeindekanzlei, Bad und Wohnung der Kultusbeamten; 1897 Vergrößerung durch Herausrücken der Ostseite; davor einfache Betstube, „Rabbiner-Kapelle“.
Kloster der Hedwig-Schwestern, Filiale des Mutterhauses in Frischau, mit vier Nonnen, die im Winter Handarbeitskurse für Mädchen abhalten und sich um Kranke kümmern.
Hl.Johannes von Nepomuk, 1676, im Kirchpark.
Hl.Florian am Marktplatz.
Kreuze an Kodauer, Hosterlitzer und Aschmeritzer Straße.
Kreuz auf dem Markusberg (301 m).
Schloß, Umbau 1512 bis 1549 im Renaissancestil aus älterer Burg, zweigeschossig, auf unregelmäßigem mittelalterlichen Grundriß; Hauptgebäude turmartig; barockes Tor und Renaissancetor.
Schüttkasten, Weinzehentkeller.
Rathaus, 1914/16, mit Gastwirtschaft samt Wohnung, Saal für Theateraufführungen; Ortspolizeistation, Standesamt, Gefängnis, Gemeindeverwaltung 1850.
Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumsdenkmal 1908 im Park der Bürgerschule; 1918 von den Tschechen zerstört.
Kriegerdenkmal, 1928 (mit den Namen der beim Bombenangriff Getöteten).
Postamt, 1920.
Bahnstation 1869; Omnibus zum Bahnhof.
Gendarmeriepostenkommando, 1876.Finanzwachabteilung, 1912.
Kino „Apollotheater“: Sa., So.; Theateraufführungen.
2 Armenhäuser
Feuerwehrzeughaus
Schwimmbad, 1929.
Elektrifizierung, 1922.
4 Ärzte
2 Dentisten
Apotheke
Schulen:
Volksschule: Neubau 1881, vierklassig, 1889 Zubau, fünfklassig mit je 2 Parallelklassen; davor Kirchschule 1653. 1725 aus altem Pfarrhaus erneuert, 1842 erweitert, 1881 abgerissen. Trivialschule seit 1774.
Bürgerschule, 1903, dreiklassig, (für Kodau, Nispitz, Hosterlitz, Socherl, Kaschnitz, Irritz, Tullnitz) mit Park 1905 und Denkmal Kaiser Franz Josephs 1908, allgemeine Fortbildungsschule 1909 integriert.
Kindergarten, 1912 vom Deutschen Kulturverband.
Private tschechische Volksschule mit Kindergarten, 1908, Gründung des Sokol; 1931 tschechische Minderheitsschule mit 5 Volksschul- und 3 Bürgerschulklassen.
Tschechischer Kindergarten 1910 der Matice Školska
Mitte des 19.Jh. ein- bis zweiklassige israelitische Volksschule.
Gewerbe:
Gutshof, Ziegelei (vor 1927 vier), 2 Mühlen, 2 Steinbrüche, Sägewerk, 2 obstverarbeitende Großbetriebe, Landwirtschaftliche Maschinenfabrik, Molkerei, Gasthöfe, Hotelbetriebe, Holzhandlung, Getreidehändler (jüdisch), Baugeschäfte, Obst- und Gemüseläden, Gärtnereien, Bäcker, Konditoreien, Fischläden, Sattler, Kürschner, Schmiede, Schlosser, Tischler, Spengler, Schneider, Tuchgeschäfte, Schuhmacher, Schuhgeschäfte, Elektroläden.
Jahrmärkte:
An den Dienstagen 1) nach Kunigunde (3.März), 2) nach Florian (4.Mai), 3) nach Ägidius (1.September), 4) nach Allerheiligen (1.November).
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1880.
Graf Kinskyscher Militärveteranenverein, 1880 bis 1918, danach Kameradschaftlicher Unterstützungsverein gedienter Soldaten.
Männergesangsverein, 1886, mit dem Wenzelsdorfer 1907 vereint, später gemischter Chor.
Theateraufführungen.
Spar- und Vorschußverein, 1891.
Bund der Deutschen Südmährens, 1899.
Spar- und Darlehenskassenverein, 1900.
Verschönerungsverein, 1901.
Bienenzuchtverein, 1902.
Ortsverband für Rinderversicherung, 1903.
Jüdischer Gesangsverein, 1904.
Deutschvölkischer Turnverein 1908.
Landwirtschaftlicher Verein, 1908.
Deutscher Schulverein, 1908, ab 1920 Deutscher Kulturverband.
Landwirtschaftlicher Verein, 1908
Piusverein, 1908, ab 1918 Katholischer Volksbund (bis 1938).
Katholischer Schulverein, 1910.
Gewerbeverein, 1911.
Deutschvölkischer Turnverein, 1912.
Musikverein, 1920.
Christlich-deutscher Turnverein, 1929.
Deutscher Sportverein MSV (Fußball), 1932.
Volkssparkassa, 1908, ab 1932 Volksbank, 1940 zur Raiffeisenbank.
Genossenschaft der freien konzessionierten Gewerbe, 1883.
Handwerksmäßige Genossenschaft, 1884.
An- und Verkaufsgenossenschaft
Milchgenossenschaft
Jagdgenossenschaf
48° 54′ N, 16° 19′ O, Mackovice, Znaim
Geschichte
Ein Herrenhof urkundlich erstmals 1182 erwähnt, die Pfarre, der Ort erhält 1412 ein eigenes Weinbergrecht, seit 1625 mit Kromau vereinigt. 1575 sind Wiedertäufer nachgewiesen, 1622 müssen sie ihr Haushaben verlassen. 1645 verheeren die Schweden den Ort, 1835 und 1849 wütet die Cholera und tötet 115 bzw. 32 Menschen. 1908 wird zum 60jährigen Regierungsjubiläum Franz Josefs eine Linde im Ortsteil Böhmdörfel gepflanzt, der „Kaiserbaam“, Gutsherr Graf Kinsky läßt eine Lindenallee pflanzen. Beim Ausheben einer Eisgrube für das Gemeindegasthaus findet man 1913 ein germanisches Hockergrab mit Urne u.a. aus dem 5.Jh. Im I.Weltkrieg fallen 31 Mann. Der Gutshof der Grafen Kinsky wird im Zuge der Bodenreform zugunsten der Zuckerindustrie-AG Göding enteignet, 1926 ein tschechischer Verwalter eingesetzt, der Zuzug von tschechischen Arbeitern und Aufsehern gefördert, die deutschen Arbeiter gezwungen, ihre Kinder in die tschech. Schule nach Frischau zu schicken. Im Winter 1929/30 erfrieren Nußbäume, Kirschbäume und Weinreben. Im Herbst 1938 werden Barrikaden errichtet, Schützengräben ausgehoben. Am 9.10.1938 marschiert die Wehrmacht ein, der Kirtag wird nachgeholt – es ist der letzte. Am 7.5.1945 beschädigen Sowjetflugzeuge mit Bomben und Bordwaffen mehrere Häuser, Schule und Kirche.
Im II.Weltkrieg fallen 38 Mann, 24 bleiben vermißt. Am 8.Mai 1945 dringen die Rotarmisten ein, Plünderungen und viele Vergewaltigungen folgen. Tschechische „Partisanen“ tauchen auf, verüben Mißhandlungen. Ein Lehrer wird ermordet. Sämtliche Parteimitglieder und sonstige Mißliebige werden in ein Arbeitshaus eingeliefert, Tschechen besetzen ausgesuchte Häuser. Am 2.August müssen sich alle männlichen Deutschen von 15 bis 55 Jahren melden, 22 von ihnen werden nach Frischau verschleppt, von dort in das berüchtigte Arbeitshaus in Znaim. Am 19.9.1945 werden weitere 95 arbeitsfähige Personen mit Pferdefuhrwerken nach Znaim ins Arbeitslager gebracht. Im Feber 1946 beginnt die Austreibung, am 23.Mai rund hundert Personen, am 15.Juni mehr als dreihundert, die letzten am 15.September, jeweils über das Sammellager in Znaim.
Im Ried Roßweide, etwa 1km außerhalb, bestand einst der Ort Rohotersch oder Rohositz, der schon 1657 als seit undenklicher Zeit verödet gilt. Die Kirche St.Mauritz wird erst 1768 abgetragen.
Brauchtum
Der schulentlassene Jahrgang feiert einen eigenen Fasching, den „Protscher Fasching“, bis zum Kriegsausbruch 1939.
Am 25.März Fest Mariä Verkündigung und „Herzelmarkt“, Burschen kaufen der Verehrten ein großes Lebkuchenherz.
Granitzschau (Grenzbegehung) am 23.April (Georgi).
Am 16.Mai wird die Statue des Hl.Johannes von Nepomuk geschmückt, am Abend wird davor ein Rosenkranz gebetet und „O großer Wundersmann …“ gesungen.
Am Freitag vor Pfingsten Viertageswallfahrt nach Maria Dreieichen.
Sankt Kathrein sperrt Fiedel und Geigen ein (25.Nov.): am Sonntag davor die letzte Tanzmusik: „KatreiMuse“, dann beginnt der Advent.
Spitzname: Fuchsenfänger
Redensart: „Die Moskowitzer hom aan Wülln!“ (haben einen Willen / Zusammenhalt).
Matriken seit 1744 (bei Frischau).
Literatur:
Max, Lukas: Heimatbuch der Gemeinde Moskowitz in Südmähren. 1963
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz
Dreieckangerdorf 1108 ha, 228 m ü.d.M.
Flurnamen:
[hinter dem Schrägstrich / steht der Ausdruck im Volksmund; Nutzung als Acker, wenn nichts in Klammer vermerkt ist.]
Ortsried, Breiteln/Bratl, Krautäcker/Krautlandl, Kreuzgebirg/Kreuzweiat (Obst, Wein), Lämmerweide/Wad, Lehen, Kugelzöpf/Guglzipf, Schakwitz-Breiten, Hintere Weide, Zwergfeld, Brünndläcker, Unterm Hosterlitzer Weg/kurze und lange Hosterlitzer, Zehentfeld/Hosterlitzer, Ober-Rohositzer Zinsfeld/Obere Rostitzer, Unter-Rohositzer Zinsfeld/Untere Rostitzer, Junge Neuriß/Kurze oder Lockahadn, Lange Heiden, Zipfäcker, Brünndelwiese, Quanten/Achtzehnquanten, Roßweide/Roßwadstückeln, Kirchenäcker, Breiten hinterm Friedhof/Friedhofbrattn, Kapellenäcker, Alte Neuriß/Masterhad, Branskowitzer, Teichäcker (auch Wein), Äußeres Teichtel, Göden, Kleinäcker/Biriackerl, Unter-Branskowitzer Gebirg/Branskowitzer Weingarten (Wein), Ober-Branskowitzer Gebirg (B.W., Wein), Beim Nußbaum/Nußbaumacker, Freyheideln, Compascual-Hutweide/Hadweingarten (auch Wein), Halblehen/Lehen hinterm Herrschaftsgarten (teilw. Wald, Wein), Bettlerlehen/Untere oder Frischauer Lehen (auch Wald, Wein), Langquanten (teilweise Wald), Steinbeißer (auch Obst, Wein), Mühlquanten/Mühlweingarten oder Junge Weiatn (Obst und etwas Wein), Adamsberge (Obst, Wald), Hausergarten (Obst), Obere Wiesen (Wiese, Wald), Untere Wiesen (Wiese, Wald), Kreuzerlandeln, Freie Trift/Freitriftstückl (teilweise Wald).
Anbau:
Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Hirse, Erbsen, Linsen, Mais, Futterrüben, Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps; Obstbau; Weinbau nur zum Eigenbedarf, nur 2 mit Verkauf.
Landwirtschaft betreiben 75-80% der Einwohner, ursprünglich 30 Höfe, 6 mit ca.36ha, 24 mit ca.18ha, 18 Häusler mit 50a, 70 weitere Wirtschaften; 20% arbeiten auf dem Gut oder auf Höfen.
Jagd:
500-600 Hasen, 300-500 Rebhühner, 10 Rehe, 50 Fasane, 50 Wildkaninchen.
Straßen, Plätze:
Oberes Dorf, Unteres Dorf, G‘stettenhäuseln, Frischauer Straße, zur Mühle, Hinter den Gärten, Gassel, Untere Kleinhäuseln, Obere Kleinhäuseln, Possitzer Straße, Hinterm Wirtshaus, Schakwitzer Weg, Olkowitzer Weg, Hosterlitzer Straße, Tanzplatz, Kleinhäusler-Teichtl, Mastalacke, Mühlteich, Böhmdörfl, Böhmdörfler Teichtl.
Feldwege:
Krautlandweg, Kreuzgebirgweg, Kreuzgebirgsteig, Schakwitz-Breiten-Allee, Weg Ober der Schakwitzbreiten, Mitterfeldweg, Zu den Freitriftstückeln, Kaiserstraße, Alte Straße, Oberrostitzer Weg, Brünndelwiesenweg, Kirchenweg, Branskowitzer Triftweg, Branskowitzer Weg, Friedhofweg, Friedhofbreitenallee, Roßweideweg, Achtzehnquanten- und Heidenweg, Hinterm Herrschaftsgarten, Gönweg, Querweg, Unterer und Oberer Branskowitzer Weg, Nußbaumweg, Zu den Meisterheiden, Kaschnitzer Weg, Freyheidelweg, Triftweg, Zu den Kleinen Heideweingärten, Leipertitzer Weg, Weingärtenweg, Hauergarten- und Wiesenweg, Riedweg (zu den Adamsbergen, Steinbeißern und Kreuzerlandeln).
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Filialkirche (bis 1781 zu Leipertitz, danach zu Frischau) Mariae Vermählung, Anbau durch Fürst Liechtenstein; erbaut 1722 als Kapelle der hl.Fabian und Sebastian, dann Rochus und Rosalia nach der überstandenen Pest von 1714; Hauptaltar 1835, 2 Seitenaltäre; Orgel 1870; Turm mit 3 Glocken 1884, 1914/18 geopfert, 1922 und 1926 (Sterbeglocke) erneuert; vergrößert 1936, Turm 4m erhöht.
Friedhof ½ Stunde nördlich gelegen, ursprünglich zu dem verödeten Dorf Rochtitz gehörig.
Dreifaltigkeits-Kapelle am Ortsausgang nach Hosterlitz.
Eisernes Kreuz 1925, bei der Kirche.
Hl.Johannes von Nepomuk um 1800 bei Haus Nr.60.
Eisernes Kreuz, 1848, mit Steinsockel bei Nr.130.
Eisernes Kreuz, 1912, mit Steinsockel, nördlich vom Feldweg nach Groß-Grillowitz.
Eisernes Kreuz, 1905, mit Steinsockel, an der Gemeindegrenze Richtung Schakwitz.
Eisernes Kreuz, 1887, an der Straße nach Possitz.
Bildstock Mariahilf, 1909, an der Straße nach Possitz.
Marterl der Gottesmutter, 1905, bei der Brücke.
Marterl, erneuert 1939, an der Frischauer Straße bei Nr.139.
Marmorkreuz, 1941, an der Frischauer Straße, für Gefallenen.
Steinkreuz 1918, Frischauer Straße, für einen Gefallenen.
Bildstock 1933, Frischauer Straße.
Rotes Holzkreuz, 1892, an der Frischauer Straße.
Eisernes Kreuz, 1905, auf Steinsockel, Ortsausgang gegen Leipertitz.
Eisernes Kreuz, 1910 (Sengerkreuz), auf Steinsockel, Feldweg nach Tullnitz.
Marmorkreuz 1941, für Gefallene, am Gönweg.
Steinkreuz beim Querweg.
Eisernes Kreuz am Friedhof, 1887, auf Steinsockel.
Steinkreuz 1941 für Gefallenen an der Straße nach Hosterlitz.
Eisernes Kreuz 1891, auf Steinsockel, an der Straße nach Hosterlitz.
Steinkreuz, 1898, an der Reichsstraßenkreuzung.
Kriegerdenkmal, 1925, von den Tschechen 1945 zerstört.
Gemeindebücherei 1923.
Armenhaus
Milchsammelhaus, 1925.
Elektrifizierung 1930 am Kirtag.
Schulen:
Volksschule, Neubau 1892, zweiklassig, 1929 erweitert, vierklassig; davor Neubau 1828, einklassig, 1852 aufgestockt, ab 1893 Armenhaus. Ab dem 12.Lebensjahr sind die Kinder vom April bis Oktober wegen Arbeit in der Landwirtschaft vom Schulbesuch befreit.
Gewerbe:
Gutshof (252,6ha) des Grafen Rudolf Kinsky, Mährisch Kromau. S
chrotmühle mit Karpfenzucht.
Gemeindegasthaus, 2 Gemischtwarenhandlungen, 3 Schmiede, 4 Zimmerer 2 Wagner, 2 Tischler Glaser, Schneider, 2 Schneiderinnen, 3 Maurer, Friseur.
Vereine:
Marianischer Jungfrauenverein
Burschenverein
Mütterverein
Kirchenchor
Freiwillige Feuerwehr, 1927,
Milchgenossenschaft, 1923 (täglich 900-1000 Liter).
Wassergenossenschaft, 1924/25.
Freiwillige Feuerwehr, 1927.
49° 3′ N, 16° 19′ O, Moravský Krumlov, Znaim
Geschichte
Erstmals 1277 erwähnt in einem Friedensvertrag zwischen Rudolf von Habsburg und Ottokar II., der Zeitpunkt der Stadterhebung mit deutschem Recht ist unbekannt,. Die Besitzer wechseln. Im 13.Jh. besteht eine Kommende des Deutschen Ritterordens, die Spital, Kirche und Schule betreut. 1312 erwerben die Herren von Lipa Burg und Herrschaft, 1354 Baubeginn des Augustinerklosters, das die Hussiten zerstören. 1363 als Stadt bezeichnet. 1423 wird sie von den Taboriten besetzt und deren Hauptstützpunkt, von dem sie Raubzüge nach Österreich unternehmen. 1447 werden den deutschen Bürgern in einer deutsch geschriebenen Urkunde ihre Privilegien bestätigt. 1458 verleiht Georg von Podiebrad der Stadt zwei neue Jahrmärkte. 1512-60 wird die Burg zum Schloß umgebaut unter Verwendung des Materials von der Klosterruine. Wiedertäufer und Mährische Brüder lassen sich nieder, von den Herren von Lipa unterstützt. 1537-1539 wohnt im Schloß der berühmte Arzt Paracelsus, den der kranke Herr von Lipa eingeladen hat. Die Pest wütet 1539 und 1623/26, eine Feuersbrunst vernichtet 1623 viele Häuser. Nach dem Böhmischen Aufstand verlieren die Lipa den Besitz. 1627 kauft Gundakar von Liechtenstein die Herrschaft Kromau, die bis 1908 beim Hause bleibt und dann vom Neffen, Ferdinand Graf Kinsky, beerbt wird. Das Kloster und die Kirche werden 1641 wieder aufgebaut und mit Piaristen besetzt, 1657 ziehen Pauliner-Eremiten ein, 1786 wird es säkularisiert. 1645 besetzen die Schweden ein halbes Jahr lang die Stadt, die Pest bricht aus, die Herrschaft ist verwüstet. 1663 kommen türkische Streifscharen, Hochwasser, Feuersbrunst und Seuchen suchen die Stadt heim, 1690 versinkt fast die ganze Stadt in Schutt und Asche. 1742 sind die Preußen in der Stadt, 1805/06 die Franzosen, auch Napoleon rastet 1809 hier, sie benutzen die Florianikirche als Pferdestall, richten auf dem Chor eine Schusterwerkstatt ein. 1866 kommen wieder die Preußen und mit ihnen die Cholera. 1850 beginnen die kaiserlichen Ämter zu arbeiten, Stadtmauern und Schanzen werden zum Teil abgetragen. Bis 1868 besteht eine eigene Judengemeinde. Straßen und Plätze werden mit 20 Petroleumlampen beleuchtet. In den 80er-Jahren haben die Tschechen ein Drittel des Gemeindeausschusses erobert, sie rufen zum Boykott deutscher Geschäfte und Handwerker auf, die Narodni jednota arbeitet an der Tschechisierung. 1908 erbt die Schwester des Rudolf von Liechtenstein, Gräfin Kinsky, die Herrschaft Kromau. Bis 1918 ist Kromau beliebte Sommerfrische für die Wiener.
Im I.Weltkrieg fallen 116 Mann; die Kirchen verlieren fast alle Glocken.
Ende Oktober 1918 verlangen tschechische Beamte die Entfernung der Doppeladler. Auf Anfrage in Brünn kommt der Bescheid: „Die Adler nicht selbst entfernen, wenn sie aber von den Tschechen entfernt werden sollten, dieser Tätigkeit keinen Widerstand entgegensetzen.“ Am 3.November 1918 strömt die tschechische Landbevölkerung aus der Umgebung in die Stadt, in einer Hetzrede nennt der tschechische Rechtsanwalt Kop?iva die Namen prominenter Deutscher, der Pöbel brüllt bei jedem: „Hinaus mit ihm!“ Alle Doppeladler werden heruntergerissen, ebenso die Wappenschilder vom Liechtensteinischen Rentamt und vom Fürstenhaus, die Deutschen werden angepöbelt, bedroht und bespuckt. Auf Ämtern ist der Gebrauch des Deutschen verboten. Die Damen aus „besseren“ tschechischen Kreisen sprechen Deutsch mit ihren Hunden. Auf dem Bahnhof Mißlitz wird ein Deutscher aus Kromau erschossen. 1919 wird das tschechische Rakschitz (1100 Einwohner) eingemeindet, Volkszählungsbögen werden abgeändert, um die Deutschen unter die für den Minderheitsstatus nötigen 20% zu drücken, alle deutschen Staatsbeamten (ca.100) werden in tschechische Orte versetzt, das deutsche Waisenhaus wird nach Frain verlegt, die deutsche Bürgerschule wird aufgelöst, Kinder aus gemischten Ehen werden aus der deutschen Schule ausgeschlossen, deutsche Lehrer und Geschäftsleute verlassen die Stadt. Die „Deutsche Bürger- und Arbeiterpartei“ wird gegründet. Bei den Wahlen 1921 fallen auf die deutschen Parteien 422 Stimmen (7 von 30 Mandaten, zwei Gemeinderäte), auf die tschechischen 1294, wegen der Manipulationen stellen die Deutschen nur 19,9%, so daß die deutsche Sprache nicht mehr verwendet wird. Die tschechischen Nationalsozialisten stellen den Bürgermeister (12 Mandate). Legionäre entfernen deutsche Aufschriften, durchsuchen Häuser. Durch die Bodenreform 1924 werden 16 von den 17 Meierhöfen der Kinsky enteignet, der 17. muß an die mährischen Zuckerfabriken verpachtet werden. Viele deutsche Angestellte verlieren ihre Posten. Die Wahlen 1935 bringen den Deutschen vier Gemeinderäte der SdP. Im Jahr 1938 steigert sich die Feindseligkeit der Tschechen, deutsche Geschäfte werden boykottiert, Hausdurchsuchungen vorgenommen, Waffen sind abzuliefern, es gibt Aufläufe, Fenster werden eingeworfen, ständig wird mit Massakern gedroht. Am 6.Oktober erfolgt die Angliederung an Niederdonau. Tschechische Beamte und zugezogene Kaufleute ziehen schnell ab, insgesamt etwa 1200 Personen.
Am 9.Oktober marschiert die Wehrmacht ein. Zollbeamte und Grenzschutztruppen ziehen ein, Beamte von Post, Bahn und Ämtern sowie Angestellte. Die Ämter werden 1939 nach Znaim verlegt, die Vereine aufgelöst, das Deutsche Haus wird an den Pächter verkauft. Für Bessarabien- und Dobrudschadeutsche werden Umsiedlerlager eingerichtet, 1944 wird eine Landwacht gegen Partisanenüberfälle aufgestellt, nachdem rund 300 Partisanen sich zusammengerottet haben. Die Tschechen verlassen ihre Arbeitsplätze, verüben Sabotage und treiben sich in den Wäldern herum. Aus kriegsuntauglichen Männern wird Volkssturm aufgestellt, 80 Mann, darunter auch Tschechen und Halbtschechen. Aus Wien werden 500 Frauen und Kinder vor den Bomben in Sicherheit gebracht. Im April 1945 werden die Evakuierten und die meisten deutschen Bewohner evakuiert, am 17. verläßt der letzte Treck die Stadt, die verteidigt werden soll. Am 18.April strömen tschechische „Partisanen“ in die Stadt und dringen in Wohnungen von Deutschen ein. Als deutsche Panzer erscheinen, verschwinden sie. Am 3.Mai werden die Männer zu Schanzarbeiten herangezogen, im Ort sind noch rund 100 Deutsche. Am 6.Mai verlassen die letzten deutschen Panzer die Stadt. Tschechische „Partisanen“ machen den Sowjets weis, die Stadt sei voller deutscher Panzer, daraufhin wird Kromau am 7. und 8.Mai 1945 bombardiert und zu 80% zerstört, 16 Personen kommen um, das Deutsche Haus wird beschädigt und muß von den im KZ eingesperrten Deutschen abgeräumt werden. Am 8.Mai von Sowjets und tschechischen „Partisanen“ besetzt, die Schreckensherrschaft richtet sich gegen alle Deutschen, sie werden zusammengetrieben, auch Zurückgekehrte und Heimkehrer, und eingesperrt, zu Zwangsarbeit gezwungen, schwer mißhandelt und in gemeinster Weise beschimpft, Frauen werden vergewaltigt. Das Schloß wird gänzlich ausgeplündert, es ist Gefängnis für 105 deutsche Soldaten. Alte Leute und Frauen mit Kindern werden in ein Sammellager gesteckt, Folterung und Greueln ausgesetzt. Am 25.Mai 1945 werden 75 alte Leute und Kinder über die Grenze getrieben, am 4.Juni eine weitere Gruppe von rund 50 Personen. Am 2.Juni werden 11 Männer von tschechischen „Partisanen“ im Schloßpark erschossen, damit sie nicht mit leichteren Strafen vom Volksgericht davonkommen, weitere drei Männer werden auf bestialische Weise umgebracht. Neun Menschen, sechs Frauen, zwei Männer und ein Kind, geben sich selbst den Tod. Im Kerker kommen durch Mißhandlungen und Hunger 18 Personen (12 Frauen und 6 Männer) ums Leben. Am 8.Feber 1946 geht der erste Transport nach Mißlitz, am 8.April werden alle Zurückgebliebenen in Viehwaggons nach Furth im Wald transportiert. In Österreich bleibt ein Viertel der Vertriebenen, rund ein Viertel gelangt nach Baden-Württemberg, ein Drittel nach Bayern.
Die Judengemeinde
In den Stadtprivilegien von 1447 wird die Judengemeinde verpflichtet, einen Teil der städtischen Abgaben zu tragen. 1547 wird eine Synagoge erbaut. 1549 müssen sie den dritten Teil aller Steuern und Abgaben zahlen. 1642 ist ein jüdischer Friedhof belegt, 1672 sind 18 eingesessene Judenhäuser registriert. 1690 bricht ein Feuer in der Judengasse aus und vernichtet einen großen Teil der Stadt.
Gegen die Errichtung einer Mauer können sich die Juden mit Erfolg wehren. 1833 brennen zehn Häuser nieder, 1839 sind es 23 Häuser und die Synagoge.
1868 löst sich die Judengemeinde auf, bis 1873 besteht eine jüdische Schule. 1938 werden die letzten 8 Judenfamilien in die Tschechei abgeschoben, in der Nacht zum 10.November wird die Synagoge verwüstet.
Brauchtum
Liedertafeln und Bälle
Sonnwendfeuer
Bartholomäusfest
Florianifest
Florianilied:
Kromau ist ein deutsches Städtchen,
liegt im schönen Mährerland.
Um die Stadt im grünen Bettchen
Glänzt der Wellen Silberband.
Drob von hoher Bergesspitze
Blickt herab Sankt Florian,
und es schert nicht Frost noch Hitze
Romas alten Veteran.
Floriani, schau hernieder,
schau dir nur dein Städtchen an!
Schütz es wacker, treu und bieder
vor dem roten Feuerhahn
Aus dem Jahr 1866
Nach dem Friedensschluß bleibt in Kromau noch eine Kompanie preußischer Jäger stationiert. Ein Trupp lagert im Hause eines Schlossermeisters, die Gewehre hat man im Hof in Pyramiden aufgestellt. Als die Preußen aufbrechen, fehlt ein Gewehr. Nach großem Gelärm, langem Durchsuchen und vielen Ungelegenheiten müssen sie ohne das Gewehr abziehen. Später gesteht der Sohn des Schlossers, das Gewehr genommen zu haben. Infolgedessen erhält das Kromauer Museum ein preußisches Zündnadelgewehr und ein Bub eine Ohrfeige.
Matriken seit 1685.
Bedeutend:
Dichtel Erich (1890-1955), akademischer Maler, bevorzugt Darstellung der Tierwelt.
Kinsky, Rudolf Graf (1898-1965), erbt 1919 die Herrschaft von seinem Vater Ferdinand, der 1908 als Sohn der Schwester den Fürsten Rudolf von Liechtenstein auf dessen Wunsch beerbt hat. Nach der Bodenreform 1924 bleibt ihm nur das Schloß mit dem Waldbesitz. Trug zur Erhaltung des Deutschtums in MährischKromau bei. Auf der Flucht mit seiner Familie vor den nahenden Rotarmisten von „Partisanen“ überfallen, eingreifende Amerikaner retten ihm das Leben.
Schindler Gabriel, Offiziers-Stellvertreter, erstürmt am 5.9.1878 bei Doboj in Serbien als erster die feindlichen Schanzen und fällt. Er erhält die Goldene Tapferkeitsmedaille.
Sloschek Erich (1897-1970), Heimatforscher, Verfasser der „Geschichte der Stadt Mährisch-Kromau“ 1937. Von 1929 bis 1938 Vorstandsmitglied des Deutschen Vereins für die Geschichte Mährens und Schlesiens. 1950 bis 1962 Geschäftsstellenleiter des Südmährischen Landschaftsrates, bis 1958 Schriftleitung des Heimatfbriefs „Der Südmährer“, 1952-57 Gestaltung des Südmährischen Jahrbuchs.
Literatur:
Sloschek, Erich: Geschichte der Stadt Mährisch-Kromau. 1937
Sloschek, Erich: Geschichte der Stadt Mährisch-Kromau von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1966. 1967
Sloschek, Erich: Geschichte der Stadt Mährisch Kromau. 2 Bände. 197
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Platzort 4262 ha, 255 m ü.d.M.
Lage auf einer Halbinsel im Rotigelfluß, umsäumt von der „krummen Au“. Im Westen Anstieg von 230m zum Gerichts- oder Galgenberg (364m), im Osten: Florianiberg (311m) und Kreuzberg (318m), Forsthaus Waldhof (397m) und Miskogel (387m) mit einer der größten vorgeschichtlichen Wallanlagen des Gebietes und weitem Fernblick; an der Westseite ein großer Granitsteinbruch. Der Berg verband das Kromauer Areal mit dem deutschen Südmähren, am 1.Mai treffen sich die Turnvereine des Bezirks, die Wolframitzer entzünden hier das Sonnwendfeuer.
Beliebte Sommerfrische der Wiener bis 1918.
Zum Gerichtsbezirk Mährisch Kromau gehören ab 1903: Aschmeritz, Babitz, Böhmdorf, Chlupitz, Damitz, Gubschitz, Hosterlitz, Irritz, Kaschnitzfeld, Kodau, Lidmeritz, Mißlitz, Nispitz, Klein-Seelowitz, Socherl, Tullnitz, Wenzeldorf, Wolframitz.
Zum neu gebildeten Gerichtsbezirk Pohrlitz gelangen Dornfeld, Frainspitz-Weinberg, Lodenitz, Schömitz.
Flurnamen:
Am Ortsried, Hinter den Schanzen, Unterm Florianiberg, Wachtelberg, Roter Berg, Oberm Tiergarten, Tiergarten, Lischken, Altgebirg (in den Weingärten), Bei den drei Heiligen, Oberm Lischken, Oberm Gericht, Ziegelofen, Weißer schottriger Berg, Jamelitzer Sutten (Pfütze), Gegen Debrschinsker Weingärten, Im Kathareinischen, Unterm Roten Berg, Gegen Fischgehalter, Oberm Neusatzen, Niederspitz, Im Tiefen Teich, Spatzenwald, Oberm Spatzenwald, Oberm Tiefen Teichen, Pipele, Gegen Rybniker Grenze, Lindenbreite, H?ibek (Pilz), Stražna Hora (Wachtberg), Ka?enka.
Anbau:
Weinbau einst verbreitet, schon 1695 sind viele Weinberge verödet, 1880 vernichtet die Reblaus den Restbestand. Gutsherrschaft: 17 Meierhöfe und 6 Reviere.
Straßen, Plätze:
Marktplatz (Ringplatz, Fürst-Rudolf-Liechtenstein-Platz), Klosterplatz, Schloßgasse, Judengasse, Quergasse, Kirchen(Pfarr)gasse, Breite Gasse, Rosengasse, Klostergasse, Webergasse, Schwanengasse, Wurstgasse, Teergasse, Bahnhofstraße, Unter den Schanzen, Unterm Schloß, Kirschenallee, Villenviertel, Am Pilz, An der Znaimer Straße (Mexiko), Zuckerfabrik. Siegenweg (durchs Gassel), Im Hain, Zur Schießstätte, Schanzenweg, Florianiweg, Maulikweg, Kreuzbergweg, Schabatka (zum Lerchenfeld), Kastanienallee, Fürstenweg, Stefanieweg, Schwarze Straße, Zum Schirm, Fabrikweg, Spatzenwaldweg, Jamelitzer Weg, Rakschitzer Straße, Zum Mariabrünndel.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche Allerheiligen, davor St.Laurentius, spätgotisch, dreischiffig, Mittelschiff mit Sternrippengewölbe, Seitenschiffe mit Stichkappenquertonnengewölbe, 1645/60; Hochaltarbild von J.Winterhalter, Gestühl Ende 17.Jh.; 2 Seitenaltäre, Kanzel, Kreuzwegbilder Ende 18.Jh., Friedhof an der Kirche.
Mausoleum der Liechtenstein mit Fresken und Erlöserbild von Josef Huber, 1789.
Pfarrhaus, 1653, umgebaut 1873, eingepfarrt sind Rakschitz, Rotigel und Rybniky.
Hl.Johannes von Nepomuk, Ende 18.Jh., vor der Kirche.
Klosterkirche St.Bartholomäus, 1354, in den Hussitenkriegen verfallen, Langhaus abgetragen; Neubau 1634 mit Tonnengewölbe; 1658 an den Paulinerorden (1786 aufgelöst); Hochaltarbild von Johann Georg Gutwein 1701; Orgel 1748; Seitenaltäre, Kanzel um 1770, Rokoko; Dreikönigsaltar von Ignaz Lengelacher; im Norden sternförmige Marienkapelle, 1693; 3.Kapelle, im Turm, mit barocken Fresken, 18.Jh., und Vesperbild, um 1600; Nordturm spätgotisch, gotisches Tor; Kreuzigungsgruppe, 1695, barock, an der Westwand, 1.Hälfte 18.Jh.; Arkaden mit Putten vom ehemaligen Kreuzgang, barock, 18.Jh. Bis 1945 deutscher Gottesdienst.
Spitalskirche zur hl.Dreifaltigkeit, ehemals (bis 1454) Kirche des Deutschen Ritterordens, 1669 renoviert, seit 1788 gesperrt, nur für besondere Anlässe geöffnet; 1833 durch Brand zerstört, 1880 wiederhergestellt, ohne Turm, 1882 geweiht; am 7.5.1945 durch russische Bomben zerstört, 1958 abgetragen.
Spital, seit 1864 unter gemeindlicher Aufsicht, Armen- und Siechenhaus seit dem 14.Jh., mit 7 Plätzen, ab 1703 mit 14 Plätzen, 1945 durch Bomben zerstört.
Florianikapelle, 1697, am Florianiberg (seit 1697, davor am Spielberg); dreigeschossig, schloßähnlich, mit vier Ecktürmen; achteckiger länglicher Kuppelraum; Hochaltarbild von Johann Georg Gutwein, 1702 (mit Ansicht von Mähr.Kromau); 1809 bis 1833 öde, 1834 Neuweihe, bis 1945 wurde am Tag des hl.Florian (4.Mai) eine Messe gelesen (nur für besondere Anlässe geöffnet).
Immaculata, 1.Hälfte 18.Jh.
Jüdisches Bethaus, 1547, zerstört 1938.
Schloß, eines der schönsten Renaissanceschlösser Mährens, urkundlich 1289; mittelalterlich: unterer Teil des Hauptturmes, anschließender Torbau mit Zugbrückentor und rechts anschließender Flügel (Palas); rechter Flügel 1513 mit Torturm und ehem. 23m langem Saal; Mitte 16.Jh. linker Flügel mit gekuppelten Fenstern; 1557/62 dreigeschossige Laubengänge an drei Seiten; kleiner Hof mit Schloßtreppe angeschlossen: Zugang zum Saal, 30m, und zur Schloßkapelle zur Kreuzerhöhung mit 12 Säulenpaaren; 1560 Schloßturm erhöht mit Bogengang und achteckiger Laterne; an der Seite Terrasse, darunter die Straße.
Stallburg 1592 mit Renaissancetor, Umbau zu zweigeschossigem Wohnhaus 2.Hälfte 18.Jh., Parktore Ende 18.Jh.
Schanzmauer mit Bastionen.
Florianibrunnen, 1693 restauriert, nach 1945 abgetragen.
Pestsäule, 1636, spätgotischer Nischenbildstock, auf dem Stadtplatz, bei den Schachtgräbern der Pesttoten von 1626.
Steinkreuz auf dem Kreuzberg, 1692.
Steinkreuz am Ringplatz, 1945 abgerissen.
Fürstliches Haus, bis 1454 Kommende des Deutschen Ritterordens.
Häuser auf dem Stadtplatz, meist 16./17.Jh.
Rathaus, 1885, mit Bild der Stadt von J.G.Gutwein, 1700.
Bezirkshauptmannschaft, 1906.
Bezirksgericht mit Gefängnis, Grundbuchamt, 1898, bis 1945.
Steueramt
Katastral-Vermessungsamt
Gendarmerie-Bezirkskommando
Post- und Telegraphenamt
Notariat
Gefällskontrolle
Bezirksstraßenamt
Bezirkskrankenkassa
Gesundheitsamt ab 1939.
Eichamt
Forstamt für die herrschaftlichen Reviere Waldhof, Miskogel, Budkowitz, Mährisch Kromau, Jamolitz und Ketkowitz.
Gendarmerie-Bezirkskommando
Waisenhaus, 1906, 1918 nach Frain verlegt, 1938 wieder Waisenhaus.
Deutsches Haus mit Gasthaus „Eintracht“ 1891, mit Bühne.
Bücherei im Deutschen Haus um 1900 in 3 Räumen des Rathauses, 6000 Bände.
Stadtmuseum
Musikhaus, Kino in der Bierhalle seit 1914.
Freibad 1931, davor herrschaftliches im Spatzenwald.
Dampf- und Wannenbad, 1932 Elektrifizierung, 1898 von der Textilfabrik, für Straßenbeleuchtung und wenige Anschlüsse, allgemein nach 1918.
Wasserleitung, 1906; davor drei Röhrenbrunnen, Ringplatz, Klosterplatz und Vorhof vom Schloß, mit Wasser aus der Florianischlucht; 1860 eiserne Leitung.
3 Ärzte, Zahnarzt, Tierarzt
Eisenbahn ab 1871
Autobuslinie nach Znaim 1938
Schulen:
Volks- und Bürgerschule, 1873, Umbau 1885, 1878 achtklassig, 1882/83: 5 Volksschul-, 3 Knaben- und 1 Mädchenbürgerschulklasse und eine gemeinsame Fortbildungsklasse; 1371 bis 1454 bezahlt der Deutsche Ritterorden einen Schulmeister, 1548 wird wieder einer erwähnt; seit 1641 führen die Piaristen eine vierklassige Lateinschule, 1657 bis 1777die Paulaner; eine Stadtschule wird 1653 erbaut, 1817 zweiklassig; Umbau 1832, vierklassig ab 1868, ab 1870 Unterricht nur in deutscher Sprache. 1873 auf dem Ringplatz deutsche Volks- und Bürgerschule, fünfklassig, 1878 achtklassig: Ab 1883 bestehen bis 1918: 5 Volksschul-, 3 Knaben- und 3 Mädchenbürgerschulklassen. 1919 wird die deutsche Bürgerschule gesperrt, die Volksschule auf 2 Klassen reduziert, 1935 auf eine Klasse. Nach 1938 Wiederaufbau, daneben zweiklassige Volksschule in Rakschitz und Waldschule in Neuhof.
Seit 1882 tschechische Privatschule, 1889 öffentlich, 1892 zweiklassig, im alten Schulhaus bei der Pfarre (1918: 36 Schüler); tschechische Sprengelbürgerschule 1910, privat, seit 1914 staatlich mit 6 Klassen, 1919 fünfklassig, neben der zweiklassigen deutschen Volksschule im Gebäude am Ringplatz; 1938 bis 1945 bestehen je 2 tschechische Volksschulklassen in Kromau und Rakschitz.
Eine jüdische Schule, besteht seit dem 16.Jh. bis 1873, danach Besuch der deutschen Schule.
Kindergarten, 1882, Neubau 1899, 2 Abteilungen, erhalten vom Kindergartenverein und vom Deutschen Kulturverband, 1939 übernommen von NSV.
Gewerbe:
Gutshof Krahlhof
Schloßmühle
Ziegelei am Spatzenwald.
Ziegelei in Rakschitz.
Ringziegelofen hinter der Bahn, 1910.
Zuckerfabrik, 1876, bis 1940; 1945 zerstört.
2 Lagerhäuser
Druckerei bis 1939.
Klavierfabrik, 1910, ab 1939 Munitionskästen.
Lederfabrik, 1945/46 KZ für deutsche Zwangsarbeiter.
Filiale der Firma Nestlé, 30er Jahre.
6 Banken/Sparkassen
11 Gasthäuser, 35 Kaufläden, 4 Bäcker, 4 Zuckerbäcker, 5 Fleischer, 2 Schmiede, 2 Schlosser, 6 Tischler, 2 Wagner, 3 Sattler, 2 Spengler, 3 Binder, Hutmacher, 14 Schneider, Modistin, 2 Friseure, 2 Dachdecker, 3 Kürschner, Uhrmacher, 2 Buchbinder, 3 Mechaniker, 2 Maler, 14 Schuhmacher, 4 Spediteure, Kaminkehrer, Fotograf, Buchdrucker, 3 Gärtner, 2 Maurermeister, Töpfer, Tapezierer, Baumeister, 2 Sodawassererzeuger.
Zünfte der Tischler 1589, Schlosser, Büchsenmacher, Uhr- und Windenmacher 1610, Seifensieder 1635, Fleischer 1656, Schumacher 1661, Schneider 1674, Leinweber, Mesolanmacher 1676, Hufschmiede, Wagner 1685.
Jahrmärkte:
An den Montagen 1) nach Mariä Lichtmeß (2.Februar), 2) nach Philipp (1.Mai), 3) nach Stephan (2.August), 4) nach Martin (11.November).
Vereine:
Bürgergarde, 1848, später Schützenverein.
Casinoverein, 1869.
Männergesangverein, 1869.
Schulverein, 1881.
Veteranenverein, 1882, nach 1918 Unterstützungsverein gedienter Soldaten.
Schützenvereinigung, 1871.
Freiwillige Feuerwehr, 1882.
Turnverein, 1886.
Verein Eintracht (Deutsches Haus), 1888.
Kredit- und Vorschußverein, 1888.
Kindergartenverein, 1898.
Ferialverbindung Quadia, 1901.
Musikverein, 1909.
Ferialverbindung Gothia, 1913.
Gewerbeverein
Verschönerungsverein
Bartholomäus-Kirchenverein
Kulturverband
Akademikerverband
48° 51′ N, 16° 7′ O, Mílfron, seit 1949, Dyje Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1283 erwähnt, schon besteht eine Pfarre; seither Besitz von Kloster Bruck bis zur Auflösung 1784, die Herrschaft wird mit Hödnitz vereinigt und wird vom Religionsfond verkauft. Nach der Schlacht bei Znaim am 10. und 11.Juli 1809 plündern die Franzosen, sie benutzen die Kirche als Pferdestall. 1866 fliehen die Bewohner mit bepackten Wagen ins Frauenholz, die Preußen plündern aber nicht. 1870 an das Eisenbahnnetz angeschlossen, Haltestelle, ab 1908 Station. Im I.Weltkrieg fallen 14 Mann. Durch die tschechische Bodenreform kommt das Gut an eine tschechische Aktiengesellschaft und wird aufgeteilt, kinderreiche tschechische Familien werden herangezogen, was 1931 die Errichtung einer einklassigen tschechische Minderheitsschule ermöglicht.
Bei einem Grundaushub wird 1927 eine Grabstätte mit Beigaben aus langobardischer Zeit (6.Jh.) gefunden. 1942 zerstört ein Erdrutsch 10 Häuser. Bis 1942 gibt es nur einen Steg über die Thaya, in diesem Jahr wird eine Holzbrücke gebaut, 4m breit, Tragkraft 6 Tonnen.
Im II.Weltkrieg fallen 26 Mann, zehn bleiben vermißt. Der in Mühlfraun geborene Heimatdichter Ernest Hollmann wird im Polizeigefängnis in Znaim erschlagen, insgesamt werden acht Deutsche Opfer tschechischer Gewalt.
Zwischen 9.August 1945 und März 1946 werden die Deutschen vertrieben.
Brauchtum
Wallfahrt im Mai nach Turas bei Brünn seit 1807 bis 1918, nachdem die Leute bei einem Brand die Muttergottes von Turas angerufen hatten und der das Feuer nährende Sturm aufgehört hatte.
Kirtag am 6.September.
Matriken seit 1785 (davor ab 1580 bei Znaim-Klosterbruck).
Bedeutend: Hollmann, Ernest, (1884-1945), Schriftsteller, 1905 eingerückt, 1918 Hauptmann. Von den Tschechen 1945 im Artbeitshaus in Znaim erschlagen.
Literatur:
Wondratsch, Konrad: Ortsgeschichte von Mühlfraun. 1970
Bruckner, Karl (Hg.): Ortsgeschichte von Mühlfraun. 1972
Bezirk und Gericht Znaim
Platzdorf 444 ha, 214 m ü.d.M.
Flurnamen:
Pfaffenäcker (Pfaffenacker, Kurzacker, Ruhrandl), Spitzbreiten (Joch, Muhracker), Höcker (Hahngraben), Inneres und Draußeres Haidfeld, Zwischenwegen, Taubenhügel (Halbquanten, Kleine Mühlgärten, Achteln), Hinterm Hof, Seeacker, Sitzgraben, Breiteln, Spiegeln (Spiegelgärten, Satzeln), Hohläcker (Höhler, Tiefquanten, Leiten), Krenäcker, Schmaläcker, Weidenkrätzen, Hofäcker, Gottlikberg, Pelzberg, Sauweid, Roßweid, Pelzweingärten, Erdäpfeläcker, Breinäcker, Bergweingärten.
Anbau:
Weizen (55ha), Roggen (12ha), Gerste (40ha), Hafer (25ha), Mischfrucht (24ha), Klee (30ha) Rüben (24ha), Kartoffeln (40ha), Gurken (35ha), Obst (9ha, Kirschen, Marillen, Zwetschgen), Gemüse (22ha), Weinbau (25ha).
Jagd:
150 Hasen, 300-400 Kaninchen, 80-100 Rebhühner, 30-40 Fasane, 50 Bisamratten, 1 Reh.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zu Ehren des gegeißelten Heilands, 1769/75 von Franz Kerndl, Wien (Pfarre seit 1280; die erste Kirche, 1228 erwähnt, mit Friedhof, leidet schwer im 30jährigen Krieg. 1675 wird die zweite Kirche, zum hl.Laurenz, errichtet.), Übergang vom Rokoko zum Klassizismus; Fresken von Franz Anton Maulbertsch 1775/77: Geheimnis der hl.Dreifaltigkeit, Geburt Christi, Geißelung Christi und Triumph des Glaubens und der Kirche; am Hauptaltar Statue des gegeißelten Heilands von Johann Högel, 4 Seitenaltäre: Tod des hl.Josef von Josef Winterhalter, hl.Johannes von Nepomuk, Antonius von Padua von Fr.A.Maulbertsch, hl.Norbert von Felix Leicher; Wandfresken: Maria Magdalena und hl.Petrus von Fr.A.Maulbertsch; Tiroler Krippe von 1898. Ab 1785 Localie. Wallfahrtsziel an Christi Himmelfahrt.
Hl.Johannes von Nepomuk Missionskreuz an der Kirche.
Marterl zur hl.Dreifaltigkeit, Nr.53.
2 Bildstöcke in Bahnnähe.
Gußeisernes Kreuz an der Znaimer Straße.
2 Bildstöcke
Kriegerdenkmal, 1926.
Schloß/Herrschaftshaus, 1768-75, Sommerresidenz der Brucker Ordenspriester und Spital.
Bahnstation 2 Wasserleitungen, Gemeindebrunnen.
Elektrifizierung, 1930/31
Schulen:
Neubau 1881; Erstes Schulhaus 1810, einklassig, davor in verschiedenen Häusern.
Gewerbe:
Meierhof Gut Katharinenhof, 2 Steinbrüche
Raiffeisenkassa
Mühle
Ringofen-Ziegelei mit 8 Wohnungen für Arbeiter.
Gurken- und Konservenfabrik mit rund 30 Beschäftigten im ehemaligen Herrschaftsgebäude (Schloß).
Käserei mit Molkereibetrieb, 6 Beschäftigte.
2 Gasthäuser, 2 Gemischtwarenhändler, Bäcker, Fleischhauer, Maurer, Schlosser, Schmied, 2 Tischler, 2 Schuhmacher, Binder, Schneider, 2 Damenschneiderinnen,Tabaktrafik.
Vereine:
Kameradschaftlicher Unterstützungsverein gedienter Soldaten, nach 1918, Turnverein, 1920, Freiwillige
Feuerwehr, 1925.
Bund der Deutschen Südmährens
Deutscher Kulturverband
Landwirtschaftlicher Ortsverein
Raiffeisenkassa
Ortsversicherungsverein
N
48° 58' N, 15° 33' O, Načeratice, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1222 genannt, seit 1289 zum Zisterzienserstift Saar gehörig. Im Urbar von 1483 sind nur deutsche Namen verzeichnet. Im Krieg zwischen Georg von Podiebrad und Mathias Corvinus zerstört, ist der Ort nach 1483 öde. 1563 gehört er zur Herrschaft Joslowitz. Die Neustiftung erfolgt 1750. 1809 plündern die Franzosen Kirche und Schule aus. Zwischen Juni und August 1945 werden die 525 Deutschen (163 Familien) vertrieben, aus Österreich werden rund 80% im April 1946 abgeschoben; in Niederösterreich bleiben 23 Familien, in Wien vier, je zwei in Oberösterreich und Salzburg; 61 Familien kommen nach Hessen, 47 nach Baden-Württemberg, 27 nach Bayern.
Spitzname:
Zeiselhaxen, Zeisellanker.
Matriken seit 1784 (davor ab 1700 bei Taßwitz).
Literatur: Potuczek, Julius: Naschetitz. o.J.
Bezirk und Gericht Znaim
Linsenangerdorf 399 ha, 233 m ü.d.M.
Flurnamen:
Oberes, Mittleres, Unteres Hausfeld, Mittlere Ried, Steinberg, Hintausing, Breite und Schmale Neuriß, Freiquanten, Baumackerl, Weingartenackerl.
Anbau:
Getreide, Weinbau, Obst und Gemüse; stark sandiger Boden auf sandiger, z.T. felsiger Unterlage, wenig humusreiche Ackerkrume.
Jagd:
Hasen, Rebhühner.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zur Schmerzhaften Muttergottes, aus Kapelle von 1804, erweitert 1839, bis 1830 zur Pfarre Taßwitz gehörig, Kuratie für Dörflitz ab 1833; Pietà aus Stein, koloriert, am Westportal, 1756; Hauptaltarbild von Josef Winterhalter II., 1852. 3 Glocken.Kriegerdenkmal, 1921.
Elektrifizierung, 1931.
Gemeindeamt
Postabgabestelle
Armenhaus, Sanitätshaus,
Milchhaus, 1905.
Kellertiefdrainage, 1939-41.
Schulen:
Volksschule, 1911/12, zweiklassig, davor Schulhaus von 1816, 1858 erneuert; seit 1750 Unterricht in Bauernhäusern.
Kindergarten, 1939.
Gewerbe:
Fleischer, 2 Schmiede, 2 Wagner, 2 Tischler, 3 Schuster, 4 Maurer, 2 Friseure.
Vereine:
Raiffeisenkassa, 1900.
Molkereigenossenschaft, 1903.
Freiwillige Feuerwehr, 1905.
Landwirtschaftlicher Konsumverein, 1905 (aufgelöst 1935).
Heimkehrerverein
Turnverein, 1921.
48° 53' N, 15° 45' O, Nový Petřín, Znaim
Geschichte
Erstmals 1323 urkundlich erwähnt, durch die Hussiten zerstört, 1535 steht nur noch ein obrigkeitlicher Hof, 1550 wird das Dorf neu angelegt und heißt seit 1610 Neu-Petrein (davor Ober-Petrein), es gehört zu AltPetrein. Im I.Weltkrieg fallen fünf Mann. 1920 bestehen 14 Bauern-, 8 Ausgeding- und 4 Kleinlandwirthäuser, Gemeindeschmiede, Gemeindegasthaus, Wohnhaus des Schneidermeisters. 1944 liefert der Ort 109352l Milch und 112t Brotgetreide, bei einer vorgeschriebenen Liefermenge von 110t. Im II.Weltkrieg fallen sechs Mann. Ende Juni 1945 kommen tschechische Hausbesetzer, tschechische „Partisanen“ treiben einen Tag danach die Deutschen aus den Häusern, mit 15kg Gepäck müssen sie binnen einer halben Stunde draußen sein. Das Gepäck wird durchstöbert und ausgeraubt, dann werden die Leute über die Grenze getrieben. Die wenigen im Ort verbliebenen werden im Juli 1945 vertrieben, im März 1946 aus Österreich abgeschoben.
Matriken seit 1785 (davor ab 1720 bei Frain).
Bezirk Znaim, Gericht Frain
Straßendorf 457 ha, 446 m ü.d.M.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle der Hilfreichen Muttergottes, 1756, Filiale von Frain; neuer Turm 1931, 2 Glocken; Gedenktafel für die 5 Gefallenen von 1914/18.
3 steinerne Kreuze an den Straßen nach Frain, nach Pomitsch und nach Alt-Petrein (am Waldrand).
Marterl mit Muttergottes an der Abzweigung Alt-Petrein-Schaffa.
Spritzenhaus, 1935, Löschbrunnen.
Gewerbe:
Gut „Roter Hof“ („Frauenhof“) der Herrschaft Frain, 64 ha, 1920 verstaatlicht.
Gasthaus, 2 Schmiede, Wagner, Zimmermann, Schneider, Schuster.
Vereine: Freiwillige Feuerwehr, 1935.
48° 50' N, 16° 4' O, Nový Šaldorf, Znaim
Geschicht
Um 1580 gegründet von der Herrschaft Znaim als Ortsteil von (Alt)-Schallersdorf, teilweise auf Brucker Grund. Der Ort wächst rasch, wird 1672 erstmals als Neu-Schallersdorf bezeichnet.1679/80 sterben viele an der Pest, ein Marterl erinnert an die Massengräber in der Trift. Um 1780 werden die meisten Keller angelegt. 1799 zerstört Hochwasser das alte Schallersdorf, es wird an der Reichsstraße wieder aufgebaut. 1805 und 1809 sind die Franzosen im Ort, ein Bub, der nicht sagen kann oder will, wo die Österreicher versteckt sind, wird erschossen; ein Marterl erinnert bis in die 1920er Jahre daran. 1834 brennt fast das ganze Dorf ab. 1880 wird Neu-Schallersdorf abgetrennt. Im I.Weltkrieg fallen 13 Mann, im Zweiten fallen 32 Mann. 1935 wird die Dorfstraße neu angelegt. Zuletzt bestehen 64 landwirtschaftliche Betriebe verschiedener Größe, die meisten mit 5ha. Am 8.Mai 1945 verbreiten die Rotarmisten Schrecken: viele Frauen und Mädchen werden vergewaltigt, nach 10 Tagen ziehen die Peiniger wieder ab. Tschechische „Partisanen“ folgen, im Juni kommen Hausbesetzer. Im August und September fliehen viele Ortsbewohner nach Österreich, am 17.Oktober werden rund 80 Personen nach Böhmen zur Karttoffelernte verschleppt und bis 30.April 1946 als Zwangsarbeiter festgehalten. Im Mai werden die letzten Deutschen nochmals beraubt und in 40 Viehwaggons nach Bayern transportiert. Andere gelangen nach Württemberg und Hessen, einige Familien bleiben in Österreich.
In frühgeschichtlicher Zeit durchschneidet der sog. „Rittsteig“ (ahd. ritto = Fieber), auch „Bräunerteig“ (Halsbräune = Diphtherie) oder „Fiebersteig“ durch das Ortsgebiet, wegen Ansteckungsgefahr am Ort vorbeigeführt. Von Krems über Retz und Schattau kommend, führt er weiter in das Alt-Schallersdorfer Gewann „Krautgärten“, ursprüngliche Lage von Schallersdorf, und weiter nach Kloster Bruck und Znaim. Als 1830/33 die Retzer Straße gebaut wird, verzichtet man auf den Ausbau des Rittsteigs und legt die Straße über Gnadlersdorf und Kaidling nach Neu-Schallersdorf.
Spitzname: Küahschwoaf oder Goaßschwoaf, weil sie Kühe und Ziegen am Kellerberg und auf der Hutweide an der Trift weiden.
Brauchtum
Kirtag an einem Sonntag Ende August oder Anfang September.
Großer Faschingsumzug der Burschen durch mehrere Thayabodengemeinden 1920.
Granitzschau am Georgitag (23.April) vom Gemeinderat mit der Schuljugend.
Frühlingsliedertafel im Mai.
Sonnwendfeier am 21.Juni auf dem Kellerberg.
Turnfest im Juni/Juli.
Schauübung der Freiwlligen Feuerwehr.
Wallfahrt nach Dreieichen zu Pfingsten; bis 1914 auch nach Mariazell (8 Tage).
Begräbnis
Beim Friedhof läutet die Sterbeglocke, in Klosterbruck läuten alle Glocken, das „Ausläuten“. Bei Begräbnissen mit großem Kondukt wird am Sterbetag, am nächsten und am Tag des Begräbnisses mittags und abends eine Stunde lang ausgeläutet. An zwei Abenden wird im Trauerhaus gebetet. Zum Begräbnis kommen die drei Geistlichen der Pfarrei in feierlichem Ornat. Der Kirchenchor wird verstärkt. Der Tote wird aus dem Trauerhaus geholt, nach feierlicher Einsegnung wird ein Trauerlied gesungen. Gehört der Tote zu Feuerwehr oder Veteranenverein, wird er von diesen zum Grab getragen, die Musikkapelle rückt mit dem Verein aus. In den anderen Fällen stellt eine Bestattungsfirma aus Znaim einen Leichenwagen. Auf dem Weg spielt die Kapelle Trauermärsche. Am Grab folgt nach der Einsegnung ein Trauerlied, Soldaten erhalten 3 Schuß Ehrensalut. Im Trauerhaus gibt es das Totenmahl: Schweizer Käse, Brot und Wein.
Matriken seit 1580 (bei Znaim-Klosterbruck).
Literatur:
Böhm, Franz: Neu-Schallersdorf. 1965
Bezirk und Gericht Znaim
Breitstraßendorf 283 ha, 213 m ü.d.M.
Flurnamen:
Goldbergen, Drittes Feld, Brucker Feld, Langenfeld, Kleinfeld, Steinbruch, Brateln, Hintausäcker, Bergen, Bei den Gräweln (= Gräben), Auf der Grins, die Steinfelsen, Kellerberg, Schmiedgraben, Langensold (?).
Anbau:
Gemüse (Gurken, Karotten, Tomaten, Zwiebeln, Petersilie, Salat), Obst- und Weinbau (Fläche vergrößert von 4,85ha (1897) auf 8ha (1925). Viehzucht gewöhnlich nur für den Eigenbedarf.
Straßen, Plätze:
Retzer Straße, Trift (nach Edelspitz), Häuselweg (mündet in den Alt-Schallersdorfer Triftweg), Beriweg, Hintausweg, Berihohlweg, Kellerweg, Bruckerfelderweg, Zeinernweg.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle hl.Johannes, Neubau 1920, der alte Glockenturm von 1821, an Haus Nr.53, wird abgeräumt.
Gedenktafel für die Gefallenen, 1920.
Nach Klosterbruck eingepfarrt, Friedhof in Klosterbruck.
G’spitzte Marter, 1637, an der Grenze gegen Alt-Schallersdorf.
Marterl an der Trift, nach Pestepidemie 1679/80.
Marterl unter vier Linden an der Retzer Straße.
Armenhaus
Feuerwehrzeughaus, 1907.
Elektrifizierung, 1931.
Raiffeisenkassa, 1920.
Schulen:
Volksschule 1890/91, zusammen mit Oblas, dreiklassig (davor nach Klosterbruck), 1909 vierklassig, 1940 fünfklassig.
Gewerbe:
Ziegelei
2 Gasthäuser, 4 Gemischtwarenhandlungen, Bäcker, Milchhandlung, Gemüsehändler, Schmied, Zimmermann, Tischler, 2 Schneider, 2 Schneiderinnen, Maler, Schuhmacher.
Vereine:
Bund der Deutschen Südmährens, 1899.
Freiwillige Feuerwehr, 1904.
Burschenschaft, 1894, ab 1927 Burschenverein.
48° 58' N, 16° 16' O, Míšovice, Znaim
Geschichte
Erstmals 1308 urkundlich genannt, im 30jährigen Krieg verödet, 1672 siedeln sich 20 Bauern an. Bis 1914 blüht – neben der Landwirtschaft – die Knopfdrechslerei. Im I.Weltkrieg fallen 22 Mann, im Zweiten 38 Mann. Am 8.Mai 1945 dringen die Rotarmisten ein, Raub und Verfolgung beginnen. Im Juni tauchen Hausbesetzer auf, im September sind es jugoslawische Partisanen, eigentlich Nachkommen ausgewanderter Tschechen, die jetzt zurückgeholt werden. Die Vertreibung der Deutschen erfolgt in vier Etappen: am 22.Februar 1946 werden 40 Familien in den Raum Kulmbach/Bayern ausgetrieben, am 25.März 1946 eine zweite Gruppe nach Oberbayern, die dritte im April nach Neuburg/Donau und die vierte im Mai in den Raum Krumbach/Schwaben. Im Ort bleiben fünf Personen aus gemischten Ehen.
Kirtag am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt (15.August).
Brauchtum
Das Steinkreuz in der Ortsmitte wird am 3.Mai, Kreuzauffindung, dem Gemeindefeiertag, von den Irtenmädchen bekränzt und geschmückt. Am Nachmittag kommt die Ortsgemeinschaft zur Andacht mit Beten und Singen. Das Licht am Kreuz brennt in der Fastenzeit und zu Ostern.
Der 6.November, hl.Leonhard und hl.Wendelin, wird als Feiertag begangen mit Hochamt und Segensandacht am Nachmittag; geht zurück auf eine schwere Viehseuche, nach der ein Gelübde diesen Feiertag als einen Bittag um Verschonung einsetzt.
Bei jedem größeren Weingarten steht ein wetterfester Unterstand, die „Weihathitt’n“. Die Erde wird einen halben Meter tief ausgehoben, darüber ein stabiles Holzdach gesetzt, mit der ausgehobenen Erde zugedeckt und mit Rasen belegt. Im Inneren befinden sich Sitzbänke aus harter Erde. Während der Traubenreife diente dies als Wachhütte, „Wocht’n“, sonst als Unterstand und Jausenstation. In Wainitz gab es auch eine Hütte für den Hüter („Hiata“).
In den Wintermonaten werden Theaterstücke einstudiert.
Matriken seit 1653 (bei Hosterlitz).
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Linsenangerdorf 915 ha, 219 m ü.d.M.
Anbau:
Weizen, Gerste, Hafer, Korn (Roggen), dafür vier Druschgenossenschaften; Mais, Klee, Kartoffeln, Linsen, Bohnen, Hirse, Futterrüben, Zuckerrüben, Raps, Gurken, Paradeiser, Melonen, Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Johannisbeeren (Ribiseln), Aprikosen (Marillen), Pfirsiche, Mohn; Weinbau. Später Umstellung auf Milchwirtschaft und Schweinemast.
Jagd:
882ha. 300-500 Hasen, 200 Fasane, 1000-1200 Rebhühner, bis 2000 Wildkaninchen, Füchse, Dachse.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle Mariä Himmelfahrt 1781, erweitert 1840;
Pfarrei in Hosterlitz.
Steinkreuz 1717, mit steinerner Einfriedung, Dorfmitte, nach 1945 nördlich der Kapelle.
Steinkreuz, 1902, Nordausgang.
Steinkreuz am Südausgang.
5 Feldkreuze, Marterln und Kapellen.
Kriegerdenkmal, nach 1945 abgerissen.
Gemeindehaus 1933 mit Raiffeisenkassa.
Milchsammelstelle für Molkerei in Hosterlitz.
Sammelstelle für Zuckerrüben mit Waage.
Elektrifizierung 1929.
Schulen:
Schule in Hosterlitz, Bürgerschule in Mißlitz.
Gewerbe:
Gasthaus Papst, um 1850 von der Kromauer Herrschaft als Sammelstelle für Zuckerrüben gebaut, mit Brückenwaage.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1896
O
48° 53′ N, 15° 54′ O, Horní Břečkov
Geschichte
Erstmals 1323 urkundlich genannt, gehört seit 1499 zur Herrschaft Frain. 1618 verödet. 1806 und 1809 sind die Franzosen im Ort. 1856 brennen zehn Häuser nieder, 1876 fünf. 1866 kampieren hier die Preußen, verkehren aber freundschaftlich mit den Leuten. 1886/87 wird die Bezirksstraße durch den Ort geführt. 1892 wird die Ernte durch Hagelschlag vernichtet. Im I.Weltkrieg fallen 14 Mann. Am 26.September 1938 wird der Bürgermeister als Geisel festgenommen und mit anderen nach Brünn gebracht und dort eingesperrt. Am 10.Oktober 1938 marschiert die Wehrmacht ein. Im II.Weltkrieg fallen zwölf Mann, zehn bleiben vermißt.
Am 8.Mai 1945 dringen die Sowjets in den Ort ein, zwölf deutsche Soldaten fallen im Ort. Plünderungen und
Vergewaltigungen beginnen, tschechische „Partisanen“ erscheinen und stiften die Rotarmisten zu
Gewalttaten an. Sie holen Männer und Frauen aus den Häusern zur Arbeit: Wegräumen von Barrikaden, Auffüllen von Schützengräben etc. Ende Mai werden der Bürgermeister und 18 weitere Männer nach Znaim ins Arbeitslager verbracht und dort fürchterlich mißhandelt. Im Juni und im Juli werden alle Deutschen vertrieben, mit 50kg Gepäck pro Person, das noch zweimal ausgeplündert wird. Die in der russischen Zone Österreichs Lebenden werden im Juni 1946 nach Deutschland abgeschoben. Der Bürgermeister kommt nach 13 Monaten Gefangenschaft am 1.Juni 1946 frei.
Schöne markierte Wanderwege zur Burg Neuhäusel, zur Neuhäusel- und zur Toiflmühle, zur Thaya, nach Hardegg, nach Frain, zum Herterteich.
Brauchtum
Wenn jemand gestorben ist, meldet dies das Sterbeglöckel. In der großen Stube wird der Tote aufgebahrt, an drei Abenden kommen Frauen und Mädchen zur Totenwacht, dem „Wocht’n“. Jede geht zur Bahre, betet still und sprengt Weihwasser auf die Bahre. Im Nebenzimmer beten alle gemeinsam und singen dazwischen Totenlieder. Das Begräbnis findet immer am Vormittag statt, mit einem Requiem, fast immer ist das ganze Dorf beteiligt, zumindest fast jedes Haus. Sarg- und Laternenträger sind immer Verwandte und Nachbarn. Die Trauergäste, der Pfarrer und die Ministranten mit dem Kreuzträger kommen ins Trauerhaus. Der Pfarrer weiht den offenen Sarg mit Weihwasser und Weihrauch, dann wird der Sarg geschlossen, die Träger tragen ihn zur Totenbahre im Hof. Beim Durchgang durch die Haustür wird der Sarg dreimal gesenkt, damit nimmt der Tote Abschied von seinem Zuhause. Im Hof betet der Pfarrer, auch mit den Trauergästen, die Totengebete, der Kirchenchor singt, und dann geht der Trauerzug in die Kirche. Der Sarg wird vor dem Hochaltar aufgestellt, auf beiden Seiten stehen drei brennende Kerzen in Kerzenhaltern. Der Tote wird abermals eingesegnet, der Kirchenchor singt ein Trauerlied, dann geht der Trauerzug zum Friedhof, voran das Kreuz, dann folgen die Kinder, die zwei Laternenträger, die sechs Träger mit dem Sarg, die Ministranten und der Pfarrer. Ihm folgen die Hinterbliebenen, zuletzt die Trauergäste. Am Grab betet der Pfarrer, auch gemeinsam mit den Trauernden, der Chor singt das letzte Lied, der Tote wird abermals mit Weihwasser und Weihrauch eingesegnet, dann wird er ins Grab gesenkt. Alle nehmen Abschied von dem Verstorbenen. Der
Totengräber bekommt neben der festgesetzten Bezahlung einen großen Laib Brot und eine Flasche Schnaps.
Matriken seit 1786 (davor ab 1740 bei Schaffa).
Literatur:
Witamwas, Franz: Heimatbuch und Chronik von Ober-Fröschau. 1980 Worresch, Anton/Worresch, Hans: Ober-Fröschau. 3 Sammelmappen. o.J.
Bezirk Znaim, Gericht Frain Platzdorf 644 ha, 405 m ü.d.M.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zum hl. Clemens; gehört nach Wolny zu den 12 ältesten in Mähren; Langhaus mit
Tonnengewölbe, Stichkappen, 2.Hälfte 16.Jh. 1748 und 1831 baulich verändert; Hochaltar 1760, Bild von
Josef Winterhalter; Nebenaltar 1887 zum Göttlichen Herzen Jesu, die anderen dem hl. Johannes von
Nepomuk und der Muttergottes von Lourdes geweiht. Orgel, 1864 restauriert. 3 Glocken, älteste (1466) 1799 umgegossen; Westturm 1748. Seit 1785 Localie für Edenthurn und Zaisa, 1794 auch Liliendorf, 1859 Pfarrei.
Pfarrhaus 1786, Friedhof seit 1824 an der Straße nach Luggau.
Kriegerdenkmal, 1922. Elektrifizierung, 1932.
Schulen: Volksschule, einklassig, Neubau 1904; alte Schule von 1808/11, davor in einem Bauernhaus. Für 1752 ein Lehrer belegt.
Gewerbe:
Molkerei, Gasthaus.
Hebamme 2 Kaufläden, Bäcker, Fleischer, 2 Schmiede, Wagner, Tischler.
Vereine:
Spar- und Darlehensverein 1900
Freiwillige Feuerwehr 1908
Deutschvölkischer Turnverein 1923
Molkereigenossenschaft 1924
48° 50' N, 16° 4' O, Oblekovice, Znaim
Geschichte
Funde deuten darauf hin, daß hier Siedlungen der Glockenbecherleute, der Kelten und Illyrer bestanden. Urkundlich erwähnt 1294, seither im Besitz des Klosters Bruck bis zu dessen Auflösung 1784. Die Gemeinde ist 1580 lutherisch, während der Gegenreformation verlassen einige Familien mit anderen vom Thayboden deswegen das Land. 1686 verkauft das Kloster Land an Untertanen, 1767 beginnt es mit der Neuverteilung. Der Religionsfond verkauft den Ort mit der Herrschaft Bruck an die Wiener Bankiers Liebenberg. 1805 verursachen russische Truppen einen Brand, 1866 brennen mindestens 21 Häuser nieder, als die Österreicher die Brücke anzünden. 1876 zerstört ein Eisstoß im Feber die Häuser Nr.3-10, Gärten und Felder in der Nähe der Thaya werden verwüstet.
Im I.Weltkrieg fallen 24 Mann. 1919 erschießt ein tschechischer Soldat einen 25jährigen Mann während einer Tanzveranstaltung. Die Beerdigung wird zu einer Kundgebung, in der Nacht trampeln Tschechen das Grab flach.
1937 wird die Straße im Unterort gepflastert. Zuletzt bestehen 53 landwirtschaftliche Betriebe, meist mit 5ha, 5 mit 10ha.
Im II.Weltkrieg fallen 24 Mann. Am 8.Mai wird die Oblaser Brücke gesprengt, die Explosion zerstört mehrere Häuser und Scheunen. Nach dem Eindringen der Rotarmisten folgen Vergewaltigungen, Plünderungen und Überfälle, in den Kellern wird großer Schaden angerichtet. Ein 77jähriger, der aus Angst die Tür nicht öffnet, wird von einem Sowjetsoldaten erschossen, seine Frau schwer verletzt. Die vertriebenen Deutschen gelangen nach Württemberg, Bayern und Hessen, einzelne Familien bleiben in Niederösterreich.
1891 werden mehrere Hockergräber aus der Bronzezeit gefunden, 1892 eine Urne, später Geräte aus der Hallstatt-Zeit. Die Funde gehören zu den ältesten Mährens.
Brauchtum
Granitzschau im Frühjahr.
1.Mai: Maibaumstössen, Maifeier.
Bittage Mai-Juni.
Sonnwendfeier auf dem Lettenberg.
Kirtag am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt (15.August).
Weinlesefest
Matriken seit 1580 (bei Znaim-Klosterbruck).
Bedeutend:
Dr.Pollitzer Matthias (1786-1850), Weihbischof in St.Pölten.
Dr.Porzer Josef (1837-1914), Erster Vizebürgermeister von Wien.
Zoubek Eduard (1856-1933), Schuldirektor und Heimatforscher.
Bezirk und Gericht Znaim
Breitstraßendorf 189 ha, 208 m ü.d.M.
Flurnamen:
In der Thaya, Grotzen(wiese), Herrngarten, Spitzäcker, Brünndlfeld, Mittlere und Obere Queräcker/Zwerifeld), Luzien, Zinsäcker, Pflanzsteig, Hausgärten, Ölprügel (am Steg), Steggärten, das Alte Dorf (beim Wehr), Lettenberg, Lettengrube, Hintausstückeln, Rain.
Anbau:
hauptsächlich Gemüse (Gurken, Tomaten, Zwiebeln); Wein- und Obstbau noch einträglich. Zuletzt bestehen 53 landwirtschaftliche Betriebe, 5 mit 10ha, die übrigen mit rund 5ha.
Straßen, Plätze:
Kaiserstraße oder Wiener Straße, Retzer Straße, Naschetitzer Straße, Ortsstraße; Häuselweg, Luzienweg, Handschaweg (nach Anlieger), Hintausweg, Zinsackerweg, Kellerweg. Oblaser Brücke („Holzbrücke“) auf Alt-Schallersdorfer Gemarkung, Betonbrücke über den Mühlgraben; Steg über den Mühlgraben am Oblaser Wehr.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle (Pfarrei und Friedhof in Klosterbruck).
Glockenhaus (Glöckl)
Hl.Johannes von Nepomuk, barock.
Kriegerdenkmal 1924, von den Tschechen 1945 zerstört.
Gemeindehaus
Armenhaus mit Notspital
Post- und Telegraphenamt, 1899.
Elektrifizierung, 1916/17.
Autobuslinie Wien-Znaim (privat) seit 1928, ab 1938 Reichspost.
Zahnarzt
Schulen:
Volksschule, 1891, mit Neu-Schallersdorf im Alt-Schallersdorfer Ortsteil „Blunzendorf“, Haus Nr.106, dreiklassig, 1909 vierklassig, 1940 fünfklassig. Bis 1891 nach Klosterbruck eingeschult.
Gewerbe:
4 Gurkeneinlegereien
2 Gasthäuser, 4 Gemischtwarenhandlungen, Kaufhaus, 2 Bäcker, 2 Fleischer, Weinhändler, 3 Gemüsehändler, Milchhandlung, Schmied, Schlosser, Wagner, Tischler, Spengler, 2 Sattler, Maurer, Schneider, 2 Damenschneiderinnen, Elektriker, Drogerie, Mechaniker, 2 Schuhmacher, Friseur, Trafik, Eisenhandlung, 2 Holzhandlungen, Musiker.
Vereine:
Thayabodener Militär- und Veteranenverein, 1897.
Bund der Deutschen, 1899.
Burschenverein „Thayablüte“, 1923.
Deutscher Schulverein, 1912, von den Tschechen 1919 aufgelöst, umbenannt in Deutscher Kulturverband.
Lagerhausgenossenschaft
P
48° 52′ N, 16° 11′ O, Bantice, Znaim
Geschichte
Erste urkundliche Erwähnung 1052, König Johann tauscht 1358 den Ort gegen Luggau an Kloster Bruck ein. 1827 brennt der ganze Ort nieder. Im I.Weltkrieg fallen 21 Mann, im zweiten 30 Mann.
Im Juli/August 1945 werden die Deutschen nach Österreich vertrieben, im Januar und August 1946 nach Baden und Nord-Württemberg ausgewiesen.
Matriken seit 1652 (bei Proßmeritz).
Bezirk und Gericht Znaim
Längsangerdorf 551 ha, 213 m ü.d.M.
Flurnamen:
Hühnerbergfeld, Meierhoffeld, Haidfeld, Kirchfeld, Bergweinfeld.
Straßen, Plätze:
Pratscher Weg, Stadtweg, Grubweg, Mühlfrauner Weg, Kirchweg, Teichtweg
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle Mariä Himmelfahrt 1832, nach schwerer Cholera-Epidemie; Neubau 1934, zur Pfarre Proßmeritz.
Elektrifizierung, 1929.
Straßenbau (nach Töstitz), 1928/29.
Schulen:
Volksschule, 1908, erweitert 1932 auf 2 Klassenzimmer mit Schulküche und Bücherei; davor Neubau 1836.
Vereine:
Männergesangverein, 1923, Turnverein (zu Proßmeritz).
48° 53′ N, 15° 47′ O, Podmyče, Znaim
Geschichte
Das Dorf umfaßte 19 Viertellähner-Höfe mit je 12ha (60Metzen) Ackerfläche, daneben viele Häusler mit zusammen ca.110ha; zwischen 1860 und 1904 werden von den 19 Höfen 12 zwangsweise verkauft. Wer Geld brauchte, etwa nach einer Mißernte, mußte sich an Wucherer wenden, die 20% Zins und mehr verlangten. Als nach 1875 die Höfe aufgeteilt und Teile verkauft werden durften, wurden 7 Hofstellen verkleinert, eine Hofstelle wurde ganz aufgelöst, und an ihrer Stelle 1900 die Schule errichtet. Um 1900 wurden mit der Gründung der Raiffeisenkassen günstige Kredite möglich, mit der Errichtung von Lagerhausgenossenschaften und Milchgenossenschaften der Absatz der Produkte gesichert. 1917 vernichtete Frost die Baumblüte, der Sommer war trocken, Kartoffeln und Rüben blieben klein, der Roggenertrag gering, der Roggen wurde für das Militär beschlagnahmt, die Müller durften nur Hafer und Mais mahlen. Es herrschte Hungersnot. Jede Familie erhielt monatlich 5kg Mais zum Brotbacken zugeteilt. Man mischte ihn mit gesiebtem Hafer und anderen Körnern. Manche Familie hatte kein Stück Brot im Haus.
Am 17.Juni 1945 wurden die meisten Deutschen vertrieben, nur 20kg Gepäck wurden ihnen erlaubt.
Brauchtum
Zum Fasching holen die Burschen am Freitagnachmittag aus dem Gemeindewald Reisig, am Abend schmücken sie mit ihren Tänzerinnen den Tanzsaal. Am Sonntag beginnt um 14 Uhr der Tanz, bis vier Uhr früh, die Mädchen gehen heim und die Burschen zechen bis zum hellen Morgen. Am Montagmorgen gehen die Burschen mit Ziehharmonikamusik zu ihren Tänzerinnen und bekommen Kaffee und Kuchen, Sulz oder Geselchtes. Keine Tänzerin darf vergessen werden, sonst gibt es Verdruß. Am Abend geht die Tanzerei weiter, diesmal nur bis Mitternacht. Am Dienstagmorgen maskieren sich die Burschen und sammeln Eier, Krapfen, Hafer, Schmalz, Fleisch und Geld. Um 14 Uhr wird wieder getanzt. Die Wirtin bereitet aus dem Gesammelten ein Abendessen, nur die verheirateten Frauen müssen dafür bezahlen. Spenden für die Burschen erbringen 900-1100Kronen. Am Aschermittwoch sammeln die Burschen wieder: Grieß, Krapfen, Eier, Schmalz, Mehl und Geld. Die Wirtin macht für die Burschen und Männer einen „Schmorr’n“, der Wirt stellt den Heringsschmaus und einige Faß Bier. Der Rest des Geldes wird am folgenden „Branntweinsonntag“ vertrunken, die Mädel spenden dazu Torten.
Für das Maibaumsetzen wird Ende April auf der Forstverwaltung im Schloß Frain gegen Entgelt eine Anweisung zum Fällen und Abholen von fünf Maibäumen geholt, meist Birken, manchmal, wenn diese noch keine Blätter haben, Fichten. Diese werden vor den Häusern vom Bürgermeister, Lehrer, Feuerwehrhauptmann und den beiden Gasthäusern aufgestellt. Auch beim Kriegerdenkmal wird ein Baum aufgestellt, die Dorfschönen bekommen kleinere, die oft am Schornstein befestigt werden. Ende Mai werden die Bäume von den Hauseigentümern umgelegt, ausgeführt wie das Holen und Aufstellen von den Burschen, denen sie dafür ein Faß Bier spendieren. Der höchste Maibaum wurde 1933 gesetzt, eine Fichte von 28m Länge.
Matriken seit 1642 (bei Frain).
Bezirk Znaim, Gericht Frain
Längsangerdorf 434 ha, 440 m ü.d.M.
Flurnamen:
Magenfeld, Schloßgraben, Langerholz, Steinriedl, Neurieß, Benginger Weg, Holäackerln, Dorfwiesen, Hofacker, Brennesselmaß.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle zur hl.Margareta, 1721, mit dreigeschossigem Turm, zwei Glocken, die große muß im Krieg abgeliefert werden und wird 1922 ersetzt, im II.Weltkrieg abermals abgeliefert; neuer Altar, Spende von Anton Hummel, 1935 geweiht.
Friedhof, 1871.
Marter mit Gnadenbild, 1783, am Weg nach Frain.
Josefkreuz an der Straße nach Schaffa.
Gnadenbild am Föhrenbaum am Weg nach Frain.
Postablage
3 Feuerlöschbrunnen, 1933, 1934/35, 1936.
Schulen:
Volksschule 1900.
Gewerbe:
Großgrundbesitz, Sägewerk 1922.
Vereine:
Turnverein
Freiwillige Feuerwehr, 1905.
Männergesangverein, 1921.
48° 50' N, 16° 0' O, Popice u Znojma, Znaim
Geschichte
Urkundlich 1337 erstmals genannt, gehört zum Kloster Bruck und wird vom Klarissinnenkloster in Znaim gegen Dörflitz eingetauscht. Bald danach Besitz der Propstei Pöltenberg des Kreuzherrenordens bis 1848. Seit 1409 ist die Traußnitzmühle (bis 1936) beurkundet. Infolge der Hussiteneinfälle verödet. Die Kreuzherren schenken 1509 den Bauern 350 ha Hutweide als Freigrundstück, damit Beginn extensiver Schafhaltung, daraus der Spitzname Poppitzer Schafe, auch Schmalztümpel. Eigene Pfarrei seit 1500, der Weinbau geht bis ins 13.Jh. zurück. 1574 erläßt der Ordensgeneral eine Gemeindeordnung in deutscher Sprache. Auch im 30jährigen Krieg leidet der Ort schwer, die Pest überleben 1680 nur 17 von 200 Einwohnern.
1779 übernachtet Kaiser Josef II. in der Pfarrei. 1794 zählt man schon wieder 424 Seelen in 71 Häusern; damals bestehen 297 Joch Weingärten, 1939 nur mehr 40 ha. 1805 und 1809 hausen die Franzosen im Ort, sie martern den flüchtigen Bürgermeister zu Tode.
Wirtschaftliches Aufblühen seit 1848, besonders ertragreich: Kirschen, Gurken, Aprikosen für den Znaimer Markt und Wien. 1866 kommen die Preußen und prassen. 1911 wird die Straße nach Deutsch Konitz ausgebaut. Im I.Weltkrieg fallen elf Mann.
Im Dezember 1918 besetzt tschechisches Militär den Ort und plündert Speise- und Vorratskammern sowie Saatgut. Wirtschaftlich folgen schwerste Rückschläge.
Im Herbst 1919 besetzt eine Kompanie den Ort und requiriert noch gründlicher als 1918, mit aufgepflanztem Bajonett wird überall hineingestochen, wo etwas vermutet wird, Leute werden bedroht. Eine besondere Belastung bedeutet die Weinsteuer. Ende August 1938 wird eine Batterie schwere Artillerie nahe beim Ort aufgestellt, Waffen und Radios werden beschlagnahmt, alle brauchbaren Pferde eingezogen. Am 10.Oktober marschiert die Wehrmacht ein. 1938/39 einmaliger wirtschaftlicher Aufschwung.
Im II.Weltkrieg fallen 15 Mann, vier bleiben vermißt.
Am 8.Mai 1945 tauchen die Rotarmisten auf und nehmen sich Schlachtvieh. Erste Vergewaltigungen. Am 9.Mai kommen die ersten Tschechen in den Ort, Waffen, Radios und Musikinstrumente müssen abgegeben werden, damit ziehen sie ab. Am 10.Mai ziehen polnische Fremdarbeiter plündernd durch den Ort. Am 12.Mai erscheint ein tschechischer Kommissar, sein „Partisanen“kommando von 5 Mann wird jeden Tag in einem anderen Haus zum Essen eingewiesen.
Am 18.Juni 1945 werden alle arbeitsfähigen Männer zusammengetrieben, die Häuser werden geplündert, die Männer werden geschlagen und nach Znaim ins Arbeitshaus gebracht, schwer mißhandelt und dann zur Zwangsarbeit auf tschechische Höfe und in Fabriken verschleppt. Tschechen besetzen die Häuser, Deutsche werden mißhandelt, ein Achtzigjähriger wird von tschechischen Jugendlichen erschlagen, weil er seine letzte Ziege nicht hergeben will. Einige Familien werden ins Landesinnere verschleppt, andere nach Österreich abgeschoben. Am 5.März 1946 werden die letzten Deutschen in Viehwaggons nach Deutschland geschafft.
Brauchtum
Feier zum Fest Mariä Verkündigung: Die Pest findet 1680 erst ein Ende, als der Pfarrer ein Missionskreuz auf die Schulter nimmt, mit den Überlebenden auf den Berg steigt und das Kreuz aufstellt und um Hilfe bittet. Tatsächlich hört die Pest auf, an Samstagen und an Marienfeiertagen pilgern die Leute zur Martersäule, den Rosenkranz betend. Später wird da eine Kapelle erbaut. – Am Vorabend des Festes gehen die Leute zur Kapelle, in der ein Konzert stattfindet. Am nächsten Tag wird ein feierliches Hochamt gelesen, nachmittags um zwei Uhr beginnt nach dem Segen in der Kirche die Prozession, die zu einer Andacht in der geschmückten Kapelle führt.
Ende Jänner Ball des Bundes der Deutschen.
Osterratschen vom Gründonnerstag bis zum Karsamstag. Auferstehungsprozession.
Granitzschau (Grenzbegehung) am 25.April.
Fronleichnamsprozession.
Maibäume werden von den Burschen beim Bürgermeister, beim Pfarrer, bei Vereinsvorständen und Wirtshäusern gesteckt, außerdem von jedem einzelnen bei seinem Mädchen.
Sonnwendfeier auf dem Feuerberg.
Kirtag am ersten Sonntag im September.
Silvester: Theaterspiel und Tanz.
Matriken seit 1650, Grundbücher seit 1558.
Bedeutend:
Postl Karl [Charles Sealsfield] (1793-1864), Schriftsteller, studiert bei den Kreuzherren in Prag; 1814 zum Priester geweiht. Er flieht 1823 in die USA, wo er den Namen Sealsfield annimmt, der erst nach seinem Tod als Pseudonym enthüllt wird. 1826 kehrt er nach Europa zurück, ist 1827/30 wieder in den USA, danach Korrespondent in London und Paris. Ab 1832/33 lebt er als Schriftsteller in der Schweiz, 1837 und 1853/58 hält er sich erneut in den USA auf. Als politisch engagierter Journalist und Reiseschriftsteller sieht er das liberale Gedankengut der österreichischen Spätaufklärung in der Verfassung der USA verwirklicht. Anfangs unter dem Einfluss von J.F.Cooper, F.R.de Chateaubriand und Walter Scott, wird Sealsfield zum frührealistischen Erzähler mit politischen und pädagogischen Zielen und zum ersten bedeutenden deutschsprachigen Schilderer amerikanischer Landschaft und Gesellschaft. Die in Harmonie mit der Landschaft lebenden Menschen entwickeln in Mexiko und im amerikanischen Südwesten demokratische Staatsformen. Sealsfield beschreibt zustimmend eine konservative, bürgerliche Agrargesellschaft und erkennt die sozialen Folgen der fortschreitenden Industrialisierung des 19.Jahrhunderts.
Werke:
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika nach ihren politischen, religiösen und gesellschaftlichen Verhältnissen betrachtet, 2 Bände (1827); Austria as it is (1828).
Romane:
Tokeah. Deutsch: Der Legitime und die Republikaner, 2 Bände, 1829/32; Der Virey und die Aristokraten oder Mexiko im Jahre 1812, 3 Bände (1835); Lebensbilder aus beiden Hemisphären, 6 Bände (1835/37); Neue Land- und Seebilder; 4 Bände (1839/40); Das Cajütenbuch oder Nationale Charakteristiken, 2 Bände (1841); Süden und Norden, 3 Bände (1842/43). Lambeck Gregor, vorletzter Abt von Kloster Bruck. Rabel Gebrüder, Generalstäbler unter Radetzky. Schneider Sigismund, k.u.k. Staatsbankbeamter, seine Unterschrift war auf den Banknoten. Mahr Sigismund, Ingenieur bei Planung und Bau der Semmeringbahn.
Literatur:
Buschek, Herbert: Ortsgeschichte Poppitz. o.J.
Bezirk und Gericht Znaim
Straßendorf 668 ha, 278 m ü.d.M.
Gehört zu den Kuhbergdörfern.
Flurnamen:
Spielberg, Mitterberg, Oberberg, Lange Larnbau, Kurze Larnbau, Kreften, Domacker, Junge Weingärten, Weiße Örter. Waldgebiete: Sonnleiten, Müllerleiten, Einsiedelleiten, Roßstallgraben, Wolfsberg, Halterwiese, Taplecewiese, Kohlen- oder Kolmgraben; Hutweiden: Kapellenweide, Feuerberg.
Anbau:
alle Zweige, besonders Obst, überwiegend Kirschen, Weinbau. Jagd: Hirsch, Reh, Hasen, Fasane, Rebhühner, Schnepfen, Wachtel, bis 1938 Birkhahn; alle Marderarten, Fuchs, Dachs, Fischotter an der Thaya.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl.Sigismund; Chor und Sakristei mit Kreuzrippengewölbe, 14.Jh., Langhaus, spätgotisch, mit Sternrippengewölbe, 15.Jh., Westfassade 2.Hälfte 17.Jh., Vorbau 18.Jh., Turmhelm 1752; renoviert 1902; Hochaltar 1725, rechter Seitenaltar 1.Hälfte 18.Jh.., Kanzel, Taufbecken, Bänke 1760, Rokoko; Monstranz gotisch, 1520; vier Glocken, 1698, im Ersten Weltkrieg geopfert, 1923 erneuert.
Pfarrhof 2.Hälfte 17.Jh., Sommersitz des Großmeisters vom Kreuzherrenorden.
Friedhof, 1835 an die Westseite der Kirche verlegt.
Pfarrhaus
Bildstock mit 4 Reliefs, 16.Jh.
Florianisäule, 2.Hälfte 17.Jh.
Hl.Johannes von Nepomuk
Hl.Antonius
Dreifaltigkeitsmarterl, Flucht nach Ägypten.
Marterl aus dem 30jähr. Krieg auf dem Häuselberg.
Friedhofstor 1.Hälfte 18.Jh.
Marienkapelle auf der Kapellenheide am Weg nach Kaidling, 1816, anstelle eines Bildstocks, den 1680 die Überlebenden der Pest aufstellten. Zu Mariä Verkündigung kommen alljährlich Prozessionen aus Zuckerhandl und Kukrowitz. 1954 vernichtet.
Sealsfieldstein
Gemeindehaus seit 1650.
Armenhaus (Kircheneigentum) 17. Jh.
Milchhaus
Telefon 1932 im Gasthof Bauer.
Elektrifizierung, 1934.
Buslinie Znaim-Gnadlersdorf (privat), Post-Omnibus Znaim-Retz 1939-1945
Schulen:
Volksschule seit 1787, einklassig, 1799 erweitert, (Trivialschule des Kreuzherrenordens), 1939 aufgelöst wegen zu geringer Kinderzahl, danach Schulbesuch in Deutsch Konitz. Kindergarten, 1939.
Gewerbe:
Traußnitzmühle bis 1936, danach Ausflugslokal.
Gurkeneinlegerei bis 1936.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1889.
Bund der Deutschen Südmährens, 1899.
Milchgenossenschaft 1910
Turnverein, 1937.
48° 50′ N, 16° 17′ O, Božice, Znaim
Geschichte
Erstmals urkundlich genannt 1225, im 14.Jh. als zum Stift Selau gehörig bezeichnet, seit 1691 Teil der Herrschaft Joslowitz. 1570 von Wiedertäufern bewohnt. 1637 stehen 20 Anwesen im Ort öde. 1697 bestehen 29 Halblehen und 10 Viertellehen. 1771 wird die hölzerne Brücke über den Jaispitzbach vom Eisstoß weggerissen, durch einen Ziegelbau mit drei Bögen auf zwei Pfeilern ersetzt, dieser wird 1888 auch vom Eisgang zerstört. Eine pfeilerlose Eisenkonstruktion aus dem gleichen Jahr wird 1945 von der Wehrmacht gesprengt. 1855 zerschlägt Hagel die gesamte Ernte, seither gehen die Leute am Jahrestag nach Lechwitz auf Wallfahrt. 1860 bleibt nach einem Brand nur ein Haus stehen, ein Mann kommt um. 1865 brennt der ganze Unterort ab. 1866 quartieren sich die Preußen ein, die Cholera fordert viele Opfer. Im I.Weltkrieg fallen 45 Mann.
Bei der Wahl zum Nationalrat 1925 erhalten die deutschen Parteien 511 Stimmen, die tschechischen 28, die Kommunisten 64, die jüdische Partei 6. Das Gut wird 1926 im Rahmen der Bodenreform enteignet. Am 26.Oktober versammeln sich mehrere hundert Personen und beraten Maßnahmen, mit denen die alleinige Verteilung an Tschechen verhindert werden könnte. Am 27. geht eine zweitausendköpfige Menge von Einwohnern aus Possitz, Groß-Grillowitz und Borotitz zum Bahnhof, wo die tschechischen Kommissare eintreffen. Der Abgeordnete Wagner und die Gemeindevertreter können die empörten Menschen nur mit Mühe beruhigen. Der Abgeordnete fragt, ob deutsche ärmere Ansässige oder Hofbedienstete des Gutes bei der Aufteilung berücksichtigt würden, von Seiten der Kommission kommen aber ein Schimpfwort und Verhöhnung. Darauf stürmen die Massen den Bahnhof, die Kommission bringt sich in Sicherheit. Der Abgeordnete fordert die Einstellung der Bodenzuteilung und rät zur Rückreise, was befolgt wird. 1927 werden große Flächen der Herrschaft Joslowitz enteignet und an tschechische Siedler verteilt, die Kolonie Molikov, 1933 stehen dort 22 tschechische Häuser, der Hoja-Hof (80ha) bleibt als Restgut und wird Staatsdomäne. Das Herrschaftshaus wird Rathaus. Wirtschaftsgebäude und Stallungen werden abgerissen, neue Häuser für Deutsche werden gebaut.
Zum 85.Geburtstag des Präsidenten Masaryk am 7.März marschiert ein Festzug vom Zeughaus der Feuerwehr zum Festgottesdienst in der Kirche, „unter den Klängen zweier Musikkapellen und mit fliegenden Vereinsfahnen marschierten Deutsche und Tschechen in einem Zuge, umgeben von zahlreichen Ortsbewohnern“ (Chronik). Bei den Parlamentswahlen gewinnt die SdP 407 Stimmen, die Christlich-soziale Volkspartei 135, der Bund der Landwirte 65, die Sozialdemokraten 22; die Tschechen bekommen 83 Stimmen, die Kommunisten 6. Im Jahre 1936 wird der erste Wochenmarkt abgehalten (Montag).
Am 18.September 1938 müssen alle Deutschen sämtliche Waffen abliefern, am 24. wird die allgemeine Mobilmachung bekanntgegeben (bis zum Alter von 40 Jahren), Familienväter kommen dem Befehl nach, viele Ledige verstecken sich. Am 8.Oktober ziehen die tschechischen Soldaten ab, betrunken, nachdem sie in einen Weinkeller eingebrochen waren, vom Kastenberg schießen sie eifrig über die Ortschaft hinweg, alle Pferde nehmen sie mit. Am 9.Oktober zieht die Wehrmacht ein. Abends veranstalten Possitz und Grillowitz einen gemeinsamen Fackelzug, am 17.Oktober ziehen die Truppen ab.
Im II.Weltkrieg fallen 45 Mann, vermißt bleiben 22, in der Gefangenschaft sterben sechs Mann. Vertrieben werden 1160 Deutsche, 290 können in Österreich bleiben, 870 gelangen nach Westdeutschland. Unterirdische Gänge und Kammern unter dem Tanzberg am Westausgang; die „Schindergruben“ im Bauernwald sind Verstecke und Vorratsräume für Kriegs- und Notzeiten, der größte mit gebrannten Ziegeln eingewölbt, 10m tief, 60-70m lang, ursprünglich mit drei brunnenartigen Einstigen.
Kirtag am Sonntag nach dem 16.September (Ludmilla).
Ein Robotpatent von 1771 ordnet an: „Es soll jeder robotsame Untertan zur Aufzeichnung der Robottage ein wohlgezeichnetes Kerbholz oder sogenannten Robisch haben, auf welchem jeder wirklich geleistete Robotstag zu Ende jeder Woche entweder vom Beamten oder Schaffer oder dem Wirtschaftsdrab, in wessen Bezirk oder Meierhof die Robot geleistet wird, einzuschneiden ist.“
Dieser Robisch bestand aus zwei Teilen, die in Falzen genau zusammenpaßten, der eine Teil befand sich beim Gutsherrn, der andere beim Untertan. Zum Einkerben legte man sie zusammen und schnitt für jeden Tag eine Kerbe ein, die auf beiden Teilen zu sehen war. In jüngster Zeit diente er am Kirtag zur Einkerbung der Weinmengen, welche die Irtenburschen vom Wirt bezogen.
Matriken seit 1663 (bei Groß-Grillowitz).
Literatur:
Kratschmann, Albin: Gedenkbuch der Gemeinde Possitz. Angelegt 1924 (geführt bis 1939).
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz
Straßenangerdorf 1625 ha, 195 m ü.d.M.
Flurnamen:
Obere Halblehner, Untere Halblehner, Neuriß, Wiesäcker, Altes Weingebirge, Weingartäcker, Neuriß, Streiten, Haiden (2), Frischauer Bergäcker, Junges Weingebirge, Felberteil, Bergäcker, Possitzer Teich, Erdberger Teich, Ochsenbreiten, Halblehen, Kirchfeld, Petertal, Teichäcker, Spazierfeld, Obere Teichäcker, Untere Teichäcker.
Im Volksmund:
Mittagwoadn, Mühlwieseln, Mitterstückeln (Weißes Kreuz, 1767), Kreuzstoß, Trift, Gründln, Mühlwieselstoß (Mordkreuz), Weiertstößeln, Trift, Altes Weibiri (Weingebirge), Hofwieerten, Trift, Weiertäcker, Neuriß (Grenzstein, 1767), Bruckgarten, Stierlackerln, Dürrnhübel, Schmale Ackerln, Bruckgartenstoß oder Halblehen, Trift (Gemeindebesitz), Stierlackerstoß oder Halblehen, Mitterstückeln, Beriacker, Hoadstoß (Halblehen), Felberteil, Garteln (Gärten), Jungbiri, Hoadn, Hoadln, Brünndelhoadn, Innere Hoadacker, Müllneracker, Hüttenacker (Gemeindebesitz, mit Hütte für den Hüter der Weingärten), Weiert-Hoadn, Außere Hoadacker, Streiten, Frischauer Beri-Acker, Kas-Ocka (Käseerzeugung), Ochsenwoadn, Wiesen, Asperlteil (Espe), Woadn (Ackerland), Wiesacker (Krautgärten), Wiesacker- (Obstund Weingärten), Gänsholdaocka (Gänsehalteräcker), Beriocka, Knausocka (Nach Gutsaufseher Knaus), Jagerocka, Ochsenbreiten, Sträußel-Wald, Hoja-Acker. Hoja-Halblehner mit den Rieden: Wiesackerstößl, Mitterstückeln, Hojastößln, Kastenviertel (Donatus), Gemeindeakazien (Wald im Petertal), Teichtelmühle (Petertal), Spaziererackerln, Weiert-Teichtelacker, Beern-Akazien (nach Anton Beer), Mühl-Teichtlacker, Kleine Mühl-Teichtlacker, Große Teichtlacker (Fischerkreuz), Beern-Akazien, Kleine Teichtlacker, Große Äcker, Bahnstückeln, Kira-Halbleher (Kirche), Schul- oder Friedhofviertel, Teichtl-Stößl, Granitzocka (Grenzacker), Windmantel (Wald), Mine (nach Gräfin Wilhelmine) mit Obstallee, Jagerwinkel, 18 Joch, Rusten (Rüster), Am Noßn Eck, Weibiri (Weinberg), Ladnhäuselboden (Jägerschutzhütte), Remis, Poppelschule, Bauernwiesen, Schofschwemme, Spitzwiesn, Schotterhübel mit Christinawaldl (Gräfin Christine), Försterhäusel oder Schlössel oder zerfallenes Schloß, Putzwiesn, Scheidaschlogwiesn mit Scheiterschlagbrücke, Judenfriedhof mit Schwarzer Locka (Lache), Rauher Daum (Damm), Goashiebl (Geißhübel), Rundo (Rondeau).
Anbau:
Getreide, Mais, Kartoffeln, Rüben, Hülsenfrüchte; alle Obstsorten, besonders Marillen; Weinbau.
Jagd:
Rehe, Hasen, Fasane, Rebhühner. Straßen, Plätze: Oberort, Unterort, Kastenberg mit Schüttkasten (Getreidespeicher), Litschkaberg, Berg, Schindergruben.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Glockenhaus, 1862, nachdem das alte niedergebrannt war. Kirche in Groß-Grillowitz; der Ort gehört zur Pfarre Groß-Grillowitz, bis 1893 gemeinsame Schule.
Kloster Mariahilf in Groß-Grillowitz.
Hl.Donatus, 1908, an der Straße zum Bahnhof.
Steinkreuz, „Weißes Kreuz“, 1767, an der Brücke.
Marienstatue im Unterort, vor der Prälatenvilla.
Dreifaltigkeit, Ziegelbau, Nr.192, neben der Schule; abgerissen.
Rotes Kreuz, gegen Grillowitz, jetzt vor der Kirche.
Bildsäule an der Straße nach Erdberg.
3 Bildstöcke
4 Eisenkreuze
Marterl mit Gedenktafel im Friedhof.
Prälatenvilla, mit Kunstsammlungen, weitäufigem Garten, exotischen Bäumen; von Mauer umgeben.
Rathaus: Herrschaftsgebäude der Herrschaft Joslowitz, 1834, nach Auflösung als Rathaus genutzt.
Kriegerdenkmal, 1921; 1945 durch Sowjetflugzeuge beschädigt, abgerissen.
Bahnstation Possitz-Joslowitz an der Strecke Znaim-Lundenburg.
Postamt, 1872.
Hebamme
Schulen:
Volksschule Neubau 1893, dreiklassig, 1906 vierklassig, im Unterort, nach der Trennung von GroßGrillowitz, davor bis 1870 in Grillowitz, Haus Nr.50; 1870 Neubau, vierklassig, südlich von Groß-Grillowitz, auf dem „Schulberg“.
Gewerbe:
4 Gasthäuser, 3 Gemischtwarenläden, Bäcker, Fleischhauer, Obst- und Eierhandel, 4 Wagner, 3 Schmiede, Schlosser, Sattler, 3 Tischler, 2 Schneider, 3 Schneiderinnen, 2 Schuster, Friseur, 2 Trafikanten.
Vereine:
Männergesangverein, 1886.
Freiwillige Feuerwehr Groß Grillowitz-Possitz, 1891.
Turnverein, 1921.
Raiffeisenkassa, 1894.
Milchgenossenschaft, 1914.
48° 53′ N, 16° 12′ O, Práče, Znaim
Geschichte
Der Ort gelangt – nicht zur Gänze – aus landesfürstlichem Besitz 1190 an Kloster Bruck, 1344 wird der Besitz an einen Znaimer Bürger verkauft und geht 1374 an das Augustinerkloster in Brünn über. Kloster Bruck verkauft 1531 den Ort mit Teßwitz zur Herrschaft Grusbach, er wird 1560 mit dieser Herrschaft weiterverkauft.
Aus den Schwedenkriegen stammen Reste eines Erdstalles. 1699 kauft Margaretha von Liechtenstein den Ort. Nach der am 3.Juli 1866 verlorenen Schlacht bei Königgrätz zieht sich die österreichische Armee nach Wien zurück, die Pratscher flüchten mit beladenen Wagen in den Burgholzwald. Die Preußen kommen zunächst nicht, dann schon und wieder nicht, so geht es hin und her, und als die Preußen doch kommen, nehmen sie den Leuten nichts weg. Die Cholera fordert 100 Menschenleben. Im I.Weltkrieg fallen 13 Mann. 1938 müssen die fünf Radios, die es im Ort gibt, bei der Post in Lechwitz abgegeben werden. Im II.Weltkrieg fallen 34 Mann.
Am 7.Mai 1945 wird der Ort bombardiert, die Rotarmisten dringen ein, Raub und Vergewaltigungen folgen. Drei durch Genickschuß getötete Landser werden begraben. Tschechische Hausbesetzer rauben die Häuser aus. Einige Familien fliehen nach Österreich, andere werden bis 1946 zur Zwangsarbeit verschleppt.
1936 wurde ein Hockergrab, 4000 Jahre alt, in der Lehmstetten gefunden.
Wallfahrt nach Maria Dreieichen nach einem Gelübde seit 1831, als Ruhr und Cholera im Dorf wüteten.
Matriken seit 1916 (davor ab 1652 bei Proßmeritz).
Literatur:
Gregor, Gustav: Dorfbuch der Gemeinde Pratsch. 1958
Weiß, Klemens: Pratsch. 1992
Bezirk und Gericht Znaim
Breitangerdorf 721 ha, 205 m ü.d.M.
Flurnamen:
Frauengebiet, Weingartengraben, Ungarfeld, Feiststücken, Heide, Langfeld, Kreinfeld, Prälastischer Garten, Kirchfeld, Langenteile, Hauswiesen, Edelweide.
Jagd:
200 Hasen, 1000 Rebhühner, 100 Fasane, 20 Wildenten, 100 Wachteln, 10 Wildgänse, 10 Rehe, 100 Bisamratten.
Straßen, Plätze:
Lechwitzer Straße, Proßmeritzer Straße, Neue Straße; Panditzer Weg, Hödnitzweg, Erdbergweg, Triftweg.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zur Unbefleckten Empfängnis Mariä 1905, vergrößert 1934. Pfarrei seit 1918, davor nach Proßmeritz eingepfarrt.
Pfarrhaus, 1918 aus der alten Schule (Nr.55) umgebaut.
Friedhof 1916 (davor Proßmeritz).
Wiener Marter: 6m hoher gotischer Bildstock aus dem 14.Jh.
Marterl auf der Straße nach Proßmeritz.
Steinfeldkreuz, 1826.
Bildstock der vierzehn Nothelfer am Erdbergweg.
Kriegerdenkmal auf dem Friedhof.
Gemeindebücherei
Poststelle des Postamts Lechwitz.
Feuerwehrgerätehaus, 1920.
Armenhaus
Telefon in Lechwitz
Elektrifizierung, 1928.
Omnibuslinie, 1930.
Schulen:
Neubau 1898, Umbau 1930, zweiklassig, mit Turnsaal. Älteste Schule (Nr.55) seit 1790, Neubau 1860, einklassig.
Kindergarten, 1938.
Gewerbe:
Schmied, Schlosser, Sattler, Wagner, Tischler, Schneider, Schuhmacher.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1900.
Raiffeisenkassa, 1919.
Deutscher Burschenverein „Gemütlichkeit“, 1926.
Turnverein, 1937.
Kriegerverein, 1938.
48° 51′ N, 16° 21′ O, Pravice, Znaim
Geschichte
Erstmals 1131 urkundlich genannt, 1426 schlagen die Hussiten auf dem Taborberg ihr Lager auf. Nach 1539 verschwindet die Pfarrkirche. Seit 1598 gehört der Ort zur Herrschaft Frischau, um 1700 an die Liechtenstein. 1619 bestehen 26 bäuerliche Anwesen. Seit 1753 ist der 7.August (Donatus) Gemeindefeiertag. 1849 fordert die Cholera viele Opfer. 1873 Baubeginn der Neugasse vom Taborberg zur Kirche, 1894 brennt eine ganze Häuserreihe nieder, der Jaispitzbach wird reguliert. Im I.Weltkrieg fallen 23 Mann.
In den Wintermonaten, besonders zu Silvester, wird in beiden Gasthäusern Theater gespielt, ab 1932 im neuerbauten Jugendheim mit Bühne, z.B. „’s Nullerl“, „Die heilige Notburga“, „Elisabeth von Thüringen“, „’s Trauringerl“, „Rosa von Tannenburg“ (1936), „Ums Vaterhaus“ (1937), „Geächtet“. Im Krieg spielen Frauen die Männerrollen in „Die heiratslustige Witwe“ und „Der Millirahmstrudel“ von Karl Bacher. Im II.Weltkrieg fallen 63 Mann.
Am 7.Mai 1945 wird der Ort bombardiert, ein Mann und eine Frau kommen dabei um, am 8.Mai dringen die Rotarmisten ein, Raub und Vergewaltigung beginnen. Tschechische „Partisanen“ kommen, Hausbesetzer folgen und damit müssen die Deutschen ihre Häuser verlassen. Manche fliehen nach Österreich, andere werden zur Zwangsarbeit verschleppt. Am 23.9.1945 werden die ersten 45 Deutschen vertrieben, am 18.Juni 1946 geht der letzte Transport von Znaim ab. Von 835 Vertriebenen bleiben 139 in Österreich, 717 gelangen nach Westdeutschland.
In den Hussitenkriegen soll der Ort Milkowitz südwestlich verödet sein, das Dorf Libitz verödet 1536, eine Siedlung Johannesstadt wird in den Reformationswirren zerstört.
Erdställe und unterirdische Gänge wurden zwischen Gutshof und Taborberg entdeckt.
Spitzname: Kraastanzer oder Eichelbeeren.
Matriken seit 1744 (bei Frischau).
Literatur:
Kraus, Karl: Unsere Gemeinde Probitz. 1988
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz
Breitstraßendorf 956 ha, 187 m ü.d.M.
Flurnamen:
Scheibenwiesenbreite, Johannesteichbreite, Herrschaftswald, Honifackerln [Hanfäcker], Schafmeisterachteln, Obere Schafmeisterbreite, Fluchtgrabenäcker, Felberplatz, Sandheide, Föhrenwaldl, Sandacker, Spitz, Trift, Sandbreite, Taborsuttenvierteln, Sandweingärten, Taborsuttenäcker, Waldlquanten, Zinsquanten, Eichenwaldbreite, Obere Weidteichbreite, Häuselweingärten, Neuries, Hadbiriweingärten, Achteln, Mühlbreite, Untere Weidteichbreite, Baßgeige, Mühlteichäcker, Weidteil, Eselweg, Schmale und Breite Wiesen, Mischtalackerln, Kireackerln, Vierjoch, Krautacker, Brünndlacker, Mühlteichwiesen, Weidteich, Dammbreite, Schinderweingarten (Schinderbere).
Anbau:
Alle Getreide-, Gemüse- und Obstsorten, Hackfrüchte; Weinbau. Ursprünglich 22 Höfe mit 42 Joch (= 24,78ha).
Jagd:
500-600 Hasen, 300-400 Kaninchen, 1000 Rebhühner, 350 Fasane, 40-50 Rehe, 6-10 Schnepfen, 8-12 Füchse, einige Wildenten.
Straßen, Plätze:
Oberort, Unterort, Draußterörtl oder Klein-Leipertitz; Dorfgasse (Vornaus), Neugasse (Hintaus), Judengasse, Thomas- oder Vitalgassl, Kastengassl (vom Schüttkasten), Jankagassl, Obergasse, Fritzgassl auf dem Taborberg.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle zur Heiligen Dreifaltigkeit, 1833, renoviert 1933. 3 Glocken; 2 im I.Weltkrieg abgeliefert, eine neue im II.Weltkrieg. Davor Glockenhäuschen beim Meierhof. Missionskreuz an der Kirche.
Gnadenmutter von Lourdes im Schulgarten Friedhof 1886; früher auf dem Taborberg, das „Rote Kreuz“ an der Grusbacher Straße stand am Eingang; später aufgelassen, Grabstätten danach in Frischau.
Hl.Donatus, 1752.
Hl.Johannes von Nepomuk an der Brücke über den Haltergraben.
„Rotes Kreuz“ an der Grusbacher Straße.
Marterl zur Unbefleckten Empfängnis Feldkreuz 1937, am Weg nach Milkowitz (Hussitenkriegsödung).
Schindlerkreuz/Steinkreuz, 1922.
Schmerzhafte Muttergottes, Statue beim Taborberg.
Dreifaltigkeit, Marter an der Frischauer Straße.
Kriegerdenkmal, 1932, von den Tschechen 1945 zerstört.
Haltestelle der Strecke Wien-Brünn, 1866, 500m vom Dorf entfernt.
Feuerwehrhaus, 1925. Feuerlöschteich, angelegt 1936.
Jugendheim, 1930 ausgebaut.
Milchsammelstelle, 1902.
Schulen:
Volksschule, Neubau 1891, zweiklassig, 1907 Ausbau für 3 Klassen, ab 1926 Schulküche.
Erster Schulbau 1835, einklassig, davor in Frischau.
Gewerbe:
Meierhof, Ziegelei, bis 1938.
3 Gemischtwarenläden, 2 Bäcker, 2 Schmiede, 2 Tischler, Wagner, Binder, Sattler, 2 Schneider, 2
Schuhmacher, Friseur, Ofensetzer, einige Maurer.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1903.
Milchgenossenschaft, 1923.
Arbeiter-Turnverein Lassalle, 1925.
Kameradschaftlicher Unterstützungsverein gedienter Soldaten, 1932.
48° 54′ N, 16° 12′ O, Prosíměřice, Znaim
Geschichte
Ottokar I. schenkt 1226 das Patronat dem Kloster Bruck, diesem gehört der Zehent seit 1293. Zu Beginn des 14.Jh. gehört der größere Teil des Ortes zur Herrschaft Jaispitz. 1435 wird der dritte Jahrmarkt per Urkunde auf den 21.Dezember festgesetzt. 1625 gehört Proßmeritz zu Kromau und dem Hause Liechtenstein. Auf der „Galgenhöhe“ Richtung Töstitz sollen Hinrichtungen stattgefunden haben. 1821, 1829 und 1842 äschern Brände fast den ganzen Ort ein.
Turn- und Gesangverein spielen Volksstücke wie „Das vierte Gebot“ von Anzengruber oder Lustspiele. Im I.Weltkrieg fallen 21 Mann, im Zweiten 22 Mann. Am 7.Mai fallen Bomben auf den Ort, am 8.Mai dringen die Sowjets ein.
Matriken seit 1652.
Bezirk und Gericht Znaim
Straßendorf 326 ha, 205 m ü.d.M.
Flurnamen:
Kirchenfeld, Hintauslüsse, Grindellüsse, Quanten, Unteres Feld, Sandäcker, Krautäcker, Straßenrauber, Wainitzfeld.
Anbau:
Hackfrüchte, Zuckerrüben, Gurken; Weinbau.
Straßen, Plätze:
Marktplatz, Prater (mit den Weinkellern), Pratscher Straße, Wainitzer Straße, Panditzer Weg, Hohlweg, Teßwitzer Weg.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zum hl.Aegidius, frühgotisch, Chor mit Kreuzrippengewölbe, 2.Hälfte 13.Jh., Langhaus, gotisch, zweischiffig, südliche Hälfte mit Kreuzrippengewölbe, 15.Jh., nördliche, breitere bei Restaurierung 1453 flach gedeckt, Westtor gotisch, Schauwand mit Renaissancegiebel; 2 Altarbilder von Fr.A.Maulbertsch; 1837 restauriert.
Kapelle mit Fresken von Josef Winterhalter; frühgotische Sakramentsnische mit Gitter; Taufkessel 1.Hälfte 17.Jh., Turm spätromanisch mit Steinkegeldach und Eckpyramiden, 16.Jh.
Hl.Johannes von Nepomuk
Hl.Florian am Ortsausgang an der Znaimer Straße.
Schloß, seit 1938 Gemeindebesitz.
Kriegerdenkmal
Pranger
Armenhaus
Post- und Telegraphenamt, Gendarmerie
Molkerei
Spar- und Darlehenskasse
Arzt, Tierarzt
Schulen:
Volksschule, dreiklassig seit 1884, damals wird Gaiwitz eingeschult; gegründet etwa 1780; bis 1829 (durch Brand zerstört) einklassig, bis 1883 zweiklassig.
Gewerbe:
3 Mühlen, Gemeindegasthaus mit Gemeindestube, Gasthaus, 3 Gemischtwarenhandlungen, Kaufhaus, Lebensmittelgeschäft, Trafik, 2 Bäcker, Fleischer, 3
Schneider, 3 Schmiede, Schlosser, Tischler, Binder, Sattler, 3 Schuhmacher, Uhrmacher, Färber, Weber, Gärtner, Friseur, Fahrrad- und Radiogeschäft.
Jahrmärkte:
An den Montagen 1) nach Palmsonntag, 2) nach Ägidius (1.September); 3) an Thomas (21.Dezember).
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1875.
Gesangverein 1885, (bis 1927).
Molkereigenossenschaft, um 1900.
Turnverein, 1912.
48° 50'N, 16° 5' O, Bohumilice, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1195 erwähnt, als es zum Kloster Bruck kommt.
1439 bestätigt König Albrecht den Besitz. Der Ort wird lutherisch, kehrt um 1600 zum alten Glauben zurück. Das Kloster Bruck besitzt im Ort einen Klosterhof mit Obst- und Küchengarten. 1678 werden 20 Untertanen von Kloster Bruck gezählt. 1827 gelangt der Ort über den Religionsfond an die Wiener Bankiers Liebenberg. Oftmals überschwemmt die Thaya die Gegend, 1845 und 1852 auch Pumlitz.
Im I.Weltkrieg fallen 15 Mann.
1945 bestehen ein Landwirtschaftsbetrieb mit 10ha, 8 mit 5-10ha, die anderen mit 2-5ha. Im II.Weltkrieg fallen 18 Mann. 1945 werden 76 Familien mit 274 Personen vertrieben, vier Familien bleiben in Österreich, 71 kommen nach Deutschland (überwiegend Bayern, Hessen, Württemberg), eine nach Schweden, 16 Personen bleiben im Ort.
Brauchtum
Wallfahrten nach Maria Dreieichen vor Christi Himmelfahrt, nach Maria Taferl und Mariazell. Im Winter Federnschleißen der Frauen. Im Laufe des Jahres haben sich Federn angesammelt. Tratsch und Singen, während die Männer an einem anderen Tisch Mariage spielen, zum Abschluß „Federhahn“ mit Kaffee und Kuchen.
Erstes Tanzfest im Jahr am Faschingssonntag (Jugend), am Montag (ältere Generation), Dienstag (für alle). Am Nachmittag des Aschermittwoch gehen die „Faschingsnarren“ durchs Dorf und bekommen von ihren Tanzgesellinnen Geselchtes, das am Donnerstag im Gasthaus verzehrt wird, am Mittwochabend wird der Fasching mit dem Heringsschmaus beendet.
Am Palmsonntag bringt man Palmkätzchen in die Kirche zum Weihen und schmückt daheim ein Heiligenbild oder ein Kruzifix.
Zu Ostern ziehen die Ratscher vom Gründonnerstag bis zum Karsamstag zur Angeluszeit durch den Ort, vier Aufpasser sorgen für Ordnung. An verschiedenen Stellen wird aufgesagt:
„Wir ratschen, wir ratschen zum Englischen Gruß, den ein jeder katholischer Christ beten muß. Fallt nieder, fallt nieder auf eure Knie Und betet ein Vaterunser, drei Ave Marie!“
Am Karsamstag sammeln die Aufpasser Eier, die sie dann an die Ratscher verteilen.
Am 1.Mai bekommen die Mädchen von den Burschen einen Maibaum (Felberbaum) vor das Haus gestellt – den Maibaum „stessen“ – , den sie im Schindergraben am Sexenberg geholt haben. Den größten Baum stellen die Burschen vor dem Gasthaus auf, in dem sie bewirtet werden.
Für den Kirtag bekommen die Burschen neue Anzüge, die Mädchen neue Kleider, die Hausfassaden werden gestrichen, Kirtagsstriezerln werden mit Marillenmarmelade oder Mohn gefüllt und beim Bäcker gebacken. Am Samstag stellen die Burschen einen Fahnenmast in die Mitte des Tanzplatzes und ziehen eine schwarz- rot-gelbe Fahne auf. Verkaufsstände (Zuckerlhütten) werden errichtet, Ringelspiele und Schiffsschaukeln. Am Sonntagvormittag geht man nach Klosterbruck, zu Mittag gibt es Schweinebraten oder Gänsebraten. Die Burschen versammeln sich mit der Fahne vor dem Gasthaus und holen dann die Mädchen ab. Auswärtige Burschenschaften ziehen ein. Während die eine Burschenschaft tanzt, kegelt die andere im Gasthaus. Nach der Weinlese wird in manchen Jahren ein Weinlesefest im Gasthaus veranstaltet. Die Burschen winden Girlanden aus Weinreben, an die sie Äpfel, Birnen und Trauben binden, und spannen sie über der Tanzfläche aus. Die Tänzer holen sich davon, müssen aber, wenn sie von Aufpassern („Hirta“) ertappt werden, ein Strafgeld zahlen.
Die erste Weinprobe am 11.November nennt man „Martiniloben“.
In Klosterbruck findet eine Jahresschlußandacht statt, die Silvesterfeier im Gasthaus dauert bis nach Mitternacht. Zur Hochzeit schmücken Burschen am Vorabend den Eingang des Brauthauses mit Girlanden, es wird geböllert, das Brautpaar bewirtet mit Wein. Zur Trauung in Klosterbruck fährt das Brautpaar im Landauer, die Braut trägt Myrten, der Bräutigam einen Rosmarinzweig, Sinnbild der Treue.
Kinderspiele: Beim „Aberlspiel“ werden die farbigen Aberln (Murmeln) in eine Vertiefung in der Erde gerollt; wer die meisten hineinbringt, hat gewonnen. Das Kreiseltreiben nennt man „Wolfstreiben“. Beim „Ditschkerlspiel“ wird ein ca.10cm langes, 2-3cm dickes Hölzchen, das an beiden Enden zugespitzt ist, mit dem Schlag eines Brettchens auf eine Spitze zum Hochspringen gebracht. Eine Art Schlagballspiel ist das „Scheiferlpracka“. Verstecken, Bockspringen, Schulterreiten und Schubkarre spielen zu zweit sind auch beliebt.
Matriken seit 1580 (bei Znaim-Klosterbruck).
Literatur:
Zeiner, Franz: Unsere Heimat im Spiegel der Zeit, mit Chronik des Ortes Znaim-Pumlitz. 1987
Zeiner, Franz/Storn, Erich: Aus der 800-jährigen Geschichte von Pumlitz 1195-1995. 1995
Bezirk und Gericht Znaim
Dreieckangerrundling 197 ha, 206 m ü.d.M.
Flurnamen:
Alte Thaya, Brünndelfeld, Garten, Golzische Wiesen (Krotzen), Hacken, Haidfeld, Kleinfeld, Lehenfeld, Mittelfeld, Ober Neurissen, Untere Neurissen, Spitzacker, Trawinggarten, Weidenfleckeln. Galgenberg, Pelzberg, Sexenberg.
Anbau:
alle Getreidearten, überwiegend für Eigenbedarf; Gemüse, vor allem Gurken und Tomaten, Hülsenfrüchte; Weinbau stark zurückgegangen (33 Weinkeller, 21 Preßhäuser blieben), Obst, besonders Kirschen, Johannisbeeren, Nußbäume.
Die meisten Betriebe mit 5ha, 1945 nur 8 Betriebe mit 5-10ha, einer mit über 10ha.
Straßen, Plätze:
Dörfl, Oberdörfl, Unterdörfl; Dorfstraße, Mühlweg, Sexenbergweg.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle zur Heiligen Dreifaltigkeit, 1934, mit Glockenturm; nach Kloster Bruck eingepfarrt.
Bildstock/Marterl 1934, Ort der Maiandachten.
Marterl am Feldweg, Anfang und Ende des Ratschenrundgangs.
Kriegerdenkmal, 1921.
Gemeindehaus
Volksbücherei, 1924 mit Hilfe des Bundes der Deutschen.
Pflasterung der Dorfstraße, 1929.
Zweites Armenhaus, 1930.
Zeughaus der Feuerwehr, 1931.
Elektrifizierung, 1915-1920.
Schulen:
Volksschule, 1875 aus Klosterbruck gelöst, behelfsmäßig in Haus Nr.1; Neubau 1878, einklassig, mit Esseklee, 1908 aufgestockt: zweiklassig. Ab 1941 einklassig, Mittel- und Oberstufe in OblasNeuschallersdorf.
Gewerbe:
Mühle, 1195 genannt, 1348 Znaimer Bürgern geschenkt. Gasthaus, 2 Bäcker mit Gemischtwarenhandel, Schmied, Schuster, Maler, Trafik.
Vereine:
Raiffeisenkassa, 1900.
Bund der Deutschen, 1906. Bund der Landwirte, 1921.
Deutscher Kulturverband, 1922.
Freiwillige Feuerwehr, 1930.
R
48° 48′ N, 16° 10′ O, Strachotice, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1190 genannt, markgräfliche Dienstmannen sitzen auf der Veste. 1342 vom Markgrafen zum Markt erhoben, 1358 eigene Gerichtsbarkeit, die Burg (1356 erstmals genannt) wird 1440 eine Burg genannt. 1447 erhält der Ort zwei weitere Jahrmärkte.
1520 tauscht der Abt von Klosterbruck den Ort gegen Borotitz und Grillowitz ein. 1578 darf ein Galgen aufgestellt werden. 1591 gewährt Kaiser Rudolf II. einen weiteren Jahrmarkt und ein Wappen. 1597 zählt die Gemeinde 57 Häuser mit 330 Einwohnern. 1604 wird eine Gemeindeordnung erlassen. 1789 wird der Meierhof geteilt, es entstehen zwei Gassen: 1824 die „Ersten Häusl“ (79-98), 1825-35 die „Zweiten Häusl“ (99-113), insgesamt 32 neue Siedlerstellen mit je 5 Metzen Grund der früheren Herrschaftsfelder. 1809 lagern 10000 Franzosen am Ortsrand und müssen verköstigt werden. 1831 tötet die Cholera 40 Menschen. l846 und 1849 vernichten Großbrände 15 bzw. 29 Häuser. 1862 wird die neue Thayabrücke erbaut. 1866 vernichtet Frost nahezu die gesamte Ernte, die Cholera fordert neun Tote. 1892 schwere Brandkatastrophe durch Brandstiftung. Inmitten der brennenden Häuser bleibt das Haus, vor dem die Statue der Schmerzhaften Muttergottes steht, verschont. Im I.Weltkrieg fallen 51 Mann.
Am 17.November besetzt eine tschechische Kompanie den Ort. Bis 1918 kommen die Wiener Gastwirte und Weinhändler und kaufen zur Weinlese die Maische auf. Danach müssen die Bauern bis 1938 zu weit niedrigeren Preisen an die Znaimer Händler und Wirte verkaufen. 1920 wird eine Schulklasse geschlossen. 1921 wird ein Achtzehnjähriger an der Grenze von tschechischen Beamten erschossen. In den 30er Jahren entsteht der Ortsteil Neustift an der Straße zur Thaya. Die Tschechen bauen an der Straße nach Znaim eine Kaserne und belegen sie mit 60 Mann. Angesichts der zugespitzten Lage fliehen Mitte September 1938 Deutsche über die Grenze, ab 21.September werden es sehr viele. Die tschechischen Soldaten plündern ihre Höfe, Wein- und Obstgärten und errichten aus Pflügen, Eggen etc. Barrikaden. Waffen und Radios müssen abgegeben werden; am 24. erfolgt die Mobilmachung, im Ort bleiben von den Wehrpflichtigen nur vier. Deutsche Männer müssen Schützengräben ausheben. Am 9.Oktober 1938 marschiert die Wehrmacht ein, die Soldaten helfen bei der Feldarbeit, auch mit Gespannen, sie bleiben bis zum 18.Oktober. Im II.Weltkrieg fallen 90 Mann, 14 bleiben vermißt.
Gegen Ende des Krieges werden die drei Brücken zur Sprengung vorbereitet, eine wird gesprengt, bei den beiden anderen werden die Minen nach Zureden durch den Bürgermeister entschärft. Die Rotarmisten plündern und vergewaltigen, die Weinkeller werden geleert. Am 12.Mai 1945 kommen die ersten tschechischen „Partisanen“ und rauben die Häuser weiter aus, Hausbesetzer folgen ihrem Beispiel. Am 13.Mai finden Kinder in dem wegen Reparaturarbeiten abgelassenen Mühlbach Minen. Drei Buben entfachen ein Feuer und werfen die Minen hinein. Eine Explosion tötet sie. Viele Deutsche werden nach Znaim zum Verhör geführt und eingesperrt.
Am 3.August 1945 werden alle Einwohner von 14 bis 40 Jahren zusammengetrommelt und nach Znaim getrieben, am 5.August werden die 40- bis 80jährigen Deutschen über die Grenze gejagt, im Mai 1946 werden mehrere Familien über Melk nach Deutschland abgeschoben. Durch die Vertreibung gelangen 526 Personen nach Westdeutschland, 295 in die SBZ, 226 bleiben in Österreich.
Wenn im Jänner das Eis auf der Thaya 15 bis 20 cm dick war, wurde es ausgehackt, am Ufer aufgeschichtet und von Freiwilligen in den Ort transportiert, an zwei Stellen kam es in ausgehobene Eisgruben, 6m tief, 300cbm fassend.
Funde aus Stein- und Bronzezeit. Verödete Orte: Gnast, seit 1498, Niemtschitz, seit 1500, Krepic/Neßlowitz im 30jährigen Krieg, Petrowitz im 16.Jh.
Brauchtum:
Kirtag am 3.Sonntag im September für 3 Tage: Am Samstag wird der Festplatz mit grünen Zweigen eingesäumt, für die Musikanten wird eine Laube errichtet; es gibt Schiffsschaukeln, Ringelspiel und Karussell. Am Sonntag holen die Kirtagsburschen die Mitzmannser Burschen mit Musik ab; die Burschen von Mitzmanns, Gurwitz, Taßwitz und Hödnitz bekommen 3 Tanzstücke. Am Montagnachmittag geht es weiter bis in die Nacht, abends dürfen nur verheiratete Männer zum Tanz auffordern: Männerkirito. Dienstagnachmittag ist Tanz für alle.
Stadelmusik:
Vor der Ernte wird die Tenne freigeräumt und, wenn nötig, ausgebessert, ein neuer Lehmbelag aufgeschüttet, gestampft, gewalzt und zwischendurch mit Wasser bespritzt. Dann spielt die Harmonika zum Tanz auf.
Zu Allerheiligen werden die Gräber mit Chrysanthemen („Allersöln-Rosen“) geschmückt, um halb drei läuten alle Glocken dreimal hintereinander: ein Gruß an alle Verstorbenen und die Aufforderung an alle Dorfbewohner zur Teilnahme an der Andacht auf dem Friedhof, die um drei Uhr vor dem großen Kreuz beginnt. Abwechselnd wird gebetet und gesungen: „Ihr armen Seelen all, die ihr seid längst verschwunden“ und „Wer hilft mir weinen, hilft mir trauern?“
Prozessionen am Markustag (25.April), an den drei Bittagen (Montag, Dienstag, Mittwoch vor Christi Himmelfahrt), zu St.Georg (23.April).
Fronleichnam mit 4 Altären.
Wallfahrten nach Taßwitz am 15.März, nach Maria Dreieichen (3 Tage, Pfingstsamstag bis Pfingstmontag). Zur Musterung fahren die Burschen mit dem Pferdefuhrwerk nach Znaim; wenn sie nachmittags zurückkommen, werden sie mit Musik beim Hauswirth-Kreuz abgeholt und zum Gasthaus geleitet, wo getanzt wird, dann geht es weiter ins andere Gasthaus und in die Weinkeller. Die in der 1.Klasse (im 1.Musterungsjahr Tauglichen) tragen eine rote Kappe, die in der 2.Klasse Tauglichen eine blaue, alle schön mit „Bischeln“ geschmückt, die in der 3.Klasse haben ein paar „Bischeln“ am Hut. Am 1.Oktober ist „Einrucktag“, die Burschen werden mit Musik bis zum Hauswirth-Kreuz begleitet und mit Pferdefuhrwerk zum Zug nach Znaim gefahren. Sie mußten drei Jahre lang dienen; der Soldat war 27 Jahre alt, wenn er ausgedient hatte.
Matriken seit 1684.
Bedeutend:
Dr.Hauswirth, Ernst (1818-1901), Priesterweihe 1843; Lehrer am Schottengymnasium in Wien, 1881 Abt, wissenschaftliche Werke zu Maximilian I., zur 700-Jahrfeier der Abtei, Sammlung von Urkunden der Abtei 1158-1718 (1859); Mitglied des Herrenhauses; Wohltäter der Pfarrgemeinde.
Literatur:
Unger, Johann: Ortsliste der Gemeinde Rausenbruck. o.J.
Sauer, Stefan: Ortsgeschichte der Marktgemeinde Rausenbruck. 2.Aufl. 1977
Bezirk und Gericht Znaim
Dreieckangerdorf 967 ha, 197 m ü.d.M.
Flurnamen:
Im Südwesten: Nagelsteinfeld, Schopfenberg, Teichtfeld, Suttenquanten, Waldberg, Weingartenquanten, Hoatl/(Heide), Neubiri (Neuberg), Schmallüß, Neßlowitzer Felder, Kleiner und Großer Stoß, Mühllüß; an der Waltrowitzer Straße, zwischen Mühlgraben und Thaya: Alte Gärten, Tramäcker (Grotzen), Mittergärten, Roßweide, Kühweide, Rodlaswiesen, Königswinkel; gegenüber der Thaya: Krautäcker, Bruckquanten, Waltrowitzer Felder, Großer Wiesen, Altes Thayafeld (Reiten), Tabor (Odacker); zwischen Gurwitzer und Waltrowitzer Gebiet: Sandmehllüß, Weingebirge, Mitterfeld, Langfeld, Hauer, Bauerpetertal (Ödung Petrowitz); im Zulber Katastralgebiet: Niemtschitzer Felder, Gnastfeld, Hollerstaude, Zulber Feld, Tropenberg; teilweise auf österreichischem Gebiet: Schatz, Hundsplatzl, Lampelberg.
Anbau:
Alle Getreidearten, Linsen, Erbsen, Bohnen, Mohn, Raps (1939-1945), Gemüse: Salat, Gurken, Melonen, Tomaten, Möhren, Kraut, Kohl; Klee; Weinbau, Edelobst: Kirschen (2809. In Klammern: Zahl der Bäume 1929), Zwetschgen (1709), Marillen (146), Äpfel (3200), Birnen (982), Pfirsiche (496); Nüsse (299). Das Weingebiet „Schatz“ auf dem Höhenrücken von Kallendorf und Klein-Tajax bis RausenbruckMitzmanns liefert einen anerkannten Markenwein. Die Weinlese findet zwischen 10. und 20.Oktober statt. 2 Bauern mit 28ha und mehr, 9 mit 19-27ha, 15 mit 10-18ha, 45 Landwirte mit 5-9ha, 83 Häusler mit 2-4ha, 55 Handwerke und Arbeiter mit bis zu 1ha.
Jagd:
500-600 Hasen, 600 Rebhühner, 20 Wachteln, 20 Fasane.
Straßen, Plätze:
Hauptplatz/Kaiser-Josef-Platz; Ober- und Unterort, die Neustift (ab 1925); Znaimer Straße, Joslowitzer Straße mit Friedhofgasse, Pfarrgasse, Kaiserberg, Im Winkel, 1. und 2. Häusl, Am Hradschin, Lehmgrube, Sulzstraße, Sechshaus, Schatzgasse, Miezmannser Häusl.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl.Georg 1744/67; Hochaltar 1839, Seitenaltäre von Josef Winterhalter: Cyrill und Method; geschnitzte Muttergottes 1.Hälfte 18.Jh. Orgel 1802 von Silberbauer, Znaim; 1910 Vorraum und Turmerhöhung auf 36m, Kirchenmalerei 1916/17. Schon 1198 besteht eine Kapelle, um 1500 erfolgt ein Neubau, 1744 ein weiterer, nach dem Brand von 1776 renoviert. 4 Glocken, 3 müssen 1915/17 geopfert werden, 1919 werden 2 neue angeschafft.
Seit 1863 selbständige Pfarrei.
Pfarrhof, 1784.
Dreifaltigkeitssäule, 1778, mit Schmiedeeisengitter.
Schmerzhafte Muttergottes, 1751.
Hl.Florian, 1349.
Hl.Johannes von Nepomuk, barock, bei der Neslowitzer Mühle.
Pestmarter mit hl.Rochus, hl.Sebastian und hl.Rosalia an der Waltrowitzer Straße.
4 Eisenkreuze (Friedsches Kreuz 1855, 2 Kreuze an der Znaimer Straße und Kreuz am Mühlweg 1856).
3 Marterln: Pestmarter in der Neustift, Dreieichenmarterl, Urlaubermarterl am Urbauer Weg.
Heldendenkmal, davor Denkmal für Kaiser Franz Joseph.
Kriegerdenkmal, 1922.
Poststelle, 1869; Telefon- und Telegraphenstation 1928, 1930 Telefon beim Kaufmann.
Bahnstation Hödnitz (4,5km).
Poststelle 1869; Telefon- und Telegraphenstation 1928.
Busverbindung Joslowitz-Znaim 1928, Rausenbruck-Znaim 1930.
Siechenstation 1832, vor 1914, ab 1922 Isolierzimmer im Hirtenhaus (Krankenzimmer mit Wohnung für das Pflegepersonal).
Armenhaus, 1908.
Kinderheimstätte, 1930, Kleinkinder-Tagesheimstätte, 1938.
Gemeindegasthaus, 1866.
Feuerwehrzeughaus, 1909.
Raiffeisenkassenlokal, 1909.
Hebamme seit dem 16.Jh.
Gendarmeriestation
Gemeindekeller mit 14 Besitzern. Hirtenhaus, 1927.
Distriktsarzt (Sanitätsdistrikt mit Zulb), 1909, Doktorhaus 1913, Ordination dreimal wöchentlich.
Elektrifizierung 1917 (Eisen), Umbau 1933 (Kupfer)
Schulen:
Volksschule, 1899, dreiklassig, 1912 vierklassig, in den 30er Jahren vier Klassen mit je 2 Abteilungen in der Oberstufe; zuerst Unterricht im Gemeindegasthaus; 1786 einklassig im ehemaligen Herrschaftsgebäude, Neubau 1831, zweiklassig.
Kindergarten, 1922
Gewerbe:
Herrschaftshof (1526 erstmals genannt), ab 1641 zu Kloster Bruck, 1789 geteilt in 2 Dominikalhäuser für 53 Familien.
3 Gemischtwarenhändler, 2 Bäcker, 2 Schreiner, 2 Binder, 2 Schmiede, 2 Zimmerer, 3 Wagner, 3 Sattler, Spengler, Drechsler, Maler, Dachdecker, 3 Schneider, 2 Schuster, 3 Maurer, 3 Friseure, Straßenwärter, Milchzusammennehmer, Musikinstrumentenmacher, 14 nebenberufliche Musiker.
154 Landwirte, 55 landwirtschaftliche Arbeiter, 13 Beamte, Angestellte: Pfarrer, 3 Lehrer, Finanzer; 5 Gemeindebedienstete: Gemeindesekretär, Gemeindediener, Feldhüter, Nachtwächter, Totengräber; 3 Staatsbeamte: 2 Trafikanten, Hengstenstationsleiter.
Ambulantes Gewerbe erscheint im Ort: ein Händler mit einem Wagenschmierschaffel auf einem Schubkarren, der Häutejude kauft Hasenhäutel, zu Ostern Kitzelhäute oder eine Ziegenhaut, der Rastelbinder oder Heferlflicker flickt Töpfe und Pfannen, setzt manchmal auch einen neuen Boden ein. Der Glaser kommt per Fahrrad, die Scheiben trägt er in einem Holzgestell auf dem Rücken. Besenmänner kommen zwischen Allerheiligen und Weihnachten, gelegentlich erscheinen Hausierer, die Stoffe, Knöpfe, Bänder u.a. anbieten, zu Ostern und im Herbst der Geschirrhändler, Kesselschmiede, meist Zigeuner, die mit Kesseln handeln und wahrsagen, Scherenschleifer und Reitermacher (Siebmacher) sind oft im Ort, sie reparieren auch Regenschirme.
Jahrmärkte:
1) Am Montag vor Palmsonntag, 2) an Bartholomäus (24.August).
Vereine:
Kontributionsfond, 1790/1800.
Deutscher Männergesangverein, 1888.
Konsumverein „Einigkeit“, 1891.
Unterstützungsverein gedienter Soldaten, 1893.
Spar- und Darlehenskassa, 1895.
Freiwillige Feuerwehr, 1899.
Bund der Deutschen Südmährens, 1899.
Milchgenossenschaft, 1911.
Deutschvölkischer Turnverein, 1922.
Deutscher Kulturverband, 1922.
Freiwillige Feuerwehr
Landwirtschaftlicher Ortsverein, 1900 – 1907.
Orts-Viehversicherungsverein, um 1900.
Wassergenossenschaft, 1905.
Milchgenossenschaft, 1905.
Deutsch-christlicher Burschenverein „Edelweiß“, 1923.
S
48° 52′ N, 15° 45′ O, Šafov, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1323 genannt als Teil der Herrschaft Frain, 1403 wird eine Wallfahrtskapelle am Zornstein genannt, 1672 heißt es, daß dorthin am Dreifaltigkeitstag alljährlich zahlreiche Wallfahrten aus der Umgebung kommen. 1431 verschanzen sich die Hussiten im Ort, der bei der Eroberung durch die Österreicher in Flammen aufgeht und erst 1452 wieder besiedelt wird. Ein Stiftungsbrief Ferdinands I. erhebt den Ort 1540 zur Stadt. Seit 1526 ist Schaffa nicht mehr Grenzstadt, die Befestigungen verfallen allmählich. 1556 kommen die ersten Protestanten, 1589 wird die katholische Pfarre aufgelöst, 1631 wird der Ort rekatholisiert und nach Schiltern eingepfarrt. 1628 gewährt Ferdinand II. der Stadt einen zweiten Jahrmarkt, zu St.Veit. 1645 wird Schaffa von den Schweden verwüstet, das Stadtrecht verfällt. In dem noch halb verödeten Ort werden 1671 aus Niederösterreich vertriebene Juden angesiedelt. Ortsanlage mit rechtwinkelig angelegten Straßen und rechteckigen Plätzen, von rechtwinkeliger Mauer umgeben, mit Wiener und Petreiner Tor, später geschleift. 1784 entweiht, verfällt das Kirchlein. 1822 brennen 69 Christenhäuser, 102 Judenhäuser und 39 Scheunen nieder, 4 Menschen kommen um. Als 1833 die Bezirksstraße gebaut werden soll, weigert sich die Gemeinde, einen Kostenbeitrag zu leisten, worauf ihre Vertreter mit 19 ebensolchen anderer Gemeinden fast eine Woche lang eingesperrt werden.
Seit 1848 besteht neben der christlichen eine jüdische politische Gemeinde, die Juden erhalten das Recht, Schaffa zu verlassen, sie gehen in Dörfer und machen Krämereien auf, wohlhabendere gehen in Provinzstädte, wo sie Pferde- und Getreidehandel betreiben. 1866 lagern die Preußen im Ort. Mit dem Eisenbahnbau verliert der Hausiererhandel schnell die Basis, viele Juden verlassen den Ort. Ludwig Kreisky, Lehrer an der Judenschule, Großvater des österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky, ist Mitbegründer der Feuerwehr.
Im I.Weltkrieg fallen 25 Mann. 1919 werden Christen- und Judengemeinde vereinigt. Ein Verein kauft Judenhäuser, in denen Tschechen angesiedelt werden. Schaffa erhält ein Zollamt, ein Postamt und einen Gendarmerieposten mit tschechischem Personal, für dessen Kinder eine tschechische Schule eingerichtet wird.
Im II.Weltkrieg fallen 36 Mann. Am 9.Mai 1945 kommen die Sowjets, am 12. tschechische „Partisanen“, sie ermorden vier Männer. Am 27.Mai werden 15 Männer zusammengetrieben und nach Znaim ins Arbeitshaus gebracht, von dort zur Arbeit verteilt. Am 27.Juni 1945 werden 430 Deutsche vertrieben, aus den 15kg erlaubten Gepäcks werden ihnen die letzten Wertsachen gestohlen. 205 Vertriebene bleiben in Österreich, 225 kommen nach Württemberg.
Kirtag am Sonntag und Montag nach St.Bartholomäus (24.August).
Die Hussitenkämpfe bei Schaffa
Im Frühjahr 1425 sammelten sich die österreichischen Truppen und die Truppen der deutschen Städte Mährens–Brünn, Olmütz, Znaim und Iglau–bei Laa a.d.Thaya, von wo sie zur Belagerung der hussitischen Stadt Trebitsch aufbrachen. Ein Hussitenheer, das sich bei Mährisch-Budwitz gesammelt hatte, besiegte die Belagerer. Die Besiegten setzten bei Vöttau über die Thaya und sammelten sich zwischen Landschau und Schaffa nochmals zum Kampf. Abermals besiegt, wichen sie nach Österreich aus. Frain, dessen Burg im Besitze Kaiser Sigmunds war, wählten die Hussiten unter ihrem Führer Prokop dem Kleinen zu ihrem Stützpunkt.
Nachdem die Hussiten 1425 die obere Znaimer Vorstadt niedergebrannt hatten, besetzten sie Klosterbruck bei Znaim. In der Zeit von 1425 bis 1431 fielen die Hussiten häufig in Österreich ein und verheerten weite Gebiete, unter anderem 1425 Retz, Pulkau und Weyerburg, 1427 Langau (wo sie den Pfarrer Peter von Leesdorf in die Flammen warfen) sowie die Klöster Geras, Altenburg und Zwettl. In der Stärke von 10000 Mann kamen die Hussiten-Taboriten 1428 bis vor die Donaubrücke von Wien. Noch heute heißt der Wiener Stadtteil, in welchem Schanzen gegen die Taboriten aufgeworfen wurden, „Am Tabor“ und die Straße, die von Wien zu den Schanzen führte, Taborstraße.
Im Oktober 1431 unternahmen die Hussiten unter Führung der Brüder Niklas und Jan Sokol mit 4500 Mann Fußvolk, 600 Reitern und 360 Wagen von Mähren aus einen Einfall in das niederösterreichische Waldviertel. Nachdem sie die Weinvorräte des Klosters St.Bernhard bei Horn geplündert hatten, wurden sie von den Besatzungen der Städte Horn, Retz, Eggenburg, Drosendorf und Waidhofen a.d.Thaya bei Kirchberg a.d.Wild besiegt. Über 1000 Hussiten fielen im Kampfe, 700 wurden gefangengenommen, ihre Wagen kamen mit der Beute in die Hände der Sieger.
Nach der Niederlage bei Kirchberg flohen die Hussiten nach Mähren und verschanzten sich in der Stadt Schaffa und hinter deren Teichgürtel. Wie im Schloßarchiv Frain verzeichnet ist, griffen die Österreicher die Hussiten in Schaffa einige Male an und vertrieben diese aus der brennenden Stadt und aus den brennenden Dörfern Ober- und Unterpetrein, Gresing und Jasowitz. Während des Kampfes gingen auch die Orte Frain, Pomitsch, Landschau, Windschau und Zaisa in Flammen auf. Nachdem die Hussiten auch bei Schaffa das Schlachtfeld hatten räumen müssen, gingen sie gegen Znaim zurück. Bei den Rückzugsgefechten mit den Österreichern im Jahre 1431 gegen Znaim wurde auch das östliche Gebiet der Herrschaft Frain verheert. Im Jänner 1432 fanden bei Znaim die letzten Kämpfe statt.
Schaffa war von 1431 bis 1452 unbewohnt, in Frain gab es von 1425 bis 1460 keinen Geistlichen, die Dörfer der Herrschaft brauchten 100 Jahre, bis sie wieder bevölkert waren. 1528 erwarb der Kreishauptmann von Znaim, Zdenko von Lomnitz, die Herrschaft Frain. In dieser waren nur die Orte Frain, Schaffa, Schiltern, Fröschau und Luggau besiedelt. Lomnitz suchte das Herrschaftsgebiet wieder aufzurichten. Bis 1555 war es ihm möglich, die verödeten Orte Jasowitz, Landschau, Pomitsch, Windschau, Zaisa und das ehemalige UnterPetrein zu besiedeln. Anstelle von Ober-Petrein ließ Lomnitz einen Meierhof errichten. Edenthurn erstand bei einem öden Turm der Ödung Wracowicz, Frainersdorf unweit der Ödung Jablone. Nicht mehr besiedelt wurden die Ödungen Ippitz, Welkov und Teltochitz im Edenthurner Gebiet sowie die Ödung Czeska unweit von Luggau, weiters die Ödung Gresing zwischen Schaffa und Freistein. Flurnamen erinnern heute noch an die einstigen Siedlungen. 1610 wurde auf den Gründen des Meierhofes Ober-Petrein ein Dorf erbaut, das Neu-Petrein genannt wurde, während das ehemalige Unter-Petrein seit dieser Zeit Alt-Petrein heißt. Auf Fürbitte des Frainer Gutsherrn Zdenko von Lomnitz unterfertigte 1540 Kaiser Ferdinand I. in Wiener Neustadt einen Stiftungsbrief, durch welchen Schaffa zum zweitenmal das Stadtrecht erhielt, nachdem es dieses Recht durch den Hussitenkrieg verloren hatte. In dem Stiftungsbrief heißt es, daß das „Stadl Schaffau“ von altersher eine Stadt war und Wappen, Jahrmarkt und andere Freiheiten besaß. Durch Kriegsläufte und Feuersbrünste ist es um diese Rechte gekommen. Schaffa bekam wieder alle Rechte, die es früher hatte und wie sie andere Städte Mährens nach Recht und Gewohnheit besaßen.
Bei der Bildung der österreichisch-mährischen Grenze um 1150 war die Gründungsstadt Schaffa mit ihren sieben Teichen von Bedeutung. Die Grenze läuft im Süden und im Osten der Stadt dem Teichgürtel von Schaffa entlang, daher ist diese bei Schaffa gegen Süden ausgebaucht. Im Schiedsspruch des Kaisers Friedrich Barbarossa von 1179, der die genannte Landesgrenze festlegte, steht: Die Grenze läuft von der „Owergrube nider untz die Tey nieder untz auf den Schetz“. Unter der Owergrube ist der Auteich im Augraben von Schaffa zu verstehen. Im Zipf des Auteiches stand 1676 ein Mauerwerk, das die Grenzkommission am 14.8.1676 als ein Grenzzeichen anerkannte, welches schon vor dem Hussitenkrieg die Landesgrenze bezeugte.
Nach dem Hussitenkrieg war die Landesgrenze zwischen Schaffa in Mähren und Langau in Niederösterreich in Unordnung geraten, da beide Orte durch Jahrzehnte verödet lagen. Nachdem Schaffa und Langau über 100 Jahre Grenzstreitigkeiten ausgetragen hatten, erfolgte am 14.August 1676 eine neue Festlegung der Landesgrenze durch eine Grenzkommission. Strittig waren annähernd 120ha Wald und Weide. 1323 wird Schaffa (Schephov) zum erstenmal in einem Tauschvertrag genannt, als der böhmische König Johann von Luxemburg das Gut Frain (Vren) gegen das Gut Taus in Böhmen von seinem Landesverweser Heinrich von Lipa eintauschte.
Im 30jährigen Krieg wurde Schaffa von den Schweden verheert (1645); wieder verbrannten die Freiheitsbriefe der Stadt. Bei einer Verhandlung im Schloß Frain wurde 1674 von Vertretern der mährischen Landesbehörde, der Herrschaft Frain und der Gemeinde Schaffa ein Vergleich geschlossen, wonach Schaffa nach Bezahlung von 150 Gulden das Marktrecht und die Robotfreiheit bestätigt bekam. Wegen seiner früheren Rechte wurde Schaffa hierbei berücksichtigt. Das Stadtrecht von Schaffa wurde nicht mehr erwähnt. Josef Lösch, Wien. Quellen: Schloßarchiv Frain. Gemeindearchiv Schaffa.
Matriken seit 1740.
Literatur:
Gregor, Gustav: Geschichte der Marktgemeinde Schaffa. 1957
Bezirk Znaim, Gericht Frain
Längsangerdorf 996 ha, 439 m ü.d.M.
Flurnamen:
3 Felder: Stalleker Feld mit den Rieden Zeintlwiesen und -äcker, Stierfleck, Hofstetten, Cullüß, Scheibenörtl, Trogwiesen, Trogteich, Kirchäckerln, Auwiesen, Auhofstatt, Auteich, Augrund, Auzipf, Aulüß, Trogteichlüß (Drollüß), Lüß, Hanitschka, Fögeräcker und -wiesen, Grösingwiesen und -leiten, Halterwiese, Dammwaldl, Wirtshausäcker, Bergwiesen, Rohr, Wirtshauswiesen, Mühlwiese; Petreiner oder Frainer Feld (vom Grösingbach, bis zur Riegersberger Grenze) mit Gänsäcker, Wollingäcker und -wiesen, Wollinghügel, Grösingäcker, Petreiner Hofstätten, Frainerlüß, Sandlüß, Breitln, Frauenteich, Hofäcker, Hinterlüß, Schaffawiesen; das Riegersburger Feld mit Predigtstuhl, Riegersburger Hofstatt, Korlüß, Galgenbrünndl, Sandlüß, Fuchsenlöcher, Weitersfeldergrundwiesen, Osteräcker, Maureräcker, Brückeläcker, Brückelwiesen, Johannesäcker, Sauerwiesen, Mitterwiesen, Korwiesen, Gartlwiesen.
Anbau:
Alle Getreidesorten, Rotklee, Kartoffeln, Rüben, Wicken; früher: Flachs und Rübensamen.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl.Bartholomäus 1735, Teile aus dem 17.Jh. Langhaus mit Tonnengewölbe, Chor mit Kreuzwölbung; Gestühl barock; Kanzel Mitte 18.Jh., Rokoko; Chorstühle Ende 17.Jh. Westturm mit Glocken von 1768. Davor Kapelle, 1499 genannt. 3 Glocken, im I.Weltkrieg wird eine große requiriert, nach dem Krieg neues Geläut, im II.Weltkrieg abgeholt.
Tempel/Synagoge 1785, erneuert 1822 nach dem Brand.
Jüdisches Gemeinde- und Schulhaus, 1869.
2 Friedhöfe, katholisch und israelitisch, Post- und Telegraphenamt, Badeanstalt in Gösing bis 1918, Sportplatz
Schulen:
Volksschule, einklassig, 1920 zweiklassig; schon 1673 ein Lehrer belegt. Judenschule, 1780 einklassig, 1852 zweiklassig, 1869 dreiklassig, bis dahin unter der Aufsicht der Pfarre, Unterrichtssprache ist Deutsch.
Tschechische Schule, 1920, für wenige Kinder.
Gewerbe:
Großgrundbesitz, Bodenwaagen-Herstellung (bis 1910), 2 Ziegeleien, Kalkbrennerei (bis 1908), Mühle, elektrisch.
Uniformschneiderei, 1939-1945.
Arzt, Hebamme, 3 Hotels (bis 1919), 3 Gasthäuser und 1 Gemeindegasthaus, 1 Kaufhaus, 3 Kaufläden, 2 Bäcker, 2 Fleischer, Gemeindeschmiede und 3 Schmiede, 3 Schlosser, 2 Tischler, 2 Zimmerleute, Wagner, Faßbinder, Drechsler, Dachdecker, 3 Maurer, Glaser, Sattler, 4 Schuhmacher, Herrenschneider, 4 Damenschneider, Brunnenbauer, Fuhrunternehmer, Trafik, Tankstelle.
In der Judengasse: Getreidehändler, Viehhändler, Fell- und Lederhändler, Tuchhändler.
Jahrmärkte:
1) Dienstag nach Franziska (9.März), 2) an Veit (15.Juni), 3) an Bartholomäus (24.August), 4) an Gallus (16.Oktober).
Vereine:
Verschönerungsverein, 1866.
Gesangverein „Eintracht“, 1899, ab 1936 gemischter Chor.
Freiwillige Feuerwehr, 1899.
Spar- und Darlehensverein, 1899.
48° 53' N, 16° 17' O, Čejkovice, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1190 als Chaikowicz genannt, 1284 als Schenkwitz. 1349 sterben fast alle Bewohner an der Pest, 1531 fasr verödet, 1584 neu begründet, im 30jährigen Krieg ganz zerstört. Bei der Neugründung südlich von Groß-Olkowitz (davor zwischen Hosterlitz und Groß-Olkowitz) sind in Schakwitz 15 Höfe mit 100 Metzen und 3 Kleinhäusler mit 6 Metzen. Bis 1867 muß jeder Hof ungeteilt auf ein Kind übergehen, danach kann auch jeder, dessen Haus ohne Felder erbaut wurde, durch Erben, Heirat oder Kauf Grund dazu erwerben. Viele junge Leute ziehen in die Stadt, vor 1914 meist nach Wien. Nach 1918 entfällt diese Möglichkeit, die kleineren Höfe müssen aufgeteilt werden.
Zur Zeit der Austreibung hatte Schakwitz 79 und Hermannsdorf 60 Hausnummern.
Matriken seit 1694 (bei Groß-Olkowitz).
Bezirk und Gericht Znaim
Straßenangerdorf 313 ha, 233 m ü.d.M.
Flurnamen:
Spitzäcker, Oberes Feld, Mitteres Feld, Unteres Feld, Neuriß, Breite Äcker, Hintere Weiarten (Weingärten), Langäcker; weitere Flurnamen im Volksmund: Wad (Weide), Elwaldl (Erlenwald), G’manberi (Gemeindeberg), Taln (Teile), Mittlere Weingärten, Schmale Weingärten, Wiesen, Haschen, Hintausäcker, Wiesenstöße, Schafmeisteräcker (Ober-, Mitter- und Unterfeld), Wazstöße, Neuriß (Kraut-, Orts-, Breite, Steig-, Sutten-, Kleine, Spitze und Alte Neuriß).
Straßen, Plätze:
Lechwitzer Straße, Frischauer Straße, Bauerngasse, Schottergrui (Schottergrube: Turnplatz).
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Anstelle älterer Kapelle läßt das Kloster Bruck 1779 eine neue erbauen, 1853 wird ein Zubau errichtet und der Turm renoviert; der Altarraum bleibt erhalten. Eine Kirche für Hermannsdorf und Schakwitz wird an derselben Stelle 1910/11 von Moritz Ambros, Mühlfraun, erbaut.
Kanzel und Inneneinrichtung von N.Pegrisch, Brünn. Eingepfarrt nach Groß-Olkowitz. Gottesdienst jeden 3.Sonntag.
Friedhof, 1888.
Elektrifizierung ab 1940.
Schulen:
Neubau 1914, zweiklassig, Garten (20a mit 45 Zwerg-Edelobstbäumen; erster Schulbau 1800, einklassig; Neubau 1829, erweitert 1889.
Gewerbe:
Gasthaus, Lebensmittelgeschäft, Schmied, Schneider.
Vereine:
Raiffeisenkassa, 1920, mit Hermannsdorf.
Milchgenossenschaft, 1923, mit Hermannsdorf.
48° 48′ N, 16° 1′ O, Šatov, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1202 genannt, das Kirchenpatronat wird 1220 Kloster Bruck bestätigt. 1373 gewährt der Markgraf einen Jahrmarkt vor Martini. 1497 erhebt der König den Ort zum Marktflecken und verleiht einen Jahrmarkt acht Tage nach dem Pfingstdienstag sowie einen Wochenmarkt jeden Dienstag. Der Ort gelangt in adelige Hände, 1601 gehört er zur Herrschaft Joslowitz.
1601 gewährt Kaiser Rudolf II. einen Jahrmarkt zu St.Matthäus.
Zur eigenen Gerichtsbarkeit gehört der Galgen auf dem Galgenberg im Süden. 1677 tötet die Pest 80 Menschen.
1678 kommen 178 Menschen auf der Wallfahrt nach Mariazell um, als ihr Schiff in der Donau versinkt, nur zwei können sich retten.
1742 bleiben die Preußen mit 600 Mann zwei Tage im Ort. 1766 vernichtet ein Brand 122 Häuser, 1767 ein weiterer 147 Häuser. 1805 und 1809 hausen die Franzosen. 1831 und 1832 fordert die Cholera 20 Tote. Im März 1848 wird eine Nationalgarde aufgestellt, ein Volksfest gefeiert. Einmal in der Woche rückt die Garde aus, übt mit Holzgewehren. Als damit am 2.Dezember Schluß ist, danken die Frauen der Gardisten dem Herrgott.
1850 findet die erste Gemeindewahl statt. Das Hochwasser von 1874 zerstört 30 Häuser und beschädigt 40 weitere.
Kirtag am 2.Sonntag im August.
Die folgenden Nachtwächtersprüche wurden bis 1912 im Sommer zwischen 23 und 2 Uhr gesungen, im Winter um 21, 23, 1 und 3 Uhr.
Zur Schnittzeit
Bitt‘ für uns, o heiliger Florian, Bewahre uns der liebe Gott,
Beschütz uns vor Feuersflamm‘, Vor Feuersflamm und gahem Tod.
Gelobt sei Jesus Christus!
Hot eilfi g’schlogn.
Um 21 Uhr
Um neuni hol eini, die Keuschheit b’hüat,
Wenn gleich die Venus den Besten ausbrüat.
Mit Spießen und Stangen
Wird Jesus gefangen.
Drum meid‘ die Sünd‘,
Mein Kind!
Hot neuni g’schglogn.
Um 23 Uhr (November)
Alle meine Herrn, um was ich Euch bitt‘:
Vergeßt auf die armen Seelen nit,
Denn sie leiden sicher große Pein.
Es mög ihnen Gott auch gnädig sein.
Gelobt sei Jesus Christus.
Hot eilfi g’schlogn.
Um 2 Uhr
Hört, Ihr Herrn, und loßt Euch sogn:
Unser Glockn hot zwoa g’schlogn.
Zwei Uhr ist es an der Zeit,
Mensch, gedenk der Ewigkeit.
Gelobt sei Jesus Christus.
Hot zwoa g’schlogn.
Um 3 Uhr (Sommer)
Alle meine Herrn, loßt Euch sogn:
Der Hommer hot drei g’schlogn,
Drei Uhr ist es an der Zeit.
Die Vögelein singen auf grüner Heid‘,
Der Fuhrmann auf der Straßen
Ist auch vom Schlaf erwacht.
Gelobt sei Jesus Christus.
Hot drei g’schlogn.
Matriken seit 1637.
Bedeutend:
Hellepart Alfred (1926-1967), Bergsteiger. Als 1957 vier junge Bergsteiger in die Eiger-Nordwand einsteigen, kommen drei von ihnen um, einen kann Hellepart retten. Bergkameraden erreichen, daß nach Antrag bei der Regierung von Nepal ein namenloser Fünftausender nach ihm benannt wird.
Literatur:
Wieder, Ludwig: Markt Schattau. 1924
Bezirk und Gericht Znaim
Längsangerdorf 1575 ha, 248 m ü.d.M.
Mit dem Kirchbichel enden die Ausläufer des böhmisch-mährischen Höhenzugs bei Schattau.
Flurnamen:
Im Norden: Satzeln, Breiteln, Kirchäcker, Bannhölzer, Kirchenbichel, Glockenklang, Hofäcker, Lehen, Warten (= Woadn, Weiden), Unzendorfer, Junge Vierteln, Meierhofäcker, Tiefe Wiesen; Im Süden: Krautgärten (G’Reutgärtel, Gestrüpp), Tuschern (Dosch = Buschwerk), Hofäcker, Neusatzl, Quanten (Gewanne), Samgewanden (Soungwanten), Täleracker, Tälern, Saubrünndläcker, Aulus (Au-Luß), Teichtleiten, Hochfelder, Dreistößeln, Haiden, Schatzen, Lewern, Unger, Satz, Sandviertel, Lehackerln, Edelmonner, Alte Vierteln, Hundsörter, Zugebaln, Blaue Unzendörfer, Teichten, Wiesäcker, breite Trift, Plotten, Wasserspulen, Gänswoadn, Gehen, Winterseiten, Herrnzeil, Schwarze Bruck. Wege: Landstraße, Kiriweg, Müllnerweg, Grundbergweg, Ungerweg, Unzendorferweg, Himmelreichweg, Triftweg, Toifweg, Neusatzlnweg, Quantenweg.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl.Aegidius/hl.Bischof Martin, 2.Hälfte 17.Jh. 2 Seitenschiffe an gotische Kirche angebaut, gotisches Tor; die erste Kirche wohl um 1200 vom Kloster Bruck erbaut, 1220 urkundlich genannt; 1656 abgebrannt. Einrichtung neuromanisch; von Mathias Neubauer 1896 Hauptaltar erneuert, Kanzel geschnitzt; Westturm frühbarock; hölzerne Statuen 1885 von Adolf Vogel, Innsbruck; Orgel 1863 erneuert. 4 Glocken.
Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes anstelle der alten Sakristei.
Pfarrhaus, 1771 nach Brand wiederhergestellt.
Friedhof, 1823 nach auswärts, gegen Gnadlersdorf, verlegt.
Um 1900 stehen im Ortsgebiet 20 Denksäulen, Statuen von Heiligen und Kreuze.
Hl.Johannes von Nepomuk, 2.Viertel 18.Jh., auf der Brücke.
Dreifaltigkeitssäule
Hl.Sebastian
Weißes Kreuz
Kriegerdenkmal, 1922.
Rathaus, Umbau 1900.
Post, Telefon
Bahnstation
Gendarmerieposten, 1864.
Kino
Armenhaus
Notspital
48° 56′ N, 15° 50′ O, Štítary, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1260 erwähnt, von Karl IV. 1346 zum Markt erhoben, Ferdinand I. gewährt das Jahrmarktsrecht und ein Siegel. 1437 gehört der Ort zur Herrschaft Frain. Ferdinand I. erteilt 1539 das Recht auf einen Jahrmarkt. 1560 ist das Luthertum stark verbreitet. 1620 führen die Jesuiten die Gegenreformation durch, 1640 ist wieder ein katholischer Seelsorger im Ort. 1645 plündern die Schweden den Ort aus und zünden die Häuser an. Seit dem 30jährigen Krieg mehrheitlich von Deutschen bewohnt. Eine Feuersbrunst vernichtet 1706 alle strohgedeckten Häuser, Kirche und Pfarrhof, 1835 fallen einer zweiten 261 Gebäude, Schulhaus, Pfarrscheuer und acht Menschen zum Opfer. 1787 verkauft Graf Joseph von Althan der Gemeinde 150 Joch schlagbaren Waldes, der Grund wird in Ackerland verwandelt und an die 83 Eigentümer verkauft. 1806 und 1809 hausen die Franzosen im Ort. 1835 brennt ein Großteil des Ortes nieder. Die Kolonie Schönwald wird 1798 gegründet, zwischen 1895 und 1938 entsteht die Ansiedlung Neustift am Südhang des Galgenbergs, 1945 zählt sie 40 Häuser.
Im I.Weltkrieg fallen 27 Mann, im II.Weltkrieg fallen 43 Mann, 21 bleiben vermißt. Nach dem Eindringen der Rotarmisten verüben diese zahllose Vergewaltigungen, bald kommen tschechische „Partisanen“. Damit sie ungestört plündern können, muß sich die männliche Bevölkerung (ab 14 Jahre) auf dem Marktplatz versammeln.
Am 22.Mai 1945 werden alle Männer und Frauen in die Schule gebracht, dort werden ihnen von Kommunisten und „Partisanen“ alle möglichen Taten vorgeworfen, zwanzig Hiebe mit Ochsenziemer oder Gummiknüppel für Parteimitgliedschaft, zwanzig weitere für jede Teilorganisation. Am 19.Juni 1945 werden die Deutschen vertrieben.
Brauchtum
Alljährlich werden am Karsamstag vor der Frühmesse alle Wattebäusche, die der Pfarrer beim Taufen benutzt hat, in einer Grube vor der Kirche verbrannt. Sie dürfen nicht wie profaner Abfall behandelt werden, sondern müssen durch den Geistlichen in würdiger Form vernichtet werden. Man nannte dies „Judenbrennen“, weil man meinte, das Heidnische sei aus der mit der Erbsünde beladenen Kinderseele in den Wattebausch entwichen. Jeder Ungetaufte galt als Jude, daher sagte man: „Heit houm’s an Jud’ vabrennt.“
Matriken seit 1713.
Literatur:
Stolhofer, Walter: Heimaterinnerungen – Die Marktgemeinde Schiltern. o.J.
Bezirk Znaim, Gericht Frain
Längsangerdorf 2566 ha, 398 m ü.d.M.
Straßen, Plätze:
Ortsteile: Oberer Ort, Unterer Ort, Neustift; Frainer Gasse, Lispitzer Gasse, Oberes Gasserl, Unteres Gasserl (führt ins Granitztal, Schweizertal und Thayatal).
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zum hl.Georg, 1706, Saalkirche, Langhaus mit Stichkappentonnengewölbe; Orgelempore Mitte 18.Jh. An der Nordseite Kapelle mit Kreuzgewölbe, 17.Jh., an der Südseite Sakristei und Empore 1938 angebaut; Hochaltarbild von Franz Tassel, 1893, Seitenaltar- und Kapellenbilder von Josef Winterhalter.
Barbara-Altar und Kanzel um 1780, Taufstein 17.Jh. Grabstein mit Wappen 1803. Turm freistehend, um
1750, Rokoko. 3 Glocken.
Friedhof, 1825 außerhalb neu angelegt.
Kriegerdenkmal, 1929.
Kaiser Josef II.-Denkmal 1884, entfernt 1923.
Armen- und Krankenhaus, 1889.
Gemeindebücherei
Postam
Schulen:
Schulhaus 1883 Umbau, dreiklassig, Neubau 1839 nach Brand von 1835, einklassig, ab 1840 zweiklassig; schon 1665 ist die erste Schule beurkundet.
Landwirtschaftliche Fachschule für Jungbauern, 1898/99.
Gewerbe:
Kolonie Schönwald, 1798.
Meierhof Helenenhof, 1835.
Sägemühle
Molkerei
Saatgutreinigungsanlage
Kartoffeldämpfkolonne
2 Ärzte, 2 Hebammen,
3 Gasthäuser, 8 Kaufläden, 2 Bäcker, Fleischer, 5 Tischler, 5 Wagner, 3 Schmiede, 3 Schlosser, 3 Schuhmacher, 5 Schneider, 2 Friseure, Bauunternehmer.
Jahrmärkte:
1) Donnerstag vor Faschingssonntag, 2) Dienstag vor Pfingsten, 3) Dienstag nach Mariä Himmelfahrt (15.August), 4) Donnerstag vor Mariä Empfängnis (8.Dezember).
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1893.
Musikverein, 1895.
Kulturverband, 1919.
Turnverein, 1921.
Gesangsverein, 1921.
Absolventenverein der Landwirtschaftlichen Fachschule, 1906.
Spar- und Darlehenskassa, 1905.
Landwirtschaftlicher Bezirksverein
48° 57' N, 15° 47' O, Šreflová (seit 1949 Zálesí), Znaim
Geschichte
Der Ort wird 1786 aus aufgelösten Meierhofgründen errichtet und nach dem Freiherrn Schröfl von Mannsberg, Mährischer Unterkämmerer, benannt. Im Juni 1945 werden 332 Deutsche vertrieben, 263 kommen nach Baden-Württemberg, 34 nach Bayern, 33 nach Hessen, 21 bleiben in Österreich.
Matriken seit 1785 (bei Chwallatitz).
Bezirk Znaim, Gericht Frain
Gassengruppensiedlung 730 ha, 431 m ü.d.M.
Flurnamen:
Vronuvka Wiesen, Krautgarten, Kreuzwiesen, Proschtzscherek.
Schulen:
Volksschule, 1889, einklassig.
48° 48' N, 16° 23' O, Šanov, Znaim
Geschichte
Erstmals erwähnt 1052, Eigentum der Kirche in Znaim seit 1131, seit 1536 verödet, noch 1672 erscheint es als öde. In Urkunden der Grafen Althan von 1697 ist es wieder als bestehend erwähnt, zehn Halblähner und sechs Viertellähner werden genannt. 1749 wird die Stiftungsurkunde unterzeichnet. Einen Aufschwung bringt der Bau von Zuckerfabriken in Grusbach 1851 und Lundenburg 1875. Große Brände zwischen 1842 und 1883 zerstören Teile des Ortes. Die Eröffnung neuer Bahnlinien läßt 1869 bis 1880 die Einwohnerzahl stark steigen. 1905 wird aus Anlaß einer Geldspende Kaiser Franz Josefs ein Armenfonds eingerichtet. 1910 entsteht der Ortsteil Neu-Schönau oder Kirchberg mit 22 Häusern. Im I.Weltkrieg fallen 24 Mann. Als 1918 tschechische Militäreinheiten anrücken, muß sich die aufgestellte Heimwehr nach Laa absetzen. Im September 1919 wird eine Klasse der Volksschule mit Hilfe einer Militärpatrouille beschlagnahmt für tschechische Kinder. Im April zieht die tschechische Schule in ein anderes Haus im Ortsteil Neu-Schönau. Viele Deutsche gehen nach Österreich. 1922 werden 140 deutsche Eisenbahner von Schönau in tschechisches Gebiet versetzt und später pensioniert, der letzte 1927. Beim Bahnhof stehen vier Koloniehäuser, vom Volksmund „Krawallhäuser“ genannt. – Die Zuckerfabrik in Grusbach bietet von Oktober bis Dezember Arbeit und Verdienst.
Im II.Weltkrieg fallen 90 Mann. Nach dem Eindringen der Rotarmisten Anfang Mai 1945 fallen tschechische „Partisanen“ in den Ort ein. Fünfzehn Deutsche kommen durch Mord und Schikanen ums Leben. Viele flüchten im September und Oktober nach Österreich; im März 1946 werden die letzten mit 40 kg Gepäck ausgetrieben.
Der Meierhof im Ortsteil Neuhof, 1637 erbaut, gibt manchen Einwohnern Arbeit.
Aus dem Jahr 1918:
Nachdem die Heimwehr im Dezember 1918 den Bahnhof Grafendorf-Schönau angesichts stärkerer tschechischer Kräfte hatte aufgeben und sich nach Laa zurückziehen müssen, erschien einige Tage später eine Abteilung Heimwehr unter Führung eines Schönauers, besetzte den Bahnhof, ließ die tschechische Wache antreten, entwaffnete sie und ließ sie „Heil Österreich!“ rufen. Dann zog sich die Heimwehr wieder nach Österreich zurück.
Matriken seit 1676 (bei Grusbach).
Literatur:
Höger, Hans: Gedenkbuch der Gemeinde Schönau. 1932-1938.
Fortgesetzt von Heinrich Ritzal, bis 1977.
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz
Breitstraßendorf 1969 ha, 199 m ü.d.M.
Flurnamen:
Hausfeld I (Hausäcker), Hausfeld II (Hausäcker), Kirchberg, Junges Weingebirge (Junge Weingärten), Fliegentanz (Alte Weingärten), Neuhofbreite,), Bayerring (Schafflerwiesen), Biergrund (Woadfleck), Lerichfeld (Lerigläcker), Aspelfeld (Aspeln), Unteres Haidfeld (Grafendorfer untere Heide, Turnäcker, Schinderei, Häusl, Ogrosläcker), Mittleres Haidfeld (Sandquanten, Neurißquanten), Langes Haidfeld (Langquanten [Hojastoß, mitterer Stoß, Granitzstoß]), Höfleiner Feld, Tajaxer Überfeld/Überländ, Neuriß, Hoja (Hofbreiten, Wolfsutten), Johannisteich (Öde Kirche), Rumbel, Oberes Haidfeld (Grafendorfer obere Heide, Brunnenäcker), Drei Quanten (Laaerwegäcker).
Anbau:
Roggen, Weizen, Gerste, Hirse, Kartoffeln, Mais, Rüben, Klee, Bohnen, Linsen; Gemüse: Gurken, Knoblauch, Zwiebeln, Karotten, Kohl, Kraut; Weinbau (1917: 5,08ha); Obst: Kirschen, Zwetschgen, Weichseln; weniger: Pfirsiche, Marillen, Birnen, Äpfel; Johannisbeeren (Ribiseln), Stachelbeeren (Ogroseln).
Jagd:
400 Hasen, 10-15 Rehe (1935).
Straßen, Plätze:
Hauptgasse: „Dorf“, parallel dazu: Hintaus; Verbindungen: Bahngasse, Brunnengasse, Grafengasse, Salzergasse; Tajaxer Weg, Gartenweg, Schiefweg, Tiefweg, Aspelweg, Mitterhaidweg, Biergrundweg, Langeichenweg, Dreschersteig zum Neuhof.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle zum hl.Rochus, 1850, davor ein Glockenturm; 1860 vergrößert, eine Glocke, im I.Weltkrieg abgeliefert.
Friedhof, gemeinsam mit Grafendorf.
Brünndlkapelle, 1831; als Dank für die Verschonung von der Cholera mit Kreuzwegstationen, 1936 erneuert und neu geweiht.
Weißes Kreuz, hl.Florian, um 1900, im Oberort.
Steinkreuz bei Nr.141
Rotes Kreuz am Tajaxer Weg
2 Eisenkreuze
Holzkreuz, 1922 am Neuriß.
Schloß Emmahof in der Hoja,1885, mit schönem Park.
Kriegerdenkmal, 1924.
Armenhaus, Neubau 1926.
Feuerwehrhaus, 1912.
Gemeindebücherei, 1921 (480 Bände 1936).
Bahnhof Grafendorf-Schönau
Elektrifizierung, 1938
Schulen:
Erster Schulbau 1911: Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums-Volksschule, fünfklassig, 1934 vierklassig; davor 1800 in Grusbach, später in Grafendorf; ein Schulmeister wird 1737 bezahlt, ab 1784 gibt es in Grafendorf eine Schule. Neubau 1882. Bürgerschule, 1938 mit Grafendorf.
Gewerbe:
Ziegelei, 2 Mühlen, Karlhof, ca.1810, 2 Schweinehändler. 5 Gasthäuser, 8 Gemischtwarenhändler, 3 Milchhändler 2 Bäcker, 2 Fleischer, Schmied, Maurermeister, 4 Tischler, 3 Wagner, 6 Schuster, 2 Schneider, 4 Schneiderinnen, 2 Friseure, 5 Trafiken, Hebamme.
Vereine:
Militärveteranenverein, 1899, 1918-20 verboten, ab 1920 Unterstützungsverein gedienter Soldaten.
Freiwillige Feuerwehr, 1905.
Deutscher Turnverein, 1913.
Jungfeuerwehr, 1923.
Orts-Viehversicherungsverein
Bund der Kleinbauern und Häusler, sozialdemokratisch.
Volksbund deutscher Katholiken
Landwirtschaftlicher Verein
Deutscher Kulturverband
Bund der Deutschen
Spar- und Darlehenskassa, 1891.
Milchgenossenschaft
48° 56′ N, 15° 53′ O, Šumvald (seit 1949 Šumná), Znaim
Geschichte
1793 erwirbt Josef Hilgartner, Ritter von Lilienborn, Advokat in Prag, die stark verschuldete Herrschaft Frain, läßt Wald abholzen und siedelt Kolonisten an, denen er Freikauf von der Robot und Erwerb der Grundstücke anbietet. So entstehen 1794 Liliendorf und 1798 Schönwald. Bereits 1799 verkauft er den Besitz, Schönwald bleibt mit 30 Hofstellen bestehen, gehört aber bis 1923 zur Gemeinde Schiltern.
Matriken seit 1798 (bei Schiltern).
PBz. Znaim, GBz. Frain
Zeilensiedlung 1149 ha, 429 m ü.d.M.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle mit Glockenturm
Schulen:
Mittelpunktschule für Kinder aus 9 Orten.
Gewerbe:
Fasanhof
48° 56′ N, 16° 11′ O, Želetice, Znaim
Geschichte
1320 Olmützer Bischofslehen, 1351 urkundlich erwähnt mit einer Veste; nach häufigem Besitzerwechsel geht der Ort 1825 an die Grafen Corynski, 1838 kauft Carl Friedrich Kammel von Hardegger den Besitz. Nach den Verheerungen durch die Schweden hat der Ort nur noch drei Einwohner.
Matriken seit 1672 (bei Žerotitz).
Bezirk und Gericht Znaim
Längsangerdorf 637 ha, 224 m ü.d.M.
Flurnamen:
Stadelfeld, Weiße Grube, Amerika, Moratitzer Breite, Moratitzer Weingärten, Vordere und Hintere Vierteln, Dill, Schafsweide, Weingartbreite, Kreuzbreite, Schüttenberge, Untere und Obere Chlupitzer Breite, Chlupitzer Vierteln, Aufelder, Zigeunerteich, Kleinfelder, Eiskellerbreite.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Filialkirche hl.Jakob d.Ä., zu Pfarrei Žerotitz, Nebenaltäre hl.Maria und hl.Franziska; 3 Glocken, 17.Jh.
Schloß, 17.Jh., 1862 abgebrochen.
Laudon-Denkmal im Schloßpark.
Gemeindebücherei um 1907.
Armenhaus
Post- und Telegraphenamt, Telephon ab 1912.
Gendarmerieposten ab 1912.
Elektrifizierung, 1926.
Omnibuslinie, 1921 nach Znaim.
Schulen:
Volksschule, 1891, einklassig, davor in Žerotitz; später zweiklassig; Bürgerschule, 6 Klassen, ab 1938, die Lehrmittel werden von den Tschechen verschleppt.
Kindergarten, um 1900.
Gewerbe:
Ziegelei, Mühle; Brauhaus, 1680; Lagerhaus (Raiffeisenkassa), 1893; Zuckerfabrik, 1870 bis 1922.
Kammel-Hardeggsche Gutsverwaltung mit den Gütern Selletitz und Žerotitz, Perlmuttdrechsler, 2 Gemischtwarenhändler, 2 Schreiner, 2 Schuhmacher.
48° 57′ N, 16° 22′ O, Suchohrdly u Míroslaví
Geschichte
Urkundlich 1569 erwähnt, das Gut wird 1924 zur Staatsdomäne.
12 tschechische Kolonisten werden längs der Dorfstraße angesiedelt und mit Land aus dem Gutsbesitz versorgt.
Brauchtum
In der Nacht vom 30.April zum 1.Mai werden in die Fenster Holundergerten gesteckt, damit die Hexen, die durch die Nacht ziehen, nicht eindringen können. Die Burschen schmücken einen Weidenast mit bunten Bändern und stellen ihn ihren Mädchen in den Kamin. Es kommt auch vor, daß statt der Bänder Stroh das Bäumchen schmückt, wenn eine ihren Burschen stehengelassen hat. Daher schaut man am Morgen des 1.Mai früh nach, was im Kamin steckt. Vor dem Gasthaus wird ein großer Maibaum aufgestellt, dafür bekommen die Burschen ein Faß Bier. Der 1.Mai wird mit Musik und Tanz im Freien gefeiert.
Matriken seit 1695 (bei Mißlitz).
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Breitstraßendorf 779 ha, 230 m ü.d.M.
Anbau: Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln, Gemüse; ab 1938 Tomaten, Gurken, Melonen, Mohn (zur Ölgewinnung); Aprikosen, Pfirsiche, Kirschen, Nüsse; Weinbau.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Filialkirche der Hl.Margareta, Altar und Bild 1655 aus Mißlitz überführt.
Gemeindeamt Postamt
Schulen:
Deutsche Schule, 1918 zweiklassig, 1930 einklassig.
Gewerbe:
2 Gastwirte, 2 Lebensmittelläden, Bäcker, Fleischer, Schmied, Schuhmacher, 3 Schneider.
48° 53′ N, 15° 42′ O, Stálky, Znaim
Geschichte
Der Ort erscheint seit 1493 bei Freistein. 1931-33 werden 180ha genossenschaftlich entwässert. 1938 werden Zollstation und tschechisches Schulgebäudee mit 50 Arbeitsmaiden des RAD belegt.
Im I.Weltkrieg fallen 18 Mann, im Zweiten 30 Mann.
Am 26.Juni 1945 kommen tschechische „Partisanen“, binnen einer Stunde müssen die Deutschen am Finanzhaus stehen. Dort wird das Gepäck geplündert, bei einer Leibesvisitation werden Geld und Schmuck weggenommen. 600m außerhalb des Ortes werden 14 Familien zurückgeschickt sowie einige Mädchen, die dann nach Österreich fliehen, was auch die 14 Familien tun.
Nach der Vertreibung werden 42 Familien (163 Personen) in Österreich und 64 (240 Personen) in Deutschland aufgenommen.
Matriken seit 1822 (davor ab 1654 bei Fratting).
Bezirk Znaim, Gericht Frain
Breitangerdorf 1167 ha, 435 m ü.d.M.
Flurnamen:
Rageln, Wistoß-Lisl, Hinterlisl, Feheräcker, Schindelholz, Seeäcker, Vierquantel, Fommersbach, Zedlitz, Zvibo, Augraben, Driequantel, Auluß, Holzluß, Teichäcker, Grabenleiten, Sommerleiten, Bruckleiten am Stalleker Bach, der den Ort durchfließt. Wiesen: Ragel, Dammwiesen, Kleebirgel, Lange Wiesen, Feher Wiesen, Thayawiesen, Im Graben, Fommersbach.
Anbau:
Roggen, Weizen, Gerste, Hafer; in kleineren Mengen Rot-, Weiß- und Gelbklee, Mais, Linsen, Erbsen, Mohn, Lein, Kartoffeln, Rüben.
Straßen, Plätze:
Sommerzeile, Winterzeile.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zur Himmelfahrt Mariä (Pfarre urkundlich 1493) in Freistein, gotisch; Chor mit Kreuzrippengewölbe, Langhaus mit Stichkappentonnengewölbe, 1.Hälfte 17.Jh., Altäre 1.Hälfte 18.Jh.: hl.Barbara von Josef Doré; Taufkessel 1.Hälfte 17.Jh., Kanzel um 1779. 2 Seitenaltäre: Madonna von Lourdes, 1882, und hl.Josef, 1884; Orgel 1872. Vier Glocken. 1903 nach Renovierung neu geweiht.
Kriegerdenkmal, 1924, von den Tschechen 1945 gesprengt, Finanzhaus, 1934.
Brückenwaage, 1931/33.
Schulen:
Volksschule 1928, zweiklassig; besteht seit 1672; 1846 alte Schule abgebrannt, Neubau 1847.
1934 tschechische Schule, Neubau für 6 Kinder der Arbeiter des Meierhofs.
Gewerbe:
Ziegelei bis in die 30er Jahre.
Meierhof Größinghof, von den Tschechen enteignet.
Hebamme
2 Gasthäuser, Gemischtwarenhandlung, Trafik.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr Spar- und Darlehenskassa
T
48° 50′ N, 16° 9′ O, Tasovice, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1231 erwähnt, das Patronat gelangt an Kloster Bruck, 1299 bestätigt Wenzel II. dem Kloster der Klarissen in Znaim den Besitz, das Untergut, das sogenannte Obergut gehört Kloster Bruck. 1578 sind Wiedertäufer nachgewiesen. 1801 vernichtet ein Brand fast den ganzen Ort. 1809 wüten die Franzosen im Ort, die Preußen verursachen 1866 keinen Schaden.
1848 wird der in Wien studierende Vinzenz Schnattinger Hauptmann der studentischen Legion, muß sich nach der Befriedung Wiens verstecken, erst nach der allgemeinen Amnestie kann er nach Taßwitz zurückkehren, er wird Bauer und stirbt 1908.
Eine große Überschwemmung verwandelt 1888 den Talkessel zwischen Kuhberg und Hödnitzer Dampfmühle in einen See. 1900 ist die 120m lange Thayabrücke fertig. 1905 wird die Hutweide auf die 124 Bauernhöfe verteilt, jeder bekommt 40a. Im I.Weltkrieg fallen 44 Mann. 1918 verliert der Ort den Absatzmarkt Wien, was zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten führt. An Kellern und Preßhäusern werden Buschenschänken eröffnet, die Gemeinde organisiert den Direktverkauf von Schweinefleisch. Im August 1929 verursacht ein Unwetter schwere Schäden.
Bei den Gemeindewahlen 1936 erringen die Sudetendeutsche Partei 13, die Christlich-Sozialen 5 Mandate. Die Aufsichtsbehörde will die Gewählten nicht bestätigen, sie werden als Staatsfeinde abgestempelt, Verhöre werden geführt. Im Ort stationiertes Militär erlaubt sich Schikanen. Nach einem Jahr wird der Bürgermeister bestätigt. Der Anschluß 1938 bringt wirtschaftlichen Aufschwung.
Am 1.April 1939 wird Taßwitz mit Hödnitz vereinigt zur Gemeinde Kirschfeld. Im II.Weltkrieg fallen 79 Mann.
Am 7.Mai 1945 sprengen Soldaten der Wehrmacht die Thayabrücke, die Sowjets dringen in den Ort ein, vier Wochen lang plündern und vergewaltigen sie. Tschechische „Partisanen“ verschleppen die älteren Männer in Znaimer Lager, wo sie tagelang mißhandelt werden. Danach werden sie zu Zwangsarbeit verschleppt. Tschechische Hausbesetzer lassen deutsche Frauen und Kinder für sich arbeiten. Ein Dreizehnjähriger wird von den Tschechen erschossen. Am 8.August 1945 werden fast alle Deutschen nach Niederösterreich vertrieben, vier von ihnen kommen dabei um, zwei Drittel werden 1946 von dort in die amerikanische Besatzungszone Westdeutschlands verbracht.
Kirtag am Sonntag nach Maria Himmelfahrt (15.August). Zu Silvester wird Theater gespielt, meist Volksstücke, Lustspiele und Schwänke. Besonders erfolgreich war Nestroys „Böser Geist Lumpazivagabundus“.
Matriken seit 1677.
Bedeutend:
Klemens Maria Hofbauer (*26.12.1751, †15.3.1820 Wien), der „Apostel von Wien“, getauft Johannes als neuntes von zwölf Kindern. Der in Mährisch-Budwitz geborene Vater Peter Paul Dvo?ák, Fleischhauer, wurde bei seiner Heirat in Taßwitz mit Maria Steer mit dem ins Deutsche übersetzten Namen Hofbauer in die Trauungsmatrik eingetragen. Der Vater starb am 26.7.1758, Johannes ist 61/2 Jahre alt. Er lernt beim Pfarrer Latein, bis dieser stirbt. Als der Bub 14 Jahre alt ist, wird er 1767 zu einem Bäcker in Znaim in die Lehre gegeben, 1770 arbeitet er bei den Prämonstratensern in Klosterbruck. 1771 kommt er auf einer Reise nach Tivoli, wo er sich als Eremit niederläßt und die Namen Klemens (nach dem Märtyrer-Bischof von Ancyra in Kleinasien, †312) und Maria annimmt. Nach einem halben Jahr kehrt er nach Klosterbruck zurück und studiert weiterhin Latein. 1776 hat er seine Studien abgeschlossen, kann aber nicht in den Orden eintreten, da der Kaiser Neuaufnahmen nicht erlaubt. Zwei Jahre lang lebt er als Eremit in Mühlfraun, dann geht er auf Bitten seiner Mutter nach Wien in eine Bäckerei. Im Alter von 29 Jahren beginnt er das Theologie-Studium an der Universität in Wien, unzufrieden mit dem dort herrschenden Rationalismus. Auf einer Studienreise nach Italien wird er in San Giuliano als Novize in die „Kongregation des Heiligsten Erlösers“ (Redemptoristen), 1732 gegründet, aufgenommen. 1785 legt er die Gelübde ab und wird zum Priester geweiht. Der Ordensgeneral beauftragt Hofbauer und seinen Begleiter Thaddäus Hübl, den Orden nördlich der Alpen zu verbreiten. Da Kaiser Josef II. in Österreich 1784 viele Klöster geschlossen hat, wenden sich die beiden 1787 nach Warschau. Ihnen wird St.Benno, die Kirche der Deutschen, zugewiesen. Sie begründen ein Waisenhaus, das sich zu einer höheren Schule entwickelt, 1799 wirken dort 25 Patres und Brüder. Den nationalen Polen gelten sie als Verräter, 1808 werden sie auf Befehl Napoleons ausgewiesen. In Wien kümmert sich Hofbauer 1809 als Kaplan in einem Spital um verwundete Soldaten, danach ist er an einer kleinen italienischen Kirche tätig, ab 1813 bei den Ursulinerinnen. Sein Ruf als mächtiger Prediger und sanfter Beichtvater verbreitet sich. Als Prediger und Seelsorger ist Hofbauer von großem Einfluß, vor allem auf viele Konvertiten der Romantik: Friedrich Schlegel, A.H.Müller, Zacharias Werner. Im März 1820 erkrankt er und stirbt am 15. (Namensfest). Noch 1820 wird der Redemtoristenorden in Österreich anerkannt. Am 29.Jänner 1888 wird Klemens Maria Hofbauer von Papst Leo XIII. seliggesprochen, am 20.Mai 1909 von Papst Pius X. heiliggesprochen, 1914 wird er zum Stadtpatron von Wien erhoben.
Schnattinger Vinzenz (1828-1908), 25 Jahre lang Bürgermeister, studiert in Wien Philosophie, 1848 Hauptmann der zweiten Kompanie des Korps der Fakultät, nach der Einnahme Wiens durch Militär muß er fliehen und sich in Znaim rechtfertigen. Als sein Bruder bei einem Unfall stirbt, übernimmt er den Hof.
Literatur:
Moßbeck, Anton/Schnattinger, Rudolf: Taßwitzer Heimatbuch. 1975.
Bezirk und Gericht Znaim
Dreieckangerdorf 1475 ha, 210 m ü.d.M.
Flurnamen:
Diesseits der Thaya: Neustiftfeld (nach verödetem Ort), Langfeld, Speckäcker, Kurzfeld, Zulisfeld, Zwergäcker, Breitler, Satzer, Wienerbreitler, Schatzberg, Tränkäcker; jenseits der Thaya: Gansheid, Unterberger, Oberberger, Frauenholzfeld, Sauweidefeld, Wolfbeißer, Kuhbergheide, Glockenheid, Powitzfeld (von Hussiten zerstörter Ort), Wehrbreiten, Krautäcker, Obergut.
Anbau:
Weizen, Gerste, Korn (Roggen), Hafer; Gemüse: alle Kohlarten, besonders begehrt das Taßwitzer Kraut, Gurken, Tomaten, Paprika; Obstbau: Kirschen (Kirschenwälder), Aprikosen, Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Pflaumen; Weinbau.
Jagd:
800 Hasen, Rebhühner, Wachteln, Fasane.
Straßen, Plätze:
Mühlfrauner Straße, Ortsstraße, Ortsplatz, Im Winkel, Mühlgasse, Gstetten, Häuseln.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, 1659/79, Saalkirche, barock (Pfarre seit 1234, Patronat beim Kloster Bruck); Hochaltar 1.Hälfte 18.Jh., Hochaltarbild Mariä Himmelfahrt, Kopie von M.A.Charlemont, 1858; Kanzel um 1755; Seitenaltäre hl.Joseph und hl.Sebastian; Grabsteine 1589; Erhöhung des Kirchturms auf 56 m um 1900.
Pfarrhof um 1780, klassizistisch.St.Klemens-Kirche, 1933 von Klemens Holzmeister an der Geburtsstätte des hl.Klemens Maria Hofbauer erbaut; Altarrelief von Othmar Hillitzer.
Kloster der St.Hedwigsschwestern 1913, auf dem Grund der Geburtsstätte mit Kindergarten, Pflege von Kranken und Waisenkindern. Die Redemptoristen kaufen die Anlage 1929, 1930 lassen sie einen Teil des Gebäudes abreißen für den Bau der Gedächtniskirche.
Rotes Kreuz an der Gemarkungsgrenze Mühlfraun, um 1900.
Marterl an der Naschetitzer Straße, Gabelung zum Sandfeldweg.
Kriegergedächtniskapelle, 1925.
Gemeindehaus, 1930.
Armenhaus
Isolierstation
Feuerwehrgerätehaus
Post und Bahnstation Hödnitz-Taßwitz
Elektrifizierung, 1928.
Distriktsarzt
Schulen:
Neubau 1837, 1894 erweitert, dreiklassig, 1914 vierklassig, 1925 sechsklassig; für 1669 ist ein Schulmeister belegt.
Kindergarten
Schul- und Gemeindebücherei
Armenhaus
Isolierzimmer
Distriktsarzt
Autobuslinie Höflein – Znaim
Gewerbe:
Handelsmühle, urkundlich 1299.
220 landwirtschaftliche Betriebe, 50 Nebenerwerbsbetriebe.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1886.
Verein gedienter Soldaten, 1896.
Männergesangverein, 1896.
Bund der Deutschen, 1898.
Deutscher Schulverein, 1898.
Burschenschaft Gemütlichkeit, 1910.
Deutschvölkischer Turnverein, 1911.
Burschenverein „Immergrün“, 1922.
Gesangverein, 1932.
Raiffeisengenossenschaft, 1897.Lagerhausgenossenschaft, 1921.
Molkereigenossenschaft
Gemüseverwertungsgenossenschaft, 1939.
48° 54′ N, 16° 13′ O, Stošíkovice na Louce, Znaim
Geschichte
1260 gelangt ein Hof an Kloster Bruck, 1287 bestätigt Wenzel II. dem Katharinenkloster in Znaim Besitz. Den Beisatz „an der Wiese“ erhält der Ort in der 2.Hälfte des 16.Jh., um es von dem gleichnamigen Ort zu unterscheiden, der Kloster Bruck gehört. 1621 wird der Besitz wegen Teilnahme am Aufstand konfisziert, ab 1699 Besitz der Liechtenstein, mit Frischau vereinigt, 1900 ererbt von einem Lobkowitz.
Im I.Weltkrieg fallen 14 Mann. Zu Beginn der 30er Jahre spielt die Theaterriege mit 22 Mitgliedern neben Volksstücken auch Anspruchsvolleres. Von den ersten Einnahmen wird eine zerlegbare Bühne angeschafft. Ein kleines Orchester bringt Unterhaltungsmusik und umrahmt die Theateraufführungen.
Im II.Weltkrieg fallen 24 Mann, 15 bleiben vermißt. Ein Deutscher fällt Bordwaffen zum Opfer. Nach der Einnahme durch Rotarmisten folgen allnächtlich Einbrüche und Vergewaltigungen, am ärgsten treiben es die tschechischen „Partisanen“, meist Fremdarbeiter. Fast alle Männer, ältere damals, werden in Lager gebracht und dort schwer mißhandelt, immer öfter werden auch Frauen und Kinder in die Lager gebracht, wo sich tschechische Bauern Arbeitssklaven holen. Ende Juni kommen Tschechen in Rudeln in den Ort und besetzen die Häuser. Am 1.August wird ein Mann von den Tschechen erschossen.
Am 30.Oktober werden ca.30 Frauen und Kinder auf offenem Lastwagen nach Böhmen verbracht, wo sie bis 2.Februar 1946 bei Bauern arbeiten müssen. Dann kommen sie ins Aussiedlerlager Znaim und werden am 28.Februar als erste Gruppe nach Deutschland transportiert. Im Juli 1946 geht der letzte Transport ab. In Österreich bleiben 95 Personen, nach Westdeutschland gelangen 293.
Kirtag am Sonntag vor St.Bartholomäus (Kirchenpatron, 24.August) Wallfahrt nach Tiefmaispitz am 13.Juni, hl.Antonius von Padua, mit 70 bis 80 Personen von der Dreifaltigkeitsstatue, über Proßmeritz, Bonitz, Gaiwitz, Aumühle, Durchlaß zur Wallfahrtskirche der hl.Mutter Anna; bis 1918, danach eingestellt, da der Zielort tschechisch ist.
Matriken seit 1694 (bei Groß-Olkowitz).
Literatur:
Hönlinger Gottfried: Erinnerungen an unseren Heimatort Teßwitz an der Wiese. 1982.
Bezirk und Gericht Znaim
Längsdreieckangerdorf 634 ha, 197 m ü.d.M.
Flurnamen:
Achtel, Äußere Haid, Äußeres Haidackerl, Auwiese, Bäumelteil, Bockwiese, Brückelteil, Brückelwiese, Brunnader, Ganselzipf, Gegenteil, Gigerlberg, Grabenwiese, Großes G’röhr, Großer Teilo, Große Wiese, Grundackerl, Honefackerln, Joch, Johannisfeld, Judenzipf, Kellerberg, Kirchfeld, Kirchfeldwiese, Kleiner Teil, Kürbis, Kürbiszipf, Kuhstelle, Langwiese (Neuriß), Oberer Aufacker, Ortwiese, Mittlere Breiten (Gutshof), Mitterhaid, Panditzfeld, Remisteil, Remiswiesen, Rondell (Gutshof), Sandfeld, Sandg’stetten, Sandweingarten, Schmals Wiese, Schweizerweide (Gutshof), Silberberg, Spiegel, Suttenweingärten, Triftweingärten, Unterer Aufacker, Wainitzfeld, Wankawiese (Neuriß), Wainitzfeldwiesen, Zwergwiesen (Neuriß).
Anbau:
Getreide, Mais, Rüben, Zuckerrüben, Kartoffeln, Paradeiser, Gurken; Obst- und Weinbau. Besonders Frühobst und Zwetschgen, bis 1918 nach Wien, dann bis Prag und in die Kurorte Böhmens geliefert.
Jagd:
150-350 Hasen, 120-200 Rebhühner, 40-80 Fasane.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Glockenturm, „Glöckelhäusel“, erneuert 1925.
Dreifaltigkeitsstatue, 1731, beim Glockenturm.
Hl.Johannes von Nepomuk
Sandsteinkreuz mit Gekreuzigtem
2 Pestsäulen
Kriegerdenkmal
Elektrifizierung, 1928
Schulen:
Bis 1810 in Groß Olkowitz eingeschult, erster Schulbau 1816, erweitert 1898.
Volksschule, 1921 einklassig, ab 1938 zweiklassig, 1944 einklassig.
Gewerbe:
Gutshof
Krämerladen, Krämerladen mit Trafik, Metzger, 2 Schmiede, Wagner, Binder, 2 Tischler, Sattler, 2 Schuster, Fahrradmechaniker, Spengler, Maurer.
Vereine:
Deutschvölkischer Turnverein, 1935.
Raiffeisenkassa, 1876.
Milchgenossenschaft Proßmeritz, 1926
48° 55′ N, 16° 22′ O, Dolenice, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1239 erwähnt, gehört zur Herrschaft Mißlitz, dann zu Kloster Bruck, 1585 an das Nonnenkloster Maria Saal in Alt-Brünn. Gegen Ende des 30jährigen Krieg zerstört, noch 1673 Ödung, nach 1680 wieder aufgebaut: Taufen und Eheschließungen setzen 1683 ein. 1714 verkauft der Orden Tullnitz, bis 1720 wird das zerstörte Schloß nebst Maierhof wieder aufgebaut. 1723 wird der Ort weiterverkauft, 1729 kommt er an eine Liechtenstein, 1799 erbt Moritz von Liechtenstein die Herrschaft Frischau mit Tullnitz. Napoleons Soldaten verursachten 1805 und 1809 erhebliche Kosten. 1816-1820 wird der Meierhof verkauft und aufgeteilt, worauf sich die Häuserzehl verdoppelt. 1870 wird die Bahnlinie Brünn-Grusbach-Znaim eröffnet, Tullnitz wird Bahnstation. Im I.Weltkrieg fallen 16 Mann.
1919 beginnt die Zuwanderung tschechischer Arbeiter, deutsche Bahnbedienstete werden entlassen, der Gutshof wird enteignet und an Tschechen verteilt, die nur Tschechen einstellen. Wer einen tschechischen Namen hat, wird vorgeladen und unter Druck gesetzt, Kinder in die tschechische Schule zu schicken, wo die Kinder gänzlich eingekleidet werden. Dank Unterstützung des Südmährerbundes kann ein deutscher Kindergarten eingerichtet werden, so daß Bedürftige nicht tschechischem Druck weichen müssen. Der Südmährerbund errichtet eine Tagesheimstätte, zu Weihnachten können die Kinder dank der Spenden, die vor allem durch Aufführungen der Theatergruppe hereinkommen, beschert werden. Der tschechische Narodní jednota erwirkt einen Bescheid der Landesbehörde zu ihrer Einstellung, die Kromauer Bezirksbehörde kann jedoch dazu gebracht werden, sie weiter zuzulassen, bis im Berufungsverfahren der gesetzwidrige Bescheid der Landesbehörde aufgehoben wird. 1938 wird sie von der NSV übernommen und ganzjährig weitergeführt.
Nur wenige folgen 1938 dem tschechischen Mobilmachungsbefehl. Am 25.9. müssen die Radioapparate abgeliefert werden. Am 7.Oktober wird die tschechiasche Schule geschlossen, die Einrichtung weggebracht. Am 9.Oktober marschiert die deutsche Wehrmacht ein, 144 Mann bleiben einige Tage im Ort. 1940 vernichtet Hagel die Weinernte. Am 7.Mai 1945 wird der Ort bombardiert, am 8.Mai dringen die Sowjets ein.
Hochzeitsbräuche
Wie alles im bäuerlichen Leben nach strengen Regeln vor sich ging, so auch das Heiraten. Hochzeit machte man entweder im Mai vor Beginn der Feldarbeiten oder Ende Oktober/Anfang November nach der Einbringung der Hackfruchternte; im Sommer hatte man keine Zeit zum Heiraten. Wochen vorher begannen die Vorbereitungen im Haus der Braut. Das Haus wurde innen und außen hergerichtet. Die Mastgänse wurden mit Kukuruz (Mais) gestopft und vier Wochen vor der Hochzeit wurde der „gewisse Tag“ gemacht. Brautleute und beider Eltern kamen zusammen, um über die Mitgift zu verhandeln. Meist wurde schriftlich niedergelegt, wieviel Geld und welche Felder die jungen Leute in die Ehe mitbekommen. War dies geregelt, dann wurde der Hochzeitstag bestimmt und die Liste aufgestellt, wer zur Hochzeit eingeladen werden soll. Beim Pfarrer wurde das Aufgebot bestellt, und an den folgenden Sonntagen luden die Brautleute die Gäste persönlich ein. Je näher der Hochzeitstag heranrückte, desto mehr wuchs die Unruhe im Haus der Brauteltern. Bei Bauernhochzeiten, wo oft bis 80 Gäste und mehr geladen waren, gab es allerhand zu tun. Eine stattliche Anzahl Hühner für die Suppe und Gänse für den Hochzeitsbraten mußten ihr Leben lassen; 80 bis 100kg Mehl wurden zu Hochzeitskuchen und Gugelhupf verarbeitet, ein Schwein und vielfach auch ein Kalb wurden geschlachtet. Am Tag vor der Trauung war Polterabend, zu dem die Brautleute ihre Freunde und Bekannten einluden, welche beim Wein ihre Jugendstreiche zum Besten gaben.
Die Hochzeit fand meist am Mittwoch um 10 Uhr statt. Die Gäste von auswärts kamen, die Pferde mit Bändern und Schellen behängt, mit schönen Fuhrwerken gefahren und wurden mit Glühwein und Kuchen bewirtet. Der Bräutigam zog dann mit seinen Verwandten unter Musikbegleitung zum Haus der Braut. Nach der Begrüßung mußten sich Bräutigam und Braut auf der Türschwelle niederknien und empfingen nach einer kurzen Ansprache den Segen des Vaters. Der Hochzeitszug bewegte sich in einer vorher bestimmten Reihenfolge zur Kirche, die Braut vom Brautführer begleitet, der Bräutigam von der Brautdirn. Erst in der Kirche wurde gewechselt. Auf dem Heimweg von der Kirche wurde, wenn ein Ehepartner von auswärts war, von der Burschenschaft „vorgezogen“, d.h. ein mit Bändern geschmücktes Seil über den Weg gespannt, das junge Ehepaar durch den Altburschen begrüßt und beglückwünscht und ihm ein Glas Wein kredenzt. Das Seil wurde aber nicht hochgezogen, ehe der junge Ehemann etwas „springen ließ“. Beim Haus der Braut angekommen, fanden sie eine verschlossene Tür. Auf ihr Klopfen fragte eine Stimme von innen: „Wer ist draußen?“ Erst nachdem die junge Frau ihren nunmehrigen Familiennamen genannt hatte, wurde geöffnet. Dann wurden dem jungen Paar zwei hochgehaltene Töpfe dargereicht, einer mit Wasser, der andere mit Wein gefüllt. Erwischte die junge Frau den Topf mit Wein, war dies ein Zeichen, daß sie das Regiment im Hause führen werde, daß sie aber auch ein Glas Wein nicht verachte. Dann wurde der jungen Frau ein Laib Brot und dazu ein womöglich recht stumpfes Messer gereicht. Das Brot mußte sie anschneiden. Dabei wurde aber genau darauf geachtet, ob sie auf dem Laib auch die drei Kreuze macht. Schließlich wurde ihr ein Besen gereicht, mit dem sie kehren mußte. War das alles vorüber, dann erhielt sie einige Schüsseln mit Hochzeitskuchen, die sie unter die Menge warf zum „Rappeln“. An ihre Bekannten verteilte sie Hochzeitskränze. Wenn der neugebackene Ehemann seine junge Frau vor dem Mittagessen auf einen Augenblick verließ, wurde diese versteckt, und er mußte sie dann suchen. Fand er sie nicht, dann mußte er sie mit einem Geldbetrag auslösen.
Eine richtige Bauernhochzeit glich einem Dorffest und dauerte gewöhnlich bis zum nächsten Tag. Das Hochzeitshaus stand jedermann offen, und alle, auch Gemeindediener, Postbote, Gendarm, manchmal sogar Beamte der Bezirksbehörde, wurden als Gäste bewirtet. Die Jugend des Dorfes bekam Kuchen und Freibier, dazu Musik. Gab es vom „Vorziehen“ Geld, dann gab es auch genügend „Stoff“ zum Trinken. Die Speisekammer mußte aber verschlossen bleiben, denn wenn dort auch nur ein Fenster offen war, so geschah es, daß ein Gugelhupf oder ein Stück Braten verschwand, mit einer langen Heugabel geangelt. Das geschah keineswegs aus Hunger, sondern aus Übermut. Man war aber den Tätern, die sich ihres Diebstahles sogar rühmten, nicht böse. Da auch die Ortsarmen beschenkt wurden, war die Hochzeit wirklich ein Fest für alle im Dorf, das noch lange in allen Einzelheiten den Gesprächsstoff bildete. Tiltscher
Matriken seit 1635 (bei Irritz).
Literatur:
Mühlhauser, Jakob: Tullnitz – Ein Heimatbuch. 3 Bände. 1940/43
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Gassen-Straßendorf 363 ha, 255 m ü.d.M.
Flurnamen:
Ortsried, Gartenbreiten und Freigartackerl, Krautackerl, Krautackerl und Zeiselfeld, Gemeindeweide, Weinbergacker, Leipertitzer Granitzfeld, Libitzfeld, Moskowitzer Granitzfeld, Heidfeld, Windmühlfeld. Im Volksmund: Weide, Roßweide, Neuriß, Dammackerl, Zeiselberg, Baumstadelbreite, Stoßacker, Vierteln, Lecker (Lecher), Freiacker, Wirtshausacker, Judenacker, Häuselweingarten, Bei der schwarzen Lacke, Stückeln, Antoniacker, Judenquanten, Suttenquanten, Steinquanten, Pfarracker, Weingartenbreite, Neubreite, Große Neubreite, Freigartlbreite, Stoßbreiten, Stierwiese, Sandacker, Herinnere Frischauer Acker.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle zur Kreuzerhöhung, 1714/16, renoviert 1787 nach Brand (Glocke), 1823, 1856 und 1897; Altar 1.Hälfte 18.Jh. Die Glocke muß im I.Weltkrieg abgeliefert werden, danach erneuert.
Säule mit Kruzifix und Schmerzhafter Muttergottes um 1775, Rokoko.
Hl.Johannes von Nepomuk, 1878/83.
Antonistatue, 1734.
Kapellenkreuz, 1840.
Eisernes Kreuz, Damitzer Straße.
Irritzer Kreuz
Damitzer Kreuz
Mariensäule in der Flur, letzter Rastplatz bei der Rückkehr von Prozessionen, besonders von Dreieichen.
Schulen:
„Kaiser-Franz-Josef-Jubiläumsschule“, 1908. Schule in Irritz schon 1672 nachgewiesen, dorthin ist Tullnitz eingepfarrt. 1834 Neubau.
Tschechische Minderheitsschule, 1922/23.
schechischer Kindergarten, 1933; danach deutscher Kindergarten.
Gewerbe:
Meierhof
2 Greißler, Bäcker (ca. 1935-38).
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1905.
48° 53′ N, 16° 10′ O, Tešetice, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1260 genannt, 1376 schenkt der Markgraf Jodok den Ort dem Augustinerkonvent in Brünn. Nach mehrfachem Besitzerwechsel gelangt er 1625 zur Herrschaft Kromau. Im I.Weltkrieg fallen 28 Mann. 1923 werden Hockergräber gefunden. 1925 muß ein zweisprachiger Gemeindestempel verwendet werden. Am 12.August 1939 wird der letzte Kirtag gefeiert. Im II.Weltkrieg fallen 42 Mann.
Matriken seit 1790 (davor ab 1652 bei Proßmeritz).
Literatur:
Lorencová, Anna/Beneš, Jan: Tešetice – Kyjovice. 1987
Bezirk und Gericht Znaim
Breitangerdorf 677 ha, 232 m ü.d.M.
Flurnamen:
Ortsteile: Falottenviertel, Gansldorf, Grätzl, Herrengasse, Plunzengasse, Winkel.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit 1843/47 über Kapelle von 1685; neuer Altar, 1858: Unbefleckte Empfängnis; 3 Glocken, älteste 1608.
Kriegerdenkmal, 1924.
Schulen:
Volksschule, zweiklassig; Neubau 1892, davor im Gemeindehaus.
Vereine:
Kameradschaftlicher Unterstützungsverein, 1933.
U
48° 48′ N, 16° 7′ O, Vrbovec, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals erwähnt 1252, ein Teil des Orts gehört zu Kloster Bruck, ab 1512 der ganze Ort. Seit 1252 ist Weinbau belegt, der vor dem 30jährigen Krieg seinen größten Umfang gehabt haben dürfte. Vorübergehend ist der Ort lutherisch. Im 30jährigen Krieg leidet der Ort unter den Schweden, die Pest fordert Opfer. Um die Mitte des 13.Jh. gibt es in Urbau ein Landgericht, zu dem 23 Orte zählen, zu Beginn des 17.Jh. sind es noch 12, 1622 ist nur noch die Gemeinde Urbau allein übrig. Als Kloster Bruck sich das Gericht einverleiben will, wenden sich die Urbauer an Kaiser Leopold I., erreichen aber nichts, ebenso bei zwei weiteren Versuchen. Südöstlich von Urbau veröden Nemschitz und Gnast im 30jährigen Krieg. Als die Urbauer 1692 einen Brudermörder selbst aburteilen wollen, wird die Auslieferung des Schuldigen an das Brucker Halsgericht mit Militärgewalt erzwungen unter Plünderung und Ausschreitungen.
1695 werden die führenden Männer in Urbau verhaftet, der Bürgermeister und Richter zum Tode, die anderen zu Gefängnis verurteilt. Das Landgericht wird der Gemeinde 1699 abgesprochen. Trotzdem werden wieder Abgesandte nach Wien geschickt, dort abgewiesen, einige werden auf dem Spielberg eingesperrt, andere enteignet. 1712 überreichen die Urbauer Kaiser Karl VI. ein erneutes Gesuch, das 1713 abgewiesen wird, nochmalige Behelligungen würden strengstens bestraft. 1723 legen die Urbauer erneut ein Gesuch vor, 1724 erklärt ein kaiserlicher Entschluß, daß alle Privilegien null und nichtig seien, alle annullierten PrivilegienUrkunden seien abzuliefern. Das kann der Kreisamtmann in Urbau nicht erreichen, vielmehr muß er unter Drohungen der Burschen und Gespött der Weiber den Ort verlassen. Zwei Bevollmächtige der Gemeinde werden auf den Spielberg gebracht, dasselbe widerfährt zwei weiteren Abordnungen. Als die Urkunden mit den Privilegien der Untersuchungskommission in die Hände fallen, geben die Urbauer auf, die Eingekerkerten bitten um Gnade und geloben Treue und Gehorsam. Übrig bleibt die Erinnerung an die Richtstätte mit Galgen (heute ein Kreuz) „Beim blutigen Schädel“ und der „Armensünderweg“. Mit der Auflösung von Kloster Bruck 1784 kommt der Ort an die Ritter von Liebenberg.
1841 vernichtet ein Brand fast den ganzen Ort, 1863 herrscht der Typhus, 1866 die Cholera. Seit 1885 steht hier das erste Treibhaus, mit Bergen, Guldenfurt und Neusiedl wird die Zentralkellerei Brünn gegründet, Weinverkaufsstellen werden in Znaim, Brünn und Wien errichtet.
Im I.Weltkrieg fallen 56 Mann. Am 18.Dezember 1918 besetzt Militär brüllend den Ort, die Tschechen durchsuchen die Häuser und „beschlagnahmen“, bedrohen die wehrlosen Frauen, deren Männer noch nicht heimgekehrt sind. Die Bücherei der Burschenschaft „Markomannia“ wird vernichtet.
Zu Silvester führt der Männergesangverein Operetten auf, „Ein Kirtag in Tirol“, „Ännchen von Tharau“ und „Die Winzerliesl“, daneben Sprechstücke wie „Die Kreuzelschreiber“ von Anzengruber, „Der Müller und sein Kind“.
1934 wird der Empfang ausländischer Rundfunksender verboten. Ab 1937 werden im Gemeindegebiet 18 kleine und 3 große Bunker gebaut, südlich eine Panzersperrlinie aus Beton. Wer in der Nähe ein Feld besitzt, muß einen Ausweis bei sich haben. Im Mai 1938 werden die Bunker besetzt, Geiseln festgenommen. Am 18. und 19.September 1938 fliehen wegen der Mobilmachung wehrfähige Männer und ein Großteil der übrigen Einwohner nach Niederdonau, das Militär plündert Felder und Weingärten. Am 10.Oktober marschiert die Wehrmacht ein, Gebirgsjäger aus Graz.
Am 26.August 1939 werden 42 Männer der Jahrgänge 1896 bis 1904 einberufen. Im Jänner 1945 ziehen die ersten Flüchtlingstrecks durch Urbau, im März wird die Schule Hauptverbandsplatz, ein Haus wird für Schwerverwundete eingerichtet, neben dem Friedhof wird ein Soldatenfriedhof angelegt. Am 9.April 1945 wird der Ort bombardiert, drei Häuser und zwei Scheunen werden schwer beschädigt, am 20.April fallen Bomben ins Lettenfeld. Am 7.Mai verlassen um 23 Uhr die letzten deutschen Soldaten den Ort, am 8.Mai erscheinen um 17.30 Uhr Sowjetsoldaten, in der Nacht vom 9.Mai folgen die ersten Vergewaltigungen, eine Frau wird erschossen, zwei andere schwer verletzt, erst mit der Vertreibung enden die Qualen.
Am 12.Mai kommen die ersten tschechischen „Partisanen“, am Pfingstsamstag folgen Festnahmen und schwere Mißhandlungen; bis Weihnachten sind 13 Männer und Frauen im Internierungslager in Znaim. Zwei Wellen von Hausbesetzern brechen auf und ab, was Beute verspricht. Tschechische Hausbesetzer plündern in zwei Wellen. Am 14.August beginnt die Vertreibung mit Beschimpfungen und Prügel über Klein-Tajax zur Grenze. Im April 1946 werden die meisten Urbauer nach Deutschland abgeschoben.
Brauchtum und Arbeit
Als eines der Wahrzeichen des Ortes gilt der Tallabrunnen, der jedes Jahr am Pfingstsamstag gereinigt wird, abwechselnd von den Burschenschaften des Oberen Orts, den „Oberen“, oder denen des Unteren Orts, den „Unteren“, je dreißig bis vierzig Mann, die Schüler haben schulfrei. Zwei Männer fahren ins Frauenholz bei Mühlfraun und holen vier, fünf Säcke mit sauberem Moos („Mirs“), zwei gute Glockenseile werden beschafft, der Resselbinder fertigt ein starkes Eimerschaff (50l) mit doppeltem Boden an (sehr teuer: 3 Gulden) und zwei starke, 4-5m lange Stangen. Um ein Uhr muß alles am Platz sein. Die einzelnen Arbeiten werden ausgelost, ein Ersatzmann – wenn es dem einen oder andern graust – kostet einen Gulden. Jedes Haus zahlt 12 Kreuzer, jeder Häusler 6 Kreuzer, am Sonntag wird eingesammelt.
Die Glockenseile werden in Abständen von 12 Zoll mit einem großen Eberzahn aufgedreht, mit grünen Weidenstäben verbunden und an einem Wasserschaff festgemacht. Um zwei Uhr beginnt man mit dem Ausschöpfen, nach einer Stunde steigt der erste mit einer alten Suppenpfanne ins Schaff und wird hinuntergelassen. Er sammelt alle hineingefallenen Gegenstände mit der Pfanne und füllt das Schaff, das hinaufgezogen wird. Wenn nichts mehr zu finden ist, wird der Brunnen wieder ausgeschöpft. Dann reinigen die „Mirsausstierer“ die Fugen des mit Steinen ausgelegten Brunnens, die „Unter- und Oberscherrer“ kratzen mit einer Brottrogschere die Steine ab, bis sie wieder weiß sind, dann werden die Säcke mit Moos hinuntergelassen, und die „Mirseinstierer“ stopfen alle Fugen mit neuem Moos voll, damit kein Schmutz eindringen kann. Zuletzt wird der Brunnen wieder ausgeschöpft, das Ausflußrohr verstopft. Bis neun oder zehn Uhr ist der Brunnen wieder voll, das Ausflußrohr wird geöffnet.
Geschehen im Jahreslauf
Silvesterfeier mit Tanz.
Holz wird zerkleinert, Strohbände für Getreide und für Weingärten werden gemacht.
Schlittschuhlaufen am Dorfteich
Federnschleißen
Weinverkosten, -abziehen, filtrieren, – verkaufen.
Hauptversammlungen der Vereine
Hausschlachtungen
Liedertafel am 2.Feber: 25köpfiges Streichorchester, Männerchor (50), gemischter Chor (75).
Theaterspielen, Operetten „Winzerliesel“, „Neckar, Lenz und Liebe“.
Faschingstanz der Burschenschaften und der Verheirateten, Schlaraffenland: Einsammeln von Speisen, Getränken am Donnerstag, Freitag und Montag Beisammensein.
Erste Weingartenarbeit: Schneiden.
Frühjahrssaat, Eggen und Walzen.
Im April Neuanlagen in Weingärten, Reben veredeln, Kartoffelacker düngen.
Osterratschen, Musik und Emausgang ins Weinkellerdorf am Montag.
25.April: hl.Markus, Prozession und Grenzbegehung.
1.Mai: Maibaumpflanzen; Bohnen, Mais und Gurken legen.
Rebenveredlungen einschulen, Disteln ausschneiden.
Musterung
Muttertag mit Kirchengeleit, Kranzniederlegung am Hauptkreuz, Theater, z.B. Anzengruber: „Das vierte Gebot“ zu Ehren der verstorbenen Mütter.
Im Juni Jäten der Weingärten, Ausgeizen und Binden, öfters Spritzen, Wiesen- und Kleeheuernte, Futterrüben und Gurken vereinzeln, Kartoffeln hacken und häufeln, von Unkraut befreien.
Mai/Juni: Schauübung der Feuerwehr, Schauturnen des Turnvereins.
Fronleichnamsprozession
Drei Bittprozessionen
Erste hl.Kommunion an Christi Himmelfahrt für das 2.Schuljahr.
Sonnwendfeier des Turnvereins
Kirschenernte
Nach dem 2.Juli Prozession nach Lechwitz, zu Pfingsten nach Maria Dreieichen.
In den Weingärten Spritzen und Binden, Reinigen von Unkraut.
15.Juli Beginn der Getreideernte mit 25 Mähmaschinen und Sensen, nach 1938 mit Bulldog und Mähbinder.
Aprikosen, Frühzwetschgen, Klara- und Margarethenäpfel werden geerntet.
Ende Juli sind die ersten Gurken reif.
Dresch beginn mit 50 Dreschmaschinen.
Im August Fortsetzung vom Dreschen, Gurkenernte, zweite Heuernte.
Kirchweihfest in Klein-Tajax und Kallendorf
Kirtag in Urbau am Sonntag nach dem 29.August (Enthauptung des hl.Johannes des Täufers)
Im September Beenden des Dreschens, der Kartoffel- und Rübenernte, Wintergetreidesaat.
Kirtag in Gerstenfeld, Naschetitz und Dörflitz.
Am 1.Oktober rücken die Rekruten ein.
Ernte von Winterobst und Nüssen.
10.Oktober Beginn der Weinlese.
1.November Prozession zur Kriegerkapelle, zu Allerseelen Friedhofsbesuch.
Heurigenkosten zu Martini.
Seit September Jagden.
Julfeier des Turnvereins am Sonntag vor Weihnachten mit Turnvorführungen und Theater.
Matriken seit 1706.
Literatur:
Zuckriegl, Hans: Urbau – ein südmährisches Grenzlanddorf 1000-1945. 1989
Bezirk und Gericht Znaim
Breitangerdorf 1476 ha, 215 m ü.d.M
Flurnamen:
Norden: Baumgarten, Satzeln, Freiäcker, Dürnbach, Hochbreiten, Zulassen; Nordosten: Oberbergen, Dürrgarten, Blüatenschädel; Osten: Niederbergen, Hundsörteln, Dammacker, Lettenfeld, Langewiesen; Süden: Gernacker, Oberschopfen, Unterschopfen, Teichten, Kleeacker, Niemtschitz, Hofacker, Gsellgerichten, Berntrum; Schatz, Rangl, Truppenberg, Neurießen, Lampelheid, Heid, Oberschatz, Unterschatz, Mittlere Quanten, Tajaxer Quanten; Westen: Frauenbergfeld, Haunger, Grund.
Anbau:
7034 Grundparzellen; größte Weinbaugemeinde im Kreis Znaim (1925: 123,5ha). Weizen, Gerste, Hafer, Mais, Hirse, Roggen; Klee, Futterrüben, Kartoffeln, Bohnen, Wicken, Gurken, Tomaten, Karotten, Sellerie, Zwiebel, Kraut, Kohl, Spargel, Salat, Paprika, Bohnen, Erbsen, Linsen.
Jagd:
Hasen, Rebhühner, Fasane, Füchse (1942).
Straßen, Plätze:
Oberort, Unterort, Am Berg, Naschetitzer Straße, Kleintajaxer Straße, Gnaster Straße, Ferkelmarkt, Geflügelgassel, Am Graben, Armensünderweg, Bachstraße, Baumgartl, Herrenzeil, Bettlzeil, Im Winkel, Kirchgassel, Kellerstraße, Meierhof, Mühlenweg, Neustift, Schindergraben, Hadres, Berntrum, Buxtehudegasse (1866 waren hier Preußen einquartiert), davor Rosmaringasse, Satzlweg, Vogelfangweg, Vogelstange.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche Enthauptung des hl.Johannes, 1270-79 Langhaus (Pfarre urkundlich 1222); 1589 abgebrannt.
Neubau 1747, renoviert 1891-1899 und 1928; Stichkappentonnengewölbe; Hochaltar, klassizistisch, mit Bild, Vierzehn Nothelfer, von J.Winterhalter. Turm der alten Kirche mit drei Glocken, 1626, 17. und 18.Jh. 4
Glocken.
Beinhaus, ab 1826 Aufbewahrungsraum.
Der Friedhof wird 1826 und 1832 verlegt.
Pfarrhaus, 1789.
Kapelle der Immaculata
Hl.Dreifaltigkeit an der Weggabelung Pumlitz/Oblas.
Hl.Dreifaltigkeit am Feldweg nach Kallendorf.
Hl.Dreifaltigkeit in den Langen Weingärten.
Hl.Dreifaltigkeit am Beinhaus.
Kreuzabnahme
Hl.Maria bei Nr.46.
Hl.Markus im Dorf.
Hl.Markus im Frauenbergfeld.
Hl.Florian, 1.Hälfte 18.Jh.
Hl.Rochus
Hl.Johannes von Nepomuk, 1741, hinter dem Friedhof.
Hl.Johannes von Nepomuk im Unterort.
Hl.Johannes von Nepomuk im Lettenfeld.
9 Eiserne Feldkreuze
Pestmarterl beim Ziegelofen von Gnast.
Rotes Marterl, Andenken an französische Soldaten.
Kapellen, Marterln, Moltern.
Kriegerkapelle, 1932.
Gemeindehaus, 1907 im alten Pfarrhaus/Schule.
Gemeindebibliothek, über 500 Bände.
Postamt, 1911 bis 1923, wieder ab 1938.
Armenhaus
Zeughaus der Feuerwehr
Isolierzimmer, 17.Jh.
Doktorhaus, 1911, für den Distriktsarzt, 1937 erster Telefonanschluß.
Hebamme
Autobusverbindung
Schulen:
Volksschule, dreiklassig, Neubau 1906/07; schon 1657 belegt, 1670 im Pfarrhof, 1788 Neubau über dem alten Pfarrhaus, 1832 aufgestockt, zweiklassig.
Kindergarten, 1939.
Gewerbe:
2 Ziegeleien bis 1922, Schrotmühle mit Saatgutreinigungsanlage, 3 Gasthäuser, 8 Gemischtwarenläden, 2 Bäcker, 3 Fleischhauer, 4 Schmiede, Schlosser, Wagner, 4 Tischler, 2 Zimmerer, Fuhrwerker, Binder, Spengler, Sattler, 2 Dachdecker, 4 Friseure, Korbflechter, 2 Maler, 2 Kerzengießer, 8 Maurer, Mechaniker, 3 Schneider, 6 Schneiderinnen, 2 Schuster, 3 Trafikanten, 2 Chauffeure, 2 Viehhändler, 2 Weinhändler.
Vereine:
Männergesangverein, 1880.
Gesang- und Musikverein ab 1882 (1928 mit 35 Musikern!).
Freiwillige Feuerwehr, 1894, im II.Weltkrieg auch Mädchenwehr.
Bund der Deutschen, 1899.
Deutscher Schulverein/Deutscher Kulturverband, 1920.
Konsumverein, 1895/1901.
Winzergenossenschaft, 1902 (eingegangen).
Turnverein, 1913.
Milchgenossenschaft, 1924.
Veteranenverein, 1928.
Raiffeisenkassa, 1893.
Landwirtschaftlicher Konsumverein, 1901.
Jagdgenossenschaft, 1920.
W
48° 55' N, 16° 12' O, Vítonice, Znaim
Geschichte
Eine Urkunde von 1341 belegt, daß der Ort als Lehen vergeben wird. Erwähnt wird 1367 Besitz in Wainitz, der Ort wird 1548 mit Selletitz vereinigt. Diese Herrschaft wechselt danach mehrfach den Besitzer, 1862 an die Ritter von Kammel-Hardegger. Wainitz ist nach Proßmeritz eingepfarrt. Die Cholera wütet 1832 und 1866, 1846 brennen 16 Häuser nieder. Im I.Weltkrieg fallen 18 Mann. 1920/21 wird eine tschechische Minderheitsschule errichtet, für die kaum 5 Schüler aufzubringen sind. Theaterspiel in der Weihnachtszeit, ab 1934 in der Turnhalle. Mit dem Eintrittsgeld werden größere Schulausflüge, z.B. nach Brünn, zur Macocha, in die Pollauer Berge, finanziert.
Im II.Weltkrieg fallen 14 Mann, 14 bleiben vermißt.
Brauchtum
Wallfahrt nach Maria Dreieichen zu Pfingsten.
Kleiner Kirtag Anfang August zu Maria Schnee, in den Nachbarorten „Knödelkirtag“ genannt; Großer Kirtag: Kaiserkirtag am dritten Sonntag im Oktober, 3 Tage mitfeiern konnten die Wainitzer in GroßOlkowitz, Teßwitz an der Wiese, Proßmeritz, Pratsch und Lechwitz.
Matriken seit 1652 (bei Proßmeritz).
Literatur:
Kiesling, Hubert: Gemeinde Wainitz, Kreis Znaim, Südmähren. 1997
Bezirk und Gericht Znaim
Breitstraßendorf 577 ha, 202 m ü.d.M.
Flurnamen:
Bonitzfeld, Neuriß, Freiäcker, Malipole, Altes Weingebirg, Großfeld, Martenfeld, Aulehly, Schmallüsse, Proßmeritzer Feld.
Anbau:
Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Rüben, Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln, Gurken, Gemüse, Obst (Zwetschgen, Äpfel, Birnen, Kirschen, Weichseln, Pfirsiche, Marillen). Weinbau (1925: 10ha). Jagd: 300-350 Hasen, 80-100 Fasane, viele Rebhühner
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Glockenhaus, „Glöckl“, mit Marienstatue, 1817, ersetzt ein älteres.
Neue Kapelle,1936, aus Vermächtnis der Barbara Buchta, 2 Glocken, im Krieg abgeliefert.
Friedhof in Proßmeritz, seit 1820 am Ortsrand.
Kapelle zum Hl.Kreuz, 1830.
St.Johannes-Kapelle, 1830.
2 Martersäulen gegen Selletitz und gegen Hosterlitz.
6 Kreuze
Milchhaus, um 1935.
Schulen:
Bis 1807 Schulbesuch in Proßmeritz (2km), Volksschule: Erster Schulbau 1816, brennt 1828 nieder und wird wieder aufgebaut, 1857 erweitert; Neubau 1889, 1943 geschlossen, danach wieder Schulbesuch in Proßmeritz. Turnhalle von 1934.
Seit 1875 Unterricht nur in deutscher Sprache.
Gewerbe:
Mühle, Gasthaus und Gemischtwarenladen, Geflügelhändler, Tischler, Wagner, 2 Schmiede, Schneider, 2 Schuhmacher, Friseur, Korbmacher.
Vereine:
Deutschvölkischer Turnverein, 1926.
Milchgenossenschaft Proßmeritz und Umgebung, 1927.
48° 48′ N, 16° 13′ O, Valtrovice, Znaim
Geschichte
Urkundlich erstmals 1243 erwähnt, zur Pfarre St.Michael in Znaim gehörig, 1307 beim Nonnenstift Kanitz, ab 1541 bei Joslowitz. Der Ort wird lutherisch, 1620 weist Franz von Dietrichstein die Wiedertäufer aus, die Kirche wird von Joslowitz betreut. 1866 brennt die Gemeinde fast ganz nieder, Kirche und Schule bleiben verschont, da mit Ziegeln gedeckt.
Um 1900 hat ein Mann bei der Quelle an der Flurgrenze zu Rausenbruck und Gurwitz, wo die im 30jährigen Krieg eingegangene Ortschaft Löwen lag, eine Marienerscheinung, viele Leute pilgern hin und heften Heiligenbilder an die Bäume. Als ein schwer augenkrankes Mädchen nach einer Waschung mit dem Quellwasser gesund wird, erweitert der Vater die Quelle und errichtet darüber eine kleine Kapelle, zu der Prozessionen führen. Im II.Weltkrieg fallen 22 Mann, 25 bleiben vermißt. Am 6.Mai 1945 nehmen auf Einladung des Pfarrers fast alle die hl.Sakramente. Zwei Frauen kommen bei einem Bombenangriff ums Leben, vier Deutsche sterben im Lager in Znaim, eine Frau mit drei Kindern wird von den Sowjets verschleppt, vermutlich sind sie umgekommen. Vertrieben werden 654 Personen.
Kirtag am Sonntag nach dem Fest des hl.Johannes des Täufers (24.Juni).
Matriken seit 1725.
Bedeutend:
Dr.Karl Bacher (*10.2.1884, † 8.7.1954 Steyr), Gymnasiallehrer, Heimatdichter.
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz
Platzdorf 704 ha, 192 m ü.d.M.
Flurnamen:
Grotzen, Kirweiden (Kühweiden), Roßweiden, Zwischnerwegen, Sand, Sandhügel, Mittelfeld, Oberfeld, Sutten, Neurissen, Tolledern.
Anbau:
Getreide, Obst (Kirschen, Marillen, Äpfel, Birnen), Weinbau, Gurken, Paradeiser, Paprika, Bohnen, Linsen, Erbsen.
Straßen, Plätze:
Langasse, Kellergasse, Schustergasse, Im Ort, Straße, Thayaweg.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl.Johannes der Täufer, urkundlich 1243 und 1317, Filiale von Joslowitz ab 1625, 1666 von Erdberg, Pfarre seit 1748, 1847 restauriert; gotisches Presbyterium; Altarbild von J.Winterhalter.
Friedhof, auswärts.
3 Marterln auf dem Weg zur Thaya.
Kapelle Löwingbrünndel
Feuerwehrgerätehaus, 1896.
Raiffeisenkasse, 1911.
Elektrifizierung, 1929.
Schulen:
Volksschule, Neubau 1896, zweiklassig; 1748 neu errichtet, 1788 bis 1832 auch für Klein Grillowitz, danach dort eigene Schule. 1812 umgebaut, 1848 mit Ziegeldach versehen, 1876 Umbau.
Schulbibliothek, 1873 mit 23 Bänden.
Gewerbe:
2 Lebensmittelgeschäfte, Bäcker, 2 Schmiede, Tischler.
Vereine:
Gesangverein, 1890.
Freiwillige Feuerwehr, 1894.
Kriegerverein
Turnverein, 1930.
Raiffeisenkasse, 1911.
48° 54' N, 15° 50' O, Onšov, Znaim
Geschichte
Urkundlich 1323 erstmals genannt, im 15.Jh. verödet, 1550 unter dem Herrn von Frain neu angelegt und auf 16 Viertellahner (je 100 Metzen) verteilt. 1730 wird am Schiltener Weg eine Marter erbaut als Ort der Andacht. Im I.Weltkrieg fallen zwei Mann. 1924-26 wird die Verbindungsstraße zur Bezirksstraße, Richtung Schönwald, gebaut. Wegen des Baus der Frainer Talsperre werden 25ha Grund abgelöst. 1938 fliehen die meisten Männer über die Grenze oder verstecken sich, im Umkreis sind 2000 Mann tschechisches Militär stationiert, was manche Schikanen bringt. Im II.Weltkrieg fallen zwei Mann, einer bleibt vermißt. Mit dem Auftauchen tschechischer „Partisanen“ beginnen Plünderungen, die Ausweisung folgt. Vertrieben werden 116 Personen
Matriken seit 1642 (bei Frain).
Bezirk Znaim, Gericht Frain
Dreieckangerdorf 605 ha, 441 m ü.d.M.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle zur Hl.Anna, 1754; 2 Glocken, 1767 und 1858, diese im Krieg geopfert, 1923 ersetzt, im Krieg wieder weggenommen.
Friedhof 1871, (davor Frain).
Marter am Hügel gegen Frain (Bergackerln).
Marter an der Liliendorfer Straße.
Feldkreuz bei den Schottergruben, um 1930.
Feldkreuz am Mühlhügel, um 1930.
Betonkreuz an der neuen Straße
Gerätehaus der Feuerwehr, 1928.
Gewerbe:
Großgrundbesitz
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1925.
Deutscher Kulturverband
48° 59′ N, 16° 23′ O, Olbramovice, Znaim
Geschichte
Bereits 1253 hat der Ort eine Kirche, 1462 das Marktrecht; Mitte des 16.Jh. lutherisch. Nach mehrfachem Besitzerwechsel gelangt der Ort bald nach 1651 an die Liechtenstein, zur Herrschaft Kromau.
Im August 1914 verwehren tschechische Jugendliche aus Bochtitz und Wedrowitz den Buben den Zugang zum Miskogel, wo sie ihre Spielplätze haben. Die Tschechen rufen: „Hoch Rußland! Nieder mit Österreich! Es lebe Sarajewo!“ Eine Rauferei entwickelt sich, am nächsten Sonntag mit Verstärkung, am folgenden mit noch mehr Tschechen. Nachdem ein Tscheche geschossen hat, kommt an einem späteren Sonntag die Gendarmerie. Im I.Weltkrieg fallen 20 Mann.
1930 wird die Dorfstraße gepflastert. Im II.Weltkrieg fallen 21 Mann, vermißt bleiben 19, darunter zwei Frauen, in der Gefangenschaft sterben drei Mann. Am 12.Mai 1945 werden ein Bauer und seine Frau von tschechischen „Partisanen“ auf dem Dorfplatz vor allen dahin befohlenen Bewohnern erschossen, weil er eine alte silberbeschlagene nicht mehr funktionsfähige Pistole, ein Geschenk seines Sohnes, nicht abgegeben hat. Die gesamte Einwohnerschaft muß zusehen und die Toten wegräumen, auch der Pfarrer ist anwesend. Drei Männer werden in den Selbstmord getrieben, ein Mann wird in Znaim zu Tode gequält, einer von den Sowjets erschossen, eine Frau von ihnen verschleppt. Im Herbst sind alle Häuser besetzt.
Die Vertreibung beginnt im Feber 1946. In Österreich bleiben 26 Vertriebene, nach Westdeutschland gelangen 308.
Maimusik am 1.Mai, Jakobi-Kirtag am Sonntag nach dem 25.Juli (Jakobus der Ältere).
Kaiserkirtag am dritten Sonntag im Oktober.
Matriken seit 1680.
Bedeutend:
Unger, Carl (1915-1995), bedeutender Maler.
Raus, Erhard (*8.1.1889 Wolframitz, †3.4.1956 Wien), Generaloberst, Eichenlaubträger. Besuchte die Landesrealschule in Brünn, die Kadettenschule in Brünn-Königsfeld, im I.Weltkrieg führte er eine Radfahrkompanie, im Bundesheer Österreichs absolvierte er einen dreijährigen Generalstabskurs, wurde Taktiklehrer an der Infanterieschule in Bruck a.d.Leitha. Bei der Wehrmacht im Stab von General List in Wien; 1940 in Frankreich Kommandeur eines Infanterieregiments; am 22.Juni 1941 führte er die Schützenbrigade der 6.Panzerdivision und erhielt für die Errichtung und Verteidigung eines Brückenkopfs gegen starke Kräfte das Ritterkreuz, bald danach ist er General, im November führt er die Division. Seine Panzerdivision bildet beim Entsatzversuch um Stalingrad den Stoßkeil. Im Feber 1943 führt er ein Korps bei Charkow aus der drohenden Umklammerung. Er wird mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet. Im November wird er Oberbefehlshaber der 4.Panzerarmee, mit der er die über Kiew vordringenden Sowjets zurückwirft. Im Mai 1944 kommandiert er die 1.Panzerarmee und kann das Vordringen der Sowjets bei Lemberg in zehntägigem Kampf verzögern. Im August wird er zum Generaloberst befördert und zum Oberbefehlshaber der 3.Panzerarmee in Ostpreußen ernannt. Raus kann seine Truppen vor weit überlegenen Kräften über die Oder in eine neue Abwehrstellung führen. Nach dem in Südmähren verbrachten Urlaub gerät er für zwei Jahre in amerikanische Gefangenschaft. Seine Besuche in Wolframitz bewegten den ganze Ort: Er wurde mit Musik und Reiterstaffeln abgeholt, die Häuserreihen waren mit Fahnen und Blumen geschmückt, von begeisterten Landsleuten begrüßt, von Kindern und Alten bestaunt.
Literatur:
Lustig, Oswald: Die Marktgemeinde Wolframitz mit den Gemeinden Babitz, Gubschitz, Klein-Seelowitz, Lidmeritz. Das Schicksal deutscher Dorfgemeinschaften an der Sprachgrenze. Ein Heimatbuch. Wolfenbüttel 1982
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Platzdorf 742 ha, 200 m ü.d.M.
Flurnamen:
Leska, Meiseln, Hübeln, Lägeln, Fuchsen, Gerichtsäcker, Fleckern, Oberalte und Unteralte Bergen, Ganswiese, Gegen den alten Teich, Sauwiesen, Roßwiesen, Gegen die Satzen, Sebring, Ackerboden, Obere und Untere Satzen, Wolfsberge, Jaborek, Weichseln, Käferberge/Kegelberg, Misköppeln, Tangeln, Bauernboden, Gegen die Bochtitzer Stallungen, Holderäcker.
Anbau:
Zuckerrüben, Gerste, Weizen, Kartoffeln, Mais, Klee; Gemüse (Tomaten, Blumenkohl, Grüne Bohnen, Grünkohl, Kraut, Kohlrabi, Gurken, Kopfsalat, Lauch, Rettich, Rote Beete, Spinat, Melonen), Birnen, Äpfel, Zwetschgen, Kirschen, Pfirsiche, Marillen, vereinzelt Weinbau.
Jagd:
300-400 Hasen, bis zu 1000 Wildkaninchen.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zum hl.Jakob d.Ä., ehemals Wehrkirche aus dem 13.Jh., viele Umbauten, Erhöhung des Turms; innen alte Fresken. Hauptaltar 1781, Taufstein 1598.
Renoviert 1860. 3 Glocken, in einem Anbau die größte, 1577, wiegt ca.4,5 Tonnen.
Friedhof 1645, bis 1780 an der Kirche.
Pfarrhaus, 1662-68 zerstört, 1758 abgebrannt, wieder aufgebaut.
Muttergottes-Säule
Hl.Johannes von Nepomuk
„Köpftermarter“, 1472, am Ortseingang, Richtung Borotitz, an der Hinrichtungsstätte, 1729 letztmals zum Enthaupten benutzt.
Rathaus, 1640.
Postamt
Milchsammelstelle, Anfang 20er Jahre.
Autobusverbindung Znaim-Brünn
Schulen:
Schon vor 1618 ist die Schule des Pfarrsprengels (Babitz, Gubschitz, Klein-Seelowitz, Lidmeritz) erwähnt. Neubau 1897.
Bau einer tschechischen Schule nach 1920.
Hauptschule, ab 1938 in der bis dahin tschechischen Bürgerschule, Sprengelschule für Klein-Seelowitz, Babitz, Lidmeritz, Gubschitz, Frainspitz, Weinberg und Aschmeritz.
Gewerbe:
Mühle
Autobusunternehmen
Autofuhrunternehmen
Getreide- und Kohlenhandel
2 Gemischtwarenläden, 2 Fleischer, Bäcker, 2 Zuckerbäcker, Kaffeeröster, 2 Schmiede, 2 Schlosser, Wagner, 2 Tischler, Sattler, Binder, Dachdecker, Maler, 3 Schuhmacher, Schneider, Gärtner, Friseur, Trafikantin.
Hebamme.
Jahrmärkte:
Am Mittwoch 1) vor Palmsonntag, 2) vor Michael (29.September), 3) am 2.Mittwoch vor Weihnachten.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, um 1885.
Gesangverein Wolframitz und Umgebung, 1910.
Turnverein, 1912.
Spar- und Darlehenskassa, 1893.
Milchgenossenschaft, vor 1914.
Z
48° 53' N, 15° 52' O, Čížov
Geschichte
Urkundlich erstmals 1323 genannt, Von den Hussiten zerstört, 1515 aufgelassene Ödung der Herrschaft Frain. Von Neusiedlern in der 2.Hälfte des 16.Jh. wieder aufgebaut, seither wohnen hier Deutsche. Im 17.Jh. suchen Pest und Cholera das Dorf heim. 1805 und 1809 sind Franzosen einquartiert. 1884 wird die Straße Znaim-Hardegg ausgebaut, an ihr liegt die Luitgardenwarte, 430m, errichtet um 1870. 1892 vernichtet Hagel die ganze Ernte. Der gräfliche Wald wird von den Tschechen verstaatlicht. Im I.Weltkrieg fallen 11 Mann. 1924 wird eine tschechische Schule für ein Kind eröffnet. Für die deutsche Schule werden Waisenkinder aufgenommen, um eine Schließung zu verhindern. 1930 wird ein Zollhaus mit Wohnungen für die
Zollbeamten errichtet (ab 1938 Unterkunft für den weiblichen Arbeitsdienst). Zollbeamte, Förster, Heger und Waldarbeiter sind Tschechen; wird ein Bauernhof verkauft, kommt er in tschechische Hand.
Vor dem Anschluß sitzen neben 8 Deutschen 4 Tschechen im Gemeinderat. Für das Militär wird eine Baracke errichtet, auf der Straße werden im September 1938 Spanische Reiter aufgestellt. Die Burschen und die jungen Männer gehen über die Grenze, Häuser werden durchsucht, um sie zu finden. Frauen und Kinder gehen über die Grenze, kommen in Lager bei Wien und werden bei Kartoffel- und Rübenernte eingesetzt, andere gehen zu Verwandten.
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen kommen die Tschechen, die keinen Grundbesitz haben, zurück und holen ihren Hausrat. Der tschechische Pfarrer muß gehen, der tschechische Briefträger wird pensioniert. Allgemeiner wirtschaftlicher Aufschwung, bessere Verkehrsanbindung an Znaim und Hardegg. Die landwirtschaftlichen Produkte werden im Ort abgenommen.
Im II.Weltkrieg fallen 10 Mann. 1945 flüchten die Leute vor den Rotarmisten, Frauen und Mädchen verstecken sich in der Silbergrube (1558 gegraben) oder im Heu. Die Deutschen, die 1938 Tschechen beschimpft hatten, werden schwer mißhandelt. Die meisten Männer werden nach Znaim ins Arbeitslager verschleppt.
Am 21.Juni 1945 werden die Deutschen ausgetrieben, mit 50kg Gepäck, das aber ausgeraubt wird. Zwischen März und Mai 1946 werden sie aus Österreich abgeschoben, 22 Personen können in Niederösterreich bleiben, 102 kommen nach Deutschland, die meisten nach Baden-Württemberg.
Kirtag am ersten Sonntag im Oktober.
Matriken seit 1786 bei Ober-Fröschau, davor ab 1642 bei Frain.
Literatur: Dungel, Franz: Meine Heimatgemeinde Zaisa. 1986
Bezirk Znaim, Gericht Frain
Mehrstraßendorf 1469 ha, 422 m ü.d.M.
Flurnamen:
Kohlwand, Quanten, Paulus, Ram, Scheffäcker, Grünfleck, Köppel, Fischwies, Rotwies, Wolfsgruben,
Mühlberg, Hohenstich, Schneideräcker oder Frainer Äcker, Kreuzäcker, Neureit, Steckäcker, Föhrenwaldäcker, Mühlbergäcker und -wälder, Schmierofengrabenwald, Rotwieswälder, Feldwiesen, Schwemmwiesen, Fischwiesen, Stierwiesberg, Grund- und Bärwiesen, Breite Steigwiesen, Grünwiesen.
Anbau: Zwei Drittel der Gemarkung sind von Wald (Kiefern und Fichten) bedeckt. In den Wintermonaten arbeiten die Bauern im Wald. Größe der Höfe: 5 bis 30ha, durchschnittlich 18ha.
Roggen, Hafer, Gerste, weniger Weizen, Linsen, Erbsen, Kartoffeln, Mohn, Klee, Zwetschgen.
Jagd: Hirsche, Rehe, Hasen, Fasane, Rebhühner, Füchse, Marder.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes, früher der 14 Nothelfer (ihre
Bilder in der Apsis), 1756, 1785 erweitert; eingepfarrt nach Oberfröschau. Turm 1787, Sakristei 1862; 2 Glocken, 1724 und 1808, die größere wird im I.Weltkrieg eingeschmolzen, nach dem Krieg erneuert, im II.Weltkrieg wieder abgeholt.
4 Gottesdienste im Jahr: zum Kirtag, Mittwoch nach Allerheiligen, Freitag vor Palmsonntag zu Ehren der Schmerzhaften Muttergottes, zu den Bittagen in der Woche vor Christi Himmelfahrt.
Friedhof, 1770.
Steinmarterl hinter Nr.3, erinnert an die Pesttoten von 1647.
Bücherei, Gemeindehaus, Armenhaus.
„Spital“ (Isolierstation) mit 2 Räumen.
Feuerwehrgerätehaus
Gemeindeschmiede
Privates Busunternehmen, 1928. Luitgardenwarte, 1885.
Schulen:
Volksschule, einklassig, Neubau 1821, Umbau 1894.
Gewerbe:
Meierhof, bis 1918, zur Frainer Herrschaft, dann verstaatlicht und verpachtet; 1929 teilweise niedergebrannt. Gasthaus
Vereine:
Turnverein, 1925 bis 1931 (kein Nachwuchs).
Freiwillige Feuerwehr, 1927.
48° 51′ N, 16° 3′ O, Znojmo, Znaim
Geschichte
Der Stadtname ist vermutlich keltischen Ursprungs (snao = fließendes Wasser). Demgegenüber behauptet die tschechische Forschung eine slawische Herkunft (znoj = Glut, Sonnenhitze). Ihren Ausgangspunkt hat dieStadt in der Ansiedlung (suburbium) um eine Burg, die seit dem 11.Jh. Sitz und Mittelpunkt eines der drei
mährischen Teilfürstentümer (Olmütz-Brünn-Znaim) ist.
1030 ist die Burg Znaim noch ein durch Palisaden geschützter Holzbau, 1052 nennt eine Urkunde König Bretislaws den Burgflecken Znoim.
1058 errichtet Bretislaws Gattin Judith von Schweinfurt eine Kapelle an der Stelle des 1190 gestifteten Klosters Bruck.
1061-1092 regiert Konrad I. das Teilfürstentum Znaim.
1092-1112 regiert Luitpold I. das Teilfürstentum Znaim, unter ihm wird 1106 die Burgkapelle St.Katharina (fälschlich „Heidentempel“ genannt) errichtet, der älteste erhaltene sakrale Steinbau Mährens.
1145 ist die Znaimer Burg als fester Steinbau beurkundet.
1190 erhält das neugestiftete Kloster Bruck das Patronatsrecht über die Kirche zum hl.Nikolaus im Burgflecken Znaim.
1222 entsteht das erste Dominikanerkloster. König Przemysl Ottokar I. bestätigt die Geltung des mährischen Landrechts für Znaim (Conradinischer Rechtsstreit).
1226 Stadtrechtverleihung und Stadterhebung mit Urkunde vom 19.September durch König Przemysl Ottokar I. Die Pfarreien St.Niklas und St.Michael werden voneinander abgegrenzt; viele Einwohner tragen deutsche Namen.
1256 Beginn der Steinummauerung: Befestigungsanlagen anstelle von Palisaden (fertiggestellt 1260).
1278 Nach dem Sieg Kaiser Rudolfs I. von Habsburg über König Przemysl Ottokar II. in der Schlacht auf dem Marchfelde unterwirft sich im Lager von Rossitz die Stadt Znaim dem Kaiser und erhält von ihm alle bisherigen Privilegien bestätigt; er verleiht der Stadt die gleichen Rechte, wie sie Wien hat. Der Kuhberg wird Eigentum der Stadt.
1279 wird die Leiche König Ottokars II. im März in Znaim öffentlich ausgestellt, danach in der Minoritenkirche bestattet, 1297 werden die Gebeine nach Prag (St.Veitsdom) überführt.
1288 Besuch König Wenzels II. (1283-1305) in Znaim.
1307-1308 Belagerung Znaims durch Friedrich von Österreich während des Thronkampfes um Böhmen und Mähren mit Heinrich von Kärnten. 1308 Frieden von Znaim am 14.August zwischen Friedrich und Heinrich, der Znaim an Österreich verpfändet (bis 24.8.1323).
1310 wird der erste gewählte Bürgermeister von Znaim beurkundet: Hermann Pechan.
1327 und 1335 verheeren Feuersbrünste Teile der Stadt, auch die älteste St.Niklaskirche (1190 entstanden).
1336 Neubau der St.Niklaskirche nach Plänen von Peter Parler beschlossen, 1338-1346 ausgeführt.
1348 ist Kaiser Karl IV. am 12.Mai in Znaim und bestätigt alle Privilegien der Stadt.
1351 wütet die Pest in Znaim und vernichtet fast 2/3 der Einwohner (davor aufgetreten 1280, 1296, 1301, 1317, 1324, 1349, danach 1364, 1410, 1423, 1431, 1451).
1363 Verwaltungsreform: die Stadt wird in 4 Viertel eingeteilt.
1380 entsteht im Süden vor den Toren der Stadt das Spital St.Elisabeth.
1400 zerstört eine Feuersbrunst Teile der östlichen Stadt mit dem Dominikanerkloster.
1401-1405 bemächtigen sich Raubritter „Scheckel“ und „Dürrteufel“ der Znaimer Burg und drangsalieren Rat und Bürger.
1421 bestätigt Kaiser Sigismund am 29. März alle Privilegien der Stadt.
1432 belagern die Hussiten vergeblich Znaim. Sie verwüsten Kloster Bruck und das gesamte Umland, bis in der Schlacht bei Znaim 1432 die vereinigten Österreicher und Mährer die Hussiten zum Abzug zwingen; schwere wirtschaftliche Schäden.
1433 wird die erste Thayabrücke am Fuß des Tränkberges beurkundet, eine Holzbrücke mit Bedachung, erneuert 1590 und 1680.
1437 stirbt Kaiser Sigismund in Znaim auf der Reise von Prag nach Ungarn und wird 3 Tage in der St. Niklaskirche aufgebahrt.
1445-1448 erbaut Niklas von Edelspitz (1420-1500) den Znaimer Rathausturm, das Wahrzeichen der Stadt.
1454 Ausweisung der Juden – wie aus allen königlichen Städten – auf Befehl König Albrechts vom 25.Juli, erst 1848 können sie zurückkehren.
1469 errichten die Franziskaner ein Kloster in der unteren Vorstadt, aus dem 1534 ein Spital entsteht, als die Franziskaner in das Minoritenkloster bei der Burg umziehen.
1490 großer Stadtbrand. Znaim erhält einen zweiten Jahrmarkt.
1523 König Ludwig erteilt Znaim das Municipalrecht.
1523-1562 entsteht der ZNAIMER CODEX (Stadtrechtsbuch).
1530 kommen Wiedertäufer aus Tirol und Salzburg, sie werden 1535 ausgewiesen.
1532 Verleihung des Bergrechts auf Eisen, 1534 des alleinigen Bierbraurechts.
1535 tagt in Znaim unter Vorsitz Kaiser Ferdinands der Mährische Landtag (danach in den Jahren 1539, 1542, 1567, 1600).
1542 beginnt sich Luthers Lehre zu verbreiten, seit 1555 hat St. Niklas einen lutherischen Pfarrer.
1551 fordert die Pest zahlreiche Opfer, ebenso 1538/59, 1570/71 und 1584. Das Patronatsrecht über die Kirche St. Michael geht vom Klarissinnenkloster an die Stadt über. Die Michaelerkirche wird damit Zentrum des Protestantismus.
1574-1585 sind der gesamte Rat, der nur deutsche Namen aufweist, und fast die ganze Bevölkerung lutherisch, nur die Besitzungen des Klosters Bruck sowie die der Kreuzherren vom Pöltenberg bleiben katholisch. Regierungsverfügungen in tschechischer Sprache werden in deutscher Sprache beantwortet. 1615
entscheidet der Landtag, daß jeder die tschechische Nation tödlich beleidige, der Tschechisch sprechen kann und es nicht tut.1589 legt die Stadt ein Wasserleitungswerk an.
1608 treffen Kaiser Rudolf und Matthias am 23.April mit großem Gefolge in Znaim zusammen.
1610 wird Znaim Station der neuerrichteten mährischen Landespost, bedeutsam für die künftige wirtschaftliche Entwicklung.
1618 erteilt König Matthias das Recht auf Abhaltung von zwei Jahrmärkten.
1619 tagt der mährische Landtag am 23.April in Znaim, die Stadtbefestigungen werden verstärkt.
1620 Nach der Schlacht am Weißen Berg Wechsel des Burghauptmanns und im Stadtregiment, Einsetzen der Gegenreformation. 36 Bürger werden mit Verlust ihres Vermögens bestraft.
1621 setzt ein Rescript Kaiser Ferdinands vom 3.Mai königliche Stadtrichter ein, die bis 1782 praktisch in allen städtischen Angelegenheiten entscheiden.
1623 Hungersnot und in der Folge Aufflackern der Pest.
1624 Gründung des Gymnasiums durch die Jesuiten, die gleichzeitig die St.Michaelkirche übernehmen; die dortige protestantische Schule wird geschlossen; starke Erfolge in der Rekatholisierung.
1628 tagt in Anwesenheit des Kaisers der Mährische Landtag in Znaim.
1631 Wallenstein weilt in Znaim, Abschluß der „Znaimer Verträge“.
1632 Wallensteins Heer sammelt sich und lagert auf dem Kuhberg, Wallenstein und seine Obristen wohnen in der Stadt.
1645 März-Oktober schwere Verwüstungen in Stadt und Umland durch die Schweden, Znaim fällt im Handstreich in die Gewalt Torstensons, der 24 000 Taler erpreßt.
1650 Feuersbrunst in zwei Stadtvierteln, Neubau der Türme der Dominikanerkirche seit 1653 (siehe 1735).
1663 große Erregung wegen des Vordringens der Türken bis in den Znaimer Kreis; nur kleineren Plünderungstruppen gelingt ein Einbruch in das städtische Umland.
1679/80 wütet die Pest, von Wien eingeschleppt, an sie erinnert bis heute die 1680-82 am Unteren Platz errichtete Pestsäule.
1688-1696 barocker Umbau der Klosterbrucker Stiftskirche.
1710 wird die ruinös gewordene Znaimer Burg an die Familie Deblin verkauft, die bis 1720 schloßartige Auf- und Umbauten durchführt.
Seit 1713 gibt es auf dem Oberen Platz eine Post.
1735 erhalten die Türme der Dominikanerkirche ihre heutige Form.
1742 besetzen die Preußen unter Friedrich II. vom 17.2 bis 11.3. Znaim, danach neue Besatzung durch sächsische Truppen. Zwischen 13. und 16.März Gefechte mit den Kaiserlichen bei Neuschallersdorf, die Sachsen ziehen sich am 19.März zurück.
1756 besucht Kaiserin Maria Theresia am16. August die Stadt.
1762 besetzen die Preußen die Stadt, Friedrich II. nimmt im Hause Schuller am Unteren Markt Quartier.
1773 Schließung des Jesuitenkollegs.
1782 Aufhebung des Jesuiten- und des Klarissinnenklosters.
1784 Aufhebung des Minoritenklosters und des Stifts Klosterbruck. Der neue Vorort Mannsberg entsteht (1867 bis 1920 selbständige Gemeinde). Die Überschwemmung der Thaya am 28.2. vernichtet Altschallersdorf und verwüstet weitgehend den Thayaboden.
1786 regelt das Landesdekret vom 21.Feber die 1782 de facto vom Magistrat übernommene Stadtverwaltung.
1792 besucht Kaiser Franz Znaim, letztmalige Bestätigung der Privilegien.
1799 Durchzug russischer Truppen als Verbündete Österreichs am 2./3.Feber. Trotz Bestätigung der städtischen Privilegien von 1792 wird die Selbstverwaltung der Stadt seit der Unterstellung unter eine politische Kreisbehörde (Kreishauptmann) von Jahr zu Jahr eingeschränkt.
1804 wird die Befestigung aufgelassen, die Wallgräben werden mit Erde gefüllt, Alleen sollen entstehen.
1805 sind im September 30000 kaiserliche und russische Truppen in Znaim einquartiert, am 17.November zieht Napoleon mit den Franzosen in die Stadt ein; Abzug der Besatzung am 4.Jänner 1806.
1809 Schlacht bei Znaim 10. und 11.Juli der Österreicher gegen Franzosen und Verbündete (Napoleoneiche bei Zuckerhandl). Der Friede von Schönbrunn vom
14.Oktober veranlaßt den Abzug der Franzosen aus Znaim am 4.November.
1822 Errichtung der Mariahilf-Kapelle am Marienplatz (abgebrochen 1946).
1834 wird der Vorort Thayadorf mit der Stadt vereinigt.
1838 wird der alte St.Niklas-Turm abgetragen (ein neuer Turm erst 1847 errichtet und 1906 in seiner heutigen Gestalt gotisiert).
1848 übernachtet Kaiser Ferdinand mit Familie auf seiner Flucht aus Wien am 13./14.Oktober in Znaim (Pöltenberg).
1849 konstituiert sich am 22.Juli eine städt. Nationalgarde.
1850 Auflösung des Magistrats, Wahl eines Gemeinderates und eines Bürgermeisters am 25.Juli.
1851-1852 (alleinstehender) Turm der St.Michaelskirche (anstelle des 1581 abgebrochenen ursprünglichen Kirchturms) erbaut.
1852 Feierliche Einweihung des Kopal-Denkmals (†17.6.1848).
1854 Verwaltungsumbildung: es entsteht der neun Bezirke umfassende Znaimer Kreis.
1855 entsteht die erste evangelische Kirchengemeinde in Znaim, sie erhält einen Sonderteil im Friedhof.
1860 erneute Verwaltungsumbildung: anstelle des Kreises nunmehr Bezirkshauptmannschaft Znaim (mit den Gerichtsbeuirken Znaim, Frain, Joslowitz und Mährisch Budwitz).
1862 Typhus-Epidemie, nochmals 1866.
1865 erwirbt die Stadt das Eigentum an der Burg.
1866 Einmarsch preußischer Truppen (3300 Mann mit 2000 Pferden) am 13.Juli, die nach dem Frieden von Nikolsburg (22.Juli) am 4.September die Stadt wieder räumen, ihr Verhalten wird als „sehr anständiges“ bezeichnet.
1868 wird die Israelitische Kultusgemeinde gegründet.
1867 beginnt man den Bau des Bahnhofs.
1870/1871: die Eisenbahnjahre. Eröffnung der Strecke Znaim-Brünn am 15.August 1870 nach Fertigstellung der Roten Brücke 1869. Eröffnung der Strecke Znaim-Iglau am 28.April 1871, Eröffnung der Strecke ZnaimWien am 1.November 1871 nach Fertigstellung 1870 der 220m langen Thayabrücke. Im gleichen Jahr Bau der Umfahrungsstraße und schnelle Ausdehnung der Stadt nach Norden, Osten und Südosten durch Wohngebiete und Industriebetriebe, bis zur Jahrhundertwende anhaltend.
1877 Neuregelung der Wasserversorgung der Stadt (Edmitzer und Brenditzer Quellen werden neu gefaßt, Thaya-Nutzwasserwerk).
1881 Errichtung des Sealsfield-Denkmals in der Oberen Allee, Errichtung des „Deutschen Hauses“.
1887 Verlegung des Friedhofes von der Wiener Straße an den jetzigen Platz.
1888 Der Judentempel wird im maurischen Stil errichtet (1939/40 abgebrochen).
1892 stürzt der „Räuberturm“ ein, der Burgfried der Znaimer Burg (32m), ein Maschinist und seine Frau kommen in einem Nebengebäude der Brauerei ums Leben. Das schadhafte innere Mauerwerk hatte dem Druck der oberen Mauerteile nachgegeben.
1895 wird das staatliche Telefonnetz eingerichtet.
1900 Eröffnung des Znaimer Stadttheaters als „Stätte zur Pflege der deutschen Kunst“ mit Richard Wagners Oper „Der fliegende Holländer“.
1907 Die Tschechen Znaims erreichen erstmals die Konstituierung eines getrennten (tschechischen) Bezirksschulrates, Auftakt für den wachsenden Nationalitätenkampf.
1911 Verlegung des Infanterie-Regimentes Nr.99 nach Wien, in der Znaimer Albrechtskaserne verbleibt ein Bataillon.
1912 Bau der evangelischen Kirche und des Kreisgerichtsgebäudes.
1918 Nach Verkündung des Anschlusses der Stadt an die neugegründete Tschechoslowakei durch den „Narodni vybor“ konstituiert sich am 3.November der „Südmährische Kreis“ zum Zwecke des Anschlusses an Österreich. Am 30.November rückt von Wien Militär zur Unterstützung ein. Am 16.Dezember 1918 Besetzung der Stadt durch tschechisches Militär, die österreichische Volkswehr und viele Südmährer setzen sich nach Retz ab. Dort gibt am 12.Jänner 1919 ein großer Kreistag feierliche Erklärungen und Denkschriften ab, sie bleiben vergeblich, der Vertrag von St.Germain entscheidet die Zugehörigkeit zur neuen Tschechoslowakischen Republik.
1919 wird die Grenze zu Österreich vollständig gesperrt; Verhaftungen, Hausdurchsuchungen, Herabreißen deutscher Aufschriften und Embleme, Enteignung der deutschen Schulen sind Auftakt und Einleitung einer zwanzig Jahre andauernden Tschechisierung. Massive finanzielle Unterstützung neu hereingepumpter tschechischer Bevölkerungsgruppen und kleinliche Schikanen gegen alles Deutsche vergiften die Atmosphäre.
1920/21 Von der Gemeinde Edelspitz werden 1920 der Ortsteil Neu-Edelspitz am linken Thayaufer, die Mühle und Klosterbruck nach Znaim eingemeindet (siehe die Seiten 64-66). Ferner die bisherigen Vororte Mannsberg, Pöltenberg und die tschechische Arbeitersiedlung „Mareschau“.
1925 entfallen bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 15.September von 11542 abgegebenen Stimmen 6009 auf tschechische Parteien, 1213 auf national gemischte (Kommunisten 836, Juden 377), 4320 Stimmen auf die deutschen (Deutsche Nationalpartei 1868, Christlich-soziale 971, Sozialdemokraten 626, Deutsche nationalsozialistische Arbeiterpartei 501, Bund der Landwirte 306, Bund des christlichen Landvolks 48). Bei der gleichzeitig abgehaltenen Senatswahl erhalten die Tschechen 4991, die Deutschen 3919, die Kommunisten 626 Stimmen.
1931 Umbau und Erweiterung des Deutschen Hauses, bis 1938 zunehmend kultureller und politischer Mittelpunkt aller Deutschen Znaims.
1932 findet in Znaim das 5.Südmährische Gauturnfest statt, das die tschechischen Behörden im letzten Augenblick zu verbieten suchen.
1933 Gründung der Znaimer Gruppe der Deutschen Heimatfront.
1935 gehen bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus bei 13667 Stimmberechtigten 7793 Stimmen an tschechische Parteien, 5429 an deutsche: Sozialdemokraten 824, Bund der Landwirte, christlich-deutsches Landvolk 27, Christlichsoziale Volkspartei 491, Sudetendeutscher Wahlblock 147, Sudetendeutsche Partei 3940. Eine Versammlung im Deutschen Haus, bei der Konrad Henlein spricht, wird unter Duldung durch die Polizei von tschechischen Kommunisten gestört, die ins Haus einzudringen versuchen, aber von der Ordnertruppe der SdP abgedrängt werden. Die heimkehrenden Deutschen werden in verschiedenen Stadtteilen tätlich angegriffen, 65 verletzt.
1938 folgt der Teilmobilmachung der tschechoslowakischen Armee im Mai eine Grenzsperre; die nationalen Gegensätze werden untragbar. Am 9.Oktober Einmarsch der Deutschen Wehrmacht nach kampflosem Abzug der tschechischen Militär- und Zivilverwaltung. Am 26.Oktober spricht Adolf Hitler am Unteren Platz.
1938/1939 Umorganisation der Stadtverwaltung nach den Bestimmungen der (Reichs-)Deutschen GemeindeOrdnung vom 30.Jänner 1935, zugleich Aufbau einer umfangreichen Parteiorganisation der NSDAP und ihrer Gliederungen.
1939 wird am 9.Jänner Rudolf Urban Bürgermeister, Felix Bornemann Kreisleiter. Mit der Schaffung der neuen Grenze gegen die Rest-Tschechoslowakei, das Protektorat Böhmen und Mähren, und dem Anschluß Znaims und seines deutschsprachigen Kreisanteils an das nunmehr als Niederdonau bezeichnete Niederösterreich tritt ein verwaltungsmäßig und wirtschaftlich einschneidender Strukturwandel ein. Eingemeindung der bisher selbständigen Gemeinden Altschallersdorf, Edelspitz, Esseklee, Klein-Teßwitz, Neuschallersdorf, Oblas, Pumlitz und Zuckerhandl.
1945 werden am 20.April drei schwere Bombenangriffe gegen die Stadt geflogen, zwei deutlich gekennzeichnete Lazarettzüge werden am Bahnhof in Brand geschossen. In den letzten Kriegsmonaten werden zehntausende deutsche Flüchtlinge aus den Ostgebieten im „Deutschen Haus“ betreut, dieses wird erheblich beschädigt, ebenso Klosterbruck, wo ein Volltreffer den südlichen Trakt beschädigt. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung wird nach Österreich evakuiert. Kurz nachdem sich Reste der Wehrmacht und die Spitzen von Partei- und Zivilverwaltung nach Westen abgesetzt haben, erfolgt am 8.Mai der Einmarsch der Roten Armee. In ihrem Gefolge errichtet der „Narodni vybor“, gestützt auf das Dekret vom 19.Mai 1945 des Präsidenten Beneš über die Beschlagnahme deutschen Vermögens, eine Schrekkensdiktatur. Der Kreisgerichtspräsident wird mißhandelt und ermordet, Deutsche werden willkürlich festgenommen und zur Zwangsarbeit verschleppt. In der Landeszwangsarbeitsanstalt, der Albrechts-Kaserne, dem Kreisgericht und dem Barackenlager an der Prager Straße (Mannsberglager) werden zahlreiche dorthin verbrachte Männer und Frauen, etwa 10% der deutschen Einwohner, gräßlich mißhandelt und zu Tode gefoltert. Drei Wochen lang herrschen Raub, Vergewaltigung und Mord.
1946 verläßt der erste Znaimer Vertriebenentransport am 2.März die Stadt, nachdem bereits vorher Tausende durch die Flucht nach Österreich ihre Heimat verloren haben. Am 18.September 1946 ist mit dem letzten Znaimer Vertriebenentransport offiziell die als „Umsiedlung“ bezeichnete Aktion abgeschlossen, obwohl noch manche zurückgehalten werden und rechtlos in der Heimat verbleiben.
1945-1948 kommen nicht nur jene Tschechen nach Znaim, die 1938 die Stadt freiwillig verlassen hatten, aus dem Landesinneren sowie aus den östlichen Landesteilen strömen viele neue Bewohner.
Neustift, 1834 mit 61 Häusern und 494 Einwohnern, hat sich als Vorort von Znaim entwickelt und wird eingemeindet. 1799 wird das Dorf Mannsberg von dem Unterkämmerer Schröffel von Mannsberg gegründet, 1834 stehen hier 23 Häuser mit 131 Einwohnern. Das Dorf Thayadorf, zum Teil nach Znaim eingemeindet, ist erstmals 1619 belegt. 1834 zählt es 42 Häuser mit 403 Einwohnern. Pöltenberg, nach Znaim eingemeindet, umfaßt damals 550 Häuser mit 270 Einwohnern.
7 Jahrmärkte, 7 Viehmärkte, Wochenmärkte am Samstag.
Brauchtum:
Wallfahrten führen im 18. und 19.Jh. zum Gnadenbild „Maria, Hilfe der Christen“ in der Dominikanerkirche zum hl.Kreuz. Aus Zuckerhandl regelmäßig bis 1935.
Hl.Drei Könige: drei Buben in weißen Hemden mit Borten und Kronen, ein Mohr dabei, voran geht ein kleinerer Bub, der einen Stern trägt, verschiedene Sprüche werden gesungen, z.B.:
„Die Heiligen Drei Könige mit ihrem Stern,
Sie loben und preisen Gott, den Herrn!
Sie loben und preisen den lieben Gott,
Den Schützer und Schirmer in jeglicher Not.“
Das Eingesammelte wird geteilt.
Zu Lichtmeß gehen die Kinder zur Kerzelweih‘ in die Kirche (St.Niklas, Dominikaner oder Kapuziner), wobei manchmal gestritten wird, wer die Kerzen trägt, denn der bekommt ein paar Kreuzer.
Zum Fasching gibt es Maskenzüge nur in den Vorstädten, besonders beliebt ist der Faschingszug der Thayagäßler (Lederergasse, Träubberg usw.). Vom „Grünen Baum“ oder vom „Kaiser von Österreich“ ziehen die Maskierten zum Hl.Antoni (Gasthaus Hawlik) und zurück. An der Spitze reitet ein Herold auf einer Schindmähre, es folgt die Musik, ein, zwei oder vier Mann, mit „Wanzendrucker“ oder „Maurerklavier“. Falsche und echte Geschenke werden angenommen, eine Strohpuppe, der Fasching, wird aufgehängt und verbrannt oder begraben. Am Aschermittwoch halten Gastwirte ihre Stammgäste mit Fischplatten und Bier frei.
Gründonnerstag bis Karsamstag bis zum „Gloria“ ziehen Buben mit Ratschen durch ihr „Kretzel“, bei Statuen und Kreuzen knien sie nieder und singen:
„Wir ratschen den Englischen Gruß,
Den jeder katholische Christ beten muß,
Fallt nieder auf eure Knie
Und betet zu Jesu, Josef und Marie!“
Beim Sammeln, vor allem von Eiern, sagen sie auf:
„Wir bitten um a rot’s Aa (Ei),
Wann’s aa a weiß’ waa.
Gebt’s uns, wos immer,
Heuer kumm ma nimmer.“
Beim Eierpecken wird ein Kreuzer gegen das aufgestellte Ei geworfen. Bleibt der Kreuzer stecken, gehört das Ei dem Buben, gelingt es nicht, ist der Kreuzer weg.
Beim Maibaumsetzen wird auch Unfug getrieben, so setzt man z.B. einem Mädel statt eines Maibäumchens eine Strohpuppe vors Haus.
Zu Pfingsten findet mit dem Neustifter Kirtag „auf der Vogelstangen“ das Königsschießen des Znaimer Rohrschützenvereins statt mit Schützenkönig und anschließendem Fest (bis 1866).
Zu St.Anna (26.Juli) findet beim Rabensteiner Kirtag das „Hahnschießen“ statt, bei dem mitten in der Thaya ein hölzerner Hahn aufgestellt ist, auf den mit Steinen geworfen wird. 1.Preis: ein Ziegenbock, 2. ein Spanferkel, 3. ein Hahn.
Matriken seit 1580 (Klosterbruck), 1623 (St.Niklas), 1632 (Pöltenberg), 1784 (Hl.Kreuz).
Bedeutend:
Diwisch, Prokop, Prämonstratenser in Bruck, Pfarrer in Brenditz, präsentiert 1752 seinen Blitzableiter, „Wettermaschine“ genannt, im Garten des Pfarrhofs von Brenditz. Nachdem die Bauern versucht haben, die Maschine zu zerstören, ordnet der Abt an, diese zu entfernen.
Winterhalter Joseph der Jüngere (*1743 Vöhrenbach/Schwarzwald, †17.1.1807 Znaim), geht bei seinem Onkel Josef Winterhalter I. in Olmütz in die Lehre und läßt sich in Znaim in der Oberen Böhmgasse nieder. Er arbeitet gemeinsam mit Anton Maulpertsch in Klosterbruck, Mühlfraun und Pöltenberg, später in Mähren, Niederösterreich und Ungarn, meist Altarbilder und Fresken in Kirchen
Kopal, Carl von (1788-1848), 1846 Oberst und Bataillonskommandant, Ritter des Maria-Theresia-Ordens, zeichnet sich 1848 in Italien aus. Am 13.März 1848 erheben sich die Italiener in Mailand gegen die Habsburger, das Eindringen der Piemontesen verschlimmert die Lage. Das 10.Feldjäger-Bataillon im Heere Radetzkys hält am 10.Juni unter Kopal bei Sta.Lucia sechsfach überlegenen Kräften stand, bei Vicenza führt Kopal das Bataillon gegen die am Nordfuß der Monti Berici verschanzte italienische Garde und wird am 14.Juni tödlich verwundet. Seinem Bataillon schenkt die Armee ein silbernes Horn, das auf einem goldenen Schild die Inschriften „Monte Berico“ und „Kopal ruft“ trägt. Am 25.Juli schlägt Radetzky die Truppen des Königs Carlo Alberto von Sardinien-Piemont bei Custozza und befestigt damit die österreichische Herrschaft in Lombardo-Venetien.
Künzl Johann, geboren 1825 in der Geigenbauerstadt Schönbach bei Eger, lernt die Geigenmacherei, 1846 kommnt er nach Znaim, 1852 ist er in Wien, arbeitet bei dem hervorragendsten der dortigen Geigenbauer, Gabriel Lemböck. 1982 kommt er wieder nach Znaim, wo ihm 1870 das Bürgerrecht verliehen wird. Er baut hervorragende Konzert- und Orchesterinstrumente. Lemböck wählt ihn zum Nachfolger, aber Künzl bleibt in Znaim und stirbt dort 1903.
Charlemont, Theodor (geb.1859), Bildhauer, studiert in Wien bei Zumbusch und Hellmer. Erfolgreich mit Büsten und Denkmälern, z.B. Kaiserin Elisabeth für die Kirche am Wiener Zentralfriedhof, Gregor-MendelDenkmal in Brünn.
Charlemont, Eduard, Bruder des obigen, schuf zahlreiche Lithographien von Znaim und Umgebung.
Lederer, Hugo (1871-1940), zuerst als Keramiker ausgebildet, 1893 entwirft er für Berlin das BismarckDenkmal, ab 1020 ist er Leiter eines Meisterateliers an der Akademie. In Bronze formt er den Ringer, Bogenschützen, Sieger, eine Diana, eine Läufergruppe; für den Fechter erhält er den Ehrendoktor der Universität Breslau. Büsten entstehen u.a. von Hindenburg, Max Planck, Stresemann, Richard Strauss, Mackensen.
Pock, Alexander (1871-1950), studiert 1886 an der Akademie in Wien Tiermalerei, er malt Plakate und Illustrationen für Schulbücher, Militär- und Kriegsbilder. Im I.Weltkrieg ist er Kriegsmaler in Galizien und malt Bildnisse dekorierter Militärs. Danach malt er Znaimer Bürger und Aquarelle zur Uniformkunde.
Maderner, Hans, (*1881 Hödnitz, †1958), Ingenieur und Spezialist für Dampfmaschinen, leitet ab 1938 Museum und Stadtarchiv. Als die Tschechen 1938 aus beiden Häusern wertvolle Teile verschleppen, kann er diese zurückgewinnen.
Bornemann, Karl, General, *1885, im I.Weltkrieg Hauptmann, im österreichischen Bundesheer, 1931-1935 Lehrer für Ausbildung für den Generalstab, 1937 Generalmajor, im II.Weltkrieg Generalleutnant und Divisionskommandeur in Rußland.
Urban, Rudolf, (1897-1967), der letzte deutsche Bürgermeister von Znaim, studiert Rechtswissenschaft in Wien, arbeitet in einer Rechtsanwaltskanzlei in Joslowitz, 1939 wird er Bürgermeister in Znaim. 1941 wird er zur Wehrmacht eingezogen. 1944 bis 1946 in französischer Kriegsgefangenschaft, wird er nach Niederbayern entlassen, 1946 kommt er nach Stuttgart und ist als Geschäftsführer einer Siedlungsgenossenschaft tätig.
Brehm, Bruno (1892-1974), Schriftsteller, besucht in Znaim das Gymnasium.
Schnürch, Oskar (1890-1960), Oberlehrer in Klosterbruck, gründet 1932 das Znaimer Lehrersymphonieorchester.
Wessely, Herbert (*1908 Znaim, †1998 Karlsruhe), Graveur, schreibt bald Gedichte, nach 1955 erscheinen „Suchen und Bekennen“, 1955, „Der Sensenschmied“, 1955, „Mährische Ballade“, 1957, „Schmaler Pfad“, 1958, „Im Schilf des Maises“ und „Kindheit an der Thaya“, 1966, „Gläserne Erinnerung“ und „Wanderung“, 1968.
Proksch, Johann, (*1914 Iglau, †1987 Göppingen), 1939 an die Lehrerbildungsanstalt in Znaim, Musikunterricht, baut gemischten Chor und Sinfonieorchester auf. 1952 bis 1972 Leiter der Südmährischen Sing-und Spielschar, 1969 Kirchenmusikdirektor.
Haberzettl, Margarete (1924-1992), Fachlehrerin, Kreisbetreuerin 1985-1992.
Literatur:
Hübner, Anton: Znaims geschichtliche Denkwürdigkeiten. 1843
Hübner, Anton/Netoliczka, Michael u.a.: Denkwürdigkeiten der königlichen Stadt Znaim. 1868
Fossek, Alexander: Znaim und seine Umgebungen. 1897
Wisnar, Julius: Gotteshäuser und Schulen der Stadt Znaim. 1899
Herbst, Franz: Kurzgefaßte Geschichte der Stadt Znaim. 1899
Vrbka, Anton: Chronik der Stadt Znaim. 1902
Vrbka, Anton: Gedenkbuch der Stadt Znaim 1226 bis 1926. 1927
Foit, Adolf: Znaim, die Perle Südmährens, vor 40 Jahren. 1932
Vandruska, Isidor: Führer durch die Znaimer St.Niklaskirche und Umgebung. 1933
Vrbka, Anton: Gedenkbuch der Stadt Znaim, 1927
Wittek, Karl: Heimatbuch Znaim. o.J.
Wessely, Karl: Znaim – Die urdeutsche Stadt im sonnigen Land. Heft 1-9. o.J.
Bornemann, Hellmut: Znaim – Das Stadtrechtsbuch von 1523. 1992
Bezirk und Gericht Znaim
Platzort 290 m ü.d.M.
Lage des Stadtkerns auf den letzten Ausläufern des Böhmisch-Mährischen Höhenzuges in das mährische Flachland, von steilen Abhängen zur Thaya und zum Granitzbach im Südwesten und Süden begrenzt.
Stadt Znaim bis 1920 609 ha
Mannsberg – (Zeilenort) – bis 1920 409 ha
Pöltenberg – (Straßendorf) – bis 1920 763 ha
1920 werden Mannsberg und Pöltenberg zu Znaim eingemeindet, im Jahr zuvor – 1919 – Klosterbruck
Flurnamen:
Mühlleiten, In der Wahl, Obere und Untere Leska, Elender, Holbau, Neugebirge, Haffner, Stadtgebirg, Marschilling, Rhenhügel, Herren-Weingärten, Guby, Herr Geißler, Stadt-Dechant, Wineberger, Frau Gratzin, Jesuiten, Schaffer Stuben (Silberer Garten), Tabor, Paradeis, Jordan, Lehmgruben, Vogelstangen, Garteln, Konzern, Brucker Feld, Poppitzer Weiße Örter, Rennbiegeln, Spitzgern, Loderfandt, Süssenbergen, Unterhofer, Muttergarteln, Hopfengarteln, Steinernes Brückl, Renbügeln, Unterhöfern.
Anbau:
Getreide, Raps, Mais, Obst (Kirschen, Marillen, Äpfel, Birnen, Pflaumen), Gurken (vom Kloster Bruck im 16.Jh. in Ungarn angebaut, von dort kommt der Samen ins Land.), Kohl, rote Rüben, Rettich, Kren, Kürbis, Kartoffeln, Sellerie, Erbsen, Linsen, Salat, Paradeiser, Zwiebeln werden Knoblauch, Tabak, Kräuter (Anis, Fenchel, Safran). (Im Jahr 1926 werden 13768t eingelegte Gurken und 2219t frische Gurken ausgeführt.)
Weinbau um Znaim seit 1200, angelegt vom Kloster Bruck, auf dem Pöltenberg. Nach 1848 umfaßt das Weinbaugebiet des Kreises Znaim 12885Joch (1Joch = 0,575 ha), danach geht es zurück. Znaim hat 1887 Weingärten mit 40ha 72a; im Jahre 1925 nur noch 3ha 6a. In den umliegenden Orten Edelspitz, Neuschallersdorf, Altschallersdorf, Oblas, Pumlitz, Esseklee, Klein Teßwitz, Zuckerhandl bleiben von 254ha nur noch 83a übrig, vor allem wegen der Reblaus. Rentable Teichwirtschaft.
Jagd:
Rot- und Rehwild, Hasen, Kaninchen, Fasane, Rebhühner, Fuchs, Steinmarder, Hermelin; Sportfischerei, Karpfenteiche.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Im Bereich der ganzen inneren Stadt verlaufen sechs bis acht Meter unter dem Boden unterirdische Gänge, oft mehrstöckig, die vielfach miteinander verbunden sind und von einigen Stellen aus der Stadt hinausführten. Sie sollen bis Klosterbruck und zum Pöltenberg gereicht haben.
St.Niklas, Stadtpfarrkirche, 1338-1420, Hallenkirche, dreischiffig, mit Netzrippengewölbe, Sakristei 1500; im nördlichen Winkel Langhaus/Chor, Treppenturm mit Helm im südlichen Winkel; ehemaliger Turm (1830 abgetragen wegen Einsturzgefahr) neuer Turm, 1848/51, mit Pyramidendach und Ecktürmchen 1905; in der Apsis gotische Fresken; Sakramentshäuschen, Schmerzensmann; Kanzel in Form einer Weltkugel von Josef Anton Winterhalter; Marienstatue; im ovalen Kapellenanbau Fresken von Maulbertsch, Altarbilder von J. L. Daysinger (1754-72).
St.Michael, Jesuitenkirche, um 1200, ursprünglich spätgotische dreischiffige Basilika; nach Einsturz des Hauptschiffs Stichkappentonnengewölbe, Chor mit Sternrippengewölbe; 1551 Patronat der Stadt, 1618 Zentrum der Lutheraner. Nach der Schlacht am Weißen Berg Graf Althan zur Stiftung eines Jesuitenkollegs übergeben, Umbau; Hochaltar, Kreuzabnahme, von Fissé; Turm, freistehend, 1694. Ab 1814 wieder Jesuitenkirche.
Jesuitenkolleg, von diesen 1624-1773 geleitet, 1773 Kaserne, k.k. Gymnasium.
Hl.-Kreuz-Kirche, Dominikanerkirche, 1653-77, gegründet vor 1243, 1555 mit dem Kloster abgebrannt; Neubau 1677 geweiht; umgestaltet 1735-1759, Stichkappentonnengewölbe, je 4 Kapellen auf den Seiten; Säulentor 1732 und 1771; Turmbekrönung 1735; Hochaltar 1.Hälfte 19.Jh., Kreuzbild von Fr.A.Maulbertsch, 12 Seitenaltäre um 1740, Bilder: hl.Dominikus von Adalbert Radda, hl.Thomas von A.Hertl, Hl.Barbara, Thekla und Liborius von Joh.I.Kraker, hl.Vinzenz und Franz Seraph von J.Winterhalter.
Orgel, Brüstung und Gitter um 1750; Bildhauerarbeiten Mitte 18.Jh. von J.A.Heinz und J.J.Rössler; barocke Grabmäler: Graf Thurn-Valsassina 1643, Gräfin Raduit de Souches 1629, Graf Aichbüchel 1726, Graf Berchtold 1700, Graf Lažansky 1823.
Krippe von 1906 mit Szenerie von dem Maler Franz Lederer, dem Bruder Hugo Lederers. Pfarre seit der Säkularisation.
Dominikanerkloster, 13./15.Jh. Kreuzrippengewölbe; Ostseite: Kapitelhaus mit Sternrippengewölbe, 2.Hälfte 15.Jh., Speisesaal 2.Hälfte 17.Jh.; Westteil 1656-1770; im Kreuzgang Fresken von Fr.A.Maulbertsch um 1770.
1619 werden die Mönche vertrieben, nach der Schlacht am Weißen Berg geht der Wiederaufbau weiter, 1645 plündern die Schweden.
St.Johanneskirche, Kapuzinerkirche, 1626, Saalkirche mit Tonnengewölbe. Hochaltar und Seitenaltäre von Lukas Kraker, Mitte 18.Jh.
St.Elisabethkirche, Spitalskirche, Chor gotisch, auf dem Areal des Minoritenklosters, Langhaus 2.Hälfte 17.Jh. mit Stichkappentonnengewölbe; Hochaltar und 3 Seitenaltäre Anfang 18.Jh.; Betstühle um 1700; außen Kreuzigungsgruppe, 1.Hälfte 18.Jh. Grundlage dürfte eine Kapelle der Franziskaner sein, die 1469 ein Kloster gründeten.
Nach 1620 predigen hier die Jesuiten bis zur Auflösung des Ordens 1784. 1879 renoviert, nach 1918 Schulkirche des Reformgymnasiums.
Kirche Zu Unserer lieben Frau, Minoritenkirche und Minoritenkloster, 13.Jh., mit gotischem Kreuzgang; 1534 von den Franziskanern übernommen. 1653 zwei Türme zugebaut, 1672 abgebrannt, in fünf Jahren wieder aufgebaut. 1784 wird das Kloster aufgehoben, zum Regiments-Knabenerziehungshaus, die Kirche wird Militärdepot.
Danebenliegend Kloster St.Clara, um 1300, aufgehoben 1782, für Regiments-Erziehungshaus verwendet, 1829 z.T. abgebrochen für den Bau des Gymnasiums.
Wenzelskapelle: Doppelkapelle, untere Kapelle des hl.Martin um 1260 in die Stadtmauer eingebaut, obere der hl.Anna nach 1520 mit Kreuzrippengewölbe; an der Vorderseite hl.Wenzel mit Baldachin, spätgotisch, Treppenturm und Glockentürmchen. Znaimer Flügelaltar, spätgotisch um 1500. 1785 geschlossen, verkauft an die Stadt Znaim, der Flügelaltar kommt in die kaiserlichen Sammlungen nach Laxenburg, jetzt im Unteren Belvedere in Wien. Eine Zeitlang Militärdepot, 1861 den Protestanten überlassen.
Katharinenkapelle, „Heidentempel“, Rotunde, 12.Jh., romanisch, einstige Burgkapelle, in der Vorburg, Kapellenrundbau, 1.Hälfte 11.Jh., Malereien von 1134.
Kapuzinerkloster mit zwei Kreuzganghöfen, 1628-1632; neben der Kirche Kapelle mit Ölberggruppe, Anfang 18.Jh. 1805-09 siedeln die letzten Dominikanermönche in das Kapuzinerkloster um. Nach 1918 Schulkirche der deutschen Knabenvolksschule.
Friedhof 1887, Zuckerhandler Straße, davor an der Wiener Straße, davor an den Kirchen. Militärfriedhof 1831. Jüdischer Friedhof 1869, Winauer Straße, davor am Burgwall. Protestantischer Friedhof 1858, an der Straße zur Thaya. In Bruck seit 1850 an der Brünner Straße. Am Pöltenberg 1788 auf der Schwedenschanze, davor um St.Hippolyt.
Kreuzherrenstift Pöltenberg, Patronat St.Hippolyt, in der Nähe Ringwall aus dem 8./9.Jh., Gräber aus dem 11.Jh. im Stiftshof, Burg und Kapelle bestehen 1067, das Dorf wird 1146 zerstört. 1226 wird ein Propst genannt; 1240 übergibt Königin Agnes Schloß, Feld und Wald dem Orden der Kreuzherren mit dem Roten Stern, die müssen dafür 12 arbeitsunfähige alte Leute aus der Gemeinde Pöltenberg ernähren und betreuen; was bis 1930 geschieht. 1629 nennt ein Urbar 1619 Untertanen; Brand im selben Jahr, 1645 von den Schweden erobert. 1745 werden die Ostseite vom Schloß und die Kirche erbaut.
Kirche zum hl.Hippolyt mit Fresken von Fr.A.Maulbertsch: Kuppel: Kreuzauffindung, Hochaltarbild hl.Hippolyt. Wirtschaftsgebäude. Die Gerichtsbarkeit beendet Josef II. 1798.
Daneben: Filialkirche des hl.Anton von Padua, 1635, Fresken von Ignaz Raab, Eliaskapelle. Die Ständischen unter Graf Thurn brennen die Kirche vollständig aus, 1645 hausen die Schweden.
Ruine der Kapelle hl.Elias auf dem Pöltenberg, auf halber Höhe stadtseits.
Mariahilf-Kapelle 1822, am Marienplatz (zerstört 1952).
Immaculata/Pestsäule, 1680/82 am Unteren Platz, mit Statuen der hl. Nikolaus, Florian, Rochus, Sebastian; Rosalia im Hochrelief.
Vesperbild, 1626 gegenüber Turm der Nikolaikirche.
Kapelle „Maria von der immerwährenden Hilfe“ am Tränkberg, 1860.
Haupt Christi am Tränkberg.
Kapelle des hl.Antonius, Wiener Straße.
Kapelle des Hl.Johannes von Nepomuk, 1.Hälfte 18.Jh. Michaelerplatz
Bildstöcke: Haupt Christi am Tränkberg.
Schmerzhafte Muttergottes am Niklasplatz.
Dreifaltigkeit an der Wiener Straße.
Hl.Johannes von Nepomuk an der Thayabrücke (jetzt Burghof).
St.Anna Selbdritt, Ecke Höckerstraße.
St.Antonius, Antonigasse.
St.Wenzel, Brunnenfigur am Ottokarplatz.
Christuskirche der evangelischen Gemeinde, 1910/11 von Feigl.
Synagoge, 1888, (Kultusgemeinde ab 1892, mit 567 Mitgliedern im Jahre 1899).
Burg, 1048 erstmals urkundlich, Sitz der Fürsten von Znaim, vom Bau des 11./12.Jh. erhalten ist der Bergfried, sog.„Räuberturm“, der am 25.7.1892 einstürzt, nachdem ca.20 Jahre davor Sprengungen im Fels zum Bau von Weinkellern durchgeführt worden waren, die das Fundament beschädigt hatten. Über der ehemaligen inneren Burg Schloßbau 1710-1720 nach Fischer von Erlach mit Fresken von J.M.Fissé; in der Vorburg errichtete die Stadt eine Brauerei, erhalten nur die Kelleranlagen. 1892 freigeräumt, Fresken freigelegt
Bräuhaus, Gerberei, Pulverfabrik, Traußnitzbrücke; Granitzmühle, Engelsmühle, Teufelsmühle. 1820 wird der Föhrenwald angepflanzt.
Rathaus: erhalten nur der Turm (80m), gotisch, 1445/48, von Niklas von Edelspitz; Deutsches Haus, 1881/82, „Vereinshaus“ des Deutschen Bürgervereins, in der Brantstraße, mit Bibliothek (15000 Bände) und Lesesaal; 1932 erweitert durch ein Hotel mit 30 Betten, ein Kino mit ca. 600 Sitzen, eine Garage und eine Tankstelle.
Stadttheater 1899/1900 von Hellmer und Fellner; davor regelmäßige Aufführungen seit 1576; ab 1784 in der umgebauten Kirche des aufgehobenen Klarissenklosters, 1829 renoviert, Stadttheater seit 1850, 1893 abgerissen für Schulbau.
Landgericht 1913/20 von Friedrich Hansen.
Bürgerhäuser, spätgotisch: Große Nikolaigasse 20, Zeughausplatz 1 und 7, Kleine Traktorgasse 6 und 8, Ledertalgasse 4, Unterer Platz 13, 15, Füttergasse 11, Schlossergasse 1; Renaissance: Füttergasse 10/Goltz, Füttergasse 7, 25, Kalchergasse 1, Schlossergasse 5, Große Nikolaigasse 6; Barock: Oberer Platz, Palais Althan, 3, 10, 18; Klassizismus: Unterer Platz 4, Füttergasse 11, Marienkapelle am Tränkberg, Eckhäuser in der Goethegasse, Napoleonhaus in der Oberen Böhmgasse, 1853.
Kopaldenkmal, 1853, Obelisk, 12m, schwebende Nike von Fernkorn aus Bronze erbeuteter piemontesischer Kanonen.
Sealsfield-Denkmal, 1881.
Bürgerspital, erbaut im 14.Jh., Krankenanstalten 1797, vergrößert 1870, zum Militärspital ausgebaut 1887, Neubau 1895, erweitert 1909.
Stadtarchiv Armeninstitut, Armenhaus 1862, Siechenhaus seit 1887.
Suppenanstalt, 1897.
Volksbibliothek, 1869.
Leihbibliothek, 1848.
Freilesehalle der Volksbibliotheken, 1899.
Bibliothek des Kapuzinerklosters Stadtmuseum, 1878 in der Franz-Josef-Schule, 1910 in der Burg.
Kino Bezirkshauptmannschaft Kreisgericht, Schwurgericht seit 1850.
Steueramt Post- und Telegraphenamt 1898, öffentliche Fernsprechstelle 1899.
Zollamt Gendarmeriekommando Zwangsarbeitsanstalt, 1857 zur Resozialisierung von Männern und Frauen.
Bahnstation 1870 (Nordwestbahn, Staatsbahn Grusbach-Brünn).
Thayabrücke, 220m, 45m hoch, 1871.
Wasserleitung 1861, Nutzwasserwerk 1877.
Elektrizitätswerk 1894/95 (erstes städtisches in Österreich).
Elektrifizierung 1895 (die Straßen sind zunächst mit Öllampen beleuchtet, 1872 mit 184 halbnächtigen und 40 ganznächtigen Petroleumlampen).
Fernsprechnetz, öffentliches, 1896 nach Wien, Brünn, Iglau.
Erholungsanlagen: Obere, Mittlere und Untere Allee, Stadtwald, Granitztal, Leskatal, Thayatal mit Badeanstalten.
Wanderziele: Trausnitzmühle, Königstuhl, Stierfelsen, Kuhberg mit Vrbkastein, Sealsfieldstein.
Schulen:
Erwähnt 1225.
Mit dem Reichsvolksschulgesetz von 1869 übernimmt die Stadt die kirchlichen oder unter kirchlicher Aufsicht stehenden Schulen. 2 Hauptschulen, die der Schulordnung Maria Theresias von 1774 entsprechen, gehen aus den Trivialschulen der Pfarren von St.Niklas und zum hl.Kreuz hervor, daneben eine Fortbildungsschule für Mädchen. 1872 wird die Knaben-, 1877 die Mädchenschule in zwei selbständige Schulen (nach Wohnsitzbereichen) getrennt: Knabenvolksschule I und II, Mädchenvolksschule I und II. Am 18.August 1885 wird die Stadt in zwei Bezirke geteilt, 1888 in drei Bezirke. Aus Anlaß des 40jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josefs wird auf dem Salisplatz eine Doppelvolksschule erbaut, 1889 eröffnet als Knabenvolksschule des III.Bezirks und Mädchenvolksschule des III.Bezirks. Am Ende des I.Weltkrieges hat Znaim 3 Knabenvolksschulen mit je 5 Klassen und 3 Mädchenvolksschulen mit je 5 Klassen, 1920 werden die 3 Volksschulen zu 2 Volksschulen zusammengezogen, 1925 bestehen 1 Knabenvolksschule mit 5 Klassen, 1 Mädchenvolkschule mit 5 Klassen, 1 gemischte Volksschule mit 6 Klassen.
1898 besuchen 1938 deutsche Kinder die städtischen Schulen, 256 tschechische die tschechische Privatvolksschule; 1926 zählen öffentliche Schulen 994 deutsche Kinder, 1108 tschechische; die Staatsschulen ferner 402 tschechische.
1885/86 wird eine dreiklassige Knabenbürgerschule errichtet, 1910 vierklassig, 1911 im Neubau in der Kernekerstraße. 1925 bestehen 2 Knabenbürgerschulen mit 7 Klassen + einjährigem Lehrkurs, Die Mädchen-Fortbildungsschule wird 1870 in eine dreiklassige Mädchenbürgerschule umgewandelt, 1894 bezieht sie ein neues Gebäude am Ottokarplatz. 1910/11 wird sie geteilt in die Mädchenbürgerschule I mit 5 und die Mädchenbürgerschule II mit 3 Klassen, diese zieht in das Schulgebäude am Jesuitenplatz. 1925 bestehen 2 Mädchenbürgerschulen mit 6 Klassen + einjährigem Lehrkurs, Gymnasium der Jesuiten, 1624 bis 1773 (Aufhebung des Ordens), danach unter weltgeistlicher Leitung, seit 1779 unter weltlicher Leitung. Gebäude 1816 baufällig, verkauft, bis 1827 Ausweichquartier im Dominikanerkloster, 1827 im Klarissinnenkloster. 1851 Erweiterung zum Obergymnasium mit 8 Klassen, bis dahin unter geistlicher Leitung. 1869 Neubau am Kopalplatz. 1919 von den Tschechen beschlagnahmt, wieder im ehemaligen Klarissinnenkloster. 1920 mit Realschule und Lyzeum (Mädchengymnasium) zusammengelegt als Reform-Realgymnasium für Knaben und Mädchen, 1938 zerlegt in eine Oberschule für Jungen (am Kopalplatz) und eine Oberschule für Mädchen (im alten Gebäude).
Landesoberrealschule, seit 1869, vierklassig, davor dreiklassige Unterrealschule, 1870 fünfte Klasse. Zunächst in der Michaeler-Kaserne, Neubau 1875. 1920 im Reform-Realgymnasium aufgegangen. Mädchenlyzeum, 1905/06, berechtigt zum Besuch der philosophischen Fakultät, Studium der Pharmazie, Anstreben von Lehramt an Volks- und Bürgerschulen und Beamtenlaufbahn im Postdienst. 1921 geschlossen. Lehrerbildungsanstalt, September 1918 begründet, in der Knabenvolksschule am Salisplatz, 1919 aufgelassen, 1938 wieder eröffnet.
Landes-Acker- und Weinbauschule, 1875, davor 1858 landwirtschaftlicher Unterrichtskurs bis 1866, 1868 Ökonomische Lehranstalt und Weinbauschule; seit 1925 mit Schülerheim.
Staatsfachschule für Tonindustrie und verwandte Gewerbe, zunächst Fachzeichen- und Modellierschule (Abend- und Sonntagsschule) 1872, seit 1885 staatlich, 1920 nach Karlsbad verlegt.
Musikschule, städtisch, 1857; 1920 Neugründung, erhalten vom Musikverein.
Deutsche private Handelsschule, 1921, 1938 erweitert zur Handelsakademie, in Wirtschaftsoberschule umgewandelt.
Deutsche Fachschule für Frauenberufe 1918, ab 1923 öffentlich.
4 städtische Kindergärten 1886 (+ 2 öffentliche tschechische).
Rudolf-Schule, 1883
4 Kindergärten
Tschechische Privatschule, 1881, einklassig, öffentlich 1890 als dreiklassige Volksschule mit Kindergarten, 1892 in eigenem Schulhausan der Höckstraße.
Tschechisches Reform-Realgymnasium 1919
Tschechische Lehrerbildungsanstalt 1926/27
Tschechische öffentliche Handelsschule 1919
Vor der Vertreibung bestehen 1945 in Znaim folgende Schulen:
2 Grundschulen für Jungen (ehemals Volksschulen)
2 Grundschulen für Mädchen
1 gemischt belegte Grundschule
2 Hauptschulen für Jungen (ehemals Bürgerschulen)
2 Hauptschulen für Mädchen
1 Oberschule für Jungen (ehemals Staats-Reform-Realgymnasium)
1 Oberschule für Mädchen
1 Wirtschaftsoberschule (ehemals Handelsschule)
1 Lehrerbildungsanstalt
1 Musikschule
1 Acker- und Weinbauschule
1 Schule für Frauenberufe
Mehrere Schülerheime, seit 1939.
Mehrere Kindergärten und Horte
Gewerbe:
Münzprägung, 1463.
3 Tonwarenmanufakturen. Sehr früh Tonwarenerzeugung, die Hafnerzunft belegt ein Siegel von 1570. Im 19.Jh. werden mehrere Manufakturen gegründet, die größte Österreichs 1879 von Rudolf Ditmar, sie erlangt Weltruhm.
2 Ziegeleien
Chamottewarenfabrik
3 Lederfabriken
41 Gurken-Konservierungsunternehmen (Erste Gurkenfabrik 1851).
Essigerzeugung
Stock- und Schirmstockfabrik
Seifensiedereien
2 Brauereien
Znaim, Kloster Bruck
Baudenkmäler:
St.-Wenzelskirche: Die Konventskirche des Prämonstratenserstifts wird 1200 vom Bischof von Olmütz geweiht. Vom ursprünglichen Bau nur Reste von Prälatur und Kreuzgang, Grundriß der Stiftskirche und ältester Teil: Krypta; von den Hussiten verwüstet, später als dreischiffige gotische Basilika ausgebaut; Ab 1440 wird die Kirche erneuert, Niklas von Edelspitz baut Chor und Kreuzgang. 1576-80 im Renaissancestil umgebaut: neue Fassade, Zwiebelturm. 1581 neu geweiht zu Ehren der Himmelfahrt Mariens und des hl.Wenzel. Verfall im 30jährigen Krieg, 1632 durch Abt Benedikt Lacken aus Geras erneuert. 1679 barocke Umgestaltung Zweiturmfassade, Kirchenschiff dreigeteilt.
Der Aufbau eines großen Stiftskomplexes nach Plänen Lukas von Hildebrandts wird 1784 durch die Aufhebung des Klosters abgebrochen. Über dem Altar Bilder von Josef Winterhalter (1743-1807): Tod und Himmelfahrt Mariens, darüber Christus, der seiner Mutter die Hände entgegenstreckt. Die Fresken von Franz A. Maulbertsch (1794) werden zerstört oder übertüncht, die Ölbilder in andere Kirchen gebracht. Kunstschätze und kostbare Bücher oder Handschriften werden in alle Welt zerstreut. Die Schränke des Znaimer Kunsttischlers Johann Lahofer kauft Stift Strahov, dort muß der Bibliothekstrakt vergrößert werden, um sie aufzunehmen. Ab 1784 Pfarrkirche für die Gemeinden des Thayabodens.
Noch auf einer Zeichnung von 1705 ist eine Barbara-Kirche zu sehen. Friedhof, 1850 an die Teßwitzer Straße verlegt; Kriegsgräberanlage mit Denkmal: 1866 werden an der Cholera gestorbene preußische Soldaten begraben. Begraben sind hier ferner 324 Kriegstote aus 1914-1918, neben Österreichern und Deutschen auch Russen und Italiener.
Schulen:
Pfarrschule, entstanden im 16.Jh., erste Volksschule des Thayabodens, für den ganzen Thayaboden bestimmt, 1814 Trivialschule, nach dem Umsturz 1918/19 dreiklassige Volksschule.
Vereine:
Kirchenchor, 1791.
Männergesangsverein, 1886-1939, Mitglieder aus allen Thayabodengemeinden; 1925: 36 Sängerinnen und 58 Sänger.
Theaterspiel ab 1925 auch in Pumlitz, Edelspitz und Klein-Teßwitz.
Geschichte
Markgraf Otto IV. von Mähren (meist Kunrad I. genannt) und seine Mutter Maria gründen am 25.10.1190 an der Stelle, wo die Witwe Judith des Herzogs Bretislav, die vor ihrem Sohn Spitignew flieht, eine WenzelsKapelle erbaut hat, zur Ehre der Muttergottes und des hl.Wenzel ein Kloster, benannt nach der naheliegenden Brücke über die Thaya, bestiftet mit 23 Orten, von denen manche inzwischen eingegangen sind, im Jahr darauf kommen zehn weitere dazu. Zugewiesen werden u.a. Olkowitz, Pratsch, Gurwitz, Taßwitz und Proßmeritz, Brenditz 1220, Alt-Hart, Roketnitz, Groß-Olkowitz, Dommil, Lodenitz 1220, Groß-Grillowitz 1225, Stiegnitz 1278, Mühlfraun 1288, Frischau 1539, Urbau 1583, Littohorn 1782.
Die ersten zwölf Chorherren kommen mit dem Abt vom Stift Strahov, 1200 wird die Klosterkirche geweiht, der Olmützer Bischof verleiht das Patronat über St.Niklas in Znaim, Schattau, Klein-Tajax, Kaidling und Gnadlersdorf. 1242 plündert Friedrich der Streitbare das Kloster aus, 1307 wird das Kloster abermals zerstört. 1386 erteilt Papst Urban V. dem Abt das Recht, die Mitra zu tragen, seither ist er Prälat und Standesherr in Mähren und Ungarn. 1422 zerstören die Hussiten das Kloster, 1450 wird es wieder errichtet. Zwischen 1546 und 1568 gerät es in arge Verschuldung und Verfall. Abt Sebastian Freytag von Czepiroch (†1585) kann die Schulden tilgen, das Stiftsgebäude und die Patronatskirchen erneuern. Er legt eine Bibliothek und eine Druckerei (bis 1608) an, verteilt Gurkensamen an die Orte des Thayabodens und gründet eine Erziehungsanstalt, die 1650 durch Stiftung von 10000 Gulden durch den Pieslinger Grundherrn Eucharius Horst von Poronal um 6 auf 20 Plätze erweitert wird. 1597 wird eine „Seelenbeschreibung der Herrschaft Klosterbruck bei Znaim“ in deutscher Sprache angelegt.
Das Stift unterhält 38 Kirchen, darunter 15 Pfarreien und 3 Lokalien. Zur Herrschaft gehören: Edelspitz, Oblas, Pumlitz, Esseklee, Teßwitz, Mühlfraun, Zuckerhandl, Brenditz, Krawska, Mramotitz, Baumöhl, Kallendorf, Klein-Tajax, Urbau, Rausenbruck, Gurwitz, Taßwitz, Borotitz, Lechwitz, Panditz, Proßmeritz, Groß-Olkowitz, Chlupitz und Lodenitz.
Die protestantischen Stände werfen den Abt 1620 ins Znaimer Gefängnis, übernehmen die Kirche St.Niklas, vertreiben die Ordensangehörigen und enteignen die Stiftsgüter. Nach der Schlacht am Weißen Berg wird alles rückgängig gemacht. 1688 Umbau des Stiftsgebäudes. 1742 wird der Abt von den Preußen gefangen genommen und muß mit 60000 Gulden freigekauft werden, Friedrich II. hält sich im Kloster auf. Barocker Neubau 1745 nach Plänen von Lukas von Hildebrandt, nicht abgeschlossen.
Das Stift zählt 96 Chorherren, als es 1784 auf Befehl Kaiser Josefs II. aufgehoben wird. Der Güterkomplex wird in 7 Teile zerlegt: Bruck, Lechwitz, Mißlitz, Kravska, Zuckerhandl, Mühlfraun und Butsch. Das Gebäude wird als Kaserne verwendet, 1800-1821 als Tabakfabrik, nach deren Verlegung nach Göding 1851 als k.k. Militär-Genie-Akademie bis 1869, danach wieder als Kaserne, das Inf.-Reg. 99 ist hier stationiert. Die Prälatur nutzt die Verwaltung des Religionsfonds, die Kirche wird als Pfarre geführt. 1827 wird die Herrschaft Bruck an die Brüder Karl Emanuel und Leopold Franz von Liebenberg, Wiener Bankiers, verkauft. 1866 richten die Preußen hier ihr Spital ein, 100 Mann sterben an der Cholera und werden am Friedhof begraben. Akademie und Kirchenschatz werden ausgeplündert, aber wieder zurückerlangt, die geraubten Bücher den Plünderern wieder abgejagt.
Literatur:
Vrbka, Anton: Zur Baugeschichte der Kirche von Klosterbruck. 1918
Bornemann, Hellmut: 800 Jahre Stift Klosterbruck. 1990
Der Thayaboden
zwischen Klosterbruck und Klein-Teßwitz. Er umfaßt 2975ha und liegt an seinem tiefsten Punkt auf 206m ü.d.M., höchste Erhebung ist der Sexenberg (291m) bei Esseklee. Am linken Ufer der Thaya liegen AltSchallersdorf und Klein-Teßwitz, am rechten Edelspitz, Neu-Schallersdorf, Oblas, Pumlitz und Esseklee. Zwischen 1938 und 1945 leben hier 4460 Menschen, fast nur Deutsche.
Das Klima ist mild, bei 12°C mittlerer Jahrestemperatur, und wenig niederschlagsreich (500mm/Jahr) und eher schneearm. Der Boden ist weitgehend landwirtschaftlich kultiviert, lediglich die Thaya wird von Auwald begleitet. Die Landwirtschaft beinhaltet arbeitsintensiven Gemüsebau, Wein- und Obstkulturen. Zwischen 1897 und 1925 ist der Weinbau von 240,68ha auf 57,02ha zurückgegangen, weil vor allem der Gurkenanbau sich als gewinnbringender erwiesen hat.
Am 1.April 1939 wurden alle Thayabodengemeinden nach Znaim eingemeindet.
Suchohrdly u Znojma
Anbau:
Wein- und Obstbau von Höfen bis 10 ha, Haupteinnahmequelle Kirschen und Gurken (diese ab 1868). Ab 1848 steigt der Viehstand bedeutend an.
Höfe: ein Halblähner, 15 Viertellähner, mehrere Achtellähner, Kleinhäusler und 1 1 Inwohner.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle Hl. Margareta 1829, mit Glockenturm; eingepfarrt nach Kloster Bruck.
Friedhof, 1922 (davor Klosterbruck).
8 (9?) Heiligenstatuen, 1721 auf dem Fahrweg nach Töstitz auf'gcstellt, 4 sind vorhanden.
Kriegerdenkmal, 1945 zerstört.
Schulen:
Volksschule, 1904, Schulbau 1833-35, einklassig, Um- und Zubau 1891, zweiklassig; bis 1831 nach Klein-Teßwitz eingeschult.
Am 2. Oktober 1919 wird eine tschechische Minderheits-Volkssclitlle im Gebäude der deutschen Volksschule eingerichtet, einklassig. 1929 - 1938 zweiklassig (1934: 64 Schüler).
Gewerbe:
Güter Burgholz und Roter Hof, 1721.
2 Gasthäuser, 2 Kaufmannsläden, 2 Bäckereien, 2 Schmiede, 2 Schuhmacher.
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr, 1896.
Deutschvölkischer Turnverein, 1920.
Sozialdemokratischer Turnverein, 1930 (1938 zusammengelegt).
Geschichte
Zu Beginn des 13. Jh. dem Kloster Bruck gewidmet, bei dem es bis zoc Auflösung 1784 bleibt, erstmals verzeichnet 1226. Nach Verödung durch den 30jährigen Krieg 1670 neu besiedelt. 1809 wohnt Napoleon im Roten Hof. Die Ortsbewohner sind geflohen, die Franzosen reißen alle Türen und Tore heraus und bauen daraus Zelte. Am 10./ I I . Juli beobachtet er von der Haikahöhe die Schlacht bei Znaim, dort wird eine Eiche gepflanzt zum Dank dafür, daß dem Ort kein Schaden erwachsen ist; 1909 vom Blitzgetroffen, wird sie ersetzt: Napoleoneiche genannt. 1855 sterben 80 Menschen an der Cholera. Im I. Weltkrieg fallen 24 Mann, im Zweiten 16 Mann.
Andachten in der Kapelle:
Am 4. Mai hl. Florian, Ortspatron, Prozession nach Mühlfraun.
An den 3 Bittagen Prozessionen nach Mühlfraun (1 .) und im Ort.
Am Sonntag nach hl. Anna (26. Juli) Prozession nach Maispitz. Zu Maria Himmelfahrt am 15. August Prozession nach Pöltenberg.
In der Karwoche tägliche Abendandacht.
An allen Sonn- und Feiertagen von der Kreuzwoche bis Michaeli nachmittags Rosenkranzandacht.
Matriken seit 1580 (bei Znaim-Klosterbruck).
Cule, seit 1949 Slup
Anbau:
1656 gab es 7 Ganzlehner (38 Joch), 4 Dreiviertellehner (36 Joch), 7 Halblehner (24 Joch), 1 1 Viertellehner (12 Joch).
Jagd: 700 bis 800 Hasen
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche (Pfarre 1228) Maria Namen (Maria unter den Weiden), gotisch, ursprünglich dreischiffig, Westtor spätgotisch, 15. Jh., darüber spätgotische Maßwerk-Fenster und barocker Volutengiebel, 17. Jh., damals Umbau zu einschiffigem Langhaus mit Stichkappentonnengewölbe; Südturm mit spätgotischem Tor und barockem Helm; an der Nordseite Kapelle, spätgotisch, mit Netzrippengewölbe; renoviert 1845. Hochaltar 1867 mit 7 Statuen um 1700, Kanzel Anfang 19. Jh.; an der Orgelbrüstung Szenen aus dem Leben Mariä, 1. Hälfte 19. Jh. Taufstein l . Hälfte 16. Jh., 5 Glocken.
Kapelle des Hl.Sebastian gegenüber dem Chor, 17.Jh.
Pfarrhaus
Friedhof außerhalb.
Hl. Sebastian, Säule, 1680 wegen der Seuchen errichtet: Zu Ehren Gottes, unserer Lieben Frau und des hl. Sebastian; Erste Renovierung 1832, 1913 durch Blitz vernichtet und neu errichtet.
„Steinerkreuz" (17.Jh.) und Malter (ca. 18.Jh.).
Hl. Johannes von Nepomuk, 1. Hälfte 18. Jh. Postamt ab 1944.
Schulen:
Volksschule, sechsklassig, auch für Mitzmanns und Klein-Olkowitz; für 1735 ist ein Lehrer bezeugt, Schulbau 1784, einklassig, Zubau 1829, zweiklassig; Neubau 1889, vierklassig.
Gewerbe:
Wassermühle (15. Jh).
Herrschaftshaus
Hebamme
Totengräber/Nachtwächter
2 Gastwirtschaften, 4 Gemischtwarenhandlungen, 3 Bäcker, 6 Tisch1er, 3 Schmiede, 3 Stellmacher, Spengler/Klempner, 2 Schuster, Ma1er, Holzhändler, 6 Schneider, 6 Schneiderinnen.
Vereine:
Deutsch-völkischer Turnverein „Frisch-Fromm-Fröhlich-Frei"
Kameradschaftlicher Unterstützungsverein/Veteranenverein
Freiwillige Feuerwehr
Südmährerbund
Kulturverband
Männergesangverein
Spar- und Darlehenskassa
Geschichte
Erstmals 1228 in einer Urkunde König Ottokars I. genannt, 1509 von König Wladislaw an Wilhelm von Pernstein verpfåndet, 1526 durch Heirat zur Herrschaft Joslowitz. Zwischen 1560 und 1609 lutherisch, das Besetzungsrecht geht da auf Kardinal Dietrichstein über. 1753 Expositur, 1784 Lokalie, 1845 Pfarre. Die Markterhebung erfolgt 1860. Die letzte Wallfahrt nach Mariazell findet 1907 statt.
Im I. Weltkrieg fallen 49 Mann. Die Gemeindevertretung umfaßt 18 Personen, aus denen der Bürgermeister gewählt wird. Im Juni 1927 feiert die Volksschule ein Kultur- und Schulfest, seit 1930 werden um die Weihnachtszeit Theaterstücke aufgeführt. Im II. Weltkrieg fallen 54 Mann.
Am 9. Mai 1945 marschieren die Rotarmisten ein, ihnen folgen die tschechischen „Partisanen". Viele Deutsche fliehen nach Österreich. Am 19. März 1946 werden die Zurückgebliebenen über Znaim -Unterkunft in Pferdeställen—mit 30 kg Gepäck pro Person ausgetrieben. Sie kommen nach Hessen und werden auf verschiedene Dörfer verteilt.
Brauchtum
Neben dem Kirtag am 2. Sonntag im September, zuletzt 1938, ist der „Kreuzmontag", der ehemalige Jahrmarkt- und Wallfahrtstag, das zweite große Ereignis. Kaufleute stellen ihre Buden auf, am Sonntag wird das Hochamt gefeiert.
Bittprozessionen:
Am 25. April, St.Markus, um Segen und gutes Wetter für das kommende Erntejahr, von der Kirche am Mühlbach entlang zur Pestsäule, dann in die Kirche von Mitzmanns, Andacht, auf der Hauptstraße zur Malter, am Friedhof vorbei, in der Kirche Abschlußandacht.
Mitte Mai die große Prozession während der Bittage von der Kirche zum Hl. Sebastian (l . Andacht), zu Steinerkreuz mit Dreifaltigkeitsstatue (2. Andacht), Richtung Geißberge zum Wuchtykreuz (3. Andacht), zurück zur Malter an der Hauptstraße (4. Andacht), zum Glockenhaus in Klein-Olkowitz (5. Andacht), über den Kirchweg und die Lukabruck zum Hl. Nepomuk (6. Andacht), Schlußandacht in der Kirche in Zulb.
Am Dreifaltigkeitssonntag in die Gemarkung Klein-Olkowitz.
Jährlich Wallfahrt im Mai (Christi Himmelfahrt) zur Wallfahrtskirche Maria Dreieichen bei Horn. Bis 1937 über mehrere Tage zu Fuß, danach mit dem Zug von Groß-Kadolz nach Sigmundsherberg bei Horn. Die letzte Wallfahrt fand 1943 statt.
Matriken seit 1650.
Literatur:
Bauer, Karl: Pfarrgemeinde Zulb (Südmähren). o. J.